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Rabenauer Anzeiger : 03.12.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191812034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19181203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19181203
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-12
- Tag 1918-12-03
-
Monat
1918-12
-
Jahr
1918
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' Was die deutle Mhl-nn N ffen muß. Der Staat. wie er war, uns wie er werden soll. Wenn bisher über den „Urauenstaat", die Tages mode, gesprochen wurde, so geschah dies mit einem Lächeln, obwohl es wohl keinem Mann ganz gleichgültig war, wie ferne Frau gekleidet ging, selbst wenn er einmal etwas tiefer ins Portemonnaie greisen mußte. Jeyr wird es aber voller Ernst; oom Jahre 1919 ab sollen rn Deutschland alle Frauen und Mädchen über zwanzig Jahre Politische Staatsbürgerinnen und wahl berechtigt seln, sie müssen sich also damit vertraut machen, was ihre neue Würde bedeutet. Bisher hat das Kochbuch einen Ehrenplatz aus dem Arbeitstische der Frau eingenommen; daneben wird nun ein Führer durch das poetische Frauenrecht kommen und der soll hier ;o aen. Sorgt für die Heimkehrelsten. Arbeitslosigkeit entlassener Krieger in größerer Zahl wäre das Schlimmste, was uns widerfahren könnte. Sich vier Jahre lang im Dienste des Vaterlandes draußen durch Not und Tod zu quälen und dann daheim vom Hunger und quälender Eristenznot er wartet zu werden, das ist so ziemlich das Schlimmste, das einem Menschen passieren kann. Bei dem entsetz lichen Seelenzustande unserer Zeit wäre eine größere Arbeitslosigkeit nachgerade das Gefährlichste, was über uns Hereinbrechen könnte. Bet den großen Gewerben, in denen es sich tzleich um viele Taufende von Arbeitern derselben Art handelt, nimmt sich das Reich der Sache an. Ta kann auch der Einzelne nicht viel ausrichten. Aber für die unendliche Mannigfaltigkeit der Kleingewerbe kann jeder etwas tun. Ter aus dem Felde heimkehrende Handwerker sucht wieder Kundschaft, der Nichteinberufene sowohl als auch der Heimkehrende müssen Arbeit für ihre früheren Gesellen und Mitarbeiter finden: einige Ta- risgemeinschaften von Arbeitgebern und Arbeitnehmern haben sogar die Prinzivale verpflichtet, jeden frühe ren Gehilfen wieder einzustellen. Als ob der Hand werker, der in den Krieg mußte und dessen Geschäft inzwischen verfiel, nun so ohne weiteres das Geld zur Hand hätte, um die Löhne zu zahlen! Nein, ohne allgemeines Aufraffen geht's wirklich nicht. Jeder, der irgendwo Arbeitsauf träge für Handwerker hat, auf allen Gebieten, be sonders auch für Bauarbeiter und verwandte Zweige, komme damit schleunigst heraus! Jeder kann seins Pflrcht tun, wenn er nichtdringliche Sachen zur Ar- bet: anmeldet. und dem Meister die Frist sreigibt. Tann kann dieser den Termin der Ausführung so setzen, wre es dem Arbeilsbedarf der Gehilfen ent spricht. Es ist freilich nicht zu erwarten, daß das Publi kum in diesem Punkte seine alte Gleichgültigkeit so ohne weiteres aufgeben würde. Tie Gewerbetrei benden müssen selber aufrüttelnd mitwirken. Kundenwerbung! Tas ist die Parole des moder nen Gewerbetreibenden. Darum heran ans Werk! Ein Rundschreiben drucken lassen mit der Ankündi- dung, daß du wieder da bist! Und dich nach Auf trägen für deine untz deiner Leute Hände sehnst! Und dann kurz darauf ein weiteres Rundschreiben über deine Spezialitäten, über diese oder fene Beson derheit deiner Arbeit! Alles, was nur irgend Anlaß zu einem Rundschreiben geben kann, dazu benutzen, damit der Kunde möglichst oft Veranlassung erhält, sich deiner