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Rabenauer Anzeiger : 05.10.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191810053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19181005
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19181005
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-10
- Tag 1918-10-05
-
Monat
1918-10
-
Jahr
1918
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'gsstelltenkammsrn) ist im ReichSwirtschastSamt soweit gefördert, datz die Beratungen darüber mit den Jnter- essentengruppen deinnächst beginnen können. Es ist Aussicht vorhanden, daß dieser Gesetzentwurf dem Reichstag während der nächsten Wintertagung vorge legt werden kann. Damit wird einem Wunsch des Reichstags und der Angestellten entsprochen werden. englische Aarnungen vor übergroßen Hoffnungen. Nach einer Würdigung des Anteils der Tanks bei den letzten Angriffen der englischen Truppen führt der „New Stateman" über die weiteren Kampfausfichten im Westen folgendes aus: Wir möchten durchaus nicht da» locht- herztge Beispiel bereinigen befolgen, die di« Öffentlichkeit veranlassen, sincn weiteren großen deutschen Rückzug als gegeben anzunehmen und di« Blicke auf die Ardennen oder selbst di« deutsche Grenze zu richten. Rückzüge wird cs sicher geben, denn auf dem größeren Teile ihrer Front stehen die Deutschen jetzt nicht in einer zusammenhängenden Linie. Aber sie haben eine solche nicht sehr weit hinter sich, und Wenn sie dort stand halten ,würden sie außer in der Gegend von Leus nicht irgendwie wirklich wichtigen Boden verloren haben, den sie besetzt hielten, als das Jahr begann. Die Beseitigung der Vorsprünge, wie sie die deutschen Siege früher im Jahr geschaffen hatten, verkürzt die Westfront um Dutzende von englischen Meilen. Das Maß dieser Verkürzung läßt sich nicht genau feststellen, während die Schlachtfrout sich von Tag zu Tag so fahr verändert; aber schon jetzt scheint es etwa einer Strecke zu entsprechen, Wie sie von zwei Armeen besetzt wird. Vernünftigerweise muß man aunehmen, daß Hinden burg und Ludendorff weit davon entfernt sind, auf diese Möglichkeit von GegenschlSgen verzichtet zu haben. Einst weilen müssen sie Boden hergeben, nicht immer „planmäßig", aber wenn wir annehmen, daß diese Verluste die Möglich keit eines Gegenstoßes, wenn der englisch-französische An lauf sich ausgelaufen hat, ausschlössen, so würden wir in einen schweren Irrtum verfallen. Die Amerikaner haben eine Entwicklung erreicht, wo einzelne amerikanische Bataillons als ausgesuchte Sturm truppen gelten dürfen. Sie haben sogar einige ganze Divisionen, die nach Leistungsfähigkeit und Organisation erstklassig sind. Aber je größer die Einheit, um so länger braucht sie zur Entwicklung ihrer vollen Leistungsfähigkeit, u. Wir dürfen wohl annehmen, datz es noch einige Zeit dauern wird, bis irgendwelche amerikanischen Armeen den höchsten Grad militärischer Entwicklung an der Westfront erreicht hoben. Inzwischen werden ihrs Einheiten von geringerem Werte sein al« zu der Zeit, wo sie unter englischem und französi schem Befehl kämpften, und in dieser Beziehung wird sich vielleicht Marschall Foch de« weiteren in der Möglichkeit gehemmt sehen, seinen gegenwärtigen taktischen Vorteil bis aufs äußerste auszubeuten. Und es ist sicherlich wichtig, keine unnötigen Hoffnungen zu nähren, die den deutschen Zwecken dienstbar werden könnten, indem das Jahr für uns in einer Stimmung der Enttäuschung zu Ende geht. Tie englische Flagge ans Spitzbergen. > Tromsü Aftenposten zufolge ist in Tromsö die eng lische Spitzbergenexpedition unter Führung von F. W. Salisbury Jonnes eingetroffen. Im Spitzbergener Hafen wurde die englische Flagge gehißt. Die dortigen deutschen Besitztümer und die deutsche drahtlose Station wurden zerstört. 