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Rabenauer Anzeiger : 15.10.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191810154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19181015
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19181015
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-10
- Tag 1918-10-15
-
Monat
1918-10
-
Jahr
1918
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Miezes Ferien. (Nachdruck verboten.) „So — Miezlein — nun beendige mal diese große Sintflut und erzähle Onkel alles, was du auf dem Herzen hast!" „Ach Onkel Ernst — du kannst gut reden — wie kann man denn etwas erzählen, wenn einem die Tränen stromweise aus den Augen stürzen und das bittere Leid einem schier die Brust zersprengt!" Mieze «drückte ihren blenden Schopf in Onkel Ernsts Arm: der strich ihr mit seiner großen Hand beruhigend über den Kopf, bis sie endlich, noch von vielem Schluchzen unterbrochen, heraus brachte: „Ach — Onkel Ernst, ich hatte mich doch so furchtbar gefreut!" ,und wieder wollten die Tränen die Fortsetzung der Beichte fortschwemmen. Aber nun richtete Onkel Ernst Miezes Köpfchen energisch in die Höhe und ließ den vorwitzigen Tränen kein? Zeit mehr, sich noch weiter zu ergießen. „Ist's wegen Baters Urlaub'?" fragte er. Mieze nickte und sagte dann langsam: „Alle sind fort — das ganze Kränzchen — und Else Schäfer hat zwei neue Kleider bekommen. Aber" — fuhr sie schneller fort, als Onkel Ernst sie mit einem besonderen kleinen Lächeln ansah — „deshalb ist es natürlich gar nicht — wegen der Kleider — nur, siehst du, ich h'atte mich so gefreut, endlich mal zu reisen und ein bißchen nette Sommerferien zu haben. Nun sind wir schon drei Jahre gar nicht < ereist, und nun füllt Vatis Urlaub wieder nicht mit den Ferien zusammen! Ich weiß ja natürlich, daß man jetzt im Kriege auf so vieles verzichten muß — aber" — und Miezes Stimmchen wurde wieder be denklich flackernd — „wir hatten uns so was Schönes ausgedacht!" „Na, mal weiter — was war denn das besonders Schöne?" „Na, du weißt doch, daß wir alle so schrecklich gern was für Vatis Lazarett tun, und da haben wir uns ausgedacht, jeder von uns sollte auf seiner Reise etwas sammeln, etwas, was es hier bei uns nicht gibt, Muscheln, oder Blumen, oder Scymetterlinge, oder Stern? — und diese Sammlung wollten wir dann verkaufen und davon eine feine Weihnachtsbejcherung im Lazarett für die armen Soldaten aufbauen —, und nun muß ich hier sitzen und kann gar nichts nützen, und muß sicher immerzu helfen, Schoten auspahlen und Stachelbeeren abzupsen." „Das ist ja auch etwas sehr Nützliches, kleine Mieze!" „Iaa—a—, aber so gar nichts Besonderes — ach, Onkel Ernst — denke doch mal nach — ob du nicht etwas für mich finden kannst!" Onkel Ernst backte wirklich einen Augenblick nach, dann sagte er ernsthaft: „Ja, ich wüßte schon etwas — aber es ist auch gar nichts.Besonderes', aber etivas sehr Nützliches." „Was ist es denn '?" quälte die Mieze. „Ich brauche" — sagte Onkel Einst — „viele Hände, die mir helfen — kannst du Brenneiseln anfassen?" Mieze zog rin sehr bedenkliches Gesicht und betrachtete argwöhnisch ihre Hände: Onkel Ernst lachte: „Ja freilich, wenn du bange bist " „Nö — bange bin ich nicht — aber warum denn gerade Brennesseln?" „Du hast mir doch erzählt, daß Ilse Schäler zwei Kleider bekommen hat; woraus wäre» denn die?" fragte Onkel Ernst, statt einer Antwort. „O'o du, das eine war aus Schleierstoff, und das andere aus ganz wunderschöner rosa Seide." „Hm, glaubst du eigentlich, daß Frau Dr. Schäfer der Ilse im Frieden auch ein seidenes Kleid geschenkt hätte? Wie alt ist sie denn ?" Na. bald 14 — so alt wie ick — aber wcnn es Baumwolle oder so etwas gäbe, a üRe sie ja wohl so etwas genommen haben!" „Lieast du" jnüc Onkel Ernst, „weun's Bann meile geben wüne! und weißt du auch, warum es leine gibt " „Natü.lick', weil die Baumwolle aus dem Ausland kommt, und wie arm dem Ausland jetzt nichts habe» können!" „Ri-tum!" lobte der Onkel, „und nun paß mal auf! Du Enull d ch das Märchen von den siebe» Schwänen?" — Mieze m te eifrig. „Gut" — fuhr der Onkel fort—, „und du erinnern dich, wie das treue Schwesterchen darin sieben Iemden für die verzauberten Brüder webt? Woraus webte sie doch diese Hemden? Na ?" „Ans Bre»nesseln; — aber das ist doch ein Märchen!" — „Ja, das ist ein Märchen. Aber dies Märchen ist nun Wirklichkeit geworden. Man hat schon in den älteste» Zeiten versucht, aus den Brenn nesseln Kleiderstoffe oder Bindfaden und Aehnlichcs zu machen. Jetzt haben kluge .vöpfs das alte . erfahren wieder ausgenommen, viel gearbeitet und ver uchn und schließlich hat man den Weg ge unden — aus den Faser» der Drennesse! einen gut?» Stoss herzuskelle», der oem Leinen und der Baumwolle ähnlich ist AVer du kannst dir gewiß vorstelleii, wie viele Nesselt, dazu nötig sind! Man versucht jetzt, die Nessel in Pl »tagen anzubane», es ist aber sehr wünschenswert, daß all die vielen Nessel», di« wild wachsen, auch gesammelt werden, und das können alle tun, die eine Drennefsel von einer Rose zn unter scheiden wissen. Aber freilich — bange sein darr man nickt — man muß auch gelegentlich früh aufstehen und wen gehen können — man i ar. auch nicht v^r Frö chlein und Blindschleichen fortlaufeu —: denn die Nesseln wachsen gern auf Moorboden. Und nun höre, jetzt komme» wir auf deinen 1-azareltpla»! All die gesammelten Nesseln werden an eine Stelle abgeliefert, das ist die Nessel- Anbau-Gesellschaft in. b. H. in Berlin W 8, Kr.usen- straße 17 18, die zahlt jedem, der ihr lOO Kilo trockene Nesselstengel liefert, „L 28.— Und für die getrockneten Blätter, die man zur Stossverarbeitung nicht brauche» kann, aus denen man aber ein kräftiges Viellsutter ge winnen kann — noch einmal N? 5.— für 25 Kilo. Un gefähr 500 frische, grüne Nesseln von 50 bis 60 am Länge geben 100 M trockene Stenzel und 25 trockene Blätter. Nun denk' dir mal — wieviel du da für eure Bescherung schon verdiene» kannst!" Mieze hatte atemlos zngehört, jetzt schöpfte sie ganz tief Luft: „Au, sein!" sagte sie, „und du goldiger Onkel willst mich wirklich mitnehmen?" „Na, immer kann ich nicht mitgehsn, Kleines, aber meine Jungen — die ja auch nicht verreisten, die gehen fa k alle Tage und sollen dich mitnehmen, wenn es dein Vater er anbt" „lind — sag' nial, Onkel Ernst — brennt es ni O sehr d.ll?" Da griff Onkel Ernst fest nach Miezes dickem Zopf und sagte sehr ernsthaft, „Siehst du, Kieines, wen» etwas sehr Unangenehmes kommt — so nützt es gar nicht, es möglich weit fort zu schieben oder zaghaft heranzugehen, /e fester und schneller man diese!» Ungemach begegnet, desto leichter geht es zu überwinden — so ist es mil der Brcnnessel auch: pack nur fest zu — dann brennt sie dich nicht! So, nun laus und frage, ob du darjstl" Ja, Vater erlaubte es, und Christl batte auch nichts dagegen, und so zog die kleine Gesellschaft schon ain nächsten Tag auf „Nesselkang". Onkel Ernst ging heute auch mit,«tim neue Stellen ausfindig zu machen. Frei lich guckten Onkel Ernsts Jungen erst ein wenig von der Seite, um zu sehen, wie die Mieze sich wohl benehmen würde. Aber sie benahm sich „tadellos", wie Hans nm «rennend versicherte : tapfer stiefelte sie hinter Onkel Ernst her in das Nesseldickicht hinein, fest griff sie in die scharfen Blätter, wie er es ihr gezeigt hatte — und brannte es trotzdem hin und wieder, na — dann machte man sich eben nichts daraus! Aber auch später — als Onkel Ernst nicht immer dabei sei» konnte, hatten die Buben keinen Grund, Mieze nur ein einziges Mal zu necken. So gingen die Ferien herum, so schnell, daß Miez« meinte, es sei nur eine Woche schulfrei gewesen und den Monat kaum glauben wollte — und heute stand sie mit roten Bäckchen in ihrer Stube und sah die Straße ent lang. Es sollte das erste Kränzchen nach den Ferien bei ihr tagen, und sie hatte nichts Geringeres vor, als das Lese- und Handarbeitsirän„cheu „Mitra" (so genannt nach den An'angsbuchstabeu der Mitglieder) zu einem Nessel- sammel-Kränzchen umzugeftalten. Ob es ihr gelingen würde? Loitz waren die fünf jungen Mädchen um den Kaffeeiisch versammelt, und als dis wichtigsten Ferisn- ereiguisje besprochen waren, fragte Mieze nach denSamm- lnngen für die >Nejh^cht-,oeschernng. Ach, das waren klägliche Resultate! Maina hatte nicht erlaubt, daß sie Schmetterlinge fange» sollte, und für Thesis' Steine war kein Platz mehr in, Koffer gewesen, Rosel hatte gar leine seltenen Muscheln gefunden, und Adis Blumen- prsssc halte ihre Schuldigkeit nicht getan —, „also gar nichts!" sagte Mieze ernstnast. „Na," wars Ilse ein, „du hast doch hier sicher nich s für die Bescherung getan!" „So, sieh mat l er!" sind aus einer kleinen Geldtasche ließ sie eine Anzalll Scheine ausmarschieren. „2o — 30 — 40 — 50," zählten die erstaunten Mädchen, „Mieze, wo hast du soviel Geld her? Hast du geerbt? Hast du in der Stadt Leierkasten gespielt? Wer hat dir das ge schenkt?" „Alles selbst verNeiit," rief Mieze in den Auf ruhr hinein. Und nun erzählte sie den aufhorchenden Freundinnsn von ihren Ferien und ihrem Plan. Natür lich waren alle Feuer und Flamme angesichts des Rei h- tums, den Mieze ihnen aufgezühlt hatte; und als man den verschiedenen Müttern geschworen hatte, nur bei gutem Wetter zu gehen, sich nie unterwegs zu trennen und nicht weiter als zwei Stunden vor die Stadt zu gehen, gaben sie nach und schließlich auch ihre Einwilli gung zu dein Kränzchenunternehmen. Den ganzen Sommer bis spät in den Herbst wurde gesammelt, und als Weihnachten vor der Tür stand, konnte jedes Kränzcheiimiiglied zwanzig arme Soldaten beschenken. Das war eine Freude! Nie war ihnen Weihnachten schöner erschienen, und sie waren fast traurig, daß der Winter ihrem Sammeleifer ein Ende gesetzt hatte. Am Weihnachtsabend lag an Miezes Platz ein Heller leichter Stoff, „für den Sommer" stand daran geschrieben, und Onkel Ernst — der auf einen Augenblick herange kommen war — sah ihr lachend in die Augen. „Weiht du, ich habe Ilse Schäfers Kleider nicht vergessen, Seide ist's zwar nicht, aber — 'Nesselstoff! Mieze war ganz rot geworden. „Oh, Onkel Ernst, das ist virl zn viel," s.üsierte sie, „ich bin dir ja O dank bar lind so froh, daß wir in de» großen Ferien nicht verreist sind!" „Warst auch eine lleine tapfere Vorkämpferin," sagte Onkel Ernst freundlich, „und ich wünschte, daß vsielo .Kränzchen' im deutschen Reiche eurem Vorbild solgen möchte»!" Wi« wär's, liebe Krä»zche»schwestel» ? L8 i8i bv8timmt in Kottv8 Nat! Olötslieb und unerwartet tra! uns csie sebmer?- siobe, uniakkare dlacbriebt, sink mein lieber ßlann, die 8tütre meines Oebens, rmser treusor^ender Vater, 8obn, 8cbwie^ersobn, Oruder, Sebwa^er und Onkel, der ^ä^er MZx Dreckse! 2. .lsxer-kstsilion 1Z, 2. Kompsxnie, im Kriegslararett ru ^vesnes an Orippe versebieden ist. — Oetreu bis in den lud. In tiekem Web Rabenau, am 13. Oktober 1918. Oie trauernde Oattin tleäwix Oreclisel unä kinäsr, im -lamvo Siotarbliedenoa. Arbeit und 8treben war dein Oeben! (Zebwai'rsi' Ivieb) «Isn tv. Linrelvsrkauf ab lO Ubr. Düngekalk gemahlen, in bekannter vorzüglicher Qualität Vvrsinigts knaunsäopfv^ Dolomit-Wenks öNSUN8st0Nf. Weilssr« «. MeitMAll finden sofort lohnende Arbeit. 8äok8. Näib- u. Seinigung8- wsnke luiiu8 Xaillniek 6. m. b. SuinZderx. SW KneWM NW für die Landwirtschaft per sofort lind Neujahr. Rehn, Vermittlerin. Schwarze Moa von Hainsberger Str. bis Eckers dorfer Berg Sonnabend abend ver loren. Bitte gegen gute Belohnung in der Geschäftsst. d. Bl. abzugeben. Schellack kauft OmnKk, Deuben, Tel. 347. Wehrstraße 7. Sparkasse Haiasberg. Im dasigen Gemeindeamt ge öffnet: Montags, Mittwochs und Freitags nachm. von 2 — 6 Uhr. Verzinsung der Einlagen mit 3V//" täglich. 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