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A«:<rika braucht Deutschland. „Socialdemokraten", Kopenhagen, schreibt: Dis Ver einigten Staaten haben Englands Forderun) nach einem Handelskriege gegen Deutschland abgewiesen, kaum aus Liebe zu Deutschland, sondern einfach, weil Deutschland -in guter Kunde der Vereinigten Staaten wär. Man wird die halbe Milliarde Mark, dis Deutschland jährlich für amerikanische Baumwolle bezahlte, nicht missen wollen. Auch in Kupfer war Deutschland der weitaus beste Kunde der Vereinigten Staaten. Aber andere Dinge kommen hinzu. Es kann den Vereinigten Staaten nicht gleichgültig sein, daß Deutschland künftig unver arbeitetes Pclzwerk, von dem es im letzten Kriedens- jahre aus den Bereinigten Staaten für 122 Millionen Mark oder mehr als die Hälfte der amerikanischen Aus fuhr erhielt, in Rußland und Argentinien kauft. Ebenso verhält es sich mit Petroleum, das Deutschland künftig in Osteuropa erhalten kann. Dis wirksamste Handhabe ater, die Deutschland im Fa'lc Ines Handelskrieges Mt, ist die Einstellung seiner Kalieinfuhr nach den <e einigten Staaten. Tie schlechte Baumwollernte dort erklärt sich zweifellos am richtigsten durch den Mangel an Kalidünger. Auf diesem Gebiete wird Deutschland stets das Weltmonopol besitzen. Schließlich können die Vereinigten Staaten auch die deutschen Farbstoffe niaft entbehren und werden also zweifellos eine Bresche in den geplanten Handelskrieg schlagen. Schwierigkeiten der italienischen Landwirtschaft. „Jdea Nazionale" klagt über dis Schwierigkeiten, mit denen die italienische Landwirtschaft zu kämpfen hat, und schreibt u. a.: Der Kleinbauer wird auch im nächsten Jahre sein Land wohl bestellen können. Für die mittleren und Großbauern werden die Schwierig keiten immer größer. Der Mangel an Arbeitskräften an Zugtieren, an Maschinen, Kohlen ustv. wird immer schlimmer. Dazu kommen die maßlosen Forderungen der wenigen vorhandenen Arbeiter. Die Mäher bekom men 35 Lire täglich, die Ackerknechte 3500 Lire im 8ahr. Paar Ochsen kostete vor zwei Monaten 13 000 Lire, heute kostet es 15 000 Lire, morgen 20 000 Lire. De.r Staat requiriert alles rGstreids, Stroh, Vieh, Käse, Wolle, Felle, Leder ustv. zu vorgeschrie benen Pressen, während die Anschaffungspreise uner schwinglich sind. Einschränkung der Lurnsmdustricn. Die „Times" läßt sich telegraphisch aus Washington berichten: Die amerikanische Industrie ist trotz ihrer enormen Kriegs- erzeuaung immer noch zum großen Teils auf Jriedens- suß. <Lne wird dies nicht mehr lange bleiben. Die Ne gierung hat ein Programm, das die Tinge bald auf eine Kriegsgrundlage stellen wird. Tie neue Wehr dflichtvorlage ist nur ein Teil dieses Programms. Eine Weitere Vorlage, die allerdings noch wochenlang durch- aearbeitet wird, wird wahrscheinlich erne hohe Be steuerung des Luxus, der Einfuhr und der KriegS- gewinne^ bringen. Noch bedeutsamer sind aber die Maßnahmen der letzten Tage, die eins Einschränkung der weniger we sentlichen Industrien bezwecken. 40 Handels- und In dustriezweige — Lis herab zum Barbier und Zigarren händler — sind am 23. August vom lokalen Arbeits amt in Washington auf die schwarze Lifte gefetzt, andere Städte wollen diesem Beispiel folgen. Zur Brennstoffnot in England. „Manchester Guardian" läßt sich aus London berichten: Es ist nicht Wahrscheinlich, daß London oder die großen Städte aus der neu eingsführten Holzversorgung große Vorteile Liehen werden. Was Heizmrg mit Torf anbetrifft, so wünscht man, daß sich die Leute dort, wo es die ört- licheu Verhältnisse gestatten, mit Tors versorgen. Es ist jedoch kaum zu hoffen, daß für die Entwicklung dieser Industrie