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Rabenauer Anzeiger : 24.09.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191809240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19180924
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19180924
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-09
- Tag 1918-09-24
-
Monat
1918-09
-
Jahr
1918
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Das Kleinod. Skizze von Ferdinand Herrmann. (Nachdruck verboten ) Herr und Frau Lehmkuhl hatten das Glück gehabt, ein Kleinod von einer Köchin zu finden, und das in einer Zeit, wo sich zu mancherlei anderen großen und kleinen Nöten auch noch die schwere Dienstmädchennot gesellt hat. Dreimal hatten sie in allen Zeitungen der Stadt unter den lockendsten Versprechungen den ehrenvollen Posten eines „Mädchens für Alles" in einem gut bürgerlichen Hause ausgeschrieben, ohne daß sich auch nur eine einzige Bewerberin gemeldet hätte. Und schon waren sie nahe daran, alle Hoffnung aufzugeben, als das kaum noch Er wartete geschah. In später Abendstunde stellte sich ein weibliches Wesen mit der Erklärung vor, daß es nicht abgeneigt sei, die Stelle anzunehmen. Sie hieß Eufemia Gerstenberger, und selbst der wohlwollendste Beurteiler hätte ihr nicht nachrühmen können, daß sie jung und schön sei. Sie hatte brandrotes Haar, ein mit Sommer sprossen und allerlei Hautunreinigkeiten übersätes Gesicht, einen recht erheblichen Kropiansatz und augenfällige Platt füße. Außerdem lispelte sie stark, und es schien empfehlens wert, sich nur aus respektvoller Entfernung mit ihr zu unterhalten, denn sie spuckte wie ein Lama. Da sie oben drein auf die Frage nach ihrem Dienstbuch erwiderte, daß sie es mit all den da in enthalten gewesenen schönen Zeugnissen verloren habe, und da sie es von vornherein ablehnte, sich mit Wäsche, Bodenwichsen und derartigen gröblichen Arbeiten zu befassen, stand Frau Lehmkuhl nach einem fragenden Bück auf das geradezu entsetzte Gesicht des von Eufemias äußerer Erscheinung in tiefster Seele erschreckten Gatten eben im Begriff, auf weitere Unterhandlungen zu verzichten, als Eufemia gewisser maßen beiläufig lispelte: „Außer dem üblichen Ausgang müßte ich auch noch alle zwei Wochen zwei bis drei Tage Urlaub haben, um meine Angehörigen auf dem Lande zu besuchen. Die frühere Herrschaft hat inir das gern erlaubt, weil ich ihnen immer ein paar Kleinigkeiten mitbrachte." Da horchte Frau Lehmkuhl hoch auf, und der Aus druck des Entsetzens schwand von dem Antlitz ihres Gemahls. „Ja, wenn es so ist — wenn Sie Verwandte auf dem Lande haben — rind wenn Sie uns von denen hier und da etwas besorgen könnten " „O ja! Es ist ja jetzt freilich alles schrecklich teuer. Sie glauben nicht, welche Summen meiner Tante für ihre Eier, ihre Butter und ihren Speck geboten werden. Von dem Geräucherten und dem Schweinefett gar nicht zu reden. Aber weil sie mich so sehr lieb hat, gibt sie mir bis weilen schon etwas ab, wenn ich sie recht sehr darum bitte." Wieder flog ein fragender Blick zu Herrn Lehmkuhl hinüber, und ein energisches Kopsnicken war die Antwort. ZHne daß von dem verlorenen Dienstbuch und von Cu« jemias Abneigung gegen alle groben häuslichen Arbeiten weiter die Rede gewesen wäre, wurde der Dienstvertrag abgeschlossen. Und noch am nämlichen Abend rückte die Rothaarige mit dem zerrissenen Pappkarton an, der dem Anschein nach all ihre irdische Habe in sich schloß. Ihr großer Koffer sei bei der Tante, sagte sie, und sie werde sich ihn gelegentlich kommen lassen. Die Richtigkeit dieser Angabe ließ sich vorläufig nicht nachprüsen; aber sie war