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erschossen. Der Matros« sott zur Verantwortens gs-ogr« werde«. * Der »eicht«« der arme« Witwe. Eine etwa 80 Jahre alte Witwe aus Olbernhau, die in den kümmerlich sten Verhältnisse« von den ihr von mitleidigen Menschen gereichten Laben lebt«, mußte dieser Tage, da sie erkrankt war, ins Krankenhaus übergeführt werde«. Bet der Her richtung ihres Bette» wurden darin versteckt »«gekühr 8000 Mark, davon LOSV in Gold, gesunder. * A*gemessene G^ldateulShnmrg in Dresv«,. Di« Sol daten «rhälten täglich 7 Mark Löhnung, die Soldaten aber, die ein« rote Binde tragen, also in besonderem Auftrag« deö Nrbeiter-und Soldatsnrates arbeiten, erhalten eine täg liche Löhnung von 13 Mark. Besondere OfttziersgelMrr fallen weg. Eis werden in gleicher Weise wie di« Mann schaft bezahlt. - - . » tz»-* DSVNch verunglückt ist im Vertrauensschacht d«S Erz- Webirgischen Steinkohlenüauvereins der 17 jährige Bergar- »eiter Hermann Waldhüter aus Wilkau dadurch, daß er zwi- Khen zwei Förderwagen gedrückt wurde. . * ASr 10« OSO Mark gim» verschoben. Wegen Zinnschie- tamgeu auf einem Essener Werke sind vier AngestelK: ver haftet worden. Der durch die Schiebungen entstandene Scha den soll 100 000 Mark betragen. ! * Soldaten gegeneinander. In Königshütte wurde durch «ine Patrouille eine ,,geheime Versammlung" in der alten Stecnschen Mühle gemeldet. Es war dies ein Irrtum, denn in der Mühle befand sich eine Sicherhctlswache des A. und S.-Rates. Der Irrtum hatte die Folge, daß die gesamte Hauptwache nach der Mühle abrückte und es dort zu einem beiderseitigen Schlüssen kam, bei dem drei Mitglieder der Si- Herheitswache getroffen wurden. Ein Matrose und Kia ^.Infanterist waren sofort tot. Enteign nag der Grossbetriebe. ' E Das Berliner Organ der Unabhängigen Sozial demokratie stellt die Forderung auf, daß, die großen lebenswichtigen Betriebe sofort als Nationaleigentum erklärt werden sollen. Das Blatt zählt als solche Be triebe aus: die Bergwerke, die Schwereren- und ver wandte Industrien, die Textilindustrie, die Werke der chemischen, der Nahrungsmittel-, der elektrischen und der Ledergroßindustrie. VMMm Md Mischaß. -» Lie L»h«rshluugen hatten in der letzten Woche mehrfach mit Mangel an Mssigem Geld zu kämpfen, so daß eine Restzahlung mit in diese Woche übernommen werden mußte. Es lag also keine Zahlungsunfähigkeit, sondern nur eine technische, schnell beseitigte Schwierig keit Vor. Für alle solche Möglichkeiten ist die Mitarbeit der alten geschulten Beamten gar nicht zu entbehren. — »er Rückmarsch der Truppe« aus dem Westen geht bereits in gesteigertem Tempo, dank der meist bewährten strengen Ordnung, vor sich. Auch über die Unterbringung der großen Garnisonen des Reichslandes A bereits verfügt worden. So kommen die 50 090 Mann aus Straßburg nach Thüringen, nach Erfurt. Bei diesem gewaltigen Transporte ist der pünktliche Zugverkehr auch auf den Strecken, anf welchen er be steht, beim besten Willen nicht genau einzuhalten, und ein Verzicht auf nicht unbedingt erforderliche Rei sen ist in diesen Wochen mehr wie je anzuraten. Es ist ja aber nur vorübergehend, und das gleiche gilt für die erforderlich werdende Unterbringung der Heimkehrenden. Selbstverständlich ist es, daß jede Fa milie ihre Angehörigen zunächst bei sich zu haben wünscht, und die kriegsgetrauten Paare werden sich um so lieber bei Verwandten einrichten, als es an Vie WnSer Wngmömr. Roman von Wilbelm Jordan. S. K » P i t e l. Sandors saß vor seine« Schreibtisch, dessen Schubladen sSmtlrch ausgezogen waren, und Brösicke stand mit nieder geschlagenem Gesicht vor ihm. .Ater