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Die Zauern sollen Michelsen. Tie neue Regierung Hat eingesehen, daß sie in Bezug auf die Ernährung des Volkes auf die frei« Mithilfe der ländlichen Bevölkerung angewiesen ist und sucht um diese nach in folgendem Aufruf: Wie verhält sich die Landbevölkerung? ,,Die neue deutsche Reichsregierung ruft hiermit alle Schichten der ländlichen Bevölkerung ohne Unterschied der Parteirichtung auf zu gemeinsamer freiwilliger Bildung von Bauernräten, um die Volksernährung, die Ruhe und Ordnung auf dem Lande sowie die ungehinderte Fort führung der ländlichen Betriebe sicherzustellen. Dis Reichsregierung hat den Wunsch, die staatlichen Eingriffe zur Sicherung der Volksernährung auf daS ab solut Notwendige zu beschränken, in der Erkenntnis, daß Freiwilligkeit und Selbstverwaltung schneller und besser zum Ziele führen als die beste bürokratische Organisation. Je mehr die ländliche Bevölkerung durch freiwillige, selbst- ,'geschaffene Orts- und Gemeindeausschüsse dazu beiträgt, baß schnell und fortlaufend die erforderlichen Lebensmittel zur Sicherung der Volksernährung bereitgestellt werden, desto weniger wird eS zu zwangsweisen Eingriffen kommen. Die ländliche Bevölkerung hat es also selber in der Hand, dies auf ein Mindestmaß zu beschränken. Die ländliche Bevölkerung kann versichert sein, daß die Reichsregierung sie nachdrücklichst schützen wird vor allen willkürlichen Eingriffen Unberufener, in ihre Eigentums- und Produktionsverhältn'sie. Wenn der Hunger niemanden aus der Stadt auf das Laud treibt, und die von der Front zurückflutenden Soldatenmassen regelrecht verpflegt wer den können, wird eS solcher Schutzmaßnahmen gar nicht bedürfen. Deshlba ist die freiwillige Lieferung der erfor derlichen Lebensmittelmem en das sicherste Schutzmittel vor Störungen der Ruhe und Ordnung auf dem Lande und garantiert auch nm be^sn den ungestörten Fortgang der ländlichen Betriebe. Dieser Zusammenhänge möge die länd liche Bevölkerung sich bewußt sein, und alles tun, was in ihren Kräften steht, das deutsche Volk in dieser schweren Zeit vor dem Verhungern zu schützen. - Niemand wird Unbilliges von ihr verlangen und sie verantwortlich machen, Wenn Transportschwicr'gkeiten oder andere Umstände Stok- kungen in der Versorgung der Bevölkerung verursachen, aber im eigenen Interesse und in dem der Volksgesamtheit muß die Landbevölkerung jetzt ohne jeden Verzug die frei willige Organisierung von Bauernri t m in die Hand nehmen. Erfreulicherweise haben die berufenen Organisationen der deutschen Landwirtschaft sich bereits mit einem solchen Vorschlag an die landwirtschaftlichen Körperschaften Deutsch lands gewendet und sich mit der neuen Reichsregierung darüber verständigt. Jetzt gilt es schnell zu handeln, jede Passivität auSzu- schalten und in freiwilliger gemeinsamer Zusammenarbeit der Bauernräte auf dem Lande mit dem KriegSernährungS- amt und den Arbeiter- und Soldatsnräten in den Städ ten alle Gefahren abzuwsnden, die eine akute Hungers not über den einzelnen und über die Volksgesamtheit heraufbeschwören muß." fMMKe WnAGW. Pflichttreue Hindenburg-. Die aus dem Großen Hauptquartier zurückgskehv« ,ken Vertreter des Kölner Arbeiter- und Soldatenrates erklärten: Hindenburg hält es für seine Pflicht, auf seinem Posten zu bleiben, bis das Heer in seine Heimat zurlickgekehrt ist. Die vielfach erörterte Frage, wann die feindliche Besatzu ng in den Rhsinfestungen zu erwarten sei, wird von der Obersten Heeresleitung auf das bestimmteste dahin beantwortet, daß