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Rabenauer Anzeiger : 28.12.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191812280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19181228
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19181228
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-12
- Tag 1918-12-28
-
Monat
1918-12
-
Jahr
1918
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I Aar Sie MkleNn «Wen murr. La) GclD in der deutschen Republik. In einem jeden Staat ist Tüchtigkeit und Bildung die Hauptsache. Nicht daß jeder diejenige Arbeit ver richtet, die nach etwas aussieht, ist das wichtigste, dabet würde es so kommen wie bei den vielen Köchen, die den Brei verderben. Daß jeder seine Arbeit gut macht, darauf kommt es an. Und unter Bildung ver stehen wir nicht, daß einer Musik und Sprachen und Malen usw. beherrscht, sondern daß er die Natür lichkeit eines offenen und menschlichen Charakters besitzt, der nicht den Kritiker spielt, wo er selbst der Nach sicht bedarf. Die meisten, oder doch sehr viels Menschen sehen aber in dem Schlüssel zum Geldkasen den Pförtner zum irdischen Himmel. Absonderlich heme, wo aus kömmliches Geld eine Daseins-Notwendigkeit ist. La ist es nun falsch, anzunehmen, daß in einer Republik das Geld von den Bäumen geschüttelt oder sonst auf leichte Art, durch Heerrei, zusammengebracht werden kann. Das ist und bleibt unantastbare Wahrheit, daß jeder Staat nur so viel Geld hat, als ihm seine An gehörigen erarbei.en. Legen die die Hände in den Schoß, so Hal er nichts und kann auch nichts geben. Das bleibt zutreffend, auch wenn wir den Staats besitz in Betracht ziehen. Dem Deutschen Reich ge hört die Post, die Einzclstaaten haben großen Besitz an Domänen, Forsten, Eisenbahnen, Bergwerken aller Art, die jährlich viele Millionen einbringen. Aber nur, weil darin tapfer gearbeitet wird. Und hätten wir in Deutschland Goldbergwerke, so müßte das Edel metall doch zu Tage gefördert und verarbeitet werden. Und die HauPteinnahmsn des Staates, die Steuern, können nur eingehen, wenn die Steuerzahler etwas verdienen, also arbci.en. Selbst wenn nach den Wün schen radikalster Kommunisten aller Besitz verstaat licht würde, so wäre es nur eine tote, wertlose Menge, wenn es nicht durch Tätigkeit in Geld umgewandel't würde. Wir müssen also arbeiten, nicht nur um vom Ertrage der Arbeit leben zu können, sondern auch, um dem Staats Geld für seine Ausgaben im Inter esse der Allgemeinheit zu schaffen. Da sagt nun ein Schlaukopf: Der Staat braucht ja nur Papiergeld drucken zu lassen, dann hat er so viel Geld, wi-e er braucht. Das könne er, aber dies schöne Papier geld würde leider an dem Tage seinen Wert verlieren, an dem klar würde, daß der Siaat außerstande ist, das Papiergeld gegen Metallgeld einzulösen. Dann wäre der Staat bankerott, und seine Bürger, die die Laschen voll von dem Papiergeld hätten, mit ihm. Natürlich wird nicht jeder diese Umwechselung des Papiergeldes in Silber oder Geld verlangen, denn das Publikum vertraut der Solidität, das heißt, der Ehrenhastigkeit Les Staates, es gibt also dem Staat Kredit. Und damit kommen wir zu dem Geheimnis der ganzen Geldwirtschaft: Wie der Staat, so ist sein Geld. Ein gesundes, arbei sfreudiges Staatswesen hat überall in der Welt Kredih ein träges, versumpfen des Polt wird über die Achseln angesehen, und sein Geld ebenso. Wohin wir streben müssen, ist klar. Wenn die Hausfrau am Moua'sersten ihrer Haus gehilfin den Lohn auszahlt, so gibt sie ihr in dem heutigen Papiergelde eine Anweisung auf den Geldbesitz des Staates. Das Mädchen weiß aber, daß sie das bare Geld immer haben könnte, wenn sie es wollte, und so gibt auch sie dem Staate Kreoit und gibt das Papier weiter. So machen es alle Tausends. Was sie durch ihre Arbeit schaffen, dafür erhalten sie Staatsgeld; in dem Augenblick, wo die Arbeit totale rlifcht, ist anch das Geld in seinem Werte erschöpft. In dem bekannten Studentenliede heißt es: „Die Arbeit ist kein Frosch, sie huppt uns nicht da von!" Das ist richtig, die Arbeit huppt nicht davon. Wohl aber das Geld, das mit der Arbeit verdient worden wäre. Und darum ist KaPUal-Geldbesitz nichts als angewandte Arbeit! st l Mm. Vie Wiler Msgtlrem. Boman von Wilhelm Jordan, Ich wußte das wohl immer und hatte sie fast lieb wie eins Mutter. Aber so reckt kam ihrs himmlische Güte doch erst in ihrer letzten Leckenszeit zur Geltung. Und m^ins arme kleine Maria! Anstatt nun als erwachsenes Mädcken Bälle zu betuchen, worauf sie sich schon so gefreut hatte, war sie an das Krankenbett der Mutter gefesselt." Frau von Hartringen nickte. „Ja. es hat eben jeder seinen Teil zu tragen. Alles in allem war diese Stellung in Kurland doch ein großes Glück für dich. Freilich, du Warst mein liebes Wunderkind und hattest mit achtzehn Jahren dein Erzrrhennnen-Eramen glänzend bestanden. Aber jede findet dann sock nickt ein Haus, wo sie wie eine Tochter behandelt wird und sechs Jahre lang bleibt." — „O, Minchen, auf unserm Nachbargnt ist eine Erziehe rin, die schon zwanzig Jahre in derselben Familie ist. Man ist sehr konservativ m Kurland, und wenn ick auch, nachdem Maria erwachsen war, ein Vierteljahr nach Deutschland zu rückkehren durfte, so sollte ich daun doch wieder zu meiner lieben Baronin kommen, als ihre Gesellschafterin, und sollte bei ihr bleiben, wenn Maria heiratete, was gewiß bald ge schieht, so schön und reich wie sie ist." , „Sie mutz dich lehr lieb gehabt haben, das zeigt ihr Te stament." — „Ja, es war rührend, wie sie sich mit mir be- schästmte, als sie kühlte, daß sie immer schwächer wurde. „Ich mutz Nr Ihre Zukunft sorgen, Kind," sagte sie zu mir, „mein Mann ist noch nicht alt genug, um Sie im Hause zu behalten, aber dckr Gedanke, daß Sie unter fremde Menschen gestoßen werden sollen, ist mir unerträglich." „Tie gute, liebe Frau! Nein, unter Fremde brauchst du jetzt.nicht mehr zu geben: mit den achtzehnhundert Mark jährliche Rente, die sie dir verschrieben hat. bist du ganz selbständig und unabhängig. Und voriäufig läßt der Bru der dick auch gar nickt fort" »Freilich. Sästoeuer, aber für die Länge kann ich ihm Kxsnprinz RnPprE als Gegner SuSsnSsrfss. Ueber die Hal ring des Kronprinzen Rupprecht von Bayern während des Krieges wird mitgeteilt: Kronprinz Rupprecht stand säst von den ersten Lagen des Feldzuges an in militärischem und poli tischem Gegensatz zum Großen Hauptquartier. Schon 1914 hat er sich mit allen Kräften dagegen gewehrt, den vergeblichen Durchbruch durch die große franzö sische Festungslirns zu unternehmen. Er sah das ne- gattve Resultat voraus. 19l5 hat er bittere Klage über Falkenhahn geführt, der in keiner Weise für Flugzeuge und schweres Geschütz sorgte. Die Zerstörungen des Ludendorffschen strategischen Rückzuges hat er mißbilligt, und er geriet in immer schrofferen Gegensatz zu Ludendorff dadurch, daß er alle unnützen Offensiven verdammte. Ganz zum Schluß des Feldzuges hat er dis Lstenfive gegen die Engländer zur Trennung von den Franzosen, die glücklich ein geleitet war, unterbrechen müssen, trotz seines Wider spruchs, weil Ludendorff plötzlich gegen die Franzosen einschwenken ließ und dadurch die große Niederlage herbeiführte. Der Prinz war vom Frühjahr 1916 an ein ganz konssquenttr Anhänger des Bsrstäudigungssriedsns mit völliger Wiederherstellung Belgiens. Er hat aus dieser Meinung nis ein Hehl gemacht, weder seinem Vater noch dem Deutschen Kaiser, noch den leitenden Poli tischen Stellen gegenüber. Mit Kaiser Wilhelm hat er deswegen im Februar 1918, als der Kaiser zur gol denen Hochzeit in München war, eine sehr lebhafte Auseinandersetzung gehabt. Er sah dann das Kom mende herannähen und hat vergeblich versucht, immer wieder durch neue Mahnung auf eine rasche Beendi gung des Kampfes und einen leidlichen Frieden hin- zuwirken. GerMHes. kV Wieder ins Zuchthaus. Eine unverbesserliche Diebin, die schon vielfach mit Zuchthaus vorbestrafte Ardenerin Bertha'Fritsch aus Weigelsdorf stand wieder um vor der Srrafkammer in Schweidnitz wegen eines Einbruches, den sie in der Wohnung einer Frau in Zülzendorf, Kreis Nimptsch, verübt hatte. Sie ver schaffte sich dort unter der falschen Angabe, daß sie Arbeit in den Nickelwerken gefunden Habs, Logis, schwindelte der Frau noch für hundert Mark Klei dungsstücke ab und verschwand schließlich, nachdem sie noch aus einem Vertiww 50 Mark bares Geld ge stohlen hatte. Die Strafkammer verurteilte die Fritsch jetzt zu 3 Jahren Zuchthaus, 5 Jahren Ehrverlust und entsprechenden Nebenstrafen. (D Tie Trinkgcldabgabe des Zählkellners. Die Streitfrage, ob es gegen die guten Sitten verstößt, wenn ein Zählkellner einen Teil seiner Trinkgelder einnahme an den Lokalbesitzer abgeben muß, beschäf tigte das Berliner Gswerbegericht. Es handelte sich um den Zählkellner des Kaffees Bauer, der bei oer Anstellung verpflichtet wurde, 4 v. H. des Inkassos an die Geschäftsleitung abzuführen. Dress Gelder wur den zur Bezahlung der Zuträger des Kellners, also der ihm unn»i.t<-rbar unterstellten Gehilfen, verwandt. Acht Monate hatte der Kläger gegen dies Verfahren keine Einwendungen erhoben, er wurde dann zum. Heeresdienst eingözogen und erhob erst, als er wieder zurückkam, Anspruch auf Rückzahlung der ihm nach seiner Ansicht zu Unrecht gekürzten Gelder. Es ver stoße, so führte der Kläger aus, gegen die guten Eilten, wenn ein Kaffeehausinhaber Trinkgelder, die der Kellner für seine persönlichen Dienstleistungen be komme, mit Beschlag belege und sie zur Entlohnung von Gehilfen benutze. Der Vertreter des beklagten Kaffees wandte demgegenüber ein, der Zählkellner habe früher wohl nie an dis Sittenwidrigkeit gedacht, sonst hätte er doch nicht acht Monate lang die Abgabe anstandslos bezahlt. Es sei auch nicht einzusehen, warum es gegen die guten Sitten verstoßen solle, einen Teil des Trinkgeldes den Gehilfen zuzusühren, Welchs die eigentliche Bedienung ausfüyxten. Der Zählkellner bekomme doch nur das Trinkgeld darum doch nicht zur Last fallen, und dann, siehst du, bin Ich auch zu gesund und zu sehr an Tätigkeit gewöhnst um hier für im mer ein idyllisches Leben mit Euch zu fuhren. Aber es ist ja schor: ein so großes Gluck, mit Ruhe abwarren zu können, bis man etwas Passendes findet, nicht für das tägliche Brot sorgen zu müssen, sondern eS sich, sozusagen, als Luxus artikel nebenbei verdienen zu können. Daß du hier bei den Geschwistern bist, ist ein großer Segeki, Minchen. denn die arme Toni ist ja ohnehin io kränklich,-daß ich nickt weiß, wie die Geschwister ohne dich und deine Hilfe auskommen sollten. Mich aber brauchen sie nicht, ich bin hier für ein paar Wochen ja so herzlich gern — aber für die Dauer ist das nichts für mich. Und ich will dies nur gestehen, ich habe schon ein Inserat in die Zeitungen einrücken lassen, in» dem ick mich als Gesellschafterin. Pflegerin und Erzieherin für größere Mädcken anbiete." Frau von Hartringeu nickte. „Verstehen kann ich das schon, aber — du mußt es nicht nnsHwesierlich finden, wenn ich deinem Inserat wenigstens in den ersten Wochen nc. keinen Erfolg wünsche." Ueber den Fahrweg, der den Wald durchschnitt, kam ein offener Wagen knarrend heran. Die Räder versanken ab und zu in den tief ausgesahrenen Lehmgleisen, und der Herr, der im Wagen saß, bekam dann einen Stoß, der ihn emporschnellen machte. „Halt einmal, Christick," rief er dem Kutscher zu, „ich werde bis zur Oder gehen, der W-g ist w wieder ein mal miserabsl." Frau von Hartringen wandte den Kopf beim Ton die ser Stimme und blickte aus ihren: Fichtenverfteck hervor. „Guten Morgen, Herr Doktor," rief sie dem alten, Herrn zu, der jetzt rüstig über den schlechten Weg dahinschritt. „Es ist der Neyburger Doktor, komm Lenchen, den mußt du begrüßen." — Der Doktor schob die Brille tiefer herab auf die Nase und blickte über dieselbe hinweg dis Damen an, die jetzt hinter den Fichten hervortraten. „Ab Frau von Hartringen, na, ich komme gerade bei Jarkvitz vorbei und wollte da 'mal Nachfragen. Wie geht es?" Er hielt plötzlich inne und blickte Lena prüfend an. Ein wohlgefälliges Lächeln huschte über die hundert Fält chen, welche sein Gesicht durchzogen. «Ergebenster —arüßte er di« junge Dame, und auf ln seine Hände, wett er dis Zechen kassiere. Wenn man bas Publikum fragen würde, wem das Trink geld zukommen solle, so würde sicherlich der größte Teil sich für den bedienenden Kellner und nicht für den Zählkellner entscheiden. Das Gewerbegericht kam zur Entscheidung, daß in Diesem Falle die Trinkgeldabgabe nicht gegen die guten Sitten verstoße, der Kläger wurde deshalb ab gewiesen. Eins Rückzahlung der Beträge könne er nicht verlangen. (D Warum Thyssen und StinneS verhaftet wurden. Dis bisherigen Vernehmungen des Kellners Rudolph Börsch, auf dessen Denunziation hin Thyssen, StiuncZ und mehrere Direktoren verhaftet worden waren, haben jetzt eine völlige Aufklärung der Beweggründe, die den Kellner zu seinem Lügengewebe veranlaßt haben, noch nicht gebracht. Börsch behauptet, er habe ledig lich aus Wichtigtuers! die Konferenz der Großindu striellen erfunden. Die Grundlage dafür seien An gaben gewesen, die ihm ein anderer Kellner einen Tag vorher gemacht hätte. An diesem vorhergehen den Tage sei im Hotel in Dortmund eine Zu sammenkunft von Mitgliedern des Zementverbanoes gewesen. Ein Kellner, der dort bediente, habe ihm nachher Mitteilungen gemacht über Gespräche, aus denen hsrvorgegangeu sei, daß eine LoSreißung rhei nischen Industriegebietes von Preußen und eine An lehnung an Frankreich beabsichtigt sei. Börsch hat diese Konferenz einfach auf einen Tag später verlegt, anstelle des Zsmsnwcrbandss die Großindustriellen daran teilnehmen lassen unv an den Arbeiter- und Soldatenrat in Mülheim dann dis sensationelle Anzeige erstattet. Vie bepublik Neuköün. In den meist von Arbeitern bewohn-en Vorstadt von Berlin Neukölln haben die Spartalutteuie zwar auch nur einen kleinen Anfang, aber sie haben es verstanden, die Gewalt in ihre Hände zu bringen und terrorisieren das ganze Gemeinwesen. Sie haben eine eigene Repu blik errichtet, den Magistrat abgesetzt, die Stadtverord neten davongejagt und „regieren" nach Methoden, die letzt Selbst der nachsichtigen Regierung zu bunt geworden sind. Das preußische Ministerium hat sich aufgerafst und dem Neuköllner A.- nnd S.Rat erklärt, daß seine Uebergriffe die Tätigkeit des städtischen Verwaltungsapparates in einer die Aufrechterhaltung der Ordnung und der Volks ernährung auf das ernsteste gefährdenden Meise lahmlegten. Wir erwarten, so sagt die Regierung weiter, daß der A.