'M Mr Mir. * Ein Bahtthofsvorskhcr als Bahngütcrv'.eö. Seit Mo naten wurde beobachtet, daß dis Voit der Molkerei in Harsewinkel abgesandte Butter bei der Ankunft an ihrem Bestimmungsort ein größeres Mindergewicht auswies. Ant Freitag machte der Mollereiverwalt-r die Entdeckung, datz ein ganzes Faß Butter auf der Güterabfertigung verschwun- Vorsteber Kelnhofer eine Haussuchung vorgenommen, bet den war. Lurch die Pollzet wurde bei dem BuhnhofS- der man größere Mengen Butter in dem Keller vorfand, dis von der gestohlenen stammte. - Bcstrastcr Leichtsinn, Einer leichtfertigen Handlung Hemania im Sattel. Kein Zweifel an der eigenen Kraft. „Setzt die Germania nur in den Sattel, reiteir wird sie schon können!" Soll dieser Ausspruch wirkungs los werden? Seitdem dies Wort fiel, in den Verhandlungen über die Errichtung des Deutschen Reiches im Herbst l»70 hat Deutschland nicht vor solchen folgenschweren Entscheidungen gestanden, wie gegenwärtig. Die heu tige Generation Weitz nicht, wie schwer es trotz der Ären" gewest der großen Zeit vor ^48 deutsche Einigkeit , ist, die' rechte Grundlage für die 7V-H. k" zu zimmern. Schlug doch selbst ein so Patriotischer Mann, wie der Poet Lustav Freytag, denen - soen lm Dienst der Nation gestanden -st-Ate, als ^tel de» neuen Reichsoberhauptes den .naulen „Herzog aller Deutschen" vor. Und am Tage er Kalserprok.amatlon von Versailles war noch immer '-USt der letzte Zwiespalt beseitigt, so daß Bismarck fast bei seinem kasierlichen Herrn in Ungnade stand. Aber trotz aller Bedenken war das Leutsch« Reich gekommen, die Germania saß im Sattel, und sie konnte -jtcn! Große Entschlüsse erfordern stets einen Wagemut, es ist bei ihnen unmöglich, nach anderen zu hören, nm es ihnen recht zu machen. Und heute stehen wir wieder vor der Notwendigkeit solcher Entschließung. Worum handelt es sich denn? Darum, daß wir Frie den bekommen, und weiter darum, daß dieser Friede von Tauer ist. Wenn die deutschen Politiker aus dem Neichstagsasbäude heraustreten und unerkannt unter oas Volk gelwn würden, dann könnten sie Wohl Stim- des Lergers über allerlei Verdrießlichkeiten zu hören, die den Wunsch.nach einem Kmegsschlutz lassen, aber sie werden dre grope, groxe ^V"ehrheit darin einig finden, datz sie sagen, ein wollen auch Engländer gibt es nicht Und wir wollen aum etwas von unserer Krirasarbeit babeu! ünsche auf nungsverhältnisse im kom- nissige sein werden wie tu * Heiratslust mW Lebensmittel. Um den Neuvermähl ten den anfänglichen Kampf ums Dasein etwas zu erletch- tern, entschlossen sich einige Städte, ihnen eine Extrazulags an Lebensmitteln zu gewähren. Hierzu zählt auch Speyer. Man will nun die Beobachtung gemacht haben, datz diese Zulage eine bedeutende Vermehrung der Heiraten zur Folg« hatte. Während die Trauungen im vergangenen Jahre sich auf 147 beliefen, sind es 1918 bis jetzt bereits 156. Nun hatte man mit einer solchen Höhe nicht gerechnet und das LebenSvittelamt sah sich deshalb zu einem Abbau veranlatzt. Die Extrazulagen betragen für die Folge nur die Hälfte des bisher gewährten. Hoffentlich hält dieser Beschluß kein junges Paar von dem beabsichtigten Einlaufen in den Hafen der SBH« ab. diesem Kaörs. * Eine empfinvUKe Tarne. Auf der Bahnlinis Ho^ Plauen ob. Bahnhof geriet ein kleines Krnd im Berseiu seiner Mutter unter den im Abfahren be griffenen Bahnzug. Mit großer Geistesgegenwart und mit eigener Gefahr ritz rasch die Mutter das Kind unter dem bereits fahrenden Zug unverletzt hervor. Bet dieser erfreulichen Retiungstat stieß sie versehent lich mit dem Arme an eine