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Rabenauer Anzeiger : 07.12.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191812075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19181207
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19181207
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-12
- Tag 1918-12-07
-
Monat
1918-12
-
Jahr
1918
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Wilhelm ii. und Eduard v». Man kann das halbe Jahrzehnt von 1906—1910 ein diplomatisches Duell zwischen dem kaiserlichen Ressen und dem königlichen Onkel nennen. Zum AuS- trag kam es nicht, da der König nach kurzem Kranken lager am 6. Mai 1910 starb. Seine Plüne, Deutsch land von einem ihm nicht geneigten Bund von Mäch ten zu umgeben, hatte er ziemlich bis zum Dachgeschoß beendet. Es wird heute mancherlei Ober das Verhältnis der beiden Monarchen zu einander erzählt. Eduard war ein Weltmensch, Wilhelm lies religiös. Der König war der weltgewandtere, der Kaiser gewissenhafter. Beide erkannten die Notwendigkeit der Macht, und beide liebten sie, aber der König beherrschte die Men schen, leitete sie, ohne daß sie es empfanden, während dem Kaiser dies nicht gelang. Er war zu impulsiv und wurde deshalb oft verkannt, während der König auch seinem Sarkasmus und Spott in bestimmter Ab sicht seine Ziele dienstbar machte. Der Kaiser Hai seinen Oheim nicht immer geschont, der König seinen Neffen ebensowenig. Bezeichnend ist sein Wort von „Willi's Spielzeug , das des Kaisers Lebenswerk, der deutschen Flotte galt. Als junger Prinz von Wales hatte König Eduard in Paris, wo er Stammgast war, und an anderen Orten, wo man sich nicht langweilt, so hohe Schulden gemacht, daß seine sparsame Mutter Viktoria die Be zahlung verweigerte, so daß das Parlament in Lou don einspringsn mußte. Dabei bekam der britische Thronerbe von den Volksvertretern seine- Landes ganz gesalzene Moralpredigten zu hören. Kaiser Wilhelm erklärte im gleichen Alter seinem Großvater Wilhelmi., er werde seinen Abschied als Offizier geben, wenn der alte Herr ein von seinem Enkel erlassene« Verbot für seine Offiziere, einen Spielklub zu besuchen, aufhebe. Als gereifter Mann war Eduard dem Hazardspiel Baccaret so ergeben, daß er nicht ganz einwandfreie Personen als Spielgenossen um sich duldete; sein Neffe ergötzte sich am Pfennigskat. Ein sehr hohes Be wußtsein der monarchischen Würde hatten Beide. Nur sprach der König wenig davon. Kaiser Wilhelm hat England und die Engländer als Prinz nicht geliebt, trat ihnen aber als Kaiser wiederholt ziemlich nahe. König Eduard, dessen Vater ein deutscher Prinz war, besaß zu wenig Gemüt, um Deutschland anders als mit einem Achselzucken zu be trachten. Er taxierte e» nur al- politischen Konkur renten. Den Weltkrieg hat er uns in diesem Grade bielletcht nicht dringen wollen, ihn mit solchen Schrecken vielleicht gar nicht für möglich gehalten. Denn so sehr der Kaiser Soldat war, so wenig war e« der König. Aber Tatsache bleibt es, daß esu Herrscher, der als Thronfolger bei einem Maskensch^rz in Ham burg in dem Gewand etsteS Kochs erschien, vor bis in fern höchstes Alter tonaiigebend für die englische Her renmode war, und da» Tragen einer militärischen Knisorm als eine Last empfand, den größten, blutig sten und kostspieligsten Krieg gegen da- Geburtsland «eines Vaters durch dis Folgen seiner Politik veran laßt hat. Und Ta fache ist es, daß Wilhelm II. das Unglück hatte, sich in seinen fürstlichen Freunden, in denen er ebenfalls Träger des GotteSgnadentums sah, am meisten zu täuschen. Von der Dortresflichkeit seiner Absichten durchdrungen, vermocht! er doch