für das Ehepaar Lehmkuh! zunächst auch von sehr unter geordneter Bedeutung. Sie sahen hinter Ewemias Häß lichkeit und hinter ihrer weit über alle Befürchtungen hinausgehenden Arbeitsträgheit immer nur das ver heißungsvoll holde Bild der ländlichen Tante, die sie so sehr lieb hatte. Und schon vor Ablaut der ersten Woche fragte Frau Lehmkuhl in ihrem liebreichsten Ton die neue Köchin, ob sie nicht vielleicht Lust hätte, ihren ersten Zweitags-Urlaub zu nehmen, Eufemia aber schüttelte den Kopf. Sie hätte das Unglück gehabt, auf der letzten Stelle den Inhalt einer Soßenschüsse! über ihr Sonntags kleid zu gießen. Es sei in der Reinigungsanstalt, und in ihrem Alltagsgewand könne sie sich unmöglich vor der Tante sehen lassen. „Nun, wenn es weiter nichts ist," meinte Frau Lehm kuhl und suchte aus ihrer eigenen Garderobe ein noch recht hübsches Kleid hervor, an dessen Weggabe sie unter anderen Umständen sicherlich nicht gedacht haben würde. Es erwies sich zum Glück als passend, und nachdem ihm der Vollständigkeit halber auch Frau Lehmkuhls vor jähriger Sommerhut hinzugefügt worden war, hatte Fräulein Eufemia keine Bedenken mehr und begab sich in der Sonntagsfrühe auf die Reise nach Krötenwinkel. Denn so hieß nach ihrer Angabe das Dorf, darin die liebe volle Tante wohnte. Man hatte sie mit Geldmitteln reichlich ausgestattet, damit es ihren eindringlichen Bitten nicht an dem zeitgemäßen metallischen Nachdruck mangle, und man sah ihrer Wiederkehr nicht ohne leises Bangen entgegen. Aber Herr und Frau Lehmkuhl wurden ob ihres Mißtrauens tief beschämt. Denn am Mittwoch- Abend schon war Eufemia wieder da. Und sie förderte aus der Tiefe des mitgenommenen Korbes Schätze zu Tage, die selbst die km nsten Hoffnungen hinter sich ließen: Eier und Butter, Geräuchertes und Schweinefett — lauter Dinge, die hier in der Stadt längst zu den unerreichbaren gehörten. Die Beschaffungskosten verhielten sich zu den gesetzlichen Höchstpreisen allerdings ungefähr, wie der Petersdom zu einer Dorfkapelle. Aber was bedeutet das schließlich in dieser großen Zeit für jemand, der vor keinem Opfer zurückschreckt, um sich dem Baterlande zu erhalten' Von nun an war Eufemia für ihre Dienst herrschaft ein „Kleinod" von unschätzbarem Werte. Sie wurde mit aller nur erdenklichen Rücksicht und Zartheit behandelt, obwohl Frau Lehmkuhl bald nicht nur dis grobe, sondern auch die feine Hausarbeit selbst verrichten und sich obendrein manche Dreistigkeit der Rothaarigen gefallen taffen mußte. Stetröstete sich damit, daß Eufemia treu, ehrlich und anhanglich seh und das Lob ihrer Treue und Anhänglichkeit wurde in immer höheren Tönen ge- sungen, je häufiger sie nach Krötenwinkel fuhr um für immer schwereres Geld Schätze in den Lehmkuhlschen Hamsterbau zu trugen. Die Vorräte der liebevollen Tante waren anscheinend unerschöpflich, und es waren Lecker- bissen darunter, von denen minder Glückliche, die über ein ähnliches „Kleinod" nicht verfügten, sich schon längst nichts mehr träumen ließen. Als Herr und Frau Lehm kuhl für einige Wochen in die Sommerfrische gingen, wußten sie sich auf Monate hinaus verproviantiert. Na türlich trugen sie nicht das geringste Bedenken, die treue Eufemia als Hüterin des Hauses und der Kostbarkeiten zurückzulassen, die es in verschwiegenen Winkeln barg. Zweimal schrieb sie sehr unorthographisch auf einer Post karte, daß „ahles irr jchennster Ortnunk" sei. Dann aber kam ein unfrankierter, merkwürdig gewichtiger Brief, da- drinn auf einem abgerissenen Zettel zu lesen stand: „ich hab mich serendert. hir sint die schließeln. Eufemia." Und es waren wirklich die