- und S.-Rat diese ungesetzlichen Maßnahmen sofort rück gängig machen und in Zukunft seine Tätigkeit im Rahmen der Richtlinien des Vollzugsrates halten wird. Es ist schleunigst dafür Sorge zu tragen, daß der Magistrat und die Stadtverordneten-Bersammlung ihre Tätigkeit unbe hindert nach den bestehenden ge'etzlichen Bestimmungen wie der aufzunehmen und fortzusetzen in der Lage feien. Vorläufig sieht es so aus, als ob die Neuköllner Lei tung auf alle Anweisungen aus Berlin Pfeiften. Die Bevölkerung von Neukölln ist direkt zur Ver- zwclslnng getrieben und es machen sich An eichen gel tend. daß man dort znr Selbsthilfe schreiten wird. In einer Versammlung der städtischen Arbeiter kam zum Ausdruck, daß die Arbeiterschaft Neukölln« die unerhör ten Zustände in der Gemeinde nicht länger zu dulden geneigt ist. Wenn bis zum Montag, um 10 Nhr am Vormittag nicht eine Acnderung eintritt, würde die Arbeiterschaft verstehen, sich selber ihre Rechte zu verschaffen. Der jetzige A.« und S.-Nat müsse für jeden Fall aufgelöst und durch einen neuen ersetzt werden, der von der Lanzen Arbeiterschaft und den Soldaten gewählt ist. — Beamte nnd Angestellte haben sich dem Vorgehen der Arbeiterschaft an- vcschlosje» . Mr aller Welt. Kunst- UZenäung lies i<o!)i-n»tueikr. Die Etreikbeweaung, die auf den Zecken derThyl- Frau von Haxtrtngens Erklärung: „Meine Schwester Len- i chen," reichte er ihr die Hand entgegen. — „Ah, unser kur- j ländisches Fräulein, willkommen, willkommen. Sie sind ! ia ein Staatsfrauenzilnmer geworden:, Fräulein Lenchen — oder Fräulein von Helden muß ich wohl sagen " „Nein, nein, lieber Herr Doktor, ick erlasse Ihnen so gar das „Fräulein", wenn Sie für mich der „Onkel Dok tor" bleiben wollen, wie früher," rief Lena lachend, „und zur Neubefestiguna unsrer uralten Freundschaft lassen Sie sick ein paar Frühlingsblumen ins Knopfloch stecken, so. —- Wissen Aie, ich bin wie berauscht vom deutschen Frühling!" „Hm, danke, danke, sehen selbst aus wie der deutsche Frühling, Sie kleine Hexe." — „Nein, lieber Onkel Doktor, das gilt nicht. Mit vierundzwanzig Jahren ist der Früh, ling für ein Mädchen vorbei, aber das schadet nichts, der Sommer ist auch gut!" „Vierundzwanzig Jahre wollen Sie schon sein? No ja,Za, 's wird stimmen! Schadet nichts, Sie sehen jünger aus, und für einen Doktor ist's 'ne Herzensfreude, einmal ein junges Frauenzimmer zu sehen, das nicht so ausschaut, als ob man ihr Eisenpillen verschreiben müßte!" -,,O, ich.glühe nicht immer wie er»e Päonie, ich bin fehl' warm vom Gehen!" — „Entschuldigen Sie sick nur wegen der schönen Farben, um die Sie viele beneiden würden. Aber wer mit solchen Augen in die Welt sieht, der ist gesund an Leib und Seele: ich als Doktor muß das wissen!" „Sie werden mir mein Lenchen ja eitel machen, wenn Sie so sortfahren wollen, ihr in einem Atemzuge zehn Schmeicheleien zu sagen." — „I, Frau von Hartringen, der Doktor Romer schmeichelt nicht, daß weiß jedes Kind in Neyburg — der ist grob, wie die Wahrheit — aber ick habe meine Freude an Ihnen, Lena, und die mutz mir Ihre Schwester schon lassen." ., „Sie teilt sie sogar, Doktorchen, und nun kommen wir mit Ihnen nack Jackivih. Meine Schwägerin ist beute leid lich wohl, nur umvach wie immer. Sie wissen schonl" Der Doktor nickt- und schritt zwischen den beiden Frauen über den*Waldweg dahin. Zuerst war von Kurland die»Rede. dann kam man auf Neyburg und die Jnternas des Städt chens zu sprechen. - „Es tut mir so leid, datz der Verkehr zwischen uns und
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