noch etwas getan werden kann. Die Jahreszeit ist bereits zu sehr vorgerückt. Der Aufsichtsbeamte für Kohlenversorgung hat fer ner einen Ausschuß eingesetzt, der einen Plan für die Nutzbarmachung von Kohlenstaub ausarbeitcn soll. Das Volk WE "Ehrt werden, wie Kohlenstaub mit Leym oder Kalt zu Hause gemischt werden kann. Auch wcrd man die Herstellung von Briketts aus Kohlen staub m der Nä^e der Gruben fördern. Aer König von Amnland. Amtlich wird in Helsingfors bekauntgegeben: Nach dem der Landtag die Negierung ersucht hatte, vorbe reitende Maßnahmen zu treffen, damit der Landtag sobald wie möglich die Wahl eines Königs vornehmen könne, sandte die Regierung, wie bekannt, eine be sondere Deputation nach Deutschland, um zu erkunden, ob Prinz Friedrich Karl von Hessen willens fei, die Krone Finnlands anzunehmenö. Auf diese Anfrage hat Seine Hoheit, nachdem sie zunächst Bedenk zeit erbeten hatte, um sich über die Verhältnisse Finn lands Kenntnis zu verschaffen, am letzten Montag der Deputation eine bejahende Antwort erteilt. Ler Landtag ist zum 26. September einberufen, um die Königswahl vorzunehmen. Wie wir hören, wird nach den Vereinbarungen, die zwischen dem Prinzen und der Delegation getroffen wurden, neben dem Prinzen kein anderer kan didieren. Prinz Friedrich Karl, wird den Titel Kunigas (zu deutsch: König) sichren. Ter finnische Landtag, der dis Königswahl vorzunshmen hat, wird in 14 Tagen zu einer kurzen Session zusammentreten, aus deren Tagesordnung allein die Königswahl steht. Bei der Zusammensetzung des Landtags ist nicht daran zu zweifeln, daß sich die Wahl des Prinzen Friedrich Karl glatt vollziehen werde. Prinz Friedrich Karl von Hessen, der am 1. Mai 1868 geboren ist, also im einundsünfziasten Lebens jahre steht, ist als Gemahl der Prinzessin Margarete von Preußen der Schwager des Kaisers. Am Kriegs nahm er als Kommandeur des Frankfurter Infanterie- Regiments Nr. 81 teil und wurde im September 1914 in Frankreich ziemlich schwer verwundet. In der deut schen Politik ist der Prinz nicht hervorgetreten. Ter Prinz hatte sechs Sühne, von denen zwei, die Prinzen Friedrich Wilhelm und Maximilian im Kriege gefallen sind. Mr LM WM. * Ter verschwundene NeldbrrefträHer ermord et. Ter seit einigen Lagen vermißte Geldbriefträger Weber wurde in einer Privatwohuung im 4. Stock des Hauses Spandauerstraße 33 in Berlin mit durchschnittener Kehle tot aufgefuuden. Auch die Inhaberin der Wohnung, Marie Rühle, lag in einem Nebenzimmer ermordet. Als Täter kommen zwei Brüder Stubenrauch in Betracht, die unangemeldet bei der Rühle wohnten und die mit dem Geldbrtrfträger anscheinend Schleich- Handelsgeschäfte gemacht haben. Ter Kontrolleur mit Pew guten APpetu. In einer Wirtschaft in der Nähe des Bahnhofs Saulaau kehrte ein Mann ein. Als er sah, daß ein anwesender Gast ein Stückchen Schinkenwurst verzehrte, fragte er die Wirtin, ob er auch eine Portion erhalten könne, woraus ihm dis Frau ihr letztes Stückchen Wurst ver abfolgte. Er ließ sich diese gut schmecken, „vergaß" aber, der Wirtin eine Fleischkarts zu geben, und die Wirtin unterließ es, eine solche zu verlangen. Ter Mann ging hierauf in die nahegelegenen zwei Wirt schaften, wo er gleichfalls ohnr Fleischkarts je eine Portion Fleisch verzehrte. Den Schluß machte die vierte Wirtschatf, wo er sich eine Portion Hammelbraten wiederum ohne Fleischkarte, sehr gut schmecken ließ. Nach diesen vier Mahlzeiten erstattete er Anzeige bei der Behörde. Den Wirten ging nunmehr eine Ver warnung zu. Der Herr Kontrolleur der Fleischver sorgungsstelle hat in der gegenwärtigen fleischarmen Zeit einen sehr nahrhaften Kosten, jedenfalls aber auch euren