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Rabenauer Anzeiger : 19.11.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191811195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19181119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19181119
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-11
- Tag 1918-11-19
-
Monat
1918-11
-
Jahr
1918
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Me K lm deuischen Land ausW. Die Revolution ist mit hallendem Tritt durch die deutschen Städte geschritten, und manch» Blutspuren bezeichnen leider ihren Weg. TaS alte und das neue Regiment ist zusammengestotzen, denn es war doch nicht erwartet worden, daß die Abdankung des Kaisers gleich bedeutend sein sollte mit einer Umwälzung der StaatS- form. AuSgeschaltet waren außerdem die bürger lichen Parteien, die bisher mit den Sozialdemokraten Lie Mehrheit des Reichstags gebildet hatten. ES hat sich alles ganz anders entwickelt, als es der letzte Reichskanzler, Prinz Max von Baden, und seine Mit arbeiter angenommen hatten. ES hat sich auch in unserem Vaterland« gezeigt, daß eine Bewegung leicht denen über die Köpfe wächst, dir sie anfänglich leiten und meistern zu können glaubten. Das Blutvergießen und die Ausschreitungen in den »roßen Herden der Umwälzung hat sich aber doch M mäßigen Grenzen gehalten, und das Ausland, das fast atemlos die Vorgänge in Deutschland verfolgt, Lar dicht die Berechtigung, von „russischen Zuständen" M Deutschland zu reden. Hat sich ein Teil der deutschen Bevölkerung dem Vorgehen der revolutionären SoÜ- daten angeschlossen, so steht der andere Teil erschüttert bei Sette. Das kann nicht anders sein, denn Tausende sind durch den Krieg nun noch enger mit dem Reiche, wie e§ war, verbunden. Daß es so schnell anders werden würde, haben wohl auch die nicht erwartet, die heute sich Sieger nennen. Am tiefsten ist wohl der Eindruck in den mitt leren und kleinen Städten, den „stillen" Orten, di« fern ab liegen von den Städten, in denen dis Weltgeschichte gemacht wird und die sich frei gehalten Haben von der aufreibenden und aufregenden welt städtischen Nervosität, soweit es im Kriege möglich war. Dort ist die Revolution wie ein Blitzstrahl gekommen, -unerwartet und auch unversvüct, ohne das Grollen und di« Gärung der Bevölrerungs- und politischen Zentralen. Die Neuerung ist dort aber auch ruhiger ausgetreten, ohne leidige Begleiterscheinungen, und nur Erklärungen und Umzüge haben die Tatsachen verkün det. Dann war es in der Regel wieder still, der Druck der Erwartung und Sorge bewegte die Gemüter. Weni ger galt wohl der eigenen Personen diese Stimmung, als dem Geschick des Vaterlandes, das vor den Verhand lungen mit dem Feind st«ht. Vor acht Tagen hieß sS noch, keine Unterwerfung. Was wird jetzt kommen? Das geschäftliche Leben hat den schweren Schritt der Revolution Wohl gemerkt, die Uhr der geregelten Tätigkeit hat in ihrem Gang mehr oder weniger ge litten. Weniger als das Vertrauen auf die Sicherheit ist die Lust zum Kaufen geschwunden in der ge drückten Stimmung, die geschäftlichen Umsätze beschränk ten sich selbst in weltstädtischen Niesengeschäften auf das Notwendige. Erst die geregelte Entwicklung kann diese Verhältnisse heben. Ueber das Auftreten der politischen Demonstranten gegenüber der Allgemeinheit kommen keine besonderen Klagen, aber die gar zu selbstbewußt gewordene junge Generation hat die Disziplin in so ernster Zeit nicht selten vermissen lassen. Waren in dieser Beziehung jo wie 10 schon Befürchtungen laut geworden, so sind sie in diesen Tagen noch verstärkt worden. Wie die Blätter im Winde, sind Purpur und Hermelin ver schwunden. Aber Deutschland muß aufrecht bleiben um seiner 70 Millionen Bewohner wegen. iVm. l AÄLtlW der LWrHiWM- brdWUngen. Pom Eiffelturm werden folgende Asnderungen d«S Waffenstillstandes gedrahtet, und zwar nach einer Mel dung der deutschen Bevollmächtigten an die deutsche Oberste Heeresleitung: Artikel 4, worin eS in Absatz 4 heißt: „Um di« Gefahren der Einrichtung einer ausgedehnten neutra len Zone zu verhindern usw., wird wie kolot lauten: Vie WSer Mgrtlöm. Roman von Wilhelm Jordan. Im Schein einer Gaslaterne erkannte Enndorf eine Uniform. „Herr Kamerad!" rief er hinüber. Die große Gestalt näherte sich. „WaS gibt es?" — „Bernhard! Bist du es! Welch ein Zufall! Es ist hier ein Unglück geschehen, ich weiß noch nicht, was?" Bernhard hatte eines seiner Wachsstreichhölzer entzün det und leuchtete auf den vor ihm Liegenden. „Mein Gott!" rief Enndorf entsetzt. Bernhard nickte. „Ja, das steht böse aus —" — „Es ist Sarwitz, der Baron Sarwitz — hier, fast vor seinem Hause!" Bernhard blickte seinen Freund und dann den anschei nend Leblosen an. „Warst du mit ihm?" fragte er leise. — „Nein, nein, ich " — „WaS ist denn da passiert?" fragte eine tiefe Stimme. , Einer von den vielen in der nahen Tiergartenstraße patrouillierenden Schutzleuten stand neben den Freunden. — „Ein Unglück oder ein Mord," sagte Enndorf erregt, wahrend Bernhard ein zweites Wachslicht anzündete. Der Schutzmann warf einen prüfenden Blick auf den Liegenden, der sich jetzt wieder schwach bewegte, und auf dessen Lippen Blutstropfen standen. Ein zweiter, ebenso prüfender Blick streifte die beiden Freunde, glitt ober mit einem gewissen .Ausdruck von Beruhigung an den Offiziersuniformen der selben ab. Ein greller Pfiff ertönte. „Da er noch lebt, müssen wir ihn fortschaffen," sagte der Vertreter der' heiligen Hermandad mit unerschütterlicher Ruhe. „Es werden gleich noch ein paar von drüben her über kommen." Er wies nach der Tiergartenstraße. „Nein, nein," unterbrach ihn Enndorf, „wir brauchen niemand weiter — die nächste Villa gebärt dem Verunglück, ien wir wollen ihn hinbringen." — „Sie kennen ihn also, Herr Leutnant?" — „Ja, es ist der Baron Sarwitz, hier «uS der Regentcnstraße." — „Waren die Herren dabei, wie -der — wie das Unglück geschah?" — «Nein, wir kamen su- Ekns neutrale Zone Mrd aus Lem rechren Rhelnufer j zwischen dem Strome und zehn Kilometer (statt 40 und j 30 Kilometer) von dort von der niederländischen bis > an die schweizerische Grenze Vorbehalten." Absatz 5 wird, um auf deutschem Gebiet die f Truppen ordentlich verteilen zu können, wie folgt ge- s ändert: „Die Räumung des Rheinlandes, rechtes und t linkes Ufer, durch den Feind, wird in der Weise ge- s regelt werden, daß sie innerhalb weiterer sechzehn - Tage, mithin tm ganzen 30 Tage nach der Unter- t zeichnung des Waffenstillstandes verwirklicht sein kann." t Weiter wird diesem Absatz folgendes hinzugefügt: „Bon i den Einwohnern wird niemand wegen des Verübens ! oder der Teilnahme an Krregshandlnngen vor Unter- ! zeichnung des Waffenstillstanoes verfolgt werden." Die Zahl der abzuliefernden Lastkraftwagen s Mrd von ursprünglich 10 000 au? 5000 herabgesetzt. Artikel 14 lautet: Auslieferung ssmlUcher jetzt - vorhandener Unterseeboote (statt 160) einschließlich der Unterseekreuzer und sämtlicher Minenleger nebst voll ständiger Bewaffnung und Ausrüstung an den Ver- band und die Vereinigten Staaten. Sie haben sich nach den von den Verbündeten und den Bereinigten Staaten anzulveisenden Häfen zu begeben. Eine Aenderung wird in Artikel 16 mit Bezug auf die Seesperre vor^enommen. Die Verbündeten sind d«K Ansicht, daß sie, wenn einmal der Waffenstillstand beschlossen ist, die Fortdauer der Seesperre die Ver sorgung Deutschland» in den» von ihm für nötig er- achiete« Maße nicht behindern solle. Infolgedessen wird Artikel 16 folgendermaßen lauten: „Die Verbündeten und die Vereinigten Staaten geben die Versorgung Deutschlands während des Waffenstillstandes in dem Maße zu, wie sie «S für nötig erachten " Der Schluß des Artikels 18 wird folgendermaßen geändert: Die Dauer des Waffenstillstandes wird auf 35 Tage mit Möglichkeit einer Verlängerung ausge dehnt. , ES ist noch nicht zu übersehen, aus welchen Grün den sich die Entente zu diese!» Milderungen verstanden hat. Vermuten läßt sich da mancherlei: Vielleicht ist nachträglich der Einfluß Wilsons noch stärker geworden, obwohl das Ersuchen der deutschen Negierung um Mill- derung der Bedingungen noch nicht in seinen Händen sein konnte,als diese tatsächlich erfolgte. Möglich »stauch, daß den Machthabern im Versailler Rat selbst vor der Maßlosigkeit ihrer Forderungen graute, zumal das j Echo der Empörung aus den neutralen Staaten ihnen anfma in die Ohren zu klingen. Auch das Moment ist nicht äußer Betracht zu lassen, daß man auf gegneri scher Seite befürchtet, das deutsche Volk aus wirtschaft licher Not zur Verzweiflung zu bringen, dadurch d-en Bolschewismus zu nähren und eilten gefährlichen Fun kenbrand jenseits der Grenz« zu schüren. Die Nach richt, daß die sransösische Negierung berei S gestürzt sei, daß in der englischen Flotte Meutereien vvrgekonnneu feien, hat sich zumr noch nicht bestätigt, aber «in Ausstrahsen der deutschen Revolution ist nicht nur möglich, sondern sehr wahrscheinlich, und dann wird die Zeit kommen, wo unsere Gegner, in erster Reihe die Italiener, werden aufhüren müssen, Siegesdcpeschen zu schreiben, um das eigene Haus zu retten. Auch mit Len Milderungen sind die WaffenstiA- standsbedingungen hart, grausam und kleinlich, das Gegenteil eines Ausflusses der Völkerverständigung. Aber gerade der Krieg hat un» gezeigt, daß die Ver hältnisse »nächtiger sind als die Menschen. Was heute aus den» Papier sich schreckenervegend auSnimmt, kann morgen schon eitel Dunst sein. Und darum wollen wir der ernsten Laa« zwar ohne rosigen Optimismus ins Gesicht se^en aber dabet doch berücksichtigen, daß auch bei Ler L chführung dec Waffenstillstands- und Frie- denSbedingungsn «S ein Matz des Möglichen gibt, daß auf gut deutsch „nichts so heiß gegessen wird Me es gekocht ist". » Dk Waffen in Ehre» geführt. „Der Waffenstillstand ist unterzeichnet worden. fällig dazu — als der Schutz fiel — fassen Sie an, Schutz, mann, wir tragen ihn." — „Nicht so eilig, Herr Leutnant, wenn er etwa tot ist, dürfen wir ihn gar nicht fortbringen." „Aber Sie sahen doch, daß er sich bewegte, und wir kön nen ihn unmöglich hier, ein paar Schritt vor seinem Hause, liegen lassen." — Der Schutzmann blickte nach der Richtung der Lier- gartenstraße hin. „Da kommen sie schon," sagte er. Zwei andre näherten sich eilig. „Wissen die Herren vielleicht, von woher der Schuß gefallen ist?" fragte der erste der Vertreter der Stratzenge- rechtigkeit mit einem abermaligen prüfenden Blick auf die Uniformen der Freunde. „Hier, aus einem der Garten, ich meine direkt hinter dem Pfeiler hervor," sagte Enndorf. „Schade, daß es keinen Schnee gibt — auf dem hart ge- frorenen Boden läßt sich keine Spur Verfolgern", Er hat sich wieder bewegt," konstatierte Bernhard. Die beiden anderen Schutzleute waren inzwischen herangekommen. „Na denn, in Gottes Namen, ansassen!" Die drei Schutz leute hoben den Liegenden empor. — „Welches HauS ist es, Herr Leutnant?" — „Dort jene Villa." . - - . Enndors wandte sich mit einer heftigen Bewegung an Bernhard. „Wenn du mir einen Freundschaftsdienst erweisen willst, einen wahren Freundschaftsdienst, so gehe du mit hinein — ich kann's nicht!" Er batte hastig und leise, nur für Bernhard verständ lich, gesprochen. Dieser blickte ihn erschreckt am „Mein Gott, ich, Enndorf? Ich bin ja nie dort gewesen, kannte den Varon nicht" — „Gerade deshalb — ich bitte dich darum." Und noch ehe er Bernhards Antwort erwartet hatte, wandte er sich an die Schutzleute. „Ich hole einen Arzt, mein Km merad wird Sie führen!" — „Dann bitte ich »un Ihren Namen, Herr Leutnant!" — Leutnant Graf Enndorf, Bellevue-Platz 1," klang es ungeduldig zurück. — „Ich bitte dich, Enndorf, bleibe hier, lasse mich den Arzt holen." — Bernhards Worte verhallten ungehört, Enndorf schritt eilig über die Straße. In diesem Augenblick kam der Hausdiener, welcher das Gartentor schließen wollte, au? der Sarwitzschen Villa. Bernhard verständigte ihn mit wenigen Worte»» über das Vorgefallene. Er hatte nicht mehr Leit, über Enndorf und besten seltsame» Benehmen MS zum heutigen Tage haben wir unsere Wassen in Ehren geführt. In treuer Hingabe und Pflichterfül lung hat die Armee Gewaltiges vollbracht. In sieg reichen Angrisfsschlachten und zäher Abwehr, in har tem Kampfe zu Lande und in der Luft haben wir den Feind von unseren Grenzen ferngehalten und die Heimat vor den Schrecknissen und Verwüstungen des Krieges bewahrt. Bei der wachsenden Zahl unse rer Gegner, bei dem Zusammenbruch der uns bis an das Ende ihrer Kraft zur Seite stehenden Verbündeten und bei den immer drückender werdenden Ernäh- rungS- und WirtschaftSsorgen hat sich unsere Regie rung zur Annahme harter Wasfenstillstandsbedinaungen entschließen müssen. Aber aufrecht und stolz gehen wir aus dem Kampfe, den wir über 4 Jahre gegen eine Welt von Feinden bestanden. Au- oem Bewußtsein, daß wir unser Land und unsere Ehre bis zum äußer- Lsten verteidigt haben, schöpfen wir neue Kraft. Der Waffenstillstand verpflichtet zum schnellen Rückmärsche in die Heimat — unter den obwaltenden Verhältnissen eine schwere Aufgabe, die Selbstbeherrschung und treueste Pflichterfüllung von jedem einzelnen von euch verlangt, ein harter Prüfstein für den Geist und den inneren Halt der Armee. Im Kampfe habt ihr euren Generalfeldmarschall niemals im Stich gelassen. Ich vertraue auch jetzt auf euch! v. Hindenburg, Generalfeldmacschall^ WMGs«. ° Tas Große Hnuptguarcisr in Homourg. Das Große Hauptquartier ist mit Genehmigung dec Regie rung durch Hindenburg, von Spaa nach Homburg vor der Höh« verlegt worden. ° Ter Kaiser tu HalLrnd. Wie die Blätter be richten, ist der Loszug mit dem Exkaiser um 9,45 Uhr vormittags in Maastricht angekommen. Ter Bahnsteig war vollkommen abgesperrt. Vor dem Bahnhof hatte sich eine riesige Menschenmenge angesammelt. Auf dem Bahnhof befanden sich der Bürgermeister und andere amtliche Personen sowie der deutsche Konsul. Unter dem Publikum, unter dem viele Belgier waren, kam es zu feindse'igen Kundgebungen. Ein zweiter Zug mit weiterem Gefolge und den Hofautomobilen folgte etwas später. Ter Hofzug kam um 3 Uhc 15 Min. nachmittags in Maarn an, wo der Exkaiser von seinem Gastherrn Graf Godard Aldenburg Bentinck erivactet wurde. Außerdem waren der Generalmajor Onnen, der Kommissar der Königin in der Provinz Utrecht und anvers amtliche Personen anwesend. Von Maaru fetz'« d«r Exkaiser die Fahrt nach dem Bentinckschen Schlosse „Huis te Amecongen" mit Automobilen fort. Die Bedingungen, unter denen sich der Exkaiser ir« Maarn aufhalten wird, sind unge.äyr die,e ben ivte für Internierte; obwohl diese Bedingungen au- Höstich» kcit gegen die Person des Exkaisers nicht veröffent licht werden, könne mar» tatsächlich von seiner Inter nierung in Holland sprechen. Ter jüngste Prinz und General v. Falkenhayn sind bet dem Exkaiser. Ter Kronprinz scheint an der Grenze erwartet gewesen zu sein. Bis jetzt ist nur fest zustellen, daß sein Ausbleiben die Ursache des Gerüchts jft, daß er ermordet sei. ° Prinz Heinrich in DliiMnark. Nach Meldungen von der deutsch-dänischen Grenze ist Prinz Heinrich bereits am Frei ag in Dänemark eingetroffen und hat in dem südjütisAn Städtchen Bandrup Anseilthalt genommen. ' La» «eue preußische Kabinett. Der Vollzugsrat des Arbeiter- und Soldatenrats hat zu Mitgliedern de» politischen Kabinett- für Preußen folgende Genossen ernannt: Paul Hirsch und Heinrich Ttroebel al» Borkitzendr, ferner Otto Braun, Eugen Ernst, Adolf Hoffmann. Ein sechstes Mitglied tritt noch hinzu. Mit der Wahrnehmung dec Geschäfte des bisherigen Landwirtschaftsministeriums sind die Genossen Otto Braun und Adolf Hofer, mit der Wahrnehmung der Geschäfte der inneren Verwaltung die Genossen Paul Hirsch unb Emit Elchborn, mit dec Wahrnehmung der Geschälte der Gron-Becliner Poliz i Geno.sse Eugen nachzudenren; es galt oen Schwervcrwundeten »n möglichst schonender Weise in sein Haus einzufiihren und Brunhilde Klingström wiederzusehen — unter solchen Verhältnissen wisderzusehen! Diese war nach dem Gespräch mit Enndorf in großer Erregung in ihr Boudoir gcci.lt. Sie hatte die Portiere hinter sich geschlossen, er follw lhr mcht folgen, o nein, jetzt nicht! Und dann, als sie horte, wie sein Schritt rm Vor flur verklang, wie die Tür sich hinter ihm schloß, da hatte es sie doch wie ein heißer Schmerz durchzuckt. Vergebens bemühte sie sich, sich klare Rechenschaft über das zu geben, was sie soeben erlebt hatte. Von früh an gewöhnt, nie mals Passiv, sondern immer handelnd den Kombinationen des Lebens entgegenzutrctcn, hatte sie einst m eine Ehe ohne Liebe güvilligt, weil sie ihren Brüdern helfen wollte, im Leben vorwärts zu kommen, und hatte sich nun ent schlossen, diese Ehe zu lösen, weil sie dieselbe als etwas Nn- würdiges empfand.« Derselben Gewohnheit zu handeln ge treu, hatte sie die Unterredung mit Enndorf herbeigeführt, weil sie glaubte, sich und ihm ein ansklärendes Wort schul dig zu sein. Nun war dieses Wort gesprochen worden, alles war so gewesen, wie sie es sich vorausgesetzt batte — eine vollkommene Verständigung, und doch nichts mehr als eine solche. Kein Kuß — sie hatte e» ja nicht gewollt. Unk eS war gut so — aber. Sie schüttelte den Kopf. Was war das für ein „aber", das tief und fchrnerrlich in ihr nachklang, und dessen Nachsatz sie doch nicht klsr zu nennen vermochte? Sic wußte Loch, daß Enndorf sie liebt-, wozu sollte er e§ ihr wiederholen? Nein, er war nicht kalt gewesen, nur ernst, wie die Situation es forderte, er hatte sich vollkommen korrekt benommen,.— aber — — Sie konnte nicht darüber wegkommen Sie war zu stolz, um es vor sich selbst zuzugcben, Lab der rechte Herzenston ihm gefehlt hatte — und sie empfand inesen Mangel dennoch. Ganz in ihre Grübelei versunken, achtete sie nicht auf die halblauten Stimmen draußen im Korridor. Da wurde an ihre Lür geklopft. »„Was ist?" rief sie umvillig. Der Diener trat ein und schloß die Tür behutsam hinter sich. „GnÄüge Frau," begann er mit verstörtem Gesicht, „gnä dige Frau möchten nicht erschrecken — aber — aber" „Sprechen Sie doch, ich bin nicht so schreckhaft," rief ft« ungeduldia« - - . -V-
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