vorübergehende Dame an, die ihr mit den Worten: „Nehmen Sie sich doch besser zusammen!" eine Ohrfeige versetzte. So groß die müt terliche Freude über das gerettete Kind war, ebenso groß war die Empörung des Publikums über da» Verhalten der „vornehmen Dame". * «in Goldschmnggler verhaftet. In Neu-Berun Wurd« am österr. Grenzübergange der Wagenmristr Woiczhk, de» in Oswiciem bei der preußischen Eisenbahn beschäftigt wurd«, vom Grenzschutzkommando festgenommen, als er 3000 Pfund Sterling, gleich 60,000 Mark englische« Gold nach Oester- rfeich au« Deutschland ausführen wollte. W. wurde dem GerichtSgefängni» zugeführt. Die Untersuchung ist gegen ihn «ingeleitet. Woiczhk steht im Verdacht, Geld- und Garnschmuggel mit mehreren tzelfer«helfern schon mehrer« Jahre zu betreiben. * »irme» wie t« Frieden. Au« Großengottern Wirt» wird geschrieben: Die Kirmes in Großengottern, ver bunden mit Jahrmarkt, hatte Tausende von Besuchern angelockt. Vom Vorjahr her war nämlich bekannt, datz man zu diesem Fest reichlich und gut zu essen bekommt. Die Besucher sind denn auch auf ihre Kosten gekommen. Fleisch wurde reichlich verzehrt, ebenso mit Schinken, Wurst, Zunge und dergleichen, belegte Butterbrote, die man zunt Kreise von 2 Mark erhalten könnt. hölzern gespielt und dadurch den Brand hervorgerufen. Der Statt brannte nieder und die beiden Kinder konn ten nur als vollständig verkohlte Leichen geborgen werden. * Schleichhandel als Landesverrat. Im Eisenacher Gemeinderat wurde angeregt, den Schleichhandel als Landesverrat zu betrachten und dementsprechend unter dem Gesichtspunkt des Landesverrats bsizukommen. * Tie Stadt als Eisrhamfierin. Der städtischen Verwaltung Buer scheint es leicht gewesen zu sein, sich in den Besitz von Eiern zu setzen, denn, wie Ober bürgermeister Russell im'städtischen Lsbensmittelaus- fchuß mitieilte, hat dis Stadt 400 000 Eier eingelegt, die im Winter, wenn die Wahrung besonders knapp sein sollte, verteilt werden sollen. * Tie Sehnsucht wach hohen Absätzen. Di« Stadt verwaltung Essen schreibt: Aus Schuhhandelskreisen wird immer wieder darüber geklagt, datz der größte Teil der schuhsuchenden Bevölkerung vielfach über triebene Ansprüche an die Form der Schuhe stellt, namentlich haben viele Damen besondere Wünsche auf die Höhe dec Absätze, die selten oder fast gar nicht zu erfüllen sind. Alle diese Sondecwünsche müssen bei der herrschenden SckuhknappheiL zu eigenem Vor teil des Käufers möglichst beiseite gelassen werden. Solche Käufer müssen natürlich mit der Belieferung übergangen werden, bis sich beim Schuhhändler die Schuhe mit den gewünschten besonderen Eigenschaft ten ernfinden. * Schließung des Bade» Gastein. Der Gemeinde- aus^uß von Bad Gastein hat beschlossen, den Kurort tm nächsten Jahre geschlossen zu halten, da anzu nehmen sei, datz die ErnährungSvsrhältnisfe im kom menden Jahre ebenso ungünstige sein werden wie iu zum Opfer gefallen ist der in der Eisenbahnwerkstätte in Osterode beschäftigte Schmied Gustav Amende. In der Absicht, Kalilauge aus einem Behälter in eine Flasche zu füllen, brachte er einen Schlauch an, den er mit dem Munds ansog. Hierbei gelangte eine geringe Menge des flüssigen Giftes in Darm und Magen. Obwohl sogleich ärztliche Hilfe in Anspruch und Gegenmaßregeln angewendet wurden, ge lang es nicht, oas Gift zu befestigen. A. mutzte in eine KönioSterger Klinik geschafft werden, wo er hoffnungslos darnieder lieat. * Ter Borwurf des „Fensterlns" — keine Beleidi gung. Ler Lokomotivheizer Karl Burdis war wegen Ehrenbeleidigung beim Wiener Bezirksgericht Leopöld- städt angeklagt, weil, wie die Gastwirtin Elise Handl in ihrer Klage ausführt«, er sich über sie geäußert haben soll, sie sei keine anständige Frau. Sie könne das „Fensterln" am hellichten Tag nicht lassen. Tie Aeuße- rungen waren auch dem im Felde stehenden Gatten der Klägerin hinterbracht worden, der bei seiner Rück kehr von seiner Frau Rechenschaft forderte und ihr mit der Scheidung der Ehe drohte, wenn sie sich nicht rechtfertige. Der Angeklagte bestritt die Aeutze- rung und behauptet nur, er habe mit Bezug auf einen Brief der Frau Handl behauptet, einen solchen Bries schreibe keine anständige verheiratete Frau. Ter Rich ter sprach den Angeklagten wegen dec Aeutzerungen, die Klägerin sei keine anständige Frau, schuldig und verurteilte ihn zu hundert Kronen Geldstrafe, da gegen sprach der Richter den Angeklagten wegen deS Vorwurfs des „Fensterlns" frei, Werl darin keine Ehren beleidigung zu erblicken sei. Denn „Fensterln" heißt, erklärte der Richter, beim Fenster mit jemandem spre chen, was keinen unsittlichen Borwurf enthalte. * Selbstmord oder Verbrechen. Der Verbleib des am 13. Sept, als vermißt gemeldeten 16jährigen Bank- lehrlings Otto Ohlsmacher in Wiesbaden ist nun auf geklärt. Ter Jungs ist mit der Leiche identisch, die am 17 .Sept, in Winkel aus dem Rhein gezogen wurde. Es liegen bis jetzt nicht die geringsten Anhaltspunkte dafür vor, warum der Junge sich selbst ein Leid angetan haben könnte. Dagegen ist es nicht ausge schlossen, daß er das Opfer eines UeberfallS geworden ist. Tie Leiche wHs nämlich am Halse eine tief klaffende Wunde auf, die'von einem Schlags herrühren rann. * Freispruch trotz Geständnisses. Ten gräßlichen Entschluß, sich und ihren beiden Kindern das Leben zu nehmen, faßte am 27. Mai in Velbert die dort wohnende Ehefrau Hargarten, und sie führte ihn auch alsbald aus mit dem Erfolgs, daß eines der Kinder, ihr neunjähriger Sohn Willi, starb, während sie selber und ihre vierjährige Tochter Herta zufolge nüch recht zeitigen Eingreifens anderer Personen wieder ins Leben zurückgerufen werden konnten. Frau Hargarten soll die Tat mit voller Ueberlsgung auZgefüyrt haben, und hatte sich infolgedessen heute wegen Mordes und Mord versuchs vor dem Schwurgericht Elberfeld zu verant worten. Nicht Not hat sie zu der schaurigen Tat ge trieben, sondern die Furcht vor Bestrafung wegen eines von ihr begangenen Diebstahls. Sie ist nämlich schon siebenmal wegen schweren Diebstahls bestraft und war neuerdings wegen Wäschediebstahl angezeigt worden. Die Frau hat von Anfang an dir Tat in vollem Umfange e in gestanden und gab sie auch vor dem Schwur gericht ohne Einschränkung weinend zu. Den Ge- .schworensn wurden die Fragen gestellt, ob die An geklagte ihre Kinder vorsätzlich getötet bezw. zu töten versucht und diese Tat mit Ueberlsgung auSgefiihrt habe, ferner ob, im Fall« der Verneinung der Ueber- legung, mildernde Umstände vorhanden seien, d. h. ob dis Angeklagte sich des Mordes und Mordversuchs oder nur der vorsätzlichen und versuchten vorsätzlichen Lötung (ohne Ueberlsgung) schuldig gemacht habe. Die Geschworenen verneinten diese Fragen, die der Tat geständig« Angeklagte mußte infolgedessen freige sprochen werden. * El« schweres BrMNduitglück ereignet« sich in Ilberstedt bei Vernburg. Im Grundstück des Hof meisters Osterland hatten die Kinder des im Felde befindlichen Arbeiters Naumann, ein Knabe von sieben und ein Mädchen von fünf Jahren, in Abwesenheit ihrer als Eisenbahnschaffnerin tätigen Mutter mit Streich Der Deutsche weiß, was er geleistet hak, und das will er nicht unterschätzt wissen. Den Frieden werden wir durch unsere Waffsn Haden, aber strecken wir dem Geg ner in hellster Selbstlosigkeit den Finger entgegen, so nimmt er die ganze Hand. Und dauernd wird ein solcher Friede nicht sein, denn unsere Selbstlosigkeit wird als Schwäche gedeutet werden. 