guten Magen. * Ein Vierteljahr Sienern erlassen. Eine benei denswerte Stadt ist Schwerin a. Warthe. Dort hat dis städtische Jorstverwaltung infolge der großen Holz- krregspreise so günstig bei den Holzvertäufen abge- schurtten, baß davon 21 500 Mark zur Deckuug des Gemsindebedarfs verwendet werden konnten und sämt lichen Steuerzahlern die Zahlung der Gemeindesteuern für ein Vierteljahr erlassen werden kann. * Vermißtes Flugzeug. Wie behördlicherseits be kannt gegeben wird, wird seit dem 3. d. Mts. ein nach, Schneidemühl gehöriges Flugzeug mit zwei Offizieren besetzt, vermißt. Ob ein Unfall vorlisgt oder wie sich das Verschwinden erklären laßt, bleibt vorläufig noch in Dunkel gehüllt. * Die Zwiebeln cmcs ohiw Zwiebeln. Die Stadt Witten steht im Zeichen seiner „Großen Kirmes", die jedoch euren der ernsten Zeit entsprechenden ruhigen Verlauf nimmt. Sie war auch von auswätrigen Kir- msSgästen gut besucht. Den Namen „Zwisbelkirmes", den sie früher des großen ZwisbslumsatzeS wegen inr BEL münd hatte, verdient sie nicht mehr. Es waren überhaupt keine Zwiebeln zum Verkauf angefahren. * Fc-rerlöscheimer für SLieftlsohlen. Zwei Schrrh- machergehilsen in Dreteichenhain hatten aus dem Ge meindespritzenhaus mittels nächtlichen EinstsigenS acht Feuereimer entwendet. Angeblich wollten sie sich auch für den eigenen Gebrauch Sohlen daraus fertigen, doch schien ihnen dann der sofortige Verkauf in Frank furt einfacher und lohnender. M. bot dort die Bsuts an und wurde dabei abgefaßt. Tis Untersuchung ergab, daß Beide vorher einem dortigen Meister, bei dem Nv in der Lehre gewesen ist und die Verhältnisse kannte, gleichfalls mittels Einsteigens Schinken und Fleisch ge stohlen hatten. Die Strafkammer Darmstadt verurteilte die Beiden zu 15 und 8 Monaten Gefängnis. * Ein entlaufener Bär treibt sich seit Wochen auf der Feldmark im Süden der Stadt Natibor und aus den angrenzenden Feldern umher. Wie eö heißt, ist Meister Petz einem aus Rußland durchfahrenden MiMärtranSport entsprungen. * Ter Winzcr-Zc-uUr für ein Gotteshaus. Di« katholische Pfarrgemeinde Schwabenheim, die mehrere hundert Seelen zählt, ist auf bis ilsiuc, unscheinbare Kapelle des im 30 jährigen Kriege zerstörten karolin gischen Klosters Pfaffenhofen angewiesen, die längst baufällig und räumlich ziemlich unzureichend ist. Um nun zu einem neuen, würdigen GotteShaufe zu kommen, faßte die katholische Einwohnerschaft einen Klan, der gewiß ganz eigenartig dastehen dürfte. Tie sämtlichen katholischen Wcinöergbsfitzer der Gemeinde haben sich nämlich freiwillig verpflichtet, den zehnten Teil des diesjährigen Herostertöfes als Grundkapital für den Bau einer neuen Pfarrkirche zu stiften. Bei oer sehr reichen Weinernte und den enorm hohen Traubenpreisen dürfte auf diese Weise eine ganz bedeutende Summe zusammen kommen. Die neue Kirche, mit deren Er bauung nach Friedensschluß sofort begonnen werden soll, ist als Grabmal für die gefallenen Helden der Gemeinde und als Denkmal für die heinttehrenben Krieger gedacht. Deutschland aN Vorbild in der Kriegswirtschaft«- srganisation. Farfadei schreibt in der „Station Belge", Paris: Deutschland hat alle Berechnungen zuschanden gmmcht, die ihm eine rasche Niederlage vorattssagten, für den Fall, daß ihm die Rohstoffversorgung abgeschniuen würde. Deutschland hat es eben verstanden, die Löfung dieses schwierigen Problems sachverständigen Leuten zu übertragen. Man holte nicht die Vorsitzenden und Se kretäre des Amtes aus den Reihen drr Rechtsanwälte der Hauptstadt. Nein, man hatte einen Gedanken, der unter einem anderen Himmel geradezu lächerlich erschei nen mußte. Für r dustrie übernehme- Alles ging glänzc Nedereren und k Tatsachen wurden Lösung gefunden, niS des deutschen ständigen und Feß scheiduug. Warum handelt man nicht anderswo ebenso? Teutschlan- muß die Kontrolle über Eisenerze «ad Kohle verliere!:. ms Amt, das tue Veriorguug der Jn- n sollte, holte man Industrielle heran! Zögern') und Tasten, kein n-,,.