min destens 31 Tage vergehen werden. Die Kölner Vertreter haben sich auch mit dem Soldatenrat im Großen Hauptquartier ausgesprochen. Die Oberste Heeresleitung gab die Erklärung ab, daß die Kölner Revolution am vergangenen Freitag von unabsehbarer Bedeutung gewesen sei. Die Oberste Heeresleitung und der Deutsche Kronprinz haben sich durch Fernsprecher fortgesetzt über die Umwälzuna im Vie Wnüer WinMöm. Roman von Wilhelm Jordan. Und nachdem ich mir durch das vermaledeite Duell damals die Offizierskarriere verdorben hatte, habe ich Euch hier Eure Briefe besorgt und habe meine Sache gut gemacht, denk' ich. Aber wenn Ihr Euch einbildet, daß Ihr den al ten, richtigen Klingström in mir tot gemacht habt, da irrt Ihr Euch: Ich verstehe meine Kinder, ich weiß, daß sie an ders sind und andre Wege gehen müssen als der große Hau fen. Und wenn Ihr mit Eurer trocknen Schulweisheit da ran rübrt, dann sage ich es Euch ins Gesicht, daß Ihr ein Nest von " „Nun ist's aber genug!" Der Arzt war aufgestanden und batte die Hand auf die Schulter des Erregten gelegt. „Ich denke, wir kennen einander und wissen, was wir einer vom andern zu halten haben. Und wenn du schimpfen willst, so schimpfe, wenn wir unter vier Augen sind, aber nicht im Hotel, wohin wir gehen, um einen gemütlichen Abend zu verbringen, und wo wir uns nicht ärgern wollen." „Den Teufel kümmere ich mich darum, ob Ihr Euch ärgern wollt oder nicht. Wenn ich 'mal eine Freude haben will, dann wende ich mich ohnehin nicht an Euch. Ihr könnt mir alle gestohlen werden!" „Na, -das ist doch aber wirklich zu arg", sing nun der Amtsrichter an. — „Lassen Sie ihn doch, wir kennen ihn ja," begütigte der Pfarrer. — „Nein, was zu viel ist, ist zu viel—" — „Guten Abend," klang da eine breite Stimme Von der Tür her, und der alte Klingström, der eben im Be griff war hinauszugehen, prallte aus die kurze stämmige Gestalt des Eintretenden, der trotz seiner grauen Haare doch mit einem lauten „Guten Abend, Herr Leutnant" begrüßt wurde. „Ha ha ha," lachte der alte Klingström auf, „es wird immer besser hier, na Adieu allerseits!" Und er schlug die Tür hinter sich zu, daß es krachte. „Der hat heute wohl wieder 'mal seinen bösen Tag?" fragte der alte Leutnant, der, ein büraerlicher Gutsbesitzer Auto, kn dem sechs Flieger saßen, wurden zwei scharfe Schüsse abgegeben, weil man Offiziers darin ver mutete. Infolge des Schreckens verlor der Führer auf der abschüssigen Straße die Gewalt über den Kraftwagen; dieser riß einen dicken Prellstein um und sauste mit voller Wucht in den vorbeifließenden Bach, sämtliche Insassen unter sich begrabend, die erheb liche Wunden an: Kopfs und den Gliedern erlitten. * Beim Trmkcn getötet. In Namslau ist der Buchdruckereibesitzer Paul Gollasch bei Ausübung seines Berufes tödlich verunglückt; auch der mit ihm be schäftigt gewesene Lehrling Rudolf Ernst wurde von oen in den Dienst kommenden Angestellten tot aufge funden. * Tammbruch am Mittellandkanal. Am Rhein- Weser-Kana) war bei dem Dorfe Dantersen ein Damm bruch des Kanals erfolgt. Die Wassermassen überflu teten mir elementarer Gewalt Dörfer und Gelände. Die Bewohner vieler Häuser wurden durch Pioniere mit Pontons von den Dächern geholt und somit vor dem Ertrinken gerettet. Es bildeten sich große Seen. Ein Kohlenschtsf ging durch die Oeffnüng auf das Platts Land Nachdem die Sperrtore in Tätigkeit ge setzt waren, konnte Montag mittag die Durchbruchs stelle wieder geschlossen werden, so daß der Schiffs verkehr bald wieder beginnen kann. * Turch Herabfaslende Erdmassen getötet. Ein Unglücksfall, dem auch ein Menschenleben zum Opfer fiel, ereignete sich beim Wasserleitungsbau des Guts besitzer Oscar Pursche in Settendorf. Ter Besitzer und ein russischer Kriegsgefangener wurden durch her- cinbrechenoe Erdmassen verschüttet. Während es gv- lang, den Besitzer noch lebend herauszuarbeiten, konnte der Russe nur tot geborgen werden. * Anschlag auf den Bahnhof Frankfurt a. M. In einer der letzten Nächte wurde von der Station Bebra gemeldet, daß sich eine Anzahl bewaffneter Leute ver schiedener Wagen bemächtigt habe, um nach Frankfurt zu fahren und den Hauptbahnhof in ihre Gewalt zu bringen. Der diensttuende Bahnhofskommandant traf sofort die nötigen Maßnahmen und ließ die Ma schinengewehre in Bereitschaft stellen. Durch schleunige Heranziehung aller Wachmannschaften wurde der Bahn hof geräumt. 30 Minuten später wurden in der Einfahrt aus den ankommenden Wagen Schüsse ab gegeben, denen sofort die Maschinengewehre antworte ten. Nach wenigen Minuten hörte die Schießerei aus. Dis bewaffnete Bande hatte eiligst die Flucht ergrif fen. Einige Personen wurden verletzt. * Standrechtlich erschossen wurde in Berlin ein Räuber, den man auf frischer Tat ertappte. Ein Russe drang in der Holzmarktstraße in einen Gemüseladen ein und versuchte, der Geschäftsfrau Geld und Waren zu rauben. Auf ihren Widerstand verletzte er sie durch einen Pistolenschuß und ergriff dann die Flucht. Er wurde bald von Soldaten des Arbeiter- und Sol- datenrates sestgeuommen und nach dem Polizeipräsi dium gebracht. Hier wurde er noch Feststellung des Tatbestände:- erschossen. * Zwei böhmische Gräsiuneu verhaftet. Gräfin Coudeuhooe, Gattin des ehemaligen Statthaliers von Böhmen, und ihre Schwester Gräfin Taasie wurden in Prag verhaftet. Sie werden beschuldigt, Lebens mittel aus dem Besitz des Roten Kreuzes verkauft zu haben * Berlin am Abend macht jetzt einen recht stillen Eindruck. Das Bild einer mittleren Provinzstadt, so etwa kennzeichnet sich die Verkehrsbswegung der ersten Tage der Woche. Die sanfte Einladung der Behörde, des Abends hübsch zu Hause zu bleiben, hat gewirkt obwohl sie nicht in die Form eines strengen Befehls ge^ rreiver ist. Tie Straßenbahn zeigt bereits um 8 Uhr abends eine schwache Besetzung. Tie Brennpunkte des Berliner Verkehrs, wie Alexancerplatz, Liudsnkreuzung, Friedrichstraße, Potsdamer Platz, haben eine ganz er heblich niedrigere Besuchsziffer als sonst. * Tic Entwaffnung der Griechen in Görlitz wurde vom Arbeiter- und Soldatenrat verfügt und ging ohne Zwischenfälle vor sich. Ueber das fernere Verbleiben der Griechen werden zurzeit mit der Reichsregierung Verhandlungen gepflogen. Ms Mr Aett. I * Oer kopflose /iutolüftrer. Auf ein auf der Landstraße nach Dibbesdorf in Thüringen fahrendes Volk und oen Zusammenbruch der Kölner Garnison unterrichten lassen. Auf Grund der Kölner Vorgänge wurden im Großen Hauptquartier außerordentlich weittragende Beschlüsse gefaßt und auf Anregung- des Großen Hauptquartiers sofort in der Etappe und an der Front Soldatenräte nach Kölner Muster gebildet. Dadurch wurde eins ungeheure Kata strophe verhindert. , Gegen den Terror in den Werkstätten. Zu Händen des Reichskanzlers Ebert ist folgende Eingabe gerichtet worden: Im Zeichen vollster Koali tionsfreiheit und Temolratte beginnen Mitglieder des Deutschen Eisenbahnsrverbandes in vielen Eisenbqhn- wsrkstätten unerhörten Terror mit unse en Mitgliedern, obwohl zwischen beiden Verbänden seit gestern Eini- gungsverhandlungen schweren. Unsers Mitglieder wer ken mit sofortiger Entlassung aus dem Eisenbahnbe triebe bedroht. Wir wären daher, falls nicht schnellste Abhilfe erfolgt, gezwungen, unsere mehr als 100 000 Mitglieder zu ihrem persönlichen Schutz zurückzuzieheu. Was das im gegenwärtigen Augenblick bedeutest dürste bekannt sein. Wir stehen der Volksregierung unbedingt zur Verfügung, aber wir verlangen freies Koalitions recht, andernfalls lehnen wir die Verantwortung für die Folgen ab. Allgemeiner Eissubahnerverband. Jckler, Vorsitzender. - - l f >' j Temsvrlmschnugs-Vorsörgv. - - i st "! Zur Uebersührung der demobilisierten Soldaten ins bürgerliche Leben ist ein besonderes Amt gegründet worden. Es wendet sich mit einem Aufruf an die be teiligten Kreise, in dem es u. a. heißt: Die bisherigen Beschlagnahmungen von Rohstoffen müssen zunächst bestehen bleiben. Nsue Beschlagnahmen durch Arbeiter- und Soldatenräte dürfen nicht statt finden, sonst ist Verwirrung unverme blich und der Arbeiter kann nicht arbeiten. In der Landwirtschaft sind alle Besitzer ver pflichtet und bereit, ihre früheren Arbeiter, Arbeite rinnen und Angestellten wieder aufzunehmPi, ebenso in gewerblichen Betrieben, Industrie und Handweck, i soweit Rohstoffe und Betriebsmittel vorhanden sind, f Wo die Aufnahme unmöglich ist, werden die Lemobiü- s machungsorgane durch Notstandsarbeiten helfen, f Wer arbeiten will, soll Arbeit und auskömm- s lichen Lohn erhalten. 'Für alle, dis keinen Erwerb i finden, wird der Staat sorgen, die nötigen Geldmittel - werden zur Verfügung gestellt werden. Die Erwerbs- i losenfürsorge ist gesichert. Nur bei ungestörter Arbeit der Demobilmachungs- s vrgane kann es gelingen, allen Heimkehrenden und kn f der Rüstungsindustrie nicht mehr zu beschäftigenden ! Arbeitern, Arbeiterinnen und Angestellten Arbeit zu j schaffen. Tie werktätige Arbeit aller aber ist die : Voraussetzung jeder neuen politischen und sozialen Organisation des Volkes. Wer die ordentliche Beschaf- sung von Arbeit stört, wer dis ruhige Demobilisation hindert, iver dis Arbeitsverbin ung zwischen Front und Heimat untergräbt, versündigt sich deshalb aufs Schiverste am Volke. Jeder folge daher in Ruhe und Ordnung den notwendigen Demobilisationsoorschristen. Ei» angebliches deutsch-japanisches Abkommen. ! Tie am Mittwoch zum erstenmal wieder erschienene Korrespondenz der Berliner Vertretung der russischen LelegraPhen-Agentur veröffentlicht einen sensationellen Entwurf eines deutsch-japanischen Abkommens zur Säuberung Rußlands, der von japanischer Seite der Regierung des Prinzen Max von Vaden vorgelegt worden sei und dessen Zustimmung bereits gefunden haben sollte. Auch Scheidemann sei angeblich bereit gewesen, einen solchen Vertrag abzuschließen. Danach wären die Vertreter dec deutschen Regierung bereit , gewesen, zusammen nüt Japan, „sobald es die politische i Weltlage zuläßt, Rußland zu geordneten Verhältnissen f zu verhelfen." aus der Nachbarschaft, feinen Müiwrtttel mit in das Zivil leben herüber genommen und beibehalten hatte. „Ach, der Sturm brach los, weil wir über seinen Jungen, den Hilde brand, Herzogen —" „Ein ganz verrückter Kerl ist der alte Klingström doch!" — „Na, wir kennen ihn ja alle und wissen, das konunt und geht so bei ihm, aber eins ehrliche Haut ist er dabei und man muß ihm eben seine Schrullen zu gute hal ten." — „Ja, ich glaube, die Herren haben ihn hier durch all zu großes Zugutehalten verzogen. Er nimmt sich denn doch Sachen heraus " — „Ach, das sieht alles schlimmer aus, als es ist, Herr Amtsrichter, Sie sind noch jung, da fällt es Ihnen besonders auf — wir wissen