zu erinnern. Tas Geld, was du zur Druckerei trägst, wird sich tausendfach lohnen. Und schwierig ist's auch nicht: schreibe hin, was du denkst und laß es, wenn nötig, vom Buch drucker oder einem Lehrer unter deinen Bekann ten ebenfeilen und durchsehen. Auf jeden Fall mußt du etwas tun. Münd lich kannst du es nicht machen, va erreichst du zu wenrg Interessenten und rennst dir nur die Stiefelsohlen ab. Wer vorankommen will, muß aufs Ganze gehen. Und jede Leserin wird bald merken, daß die Politik heute nicht langweilig ist, sondern nölig und nützlich, wenn man sich die Tinge, die die Welt bedeuten, nur durch eine Brille ansieht, deren Gläser Sachlichkeit und Einsicht bedeuten. Im alten, deutschen Reiche, das seit 1806 infolge der Gewalt-Politik des französischen Kaisers Napoleon nach tausendjährigem Bestehen auslöste, lebte das über haupt und die Landesfürsten, von denen es nach dem Umfange ihres Besitzes große, kleine und allerkleinüe l in großer Menge gab, selten in vollem Einvernehmen. ' Dazu hatten die meisten viele Schulden, so daß die Stadtbürger oft die hohen Herren lieber kommen z als gehen sahen. In diejer Zeit gedieh das deutsche , Bürgertum zu reicher Blüte, Wohlstand und Macht, l s Zeugen davon sind die Hansastädre Hamburg, Lübeck s und Bremen und die prächtigen mittelalterlichen Stadt- s j bilder geblieben. Nach dem unheilvollen dreißigjähri- s i gen Kriege (1618—1648), der Deutschland zum großen s Tert verwendete, schwand die Macht der Städte, und i - die der Bedroher stieg. Wie es große deutsche Kaiser i gegeben hatte, Reichsmehrer neben Reichsverderbern, so gab es auch Landesfürsten, die ihren Untertanen wahre ; Väter waren, und andere, dis mehr nach den neuesten Karijer Moden schauten, als nach dem Wohl ihres > Handes. Tie französische Erobererzeit brach viele alte i Throne zusammen. In den Freiheitskriegen errang sich ; das deutsche Land seine Unabhängigkeit wieder, aber Lis ' innere Zerrissenheit blieb noch Jahre lang. Unsern Vorvätern war dis Einsicht gekommen, ' daß das Bündel deutscher Staaten Flickwerk bleiben mußte gegenüber der geschlossenen Macht des Auslan des, für die Deutschland ein Spielball der Launen war. Unsere Vorväter hatten aber auch die Ueberzeu- gung gewonnen, daß der beste Landesherr mit seinen Ministern nicht allein das Wohl und Wehe seiner Bürger in Stadt und Land überschauen konnte. Sie wollten ihr Geschick und ihre Lasten selbst mit be- - stimmen. Tie Verfassungen, die einen Vertrag über Fürstengewalt und Volksrechte darstellten, kamen es kam auch als Ziel deutscher Sehnsucht das Deutsche Reich und als dessen Volksorgan der deutsche Reichstag. Im Reiche blieben die einzelnen Staaren Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg usw. selbständig mit ihren besonderen Volksvertretungen. Das Deutsche Reich erhielt zuerst von allen großen Staaten das gleiche, geheime und direkte Wahlrecht » zum Reichstage. Was der Reichstag beschloß, bedurfte zur Gültigkeit der Zustimmung des Bundesrats. Das war die Vertretung der Regierungen. Aber die letzteren konnten kein Geld ausgeben, das der Reichstag nicht bewilligt hätte. Weil der Reichstag in diesem Punkte , öfter anderer Meinung war, kam es zu den bekannten Reichstagsauflösungen und Neuwahlen. Deutschland j wuchs empor. Aber seine Friedensliebe verhinderte ! nicht den Neid der Gegner. So kam der Weltkrieg und - sein Verlauf, der ganz anderen Abschluß fand, als wir erwartet hatten. Seit dem letzten Sommer steigerten sich im Reichs tage die Forderungen, die Leitung der Geschicke des Reiches in dis eigene Hand zu nehmen, um zum Frie- densschlutz zu kommen. Dann erhob der Feind den Ruf nach Abdankung des Kaisers; Kaiser Wilhelm II. ; Verzichtete auf die Kaiserwürde und die preußische - Krone, die deutsche Republik wurde ausgerufen. Deutsch- j land hac keinen Kaiser mehr, aber es hat auch noch kern neues Recht für seine Zukunft. Dazu gehört die Willensäußerung des Volkes, das selbst sagen muß und es auch a'lein sagen kann, wie es künftig regiert sein will. Dieser Wille soll in den großen Wahlen von 1919 zum Ausdruck kommen. Warum zu dielen Wahlen nicht nur, wie bisher, die Mmner, sondern auch die Frauen schreiten sollen, das soll im folgenden Ariilel gesagt werden. IVm. NeuWe Schuld am WM«? Die jetzige bayerische Regierung veröffentlicht Berichte der bayerischen Ge auotichan in Ber in aus der Zeit vor Beginn des Weltkrieges, die so, wie ne wieoergegeden werden, das Schuldkonto der dcuJchen Rcgi.rüng am Aus bruch des Krieges schwer belagert. c§s wird io dargeüc lr. de-n-ckv" seit dem Attentat von Serajewo mit dem Krl'ge rechnete, daß man Sesterreich B.aukovollmacht zu seinem Vorgehen geq«n Serbien gewahrte, selbst auf die Gefahr eines Bruches mit Rußland hin, und daß man von vorncherein die Forderungen von Serbien al? uner.üllbar er an ne so daß die Folge der Krieg sein mutzte. Hier ist es, so heißt es in dem Bericht, durchaus damit einverstanden, daß Oesterreich die günstige Stunde nützt, selbst auf tue Gefahr weiterer Verwicklung hin. In einem Telephonat der Berliner ba e i'chen Ge andt- schail vom 31. Juli 1914 früh wird die Ueberzeugung ausgesprochen, „daß die zw.i eilos redlichen Bemühungen Greys, für die Erhaltung des Friedens zu wirken, den Gang der Tinge nicht aufnalren werden". Ein niederdrückcndes Dokument, das uns da en hüllt wird Wenn ein- Teil der Berliner Preße Zeter und Mordio schreit über die ,,Enthüllungen", io werden die Tatsachen dadurch nicht aus der Well geschafft, mit müssen uns mit ihnen auseinandersetzen. Das deutsche Volk ist in den Krieg gegangen in dem Bewußtsein, einen Angriffskrieg zu iü wen. Allein die eS Bewußtsein hat ihm die Kraft, auch die mora>i>che Kraft gegeben den Krieg solange du ch u ,alten. We n ab r jene Voraussetzung der Angusttage von 1U14 uns nur kündlich vorgetäuschi worden ist. dann wirklich hat man das deut che Volk belogen wie nie ein Volk, dann hat man durch vier Jahre ein Lügengebäude aufrecht erhal.en, wie es nie die Welt sah. Das politische ReinlichkeUSgefübl unseres Volkes, sein starker Drang nach Gerechckgkci: verlangen in die em Punkte volle Klarheit, damit wir vor der Weltgeschichte nicht zu erröten brauchen. Man braucht nicht so weit zu gehen wie die ,.R o t e Fa h ne", die schon jetzt dis Galgen für alle Verant wortlichen des alten Regimes, von Wilhelm ll. bis Schei demann, zimmern will. Aber baldige genaue Untersuchun gen sind nötig, damit die Tatsachen nicht ve t''scht werden oder wichtige Laizeugen vielleicht Hinwegsterben. Geg n die SpartakusiM". Es wird nachgerade immer klarer, daß die Spar- takusleute ihre angebliche Macht mit viel Geschrei und großem Tautam zu einer großen Seifenblase aufgetrie ben haben, die über kurz oder lang Platzen wird. Abgesehen von gewissen Vierteln Berlins will man nirgends mehr von ihnen etwas wissen. Sogar die Spandauer Arbeiter haben Liebknecht eine Tracht Prü gel angedroht, wenn er sich wieder sehen ließe. Aus Kiel hatten die Spartakusleute gemeldet, daß dis dortige Marine gegen die Nationalversammlung sei. Diese Behauptung wurde durch eine Kundgebung von 800 Vertrauensleuten aller Formationen und Schiffe Lügen gestraft, die sich für die Einberufung der Nationalversammlung aussprach. Jetzt liegt auch die erste energische Verwahrung der Frontsoldaten gegen die Spartakusleute vor. Es handelt sich um eine Entschließung des Soldaten- rcrtes der 4. Armee, die in einem Telegramm an den Bolksbeauftragten Ebert u. a. erklärte: „Im Auftrage von 500 000 Frontsoldaten ver wahrt sich der Soldatenrat der 4. Armee aufs schärfste gegen die Anmaßung des Arbeiter- und Soldatenrates von Berlin, der unter Umgehung der Nationalver sammlung eine diktatorische Gewalt über das deutsche Volt erstrebt. Tie Front wird sich niemals der Dik tatur einer Minderheit unterwerfen. Im Auftrage von 500 000 Frontsoldaten protestiert der Soldatenrar der 4. Armee gegen die von der Svartakusgruppe beabsichtigte Errichtung des Front soldatenrates in Berlin. Die in Berlin anwesenden Soldaten vertreten nicht die Front. Tie Front hat ihre eigenen Frontsoldatenräte gewählt, und nur diese, deren vornehmste Forderung Einberufung der Natio nalversammlung ist, erkennt sie an. Wie sehr überhaupt die radikalen Elemente an Boden verlieren, geht u. a. daraus hervor, daß in Dresden bei den Wahlen zum Arveiterrat die Mehr- henspartet 99 000 Stimmen und die Unabhängigen nur 6000 Stimmen erhalten haben. —— Vie Wiler WnMöm. Roman von Wilhelm Iordan. Sein reich und fein orga nisierter Geist begnügt sich nilht mit der trocknen Wissen schaft — und den hcmsbacknen, alltäglichen sogenannten Erholungen, wie die kleine Stadt sie bietet. Er verlangt andres, und weil er es vermöge seiner mangelnden Energie nicht selbst findet, so gerät er aus Abwege!" „Mein Gott, wenn er doch mit dir zusammen leben, deinen Einfluß auf sich einwirkcn lassen könnte, mein guter, kluger Hektor!" — „Ich danke dir, daß du das aussprichst. Was ich ohne mich irgendwie in den Vordergrund drängen zu wollen, in diesem Fall allerdings für das Beste und Rich tigste halten würde. Toch denke ich hierbei nicht nur an den persönlichen Einfluß, den ich vielleicht auf Hildebrand ausüben würde, ich denke hauptsächlich daran, daß das Le ben der Großstadt, die Vielseitigkeit der Interessen, der Verkehr mit wirklich bedeutenden Männern das aus Hilde brand machen würden, wozu er eigentlich von der Natur bestimmt ist. Er hat seine Spielschulden einzig und allem aus Langeweile gemacht. Hier würde er Besseres zu tun und zu denken finden, und ibn hierher zu bringen würde nicht allzuschwer halten, wenn der Onkel Ministerialrat seinen Einfluß für ihn geltend machen wollte!" „Und du glaubst nicht, daß er hier erst recht den an ibn herantretenden Versuchungen unterliegen würde?" — „Da für, daß das nicht geschieht, würde ich schon sorgen — eine andre Frage aber ist die, daß er hier lehr viel mehr Zulage brauchen würde, als in seinem jetzigen Nest . . „Das laß meine Sorge sein —" — „Wir würden uns darin teilen können, Schwesterchen, aber da es mir allein allerdings mcht möglich wäre, ausreichend für ihn zu sor- gen, würdest du doch das Sarwitzsche Geld dazu gebrauchen, und nach dem, was du mir sagtest, weiß ich wirklich nicht, ob ich dir zureden darf, dasselbe zu behalten." Brunhild schwieg. Hekior fuhr nach einer kleinen Kaufe fort: „Freilich, in diesem Falle würdest du eS eigent ¬ lich nicht sur dich behalten — aber immerhin ist es eine Frage, die dein Gefühl allein entscheiden muß." Wieder folgte eine kleine Pause. Hektor seufzte leise. — „Der arme Junge; es ist eigentlich doch ein Jammer zu sehen, wie leicht so viel Talent und reiche Begabung ver loren gehen und zum Untergang anstatt in die Höhe führen kann. Es gibt eben Pflanzen, die absolut des Sonnenlich tes bedürfen, um zu gedeihen; müssen sie im Schatten ihr Leben fristen, so gehen sie zu Grunde." — „Und was denkt Hildebrand denn nun zu tun?" fragte Brunhild sehr leise, mit unsicherer Stimme. „Rechnete er auf mich?" — „O nein, er dachte gar nicht daran, dir seine Schuld zu gestehen. Er meinte, wenn er den Kredit nicht auftreiben könnte, der erforderlich wäre, um die Summe binnen vier Wochen zu bezahlen, fo blieben ihm nur zwei Auswege: Amerika oder „Oder? Was? Um Gottes willen, was?" 7- »Er sprach es nicht aus, und ich will es lieber auch nickst aus sprechen. Diese Eventualitäten sind aber ausgeschlossen, denn wenn er den Kredit nicht hat, nnd dein Gefühl sich dennoch dagegen sträubt, das Sarwitzsche Geld zu benutzen, so würde ich ihm helfen. Meine Lage würde dadurch f^s, lich aus einer gesicherten und zufriedenstellenden eine recht Unregueme werden." — „Nute mir HUdevranL, tch WM MU ihm sprechen!" — „Er ist nach der Unterredung mit mir fortgeslürmt und erst vor kurzem hermzskehrt.' — „Wie, er ging fort, in die Nacht hinaus, in dieser Stimmung und allein, und du hast mir nicht gleich gestern davon gespro chen?« — „Ich erfuhr es erst heute, ich glaubte ihn in sei nem Zimmer." — „Aber jetzt, jetzt ist er da?" — „Ja, und ich war an seiner Tür. Es ist alles still drinnen. Wahr scheinlich schläft er." — „Hektor, was soll ich tun? Sage mir, was soll ich tun?" „Ich möchte dich nicht beeinflussen, Brunhild, dein Herz muß entscheiden." — „Ja, du hast Recht, und mein Herz muh stärker sein als mein Stolz. Ich will Hildebrand helfen, nicht nur in seiner augenblicklichen Verlegenheit, sondern auch später, für immer. Ich will ihm helfen unter deiner Anleitung, nach deinem Rat. „Merne liebe, liebe Schwester, ich hoffte — nein ich MötL. daß du jo und nur io entscheiden würdest. Das Savwitztche Vermögen wird io die höchste und schönst, Äuj- gabe erfüllen, die Geld erfüllen kann; cs wird einem Men schen verbekten. sich zu voller Ganzheit und Größe zu ent falten. Glaub mrr, es steckt viel in unserm Hildebrand!" 8. Kapitel. Um Hektors Lippen spielte ein eigeniümliches Lächeln, als er das Zimmer verließ, in welchem die Unterredung mit seiner Schwester siattgefunden hatte. Er ging zu Hil- debrand. Am Fuß der Treppe, welche zu Hildebrands Zimmer führte stand er plötzlich still und faßte mit beiden Händen nach seinem Kopf, während seine Augen mit einem flackern den, unsicheren Blick umhersahen. Er schloß sie einen Mo ment und preßte die Lippen aufeinander. „Da — da ist er wieder," murmelte er, „was war et doch, was hatte ich jetzt zu tun? Eins, zwei, drei, vier, fünf" — er zählte erst hastig, dann ruhiger werdend bis zwanzig. Dann atmete er auf. „Ach, jetzt weih iw es wieder — ja, die Zahlen, die Zah len, die helfen immer. Bis jetzt habe ich es gut gemacht alles sehr gut, sehr gut — nur manchmal die Gedächtnis schwäche! Das muh man überwinden und ich überwinde es, denn ich kann alles, was ich will, alles, alles." — ' Das unruhige Zucken seiner Züge, das Flackern in seinen Aygen hörte auf. Sein Gesicht nahm wieder den gewohnten ruhigen, ein wenig überlegenen Ansdruck an. Halb entkleidet lag Hildebrand auf seinem Bett in fe stem Schlaf. Hektor betrachtete ibn einen Augenblick kopf schüttelnd. Dann zuckte er die Achseln und sah nach dec Uhr. In anderthalb Stunden muhte Hildebrand abreisen. „Dieser Kindskopf," murmelte Hektor. „Es hat mir Kopfzerbrechen genug gemacht, seine Dummheiten nutzbrin gend zu verwenden, und doch bin ich ihm dankbar für seine unbewußte Hilfe." Mit einer schnellen Bewegung faßte er Hildebrands Hand.
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