^r'"Ettngsbürokratismus. Die Spfaßt und die beste Das ist das Gsheim- Heranziehung von Sachver- "gkeit bei der Durchftibri.n" Eine englische Forderung. Im Leitaussatz der „Morning Post" wird ausae- kübrt' Deutschland kämpft für Eisenerz?," schreibt ein cznacuieur in einem Aufsatze und bemerkt dazu mit Recht, die wirtschaftliche Seits des Krieges werde zwar in Deutschland ganz offen dwkmrsrt, unserer Bevölke rung vorenthalten. Warum das geschieht, und warum die Regierung sich harmaacg weigert, sich hierüber zu äußern oder eme oepruume Wirtschafts politik anzukünEen, können wir unschwer erraten, und ein großer Teil nuferer Bevölkerung kommt Mit vervlüsftLsr^ Der australische Premier uinunt lein Blatt vor den Mund. Lor diesem und noch »-ährend desselben hat Teu-ich-and ecu Geschäft daraus gemacht, die MeLallvorracs der Weit AU kontrollieren. Unsere liberalen Freihändler behaupten, drefs ungeheure deutsche Metall-BeMwo- ttnkere neu e Stellung. rung sei nichts als ein legitimes Handelsgeschäft ge wesen. Fragen wir, welches Ziel diese Unternehmung verfolgte, so antworten dis Liberalen,^ Geld zu ver dienen. .Gehen wir aber den Tatsachen auf den Grund, so finden wir, daß Deutschland damit nicht Geld ver dienen, sondern eine Waffe schmieden wollte, die es instandsetzen sollte, seine Gewaltlehre in die Tat um zusetzen. Achtung der deutschen Sprache in Amerika. > Einer Nsuhorker Meldung entnimmt das Liver pooler „Journal of Commerce", daß die deutsche Sprache in den Vereinigten Staaten schnell „ein tote Sprache" wird. « Lies Zic- verfolgt vor allein oie ,Nationale Sicherherts-Llga". Auf ihr Betreiben sind Derets zahl, reiche deutsche Zeitungen eingegangen, ebenso wie fr« dafür^ gesorgt hat, daß in Hunderten voir Städten md Ortschaften die deutschen Klassen in den öffent lichen Schulen geschlossen worden sind. Im Staate Kowa hat der Gouverneur das Lehren der deutschen Sprache in allen Schulen untersagt. ES werden dann Lü Staaten aufgezählt, in denen die „teutonische Presst, »nd Sprache" durch Organisation der Bürger Schritt Nr Schritt unterdrückt werden. , ° KriegSallerlek. Zu ungeahnte» Ehren inr Preise ist der heimische Tabak gelangt, dec in diesem Jahre infolge der nassen und kühlen Witterung leider keine glänzende Ernte verspricht. Der Tabak aus der Ee- gend von Schwedt an der Oder, das sich zu einem der ersten Tabaksbaugebiete entwickelt hat, kostete vor dem Kriege etwa 18 Mack dec Zentner. Für diesen Herbst rechnet man mit einem Zentnerpreis von 150 Mark. ES finden viele Kriegstrauungcn statt, aber doch nicht so viele, daß ein Grund für eine ganz abnorme Preis- stsigsrung der Trauringe, es werden nur 14karätige und noch geringere herqsstellt, am Platze wäre. Sie werden jetzt bis zu 175 Mark für das Paar bezahlt, erfreulicherweise aber nicht überall. Besonders in klei nen Städten denkt man noch sehr menschlich. — Ein findiger Kopf ist ein Berliner Geschäftsmann, der zu weit gewordene Herrenkragen gegen engere und zu eng gewordene (für Kriegsgewinnler) gegen weite um tauscht. Gebühr 25 Pfennige. Loch einmal ein men schenfreundlicher Mann, der's billig macht. — In Berlin wird den Gemüsehändlern ihr Niesenverdienst vor gerechnet. Warum hemmt man nicht den mangelnden Respekt vor den Höchstpreisen? Früher hieß es: „Berlin immer vorne voran." Heute: „In Berlin hinten heruuk-