andere nicht davon zu überzeugen. Daß er das nicht erkannte, ward für ihn ein Verhängnis und für Deutschland, evenso wie, nur in anderer Weise, die Politik König Eduards. Onkel und Neffe waren zu verschieden ver anlagt, als daß sie sich hätten verstehen können. Mr clnsn gerecht n Eine verspätete Revs Moyd Georges. Erst jetzt kommt dis Nachricht von einer Frie- densrede Lloyd Georges, Lie dieser bereits am 12. Nov. vor seinen liberalen Wählern gehalten hat. Lloyd George bekennt sich darin zu folgendem Programm: ,,Auf welchen Grundlagen kann ein Weltfrieoe aus- gebaut werden? Wollen wir »urückfallen in alte nationale Rewere^m und Zänkereien und konkurrierende Rüstungen? Oder wollen wir den Zustand des ,.Fried? auf Erden" schaffen? Es ist nach meiner Ansicht Aufgabe des Liberalis mus, seinen Einfluß nach der Richtung au-zuüben, daß hinfort der Friede die Welt regiere. Wie sotten also dir Friedensbedingnnge» fein. Sie müssen zu einer Einigung führen, die von Grund au« gerecht ist. Keine Einigung, di: gegen das Prinzip der Gerechtigkeit gerichtet ist, wird eine dauernde sein. Der Friede von 1870-71, der von Deutschland Frank reich auferlegt wurde, warf alle Prinzipien von Ge rechtigkeit, von Treue und Glauben über den Haufen. Wir wollen uns dieses Beispiel als Warnung dienen las en. Wir dürfen nicht erlauben, daß irgendein Gefühl der Rache bei den Friedensbedingungen die Grundprinzipien von Ge rechtigkeit umftößc. Einflußreiche Versuche werden gemacht werden, nm die Regierungen durch Drohungen einzuschüch tern, um von den Forderungen des Rechts abzugehen und niedrigen, schmutzigen Ideen, diktiert von Hab'ucht und Rache, zu folgen. Wir müssen uns dagegen mit aller Entschiedenheit wehren. Ler «-tter»nnd wir» i« Zukunft mehr Venn je not wendig sein. Line -rotze Anzahl kleiner Nationen ist in Europa ent standen. Dies« müssen geschützt werden gegen die Hab sucht und den Ehrgeiz ihrer Nachbarn. Der Völkerbund sichc-r,Frieden und Einschränkungen der Rüstungen. Tie Einschränkung der Rüstungen aber ist eine Garantie, daß wir die allgemeine Dienst pflicht loswerden. Selbstverständlich müssen mir in unserem Lande einc tüchtige Armee haben als Sicherheit für das Reich, aber ich sehe bei Schaffung des Völkerbundes «ine Weltlage kommen, die in keinem Land« die allgemein« Dienstpflicht mehr notwendig macht.- M A.- Md S.-Me im Lande. Tie preußische Regierung hat vor etwa zwei Wochen einen Erlaß an die Regierungspräsidenten ergehen lassen, der die Zusammenarbeit der Verwal tungsbehörden mit den'Arbeiter- uno Soldatenräten sowie den. etwa entstandenen Bauernräten regeln soll. Die Grundsätze dieses Erlasses werden durch eine neue Verfügung auch auf die kommunalen Verwaltun gen rn Stadt und Land ausgedehnt. Die Räte sollen, wie bekannt, als Kontrollinstanz fungieren und bei allen wichtigeren Verhandlungen hinzugezogen werden. „Die Form dieser Zuziehung", fährt der Erlaß fort, „wird sich vom Standpunkte gegenseitiger loyaler Unterstützung im einzelnen leicht finden lassen, wenn dabei das Ziel unbedingter Fernhal tung jeder Störung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit im Auge behalten wird." Wenn man Las so liest, mags leidlich erscheinen, aber die Praxis ergibt leider ein Bild großer Ver worrenheit, das alles andere nur nicht schön ist. Von allen Seiten kommen Klagen, daß die loka len Räte ihre Kompetenz al» lediglich« Kontroll- Instanz nicht verstehen wollen, sondern sich als „Re- glerenve" fühlen. Wem Gott ein Amt gegeben hat, dem gibt er aber leider nicht immer gleich die nötige Sachkenntnis. Gewöhnlich entwickelt sich bei den Her ren, dis der Zufall oder familiäre Beziehungen auf einen Posten in Stadt uns Gemeinde gestellt haben, eine gefährliche „Gschaftlhuberei", ein Arbeitsdrang, der sich um alles und jedes bekümmert und dabei auftritt wie der Elefant im Porzellanladen. Dian kann vom Standpunkt der radikalen Sozialisten aus politisch den höchste« Anforderungen entsprechen und doch im Berwaltungsbetrieb ganz unerfahren sein. So ein Verwaltungsbeamter studiert doch nicht bis ins Man nesalter hinein sein Fach. Und der gute Wille allein tut e» nicht, ganz abgesehen davon, daß in Einzel erscheinungen auch der verschiedentlich scharf bestritten wird. Man soll sich in den Kreisen der jetzigen Ne gierung doch keiner Täuschung hingeben: Die bis- zertge Führung der Geschäfte durch die beiden sozia listischen Parteien hat die Neigung für die Revolution im Bürger- und Bauernstand schwer beeinträchtigt und es wird entscheidender Taten bedürfen, um den Rest de» Vertrauens zu rerren. Daz« rfl die gegenwärtig- A.- und S.-Näte im Lande durchaus nicht angetan. ES ist wahrlich weit mit uns gekommen, wenn von der Bevölkerung im Rheinland die Franzosen als Befreier von dem A.- und S.-Rat begrüßt werden. So schreibt die in Saarbrücken erscheinende „Saar- Post", ein sonst sehr radikales katholisches Arbeiter- olatt: „So bedauerlich es kommen mußte, um bei uns wieder geordnete Verhältnisse zu schassen, so wird doch der weitaus größte Teil der Saarbrücker Ein wohnerschaft froh sein, daß die Herrschaft des A.- und F.-RateS zu Ende ist; denn was sich unter seiner 14- iägigen Herrschaft in Saarbrücken zugetragen hat, ge hört sicher zu den allertraurigsten Erscheinungen in der Geschichte unserer Stadt!" Drese Stimmung wird aus allen möglichen Städ ten in ganz Deutschland berichtet, und eS scheint, daß, wenn es so weiter geht, sie binnen kurzem explosiv zum Ausdruck kommen werde — wobei dann das deutsche Volk auch noch diese Zeche bezahlen, müßte. War die deutsche WWxnn WM muß. Politik. Die WLHlerln ist, eine politische Staatsbürgerin. Sie hat von Politik oft nicht viel oder gar nichts gehalten, das Wort Politik von sich abgewehrt, wie wenn sie eine döse Fliege fortgescheucht, und . . . sich dader doch fast täglich mit Politik beschäftigt. Denn was ist Politik? Kein Zaukertrank aus einer Hexenruche, oder ein Zukunflsrätsel, das erst eine Wahrsagerin mit ihren Kartenblättern erklären mutz, sondern Politik ist nichts anderes, als die Beschäftigung und Behandlung aller öffentlichen Angelegenheiten. To haben wir Reichspolitik, Landespolitik, Kom- munalpolirik. Das Letztere sind Stadt- und Gemeinde- Angelegenheiten, über die jedenfalls nicht bloß am Biertisch, sondern auch am Küchentisch debattiert wor den ist, wenn Magistrat und Stadtverordnete mit neuen Bestimmungen sich ein Denkmal gesetzt haben. Wenn im deutschen Reichstage die Beziehungen unseres Vaterlandes zu den fremden Staaten be sprochen wurden, so war das hohe Politik. Gab e« neue Gesetze für das Versicherungswesen und Kran kenkasse, so war das Sozialpolitik. Und Sozial- und Gewerbepolitik bildeten z. B Vorschriften über Sonn tagsruhe und Frauenarbeit. Dann gab es HesreS- Politik, Kolonialpolitik. Acrgerte sich die Frau über Yohs Lebensmittelpreise, so kam "sie in das Gebiet der Wirtschaft»- und Steuerpolitik. Und so geht es weiter in allen öffentlichen Din gen unserer engen und engsten Heimat, dem Staate und der Stadt, in denen wir zu Haufe sind. Beide treiben sie ebenfalls Steuerpolitik, nur daß es sich bei ihnen vorwiegend um Abgaben direkter Natur handelt, die auf Grund von Einschätzungen ans Ein nahmen, Vermögen, Gewerbe, Haus- und Grundbesitz zu zahlen sind. Sehr wichtig geworden ist die Bau« und Wohnungs-Politik. Dann kommen Schulfragen, Beleuchtung, Wasserleitung, Schlachthaus. Kurzum, unser ganzes Dasein bewegt sich innerhalb Les großen Rahmens, den wir Politik nennen, und der nur die durch Gesetze geregelten und festgeleglen öffentliche« Angelegenheiten Larstellt. In allen diesen Dingen, zunächst im Reiche, soll die Wählerin mitsprechen. Dabei werden ihr die ver schiedenen Parteien, die auch in der neuen deutschen Republik nicht verschwunden sind, michelfen wollen. Und die Parteien sind es, Lie die Politik mit ihrem Programm kompliziert gewacht haben. Sie sagen alle, wir wollen in der Behandlung der öffent'ichen An gelegenheiten das Beste des Volkes, das ist ihr politi sches Ziel, aber der Weg zu diesem Ziel ist verschieden. Tie Wählerin sucht sich den richtigen auS. Das ist das ganze Geheimnis der richtigen Politik, vo« deren Einzelheiten später zu reden ist. 0. GerMMes. - (D flir heiraten zn können hat ein frmgeS Mädchen Str. au? " '"»ebener FamUie in Honsnlimburg schwe « Die vergangene Woche. . Der Rheiniibergang. Der Rheinübergang der aus dem Westen heim- tehrenoen deutschen Truppen vollzieht sich mit der Regelmäßigkeit, die alle OrdreS des Großen General« stabes dec Armee stets im Gefolge gehabt haben. Dis gewaltige Heeressäule, die im August 1914 den deutschen Strom überschritten, um den Angriff der Feinde abzuwehren, kehren nach 52 Monaten unbesiegt uno in ungebrochener Haltung, wenn auch in viel- sacy anderer Zu-ammenfetzung, in das Vaterland zurück, das sie mit offenen Armen empfängt, voll Dank, daß uns der Krieg auf deutschem Boden durch die Tavfcrkei der Armee erspart blieb. Die Soldaten wissen, daß ihnen nach den Bedingungen d:S Waffenstill standes feindliche Kolonnen zur Besetzung von drei Brückenköpfen des Rheins folgen werden. Es ist ihnen und ganz Deutschland bitter zu Mute, wenn auch diese Besetzung nur eine vorübergehende ist. Manche Lippe hat wohl in diesen Tagen gemurmelt: „Denn uoer s Leben geht noch die Eh?!" Es ist nicht zu ändern. Dis Abtretung eines star ken Teils unserer stolzen deutschen Flotte an die von ihr geschlagenen Engländer ist vollzogen, Elsatz-Lo- thringen ist von den Franzosen und Amerikanern besetze worden. Und wir sehen, daß die Pariser Ne gierung, ohne den Spruch der bevorstehenden Friedens konferenz abzuwarten, das deutsche Neichsland als ihr .Eigentum betrachtet. Don deutscher Seite hat nicht; werter, um ein Wiederaufflammen des Krieges zu ver hüten, geschehen können, als um eine Milderung der Waffenstillstandsbedingungen zu bitten. Darin war nichts zu erreichen, und wir können nur hoffen, daß die in Aussicht gestellte Lebensmittelversorgung von Amerika her recht bald Tatsache werden wird.' Aus dem ganzen Verhalten der Franzosen geht hervor, daß sie nicht gehofft haben, so bald an den Rhein zu kommen Und nun es so weit ist, suchen die Chau- vmlsten nach Gründen, dort zu bleiben. Das soll .flicht gelingen. Und nachdem Feldmarlckall von Hin denburg seinem Prinzip'der Wahrheit' gemäß erklärt hat daß der Krieg zu Ende sein müsse, ist es die Aufgabe der neuen Regierung, zu vereiteln, daß die Absichten der unversöhnlichen Franzosen, die die deut sch: Republik nicht anders behandeln, wie das deutsche Kaiserreich, zur vollendeten Tatsache werden. Wir müssen uns auf uns selbst verlassen, denn Freunde haben wir auch jetzt nach der Waffenruhe nicht ge wonnen Kein Staat und keine Nation ist für Deutsch land eingetreten, während die Losreißversuche der Deutschenscinde sich steigern. Dagegen wird unsere Kraft dock ausreichen, nachdem gleichzeitig mit den Heeren des