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Rabenauer Anzeiger : 21.09.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191809213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19180921
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19180921
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-09
- Tag 1918-09-21
-
Monat
1918-09
-
Jahr
1918
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' Mr Stteste Winzer. Der älteste „aktive" Winzer Rheinhessens dürste wohl der 91 Jahre alte Landwirt Anton Reitz zu Nieder-Olm sein. Ter wackere Alte arbeitet tagtäglich noch trotz seines hohen Alters in seinem Weingarten. > * Ter mißtrauische Schutzmann. Ein Landwirt F. ans dem Orte Schwitten wollte am Sonnabend mit zwei Wagen Stroh nach Iserlohn fahren, um sel biges bei einer bekannten Preßfirma abzuliefern. Tas Unglück wollte es, daß ihm am Ende der Jserlohner- straße ein Rad am Wagen brach. Dem vorbeikommen den Schutzmann fiel es auf, daß durch das kleine Fuder Stroh ein Rad brechen konnte und untersuchte daher die Wagen. Auf dem einen wurden 7 Sack Hafer und auf dem anderen mehrere Sack Roggen- und 2 Sack schönes gebeutelt Weizenmehl entdeckt, woraus dis bei den Wagen beschlagnahmt wurden. ' Eine gefährliche Badeanstalt. Vor dem Breslauer Schöffengericht stand die 68 jährige Badefrau Auguste M-, nm sich wegen fahrlässiger Tötung zu verangwor- ten. Am 24. Mai bemerkte die Angeklagte, daß in einer Ankleidezelle des Freibades der Schmidt'schen Bade anstalt sich sm Brett gelockert hatte. Sie schickte zu dem Bademeister, der auch kam und ihr auftrug, nie manden m die Zells hineinzulassen. Am Nachmittag jedoch, als viele Kinder zum Vaden kamen, die schad- haste Zeile jedoch nicht versperrt war, kamen zwei Mädchen hinein, von denen dis 13 jährige Wally Ha- nusa sofort ins Wasser stürzte und verschwand. Tie anderen Kinder schrien sofort nach Hilfe, man sah die Kleine auch im Wasser treiben,,da aber kein Bade meister anwesend war, der sie hätte retten können, mußte sie ertrinken, und die Leiche konnte erst am nächsten Tage geborgen werden. Das Gericht kam zur Freisprechung der Angeklagten, da ihr an dem Unfall keine Schuld beizumessen ist. * Mtt den Händen fein Kind ansgegrabcn. Glücklich gerettet wurde m Watergraafsmeer in Holland das: gjährige Söhnchen eines Landwirts, das beim Spie len verschüttet worden war. Den in der Nähe der Unsallstelle arbeitenden Vater fragten zwei Damen, ob er wisse, wem die Schuhe gehörten, die sie im Sande gefunden hätten. Er erkannte sie als diejenigen seines Sohnes und ahnte sofort, daß sein Kind verschüttet war. Mit den Händen begab er sich ans Ausgräbern und es gelang ihm, sein Kind bewußtlos aber noch lebend ans Licht zu bringen. " Ein Schütten als Jagdbeute. Besonders günstig ist in diesen Tagen eine Hühnerstreife auf Forster Jagd revier verlaufen, denn bei ihr wurden 36 Hühner und P7 ein snittger Schweineschinken zur Strecke gebracht, nwr Hund des Jagdpächters hatte die seltene Beute in einem Gebüsch entdeckt. Wie der Schinken dorthin ge kommen sein mag, das bedarf noch der Aufklärung. v Tie Nachsteuer für Wein. Die Privatbesitzer von Wein haben es nicht überall beachtet, daß sie bis zum 7. September ihre steuerpflichtigen Weinvorräte (auch Beerenwein usw.) zur Nachsteuer anzumelden hatten. Frei von der Steuer sind nur 80 Flaschen insgesamt, nicht etwa von einer Sorte, der Jahrgänge vor 1915. Non den Jahrgängen 1915, 1916, 1917 ist dagegen jede Flasche ohne Ausnahme mit zwanzig Prozent des Wer tes zu versteuern, also mit je 60 Pfennigen von je drei Mark. 0 Tie neue» Könige. Die Kandidatur des Prinzen Karl von Hessen für den finnischen Königsthron, die mit der Königswahl ihren Abschluß finden wird, Weckt Erinnerungen an die Zeit der deutschen Einigung. Es wird jetzt eine Tatsache, daß alle Fürstenhäuser, die 1866 ans der Zahl der regierenden Familien aus schieden, wieder von neuem einen Thron inne haben. Der Enkel des letzten Königs Georg von Hannover ist heute Herzog von Braunschweig, das Herzogshaus Von Nassau hat den luxemburgischen Thron inne, und nun wird der Erbe des hessischen Namens König von Finn land. Damit ist ein Ausgleich vollzogen, der doch vielfach wohltuend berühren wird. Ter neue Balten staar hat dem Deutschen Kaiser die Krone angetragen, esir Litauen ist die Staatsform noch unentschieden. Daß Polen ein Mitglied des Hauses Habsburg als König erhalten wird, ist bekannt oder doch wenigstens anzunehmen. Tas Fürstentum Albanien, dessen Regent Prinz Wilhelm von Wied vor dem Kriege war, stellt noch eine ungelöste Frage dar. Neulich hieß es, daß die Albanier sich freuen würden, wenn ihr ehemaliger Fürst wiederkäme. Aber die Neigung dazu ist Wohl nicht sehr groß. » Tie interfraktionellen Besprechungen haben mit den Beratungen am Freitag ihren vorläufigen Ab schluß gesