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Rabenauer Anzeiger : 19.11.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191811195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19181119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19181119
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-11
- Tag 1918-11-19
-
Monat
1918-11
-
Jahr
1918
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Ernst, mit der Wahrnehmung der Geschäfte des bis herigen Finanzmi..'Zeriums Genosse Dr. Albert Süde- rum, mit der Wahrnehmung der Geschäfte des bis herigen Kultusministeriums die Genossen Adolf Hoff mann und Konrad Haenisch bauftrqgt. Di« Vervoll ständigung der Regierung erfolgt baldigst. ° Ablösung der Beamten. Ter bisherige Reichs kanzler und Mitvorsitzende des „Rates der Volksbeauf- tragten", Ebert, hat in seinem Aufruf die Beamten aurgefordert, auch ivenn es ihnen schwer werden sollte, sich in die neuen Verhältnisse zu finden, ihre Pflicht zu tun, bis die Ablösung erfolgt. Tas bedeutet also, daß alle Beaniten, die nicht auf dem Boden der neuen Staatsform stehen, nach und nach abberufen wer den sollen. Es steht mithin zu erwarten, daß erhebliche Aenderungen in Organisation, Rangstufe und Gehältern der Verwaltung zu erwarten sind und daß auch die Titel künftig in Wegfall gelangen sollen. Auf brr anderen Seite bleibt die Notwendigkeit einer tüchtigen Beamtenschaft für eine deutsche Republik gerade so bestehen, wie sie für das deutsche Kaiserreich bestand. Ohne Beamte nnt Fachkenntnissen gebt es nicht. Und dem Beamten muß geradeso sein Recht werden, wie allen anderen Bevölkerungsklassen. * Berlin, 11. Nov. Zur Ueberführung des deutschen Wirtschaftslebens in den Frieden ist eine oberste Reichs behörde unter der Bezeichnung „Reich Samt für die Wirtschaftliche Demobilmachung (Demobilma chungsamt)" errichtet worden. Mit der Leitung dieses Amfts ist mit Zustimmung des Herrn Krirgsministsrs der bis herige Oberstleutnant Koeth, Leiter der Kriegsrohstoff abteilung, beauftragt worden. Dieser hat die gesamten Arbeiten der wirtschaftlichen Demobilisierung in die Hand zu nehmen, sich mit sämtlichen hierbei in Betracht kommen den Zentral-, Provinzial- und Lokalbehörden des Reichs und der Bundesstaaten zu diesem Zweck in Verbindung zu setzen, die erforderlichen Maßnahmen mit ihnen zu ver einbaren oder nötigenfalls selbständig zu ergreifen. Alle Zivil- und Militärbehörden werden auf gefordert, den Weisungen des Hern: Koeth in Ange legenheiten der wirtschaftlichen Demobilisierung unwei gerlich und mit größter Beschleunigung Folge zu leisten und ihm zur Durchführung seiner für die Wohlfahrt unserer Voltes äußerst wichtigen Aufgabe nach jeder Rich tung behilflich zu sein. Die Reicht regierung. Ebert. Haase. «»KeVmtkt. Gerüchtweise verlauft, daß Kaiser Karl Wien ver- lasfen hab«. Tas Reiseziel ist an ebiich EckartSau tn Obervster-reich. Die Sch öfter von Wien find größten- terls von Roten Garden besetzt. Es bestätigt sich, daß Kaiser Karl nicht abgedankt, sondern nur auf Staatsgeschäfte verzichtet hat, da er in Ungarn noch König ist und zur Abdankung Lie Zustimmung des unga rischen Reichstags notwendig ist. P ts^" Lehen Gerüchte von einem kommunistischen Wrnß au» Tschlscheuland. Da- Prager Blatt „Praoo Lidu" veröffentlicht an der Spitze seiner Abendausgabe einen Gruß an die sozialistische deutsche Republik. Di« tschechischen So zialisten können nun, schreibt das Blatt, den deutschen Genossen Ihre Bruderhand reichen und aus tiefster See.e ertönt der Gruß: Proletarier aller Länder, vereinigt Euch! Heute sei alles vergessen! Freie Menschen lw- yrüßen sreie Menschen, Nationen nehmen ihr Schicksal M die Hcmd. Dis französische, englische, italienische und die Arbeiterschaft der gan en Welt hat nun keine Ursache meHr, in Deutschland ein« Feste der Reaktion und eine ständige Bedrohung zu sehen. Einsal, polnischer Bamvem in OVovschresie» mÄ Pos«». ES liegen verläßliche Nachrichten vor, daß sowohl . in Obsrschlesieu als auch im Posenscheu Gebiet polnische" j Legionäre und undisziplinierte Verbände emgebrochen ' sind und raubend und plündernd Besitz von den Ort schaften ergreifen. Der Rat der Volksbeauftragteu hat gemeinsam mit dem Arbeite- und Soläatorrat ener gische Maßnahmen beraten, um die deutschen Volksge nosse» in Liesen Gebieten zu schützen. WütSN gegen aen Tenor. An den Präsidenten des österreichischen Staats- raates Karl Seitz ist in einer Depesche aus Bern, von dem Jnformationsbureau der Bereinigten Staaten von Amerika, folgende Botschaft des Präsidenten Woodrow Wil-on augelangt: „Der Präsident der Bereinigten Staate» richtet an dis nun konstituierten Völker in Oesterreich-Ungarn, denen die Befreiung vom Jochs des österreichisch-unga rischen Reiches gelungen ist, den folgenden Ausruf: Es sei mir gestattet, als Wortführer eurer dreien aufrichtigen Freunde zu sagen: Es ist die ernsthaf teste Hoffnung und Erwartung aller Freunde der Freiheit allerorts und insbesondere jener, denen ge genwärtig die unmittelbare Pflicht obliegt, den be freiten Völkern der Welt beim Werks des Ausbaues ihrer wahrhaften Freiheit beizustehen, daß sowohl die Führer wie dis Bevölkerung der nun befreiten Län der danach trachten, die begonnenen Veränderungen sowohl in Ordnung, mit Mäßigung und Milde, wie auch mit Festigkeit durchzuführen und Gewalttätig keit und Grausamkeit jeder Art zu hemmen und zu verhindern, auf daß keinerlei Unmsnschlichkeiten die Annalen des neuen Zeitalters, das das einer voll kommenen Ordnung fern soll, beflecken. Eure Freunde wissen, daß solche Vorkommnisse die großen Dinge, die wir alle anstreben, nur verzögern könnten, und sie richten daher vertrauensvoll an en h den Appell, es mögen alle Kräfte gebunden werdsu. die die Fort schritte der Freiheit verzögern oder in Mißkredit brin gen könnten. Woodrow Wilson." Mz Ml Weit. * Glück irn Unglück. In Kalbe wurde um Neber- gang eines Feldweges infolge herrschenden Nebels ein Zweigespann vom Zuge überfahren. Ein Pferd wurde sofort getötet, während das andere wie durch ein Wunder unverletzt blieb. Vou den beiden auf dem zertrümmerten Wagen befindlichen Personen er litt ein 12jährigcr Junge Verletzungen, der zweite, «in französischer Kriegsgefangener, kam mit dem blo ßen Schrecken davon. » Eine »reue Tropfsteinhöhle wurde unterhalb der Gaßkögel Sei Ebensee in Oberösterreich entdeckt und zum Teil erschlossen. Dis Höhle ist reich an pracht vollen Tropfstemgebilden und wird von einem Bach durchflossen, in dem man einen Zufluß des Rötlsees vermutet. Aus dem Grunde der Höhls fand man verschiedene Knochen, darunter einen gut erhaltenen Bärenschädel mit Unterkiefer. Die Ausdehnung der Höhle ist bedeutend; bis jetzt wurde sie auf etwa 600 Meter Länge und 160 Meter Tiefe erforscht. ' Eine kleine, aber folgenschwere Explosion. Der Klempnermeister Pohl aus Schmiegel war in seiner Wertstätte mit der Anbringung einer neuen Bohr maschine an einer Wand beschäftigt, wobei ihm sein 14jähriger Sohn und der Lehrling Zimmermann be hilflich waren. Die Maschine entglrtt aber ihren Hän den. Durch den Stoß der Maschine kam der Sohn zu Fall, auch wurde eine dort stehende Bsnzinflasche beschädigt. Das den Händen des jungen Mannes entfallende Licht setzte das ausflisßsnde Benzin in Brand, und durch die Explosion trugen Vater und Sohn und der Lehrling Zimmermann erheblich« Brandwunden davon. Die Verletzungen des Herbert Pohl waren so schwer, daß er seinen Leiden erlegen ist. * Einbruch in die StatiouSkasse. In Nawitfch wurde auf dem Bahnhose das Stationsbureau mittels Nachschlüssels geöffnet, eine Geldkassette gewaltsam erbrochen und daraus etwa 3000 Mar? Papiergeld in Kassenscheinen und ein Pelz gestohlen. Lebendig verbrannt. Ein schwerer Unglücks fall ereignete sich auf dem Smölitzer Guts. Der Vogt stand früh auf und zündete die auf den» Tische stehende Lamps an, um sich anzuziehsu. Plötzlich explodierte sie, und der brennende Inhalt ergoß sich auf den Vogt. In seiner Angst lief er auf den Hof an ein Wasserfaß, um die Flammsu zu löschen. Er erlitt jedoch so schwere Brandwunden, daß er bald darauf starb. * Ein Opfer fernes erhabenen Berufes wurde in Wssuw, Kreis Meppen, Kaplan Elers. Trotzdem er seit Tagen an Grippe erkrankt war, war er immerfort tätig, die Kranken seiner Gemeinde zu besuchen. Am Sonntag fuhr er per Rad nach Fehndorf, um in der dortigen Kapelle das hl. Meßopfer darzubringen. Man fand ihn später auf dem Wege tot neben seinem Rade liegen. Er war vor Erschöpfung gestorben. * In „Begleituvg". Aus einer Stadtverordneten- versamm ung in Osnabrück wird berich et: Oberbürger meister Dr. Nißmüller betrat in Begleitung eines mit aufgepflanztem Seitengewehr bewaffneten Soldaten den Sitzungssaal und eröffnete die Sitzung mit folgenden Worten: „Meine Herren, ich eröffne die Sitzung. Wie Ihnen bekannt sein wird, ist auch hier in Osnabrück ein Soldatenrat eingerichtet. Verschiedene öffentliche Büros sind von Posten besetzt woroen, so auch mein Büro. Ich habe einen ständigen Begleiter erhalten in der Person des Herrn Musketier Auer. Ich habe mich er kundigt, in wessen Antrag man komme. Man ant wortete mir, das wisse man noch nicht. Weitere Ver handlungen waren noch nicht möglich. * Tic Kreelder Seiden- und Samftoebercien werden sofort nach Eintritt des Waffenstillstandes de» Betrieb wieder ausnehmen. Die Werke erhalten die noch lagernde Seide, Kunstseide und Bann-wollqarns zur freien Werwen-uny uulsr der Bedingung ' sofortiger Einstellung aller sich meldenden Arbeitskräfte bis zur Friedensstärke der einzelnen Werke. * Er tonnte veu Untergang seines Paterlauses nwft überleben. Durch Erschießen machte seiucm Leben der Musketier Landwirt Wilhelm Siebert aus Derenburg ein Ende. In einem hinterlassenen Briefe erklärte «r, er habe den Untergang seines Vaterlandes nicht überleben können. Segnungen der Landarbeit. Etwa 1000 Mädchen und Frauen aus Chemnitz und Umgegend, die wäh rend der Sommers in Ostpreußen als landwirtschaftliche Arbeiterinnen tätig gewesen waren, kehrten in die Hei mat zurück. Der Sonderzug, mit dems ie eintrafen, führte nicht weniger als 1000 Zentner Gepäck mit sich, in dein sich sogar lebende Ziegen und Schweinchen befanden. Bonn. Dem Fliegerangriff auf Boun am 31. Ott. sind 36 Tote, 36 Schwer- und etwa 20 Leichtverwundete zum Opfer gefallen. Der Sachschaden war weniger be deutend. Hemsbach. Einem Bauern in Balzenbach wurde die gesamte zusammen gehamsterte Barschaft, nämlich 1000 Mark Papiergeld und 3000 Mark Silbc-rgeld, durch Ein« druck, gestohlen. . : „Es ist jemand draußen. Herr Leutnant von Hart- r rings», er hat etwas zu sagen." — Brunhild machte einen schnellen Schritt zur Tür und öffnete dieselbe. Das Rauchzimmer, das dem Boudoir gegenüLerlag, ivar weit geöffnet, fremde Menschen drängten sich dort um den Divan — und in dem Rahmen der Tür stand Bernhard von Hartringen. Er trat ihr entgegen, und sein Blick traf sie so traurig und innig, -aß -ie Frage, die auf ihren Lippen schwebte, erstarb. . -,-2.ch bring« Ihnen «ine schwere und traurige Nach- «r, Sie müssen stark sein, gnUige Frau." — S-.e bückte m diese guten, mit so viel fragender Teilnahme auf sie gerichteten Augen. — Ich bin ruhig, Herr von Hartringen," sagte sie unwillkürlich. — „Ihrem Gemahl ist ein Unfall zugestoßen," fuhr er fort, „wir haben ihn in jenes Zimmer gebracht." Bernhard erschrak vor dem eisig abweisenden Ausdruck, den das schöne, blasse Gesicht vor iwn plötzlich anncÜM. . Zwei Mädchen dräirgten sich in das Entree. Dar eine wemte laut, da« andere rief unaufhörlich: „Ach, daS Un glück, ach, dar Unglück!" Holen Sie -inen Arzt!" befahl Brunhild dem Diener, der hinter ihr stand. — „Graf EmrLorf holt ihn schon," jagte Bernhard. Sie sah mft einer schnellen Bewegung zu ihm auf. — »Graf Enndorf? Ex mar dabei?" Ihre Stimme klang seltsam gepreßt. „Er fand den Verwundeten zuerst," sagte Bernhard teile. „Wo ist der ^oron dort?" Sie trat 'm das gegen- üb-rliegeu-r Zimmer. Die --entt die in demselben waren, wichen ihr scheu ans. Bernhard wlgte ihr. Er wollte an ihrer Seit« bleiben, sie stutzen — er hätte ihr am liebsten den Anblick des offenbar mit dem Dod« Ningeuden erspart. Sie beugte sich über ihn. Man hatte Paletot und Weste des Verwundeten zurückgestreift. Ani dein weißen Hemd i zeigte sich, mitten auf der Brust, ein kleiner runder Fleck. Brundhild legte den Finger darauf, und ihr Blick hob sich fragend zu Bernhard auf. - „Ja," sagte er leise, ein Swuß aus nächster Nähe." — In diesem Augenblick öffnete -er Verwundete die Augen und versuchte den Kopf zu heben. Da quoll ein Blutstrom aus seinem Munde, er sarrk zurück, von Bernhards Arm unterstützt. t „Wasser!" rief Brunhild in befehlendem Tone, „Wasser und Eis!" Einer von den Leuten, die sich in das Zimmer gedrängt hatten, entfernte sich, das Verlangte zu holen. Bernhards und Brunhilds Blicke begegneten sich über dem fahlen Ant litz des anscheinend Ohnmächtigen. Wieder sprach innige Teilnahme, der Wunsch zu helfen und das Leid, keine Hilfs zu wissen, auS Bernhards Blick, während Brunhilds Ant litz eine totenhafte, unheimliche Starrheit zeigte. Eine Bewegung entstand an der Tür. „Ich bin Dok tor Röhricht, ich wurde gerufen," sagte eine fremde Stimme. Die Hausleute wußten, daß an der Ecke der Tiergarten straße ein Schild diesen Namen trug. Aber sie kannten den Doktor nicht und wußten nicht, wer ihn gerufen hatte, denn er war nicht der Hausarzt der Herrschaft. Dennoch war er in diesem Augenblick willkommen, man machte ihm Platz und wies ihn zu dem Verwundeten. „Doktor Röhricht," wiederholte er nochmals mit lei serer Stimme, als er neben Brunhilde trat. Er beugte sich über den Liegenden. Nach einet Minute lautlosen Schweigens richtete er sich wieder empor. „Es ist vorbei," sagte er, „das Herz hat aufgehört zu schlage», er ist tot!" 4. Kapitel. In Neyburg wurde da Postbureau um 7 Uhr abends geschlossen. Der Postmeister vou Klingström wanderte hinüber nach dem „Hotel", in dessen Weinstube sich allabendlich die Honorationen des Städtchens zu einer Skatpartie zu ver- sinigen pflegten. Die große, breitschulterige Gestalt schritt stramm und aufrecht über den Marktplatz. Das volle. Weiße Haar, das er wie eine Bürste in die Höhe gekämmt trug, sträubte sich unter der Pelzmütze hervor, und das kühn geschnittene Gesicht mit der fein gebogenen Adlernass und dem noch dunklen Schnurrbart paßte eigentlich schlecht zu der philiströsen langen Pfeife, die dsr alte Klingström bei der kurzen Wanderung vom Bureau nach -SM „Hotel" nicht erst ausgehen ließ. «Guten Abend, Herr Postmeister/.rief ihm -er vor der Tür stehende Kellner zu. Er nickte kurz und ging vor über. Er trat in das Zimmer,, in dem der Amtsrichter, der Arzt und Pfarrer schon hinter ihren Biorkuffen saßen. „Heute sind wir zu Pieren," rief der Amtsrichter, „da der Doktor einmal keinen unter die Erde zu bringen hat. Heut gibt's ein L'hombrechcn, was?" — „Gar nichts gibt's," sagte der alte Klingström, „mein Sohn, der Referendar, kommt heute Abend, und ich bin nur gekommen, um " —„Nichts da," riese» die andern, „machen wir einen Whist, und der Referendar kann mittuii. Einer wird dann immer ausgerobbert." — „Ist nicht!" erklärte der Postmeister. „Mein Hildebrand spielt nicht, hat Besseres zu tun." — „Na, Postmeisterchen, seien Sie nicht ungemütlich. Es wird Ihrem Referendar nichts schade», wenn er 'mal eine» Abend unter vernünftigen Leuten zubnngt. Im Gegenteil, kann ihm nur nützlich sein in: Gegensatz zu seinen sonstigen —" „Lassen Sie dis Sticheleien, Herr Pfarrer," rief der alte Klingström. „Wenn Sie denken, daß ich nicht weiß, was Sie sagen wollen — ah, ich weiß recht gut, worauf daZ geht! Aber ich sage euch, ihr wißt nicht, was es beißt, Kling- strömsches Blut in den Ädern zu haben. Das will austoben, sage ich euch." „Na ja, ein paar dumme Streiche kann so ein junger Mensch wohl machen, aber wenn er Abend für Abend unter einer Komödiantenbande zubriugt — das taugt nichts, und wenn wir schon einnwl darüber sprechen, daß sollten und dürften Sie nicht leiden. Postmeister." „Laßt mich und den Jungen ungeschoren, das versteht ihr nicht. Er macht Studien." — „Ich begreife doch nicht, wie ein sonst vernünftiger Mensch, wie Dn, Klingström, mit seinen Kindern so unvernünftig sein kann," brummt« der Arzt, der weißköpng wie Klingström war und mit die sem schon seit dreißig Jahren das Neyburger Pflaster trat, „Woher weißt du denn, daß ich so vernünftig bin, Dok tor?" fragte der Alte. „Du denkst wohl, es spukt einem nicht noch manchmal durch die Adern, wenn man in seiner Jugend der „tolle Klingström" geheißen hat? Ihr, mit Eurem Neyburger Philistertum, habt mich freilich kirre ge kriegt, Fortsetzung folgft
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