schon, wie wir mit dem Alten daran sind. Er hat halt auch seinen Packen zu tragen bekommen und das macht ihn unwirsch. Picht wahr, Herr Leutnant, wir wissen's?" — „Freilich, freilich, habe ich doch mit ihm im selben Regiment gestanden — und ein schöner, schneidiger Offizier war er, das mutz man ihm lassen. Aber immer so ein bißchen oben hinaus, wissen Sie! Ra, und dann kam die Geschichte mit dem Major —" „Aha," meinte der Amtsrichter, „damit hing dann wohl auch das Duell zusammen, von dem er sprach." — „Wissen Sie das nicht?" Der Herr Leutnant zog die weißen Augen brauen mit wichtigem Ausdruck hoch herauf. «Ja, das war eine verteufeln beschichte. Der Maior hatte ihn fchwcc be leidigt, sie schossen sich," und der Leutnant dämpfte seine Stimme, als wüßten die übrigen Anwesenden nicht längst den Inhalt seiner Geschichte — „und der Klingström schoß ihn nieder.". Der Herr Leutnant blickte um sich, als er warte er eine besondere Wirkung von dieser Mitteilung, die jedoch ausblieb. „Lassen Sie die Toten ruhen Herr Leutnant," sagte der Doktor, der inzwischen die Karten auf den Tisch ge stellt hatte. „Spielen Sie lieber ein Whistchen mit uns." Der Leutnant trat an den Tisch, der Amtsrichter wollte aber noch Näheres über die Geschichte wissen. „Ist er auf Festung gekommen, der alte Klingström?" fragte er. — „Freilich", lautete die Antwort, „und die Zeit dort hat er dazu benutzt, um eine militärische Broschüre zu schreiben, die Aufsehen aemachi Hai — seiner Zeit natürlich, jetzt ist sie vergessen. Ader el« särmM Kops war er und konme, was er wollte, nur die Ausdauer, wissen Sie, da sehlte es im mer. Aber mag er sein, wie er will, und mag er sich im merhin einbilden, daß er mich nicht leiden kann, weil wir eben zusammen Offiziere waren und er von der ganzen Zeit nichts mehr wissen will — ich vergesse es nicht, wie er damals, als ich tief in der Patsche saß, daß ich dachte, die Juden hätten mich schon beim Wickel, daß er damals bei Nacht und Nebel selbst zu mir herauskam, um mir die Nach richt zu bringen, daß ich zwanzig Tausend Taler in der Lotterie gewonnen hatte — bloß damit ich nicht eine Nacht länger in Kummer und Sorge zubringen sollte." „Na, und bei mir hat er auch was gut, für den Lees komo, mit dem er mich beschenkte, als ich den ersten Weih nachtsabend hier mutterseelenallein und wildfremd als Kandidat auf meinem Giebelstübchen in meinem jetzigen Pfarrhaus saß. Wenn einem gerade so recht weich und ein sam ums Herz, da ist man empfänglich - für ein Liebes zeichen." ' Der alte Arzt nickte nur lächelnd vor sich hin und fing an die Karten auszugeben. Da beruhigte sich denn auch das verletzte Zartgefühl des Amtsrichters. Der alte Klingström aber schritt wieder über den Markt- platz, diesmal die Pfeife, die doch ausgegangen war, wis ein spanisches Nohr schwenkend, der Posthalterei zu. Ein halbwüchsiger Junge stand an eine Haustür gelehnt und blickte den erhitzten, lebhaft gestikulierenden alten Herrn glotzend an. Klingström, dessen Blick zufällig aus das dumme Ge sicht des Jungen fiel, blieb stehen, riß die Mütze vom Kopfe des angehenden Neyburger Bürgers und warf sw mitten auf die Straße. „Da, und merke dir's, dab man den Postmeister von Klingström müßt und nicht analobt, sagte er, weiter schrei- tend. In diesem Augenblick rasiette ein Lohnfuhrwerk um die Ecke des Marktplatzes. Der alte Klingström schwenkte die Pelzmütze. „Willkommen, Junge, willkommen!" — Hildebrand Klingström sprang aus dem Wagen, und Vater und Sohn umarmten sich, unbekümmert um die neugieriasu GeüLtL!»