Wohnungsschlüssel, die- sie geschickt hatte. Banger Ahnungen voll reiste Herr Lehm- kühl am folgenden Tage nach Hause. Er fand bis auf die verschwundene Eufemia so ziemlich alles, wie er es verlassen batte. Außer üem Pappkarton und den ge schenkten Kleiduugsstü ken hatte sie weiter nichts mitge nommen als die aus Krötenwinkel beschafften Vorräte. Diese aber auch bis auf den letzten Wurüz!piel und das lewe eingekallte Ei. Da, wo sie aufgcsperchert gewesen waren, lag ein Zettel, der in ihrer charaktervollen Hand schrift die Worte trug: . „unrech- guht gedeiet nicht. Wenn steh mir anzelgen, zeige iech ihnen auch ahn. . . Ihre treie Eufemia." Angezeigi hat Herr Lehmkuhl sie denn auch ebenso- wenig, wie ihre frühere Dienstherrschaft es getan hat, aus deren Keller sie mit Hilfe der bei ihrem heimlichen Weg- gange milgenommenen Schlüssel nach und nach die „S.t.ä e aus Krötenwinkel" beschafft hatte. Und wieder- ge ehen hat er das Kleinod auch nicht. Wahrscheinlich hat es längst bei irgend einem andern Hamsterpaar Unter schlupf ge funden. — Aus aller Welt. -j- Aür de» künftigen König von Finnland. Als Aufenthalt für den künftigen König wird der ehemalige kaiserliche Palast in Heljmgfors mit der größten Be schleunigung eingerichtet. Das bisher dort befinulichs Auswärtige Amt zieht aus. Die ehemalige Schloßkaeells wird als Bibliothek des Königs eingerichtet. Der Ankauf eines Landguts? in der Äähs von Hebingfors als Re> ffdWL der s.Lmglichen Familie ikt geplailt, i ! r r r r § 7 7 ff S N '7 N st .! N ck -°! IN ch -h sc Oie Outpresserei unc! Ltrobbutnäberei wircl im Zinne ries Verstorbenen weitor^eiübrt. Klöt^Iicb unc! unerwartet erbielten wir clie 8obmerUicbe, uniukbure Oucbriebt, clak mein lieber Suter iVlunn, cler liebevolle Vater seiner beiclen Xincier, unser lieber örucler, Zekwiegersobn unci Zebwa^er, cler Kanonier ^Vilkelm Qrskl infolge 8cbwerer Verwundung auf stem We^e ?um barmrett am 2. Leptember versekiecken ist rmcl am 3. Leptember unter militäriseben kibren auf ciem Msitärb ieclbok ?u Urcbin rmr letzten Kube gebettet worclen ist. >Ver ibn gekannt, wircl unsern Lebmerz ermessen. Im tiefsten Lebmerz Kuben au, am 23. Leptember 1918. Olxu Orelli und Kinder, im dlnmen nller Hinterbliebenen. Kube sanst in fremder Krcle! M Mark WOW zahlen wir demjenigen, der uns die Täter des bei uns verübten Treibriemendiebstahls so namhaft macht, datz gerichtliche Belangung erfolgen kann. Memer SiMel-MOie Ferdinand PW G. «c b. H. «zeigen M für alle Zeitungen -es In- und Auslandes vermittelt liie KmIMMle Hem Mtes. DMUMM gesucht. Möbelfabrik Louis Bachmann. 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N, adenä« 8 lldr l« tz Lrsstspiel vom § Z Theater der feldgrauen! s A (Beim letzten Theater in Rabenau mußte der plötzlichen Er- d Kränkung eines Mitgliedes wegen das angekündigte Stück h „Das Glücksmädel" abgesagt werden. Es wurde an dessen ck Stelle „Die Herren Söhne" ausgesührt. Z „Das Glücksmädel" Z .) Volk88tüelr mit 6o8a»8 unci Parisi in 3 ^ckta» H von Reimann und Schwartz kommt nunmehr, wie oben angegeben, zur Aufführung. H Preise der Plätze: Sperrsitz (nummeriert) 1,75 Mk., 1. Platz H 1,25 Mk., 2. Platz 0,75 Mk. 8 Im Vorverkauf: 1,50 Mk., I,— Mk. und 0,60 Mk. L < Der Kartenvorverkauf befindet sich im Zigarrengesckäft von A Heinrich und bei Kaufmann Pfotenhauer. H Oer Keinertra^ cles Ou8t8piel8 8tebt ciem Ltellvertretenclen Oeneralkominunclo XIl kür Krie^8woblfuiirt82wecke ?ur VerküpumA. »> Ordner sowie alle anderen Kontor- und Zeichen-Artikel hält stets reichhaltig ans Lager Nux Ensens, am Markt. 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