1871 bekamen wir das Reich, wir scherten uns nicht darum, wem das nicht in den Kram paßte. Heute müssen wir uns die Kraft sichern, die Weiterentwicklung des Reiches fvrt- zusetzen. Germania sitzt tm Satte!, und wir haben da für zu sorgen, datz sie sitzen bleiben kann. Wollen wir das von der Miene des Auslandes abhängig machen, dann haben wir verspielt. Tann wird dem Noß der Germania der Hafer so knapp zugemessen, datz ihm die Fähigkeit abhangen kommt, dis Retterin zu tragen. Wer im Schwanken darüber ist, was wir zu tun haben, der sieht den Wald vor Bäumen nicht. Das politische Rezept ist heute dasselbe wie 1871, und ! Ke Medizin muß nach den langen Jahren des Welt- § kriegeS noch kräftiger sein, wie nach den sieben Kriegs- i monaten des ersten Nationalkrieges. Wir müssen klar z hinstellen, was wir für unsere Existenz und für unsere ! Sicherheit gebrauchen, wir müssen uns die Stärke be- ! wahren, diese Notwendigkeiten zu behaupten! Tas ! ist alles, davon können Wir nichts abgeben, weil uns j sonst der Boden unter den Füßen fortrutscht, aus dem wir stehen. Darüber hinaus mögen wir allen Ver- stündigungSsinn gelten lassen, aber wir dürfen nicht beim Gegner den Gedanken aufkommen lassen, er Habs uns dreiviertel tot gemacht und könne bei Gelegenheit den Rest besorgen. Denn an einen schnellen Wandel der Gefühle unseres HauPifeindsS gegen uns glauben wir deshalb nicht, Werl dis Voraussetzung davon ist, daß die deutsche Arbeitsfreudigkeit in Arbeitgebern nnd Arbeitnehmern erlischt. Nur ein wirtschaftlich heruntergekommenes, aus dem Weltenmarkt ausgeschal- tetes Deutschland wird John Bull mit seiner Huld bedenken, kein anderes. Wenn alles ko wäre wie früher, so könnten wir England durch Vertrüge binden. Aber was hat ma« in London aus feierlichen Konventionen und inter nationalen Vereinbarungen gemacht. Wertloses Papier. Nicht einmal dem Privateigentum und der Freiheit des Individuums ist Schutz gewährt worden. Welche Hoffnungen wir daraus für die Zukunft entnehmen können, das wird jeder sich selbst auSmalen. Ter britische Leitspruch für alles Handeln lautet, ins Deut sche übertragen: „Was macht Recht oder Unrecht au», zuerst kommt England". Das weiß die Welt, und davo» dürfen wir die Augen nicht verschließen. Unsere Stärke muß dis britische Einsicht gebieten. Univ Tie polnisch«» Legionäre bgnndigtz Der Kaiser von Oesterreich eröffnete in einer Audienz dem Obmann des PolenklubS, datz « mit dem heutigen Tage die vollständige Ein stellung de« Prozesses gegen die polnischen Legionäre in MarmoroS-Sziget verfügt habe. Zwar sei die Tat der beschuldigten Soldaten nicht fiel von militärstrafrechtllcher Verantwortung, jedoch eingedenk der zahlreichen Beweis« großer Tapferkeit und Treue der Polen sowie ihrer Selbst aufopferung auf den Schlachtfeldern und im Hinterland und Gebrauch machend von dem dem Monarchen zustehende« herrlichsten Recht der Gnads und Verzeihung, habe er sich zu diesem Schritt in der Erwartung entschlossen, daß dach bisherige Verhältnis des polnischen Volker zur Kron« auch fernerhin bleibend bestehen werde. Die Anklage gegen die Legionäre hatte auf Landesverrat md Bruch des Fahneneides gelautet. Ein Aufruf LeniuS. Aufsehen erregt in der russischen Presse ein Vvn Lenin an alle früheren Senatoren und Mitglieder des Staat-rats- versandter Aufruf, in dem sie aufgeforderl wurden, sich an den politischen und VerfassungSarbciten zu beteiligen. Man sieht auch darin einen Beweis dafür, daß Lenin eine andere Richtung in der Politik einschlagen und von weiteren Terrorakten Abstand nehmen wird.
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