Westens auch die Armee des Ostens ihren Einzug in Deutschland hält, die noch von Undank durch uns befreite Nationalitäten erzählen kann. Nachdem die Grenzen freigegeben sind, ist der Zwang zur Einigung im Innern um so stärker ge- worden. Die neue sozialistische Regierung.hat er kannt, daß die Proklamation neuer Prinzipien nach der erfolgten Billigung durch das Volk ihren wirk lichen Wert erhält. Die neue deutsche Nationalver sammlung war von vornherein eine Rechtsforderung, sie wird eine Notwendigkeit, nachdem die Heere wie die Bevölkerung der einzelnen deutschen Landes-Repu bliken davon ihr Verbleiben im Rahmen des Reichs- verbandeö abhängig gemacht haben. Würde das Deutsche gleich, das es auch in republikanischer Staatsform bleibt, in seinem Bestands aufgelöst, e-, wäre mit Lem Wiederaufbau des Wohlstandes unseres Volkes trübe bestellt. Das Dichterwort „Teutsch-Reich heißt bald Leutsch-Arm" ist zur Stunde leider keine Phan tasie mehr, und ftir politische Machtkämpfe besteht kein Raum mehr. Im Volksstaat muß der Wille des gesamren Volkes gelten, nicht der einer Parteigruppe. Ko wird die Nationalversammlung kommen, um so mehr, da die Gegner nur mit einer verfassungs- mäßige.l deutschen Negierung über dis Einzelheiten' des Friedens verhandeln will. Darin liegt natürlich die Absicht, sich die Erfüllung der Friedensbsdin- gungen zu sicyern, die nicht leimt sein werden. Außer für Elsatz-Lothringen haben sich für alle unsere Ko« Ionien Neflektänten gemeldet, so Laß also Deutschland sich recht wird bescheiden müssen. Und dann kommt die Entschädigungsfrage, die schwere Steuern und Ver mögens Abgaben bringen wird. Aber es Hilst nichts, uns Illusionen hinzugeben, wir müssen reinen Tisch machen Die neuen Vorschriften gegen die Steuer flucht beweisen, daß es auch mit Kriegsgewinnler- Herrlichkeit zu Ende geht. Die Knappheit der Lebensmittel, der Kohlenman« gel, die für Tausende drohende Erwerbslosigkeit zeigen, kne voll berechtigt die Mahnungen gegen dis Ver-- schwendnng des KriegsverdiensteS waren. Die nicht an den Umschwung glauben wollten, sehen ihn heut« bor sich, verschärft durch den unerfreulichen KriegS- ausgang Da hilft nur uns, den Kopf hoch und klarm Bli zu behalten. Neue Zwischenfälle, wie der Grubenstreir in Oberschlesien, bringen erhöhtes Unheil. Niemand kann heute mit dem Kopfe durch die Wand, wenn auch so viel anders geworden ist, so besteht doch für jedes Dasein die begrenzte Möglichkeit, seine Wünsche zur Macht zu erbeben. Die Hauptsache bleibt, daß die Neichskonfcrsnz der deutschen Republiken sich unumwunden für die Neichseinheit und für die Ein berufung der Nationalversammlung aussprechen. Das sind Eckpfeiler für die Zukunftsgestaltung, die auch oem unvermeidlichen Druck der wirtschaftlichen Schutte- rigk.ütsu widerstehen werden. Sparsamkeit in allem wird über dis knappen Wochen am besten hinweg, helfen. Das ist eine Tat, die höher steht als Pro gramme au, Papier. -- Narmnrg vor rincm Zug i» »ft Stadt. In einzelnen- Gegenden macht sich eine Abwanderung weiblichen Dienst personal? nach den mittleren und größeren Städten be- merkbarl .n der Annahme, daß dort geeignet« Stetten vorhanden sein werden. Die Annahme ist durchaus falsch. Mit der Einschränkung der Arbeiten in den Nüstungs- betrieben sowie auch in anderen Betrieben wird eine große Zahl von weiblichen Hilfskräften frei, die den Bedarf an Hausangestellten reichlich decken Es kann deshalb nur aufs dringendste geraten werden, daß die bisher auf dem Lande oder in den kleineren Städten in Stellung gewesene« Mädchen dort euch verbleiben,
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