ist der Revolver nirgends," sagte Enndorf. - Sie wissen dock io gut Bescheid unter meinen Sache». Brösicke Sie müssen sich doch erinnern, ob Sie den Revolver damals vermißten, als :ch mit dem Leutnant von Hartringen die Waffen deseben und ans dem Tisch dort halte liegen lasten. Ich machte de» Herr» von Hart ringen gerade auf diesen Revolver noch besonder- onfmerkam." „Haben Herr Graf ihn denn selbst noch m der Hand gehabt an jenem Abend?" — .Ich glaube nicht, ich kann mich wenigstens nicht erinnern. Aber ich sagte ihm, er sollte sich den Revolver ansebcn." „Der Herr Leutnant erinnert sich aber auch nur, den andern, der noch da ist, gesehen zu haben. Und sch habe ja wodl den Revolver am nächsten Morgen auch vermißt, glaubte aber, Herr Graf hätten ihn anderswo aufgehoben, wer! Herr Krüf neulich tagten, er paßt nicht in die Trophäe, und es sollte ein türkischer Dolch an die Stelle kommen." „Nern, daS weiß iw aber genau, daß ich den Revolver nicht berabgenommen habe, wenn er also nicht da ist, muß er geradezu gestohlen worden sein!" „Herr Grafs Wie wäre das möglich! Der Micho trinkt zwar, aber ick halte ihn für einen ehrlichen Menschen: außer uns beiden kommt niemand in die Wohnung — und ich — Herr Graf, ein Auge gäbe ich darum, wenn der Re. volver wieder da wäre." „Unsinn Eück beide verdächtige ich nicht, daß ist selbst- verständlich. Es ist >a auch undenkbar, daß ein Dieb gerade den Revolver genommen haben sollte, wenn einer überhaupt bier einfledrungen wäre es neben ja genug andre Sachen beruin dre kostbarer sind. Und Livch — wo kann er sein?' Die Klinge! im Entree wmde scharf gezogen. „Darf ich Besuch? annebmen? fragte üroncke. „Nur den Leut nant von Härtlingen." ....... ran nächste« Augenblick trat Bernhard m das Zimmer Stumm reiebte ibm Enndorf die Sand entgegen. „Ick komme direkt von Moabit" sagte Bernhard; „denke dir. es ist unerhört, dieser Mensch der Sarwitz, hatte ein Frauen- zimmer in der Villa «eben seiner eignen etabliert! DaS hat er dieser entzückenden Frau antun können!" Enndorf war aufgesprungen. * „AK. daS ist eine Ent- dmknn-, tue hoffentlich Vicht j« die ganze Angelegenheit bringt," riet er. „Erzähle, erzähle — was kam weit« her- aE" — Leid« nichts als Bsr Liess Tatsache. Auß«.der Ktnrlchtungsgegenstanden fehlt. Auch Wunen die jun gen Frauen den Müttern und Schwiegermüttern einst weilen nach recht behilflich «sein, und gemeinsamer Haushalt ist, was besonders ins Gewicht fällt, billiger. Die Ehemänner können sich daun auch eher in Ruhe sine neue Beschäftigung suchen. --- Amerika will und kann helfe». Die Zusag< des nordamerikanifchen Präsidenten Wilson, uns mii Lebensmitteln auszuhelfen, kann um so leichter aus geführt werden, als die Getreideernte in den weiten amerikanischen Korngebieten, auch in Kanada, Argen tinien, Australien, eine reiche gewesen ist. Ebenso ist an Fleisch, Fischen, Konserven kein Mangel. In Erwartung des Friedens sind längst große Vorräte zum Versandt nach Europa aufgehäuft. Die Bedingung der Aufrechterhaltung der öffent lichen Ordnung in Deutschland hat der Präsident schon früher ausgesprochen, und sie ist auch vom englischen Ministerpräsident Lloyd George sehr deutlich betont worden. Er hat mit allem Nachdruck hervorgehoben daß die klaren Grundsätze des Rechts gerade deshalb überall hochgehaltsn werden müssen, weil der Geist der Revolution heute in der Luft liegt. In Deutschland ist jetzt überall die Staatsform umgewandelt, selbst in den freien Städten, die schon Republiken waren aber das gute Recht ist nicht anzutasten. ----- Die Freigabe von täglichen Bedarfsartikel«, die bereits mit der Aushändigung beschlagnahmter Metalle eingesetzt hat, soll sich bald weiter vermehren. Am dringendsten wird wohl im Hinblick auf die Jahreszeit Leder und Flickmaterial für Kleidungsstücke benötigt. Allerdings sind gerade bei diesen Gegenständen des täglichen Bedarfs die Schwierigkeiten groß, aber es wird sich doch wohl etwas tun lassen. Auch aus Amerika können viele Artikel hereinkommen, denn an gewerb lichen Erzeugnissen besteht dort kein Mangel. In Ko penhagen z. B. sind alle Läden längst mit amerikanischen Waren gefüllt. Ein allgemeiner Preisrückgang in Le bensmitteln und in Jndustrieerzeugnissen steht also vor dsr Tür. — Der grüne Tisch der Kriegsgesellkchaften, von dem so manche gar zu bürokratische Verordnung in dis deutschen Lande gezogen ist, tritt nun in dis letzte Periode seiner Tätigkeit ein. Ein plötzliches Abbrechen dieser Tätigkeit ist nicht möglich, aber es besteht Wohl Asvereinstimmung darin, so bald wie möglich Schluß zu machen. »Das Personal der Gesellschaft wird wohl noch lange an ihre Klubsessel, Über die so oft im Reichstage und in den Zeitungen gesprochen wurde zurückdenken, aber im allgemeinen wird niemand den Kriegsgesellschaften und Vemtern «ine Träne nach- weinen — Arü^«KHH«digte mW Heilverfahren. So inan- cher Kriegsbeschädigte scheidet aus dem Heeresdienst aus, krank und eiend; eins weitere Lazarettbshrmd- krrng hatte nicht den erwarteten Erfolg; die ihm zuerkannte Rente ist bescheiden imd unzureichend. Jetzt fleht er dem rauhen Leben gegenüber und soll wieder hinein in de» Tages Unrast, hinein in die WsrkMte; er Hal Gorge, ob er mtt feiner angegriffenen Gesund heit den Kamps um» täglich« Brot aufnehmen kann. Da ist e» die Kriegsdeschüdtgtenfürsorge, die ratend und heißend ihm beineht Durch die großzügige, über das ganze Reich uns darüber hinaus sich erstreckend« Organisation der Abteilung Bäder- und Anstaltsfür- sorge des Zentralkomitees vorn Roten Kreuz ist die Kri«MefchädigtenfürsorFe in der La«, ihre Pflege befohlenen in den bestgreianeten Heilstätten unterzu- brinoen. Durch besondere Abmachungen wurden Ver günstigungen erwirkt für den Bezug und Gebrauch der Heilmittel, für ärztliche Behandlung und sur irr: terkunst und Verpflegung. Erachtet nun der Arzt die Unterbringung eines Kriegsbeschädigten in einer Heilstätte als für die Genesung notwendig, so wendet ftch der Kriegsbeschädigte am besten an seine zustän dige Fürsorgestelle.'- Diese läßt kein Mittel unver sucht, um diese Kur zu ermöglichen. Wenn nötig, über nimmt sie selbst einen Teil oder auch in besonders bedürftigen Fallen die ganzen Kosten. So ist es durch einträchtiges Zusammenarbeiten der Krtegsbe- schädigtenfürsvrge mit dem Roten Kreuz bis jetzt ge lungen, schon vielen Kriegsbeschädigten Heilkuren zu vermitteln und si e Wider stau ds fähig für dis Mühen des Alltags zu machen. . ... , — „Aer arbeiten Witt, fort Arbeit haben." Dieser markante Satz aus dem Aufrufe der Volksminister zur Lemobbisation, der Arbeit zu „auskömmlichem Lohn" verheißt, ist eine wohlgemeinte Mahnung au dis Arbeitsscheuen, an denen es in solchen aufgeregten geilen niemals zu fehlen psiegt. Einwendungen wegen „nicht passender Arbeit" sind also nicht stichhaltig. Saatgetreiss darf bis IS. Dezember geliefert werden. Nach der Saatgutverkehrsordnung ist die Lieferung von Saatgetreide zu Saatzwecken nur bis 15. November zulässig. Da infolge des allgemeinen Arbeitermangels und der Grippeerkrankungen die Herbstbestellung vielfach noch nicht , beendet ist, hat der Staatssekretär des KriegsernährungS- amteZ angeordnet, daß Wintergetreide zu Saatzwecken noch bis zum 15. Dezember aeliesert werden darf. ! ^Berlin, 16. Noevmber. Die Luftpost des Frankfur t» Nachrichtendienstes hat ihre erste Fahrt mitsHost nack «erktn angetreten und der Rsichsregierung wichtige Nach richten übermittelt. .. .. velmltchier. i Nuter brandenburgischem Dach. — Es ist eine eigenartige Fügung, daß Wilhelm II., der zurzeit ein Asyl in fremden Lande gefunden hat, dennoch heute in buchstäblichen Sinne des Wortes von sich sagen kann, er habe Rast unter einem brandenburgischen Dach ge funden. Das dem Grafen Altenburg-Bentinck gehörige prächtige Schloß „Het Huis te Amergongen", das der Exkaiser bewohnt, kann sich nämlich eines Daches rühmen, dessen Holz von Bäumen aus dem Grunewald stammt, die einst einem Vorfahren Wilhelms von Hohenzollern gehörten. Diese Bäume waren ein Geschenk des Großen Kurfürsten an seinen persönlichen Freund, den holländischen Grafen van Reende, damaligen Gesandten der hollän dischen Generalstaaten in Berlin und Eigentümer von Ame- .rongen. Ludwig XIV, hatte das Kastell Amergon, in dem er auf seinem Eroberungszug durch Gelderland tags zu vor Übernachtet hatte, teilweise uiedsrürennen lassen und ' nur wenige Gemächer — darunter auch sein Schlafzimmer — blieben von den Flammen verschont. Beim Wieder aufbau des Schlosses aber fanden, wie gesagt, Hölzer aus dem Berliner Grunewald passende Verwendung in der Dachkonstruktton. i .... Vie riesi geopfert... I Wenn nun die Augen derer auf uns schauen, Die sich geopfert für der Heimat Glück, t Begegne unser dankende« Vertrauen Dem Heldenblick. Wohl läßt ihr Opfer nimmer sich verdienen —, Zuviel unsagba Großes schließt es ein —, Doch nie sei unser Innerstes vor ihnen Verzagt und klein. Dame wohnen nur zwei GebermratSfamitten in der Villa, von denen die eine verreist ist und die andre gerade am betreffenden Abend ausgebeten war." „Aber die Person — sie hatte wahrscheinlich noch andre Beziehungen?" — „ES ist polizeilich festgestellt worden, daß daS nicht der Fall war. Dagegen gibt die Person ohne weiteres zu, daß Sarwitz sie vor vier Wochen in ihrer jetzige« Wohnung etabliert habe, nachdem sie auf seinen Wunsch von Potsdam, wo sie sich früher aufhielt, nach Ber lin verzogen sei. Sie gibt auch zu, daß sie Sarwitz am Abend de« Montags erwartet habe, und daß er gewöhnlich um 10 Uhr gekommen sei. Den Schuß will sie mcht gehört haben, und daS ist auch möglich, da ihre Wohnung auf der Gartenseite der Villa liegt und unter ihr von einer zu Hanse gebliebenen Geheimratstochter Klavier gespielt wurde." „Nun, man wird natürlich über daS Vorleben der Per son weitere Erkundigungen einziehsn, und da wird sich wohl irgend ein eifersüchtiger Nebenbuhler ergeben. Deine Nachricht ist von höchster Wichtigkeit, Bernhard, und ich danke dir dafür. Gott sei Dank, mm wird mem sich doch wieder vor den Menschen zeigen können!" „Das hättest du ohnehin gekonnt und gesollt, Georg, denn wenn sich auch niemand vor Verleumdungen schützen kann, entgegentreten soll man ihnen doch." — „Du hast gut predigen, du weißt nicht, wie einem z» Mute ist, der auf jedem Gesicht ungefähr die angenehme Phrase kiest: ja mein Lieb«, gestohlen hast d« zwar gerade noch nicht, ad« einen Menschen totgeschossen hast du wahrscheinlich doch." Bernhard schüttelte d«n Kopf. ES verletzte ihn, »aß Enndorf immer nur von sich sprach, und nie mit einem Worte die Baronin erwähnte, dis noch Bernhards Meinung schwerer bettoffen und kompromittiert war als Enndorf. Sobald man erst einmal die Vermutung ausgesprochen hatte, daß ihr Gatte durch ihren Liebhaber erschossen wor den sei, war ihr Ruf für alle Zeit vernichtet. Das mußte Enndorf doch fühlen, so gut wie Bernhard e8 empfand. D« Verdacht allein konnte Enndorf nicht zum Mörder stenipeln, der er nickt war, er genügte aber, um als untilgbarer Schat ten auf Brunhild Sarwitz haften zu bleiben Dachte Enn dorf nicht daran, oder wollte er nur nicht davon sprechen? Und wie stand er überhaupt der jungen Witwe gegenüber? Die Frage beschäftigte Bernhard Tag und Nacht. Seine Lippen wagten nicht, sie direkt an den Freund zu richten, aber ersuchte die Antwort in Enndorfs Benehmen zu leien. Und daß er sie nicht sinken konnte, lag ihm wie eine schwere Last auf der Seels. 7. Kapitel. Unter großer Beteiligung einer teil» nevgieriaen teils teilnehmenden Menschenmenge hatte die Beisetzung des Vmsx itsttaetrmhK^ Nm km» Wt di« Mt-rs Fei« folgenden Tage saß Brunhild wieder in ihrem Bou doir Vor dem Kamin, auf demselben Matz, aus dem sie vo» kaum einer Woche Enndorfs Besuch erwartete. Heute er-, wartete sie ihn nickt — sie wußte ja, er durfte nicht kom« men, er mußte jede Annäherung vermeiden, um sie und sich nicht noch mehr zu kompromittieren. Es war feinfühlend und taktvoll, daß er es vermied, ihr auch heimlich irgend ei« Zeichen des Verständnisses zukommen zu lasten — er war eben wir immer korrekt, denn er mußte überzeugt sein, daß sie jenem Gerücht nicht glaubte, welches ihn in Zusam menhang mit dem Tode des Barons brachte. , Nein, sis glaubte jenem Gerücht nicht — und doch — so ganz Un mögliches enthielt dasselbe nicht. Sarwitz war heftig und gewalttätig — war es undenkbar, daß er Enndorf, den er unerwartet aus seinem Hause treten sah, beleidigte — war ss undenkbar, daß , Brunhild sprang auf. Nein, nein, nein, es war nicht so, es konnte nicht so sein! Sie schritt zur Tür, sie wollte zu ihren Brüdern, wollte ihren eignen Gedanken entflie hen. Vor der Portiere stand sie wieder zögernd still.» Eine Angst überfiel sie, mit andern Menschen zusammen zu sein, und wären eS auch die liebsten. Was wußten ihre Brüder von dem, was in Hr vorging? WaS durften sie davon misten? Nichts — nichts. — Sie sank mied« vor dem Ka min zusammen. Sie dachte an Enndorf, den sie heute bei der Beisetzung gesehen hatte. Förmlich und kalt war er ihr begegnet. Er konnte und durfte ja nicht anders. Aber war es möglich, sich so zu beherrschen? Mußte sie nicht ebenso wie er fürchten und vermeiden, die Aufmerksamkeit zu er regen? Und dennoch hatte ihr Blick ihn gesucht, wieder und wieder, sie konnte eben nicht anders, doch nicht sitz einziges Mal war ihr Auge den: seinen begegnet. Und dann, an jenem Abend! Hätte er nicht in Begleitung des ArzteS wiederkehren können, ja wiederkehren müssen? Wa rum tat er es nicht? Warum ließ er sie allein mit diesem Hartringen, den sie seit Jahren nickt gesehen hatte, der ihr fremd war. Fremd? Nein, das war nicht das reckte Wort; aber Enndorf gehört doch damals an ihre Seite. Sie schau derte, wenn sis an jene Nacht zurückdackte, und der bleiche Kopf des Toten stand plötzlich vor ihrer Erinnerung, alle andern Bilder verdrängend. Ja, er hatte sie gekränkt und gequält — aber nun hatte der Tod seine versöhnende Hand auf die Vergangenheit gelegt. „Vergieb uns unsre Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldiger«!" flüsterte Brunhild unwillkürlich, und etwas wie Mitleid mit dem Manne, der so, mitten im Leben ste hend, von jähem Tode hinweggerafft wurde, überkam sie. Sie war zu stolz gewesen, einen Schmerz zu heucheln, den sie nickt empfand: aber Mitleid und Granen hatten sie dennoch gepackt, als sie dem Loten gegenüber stand, und Mitleid ,md Grauen erschütterten sie jetzt wieder, während sie an das Grab dachte, da» sich nun über ihm geschlossen hatte. Fortsetzung fs-g»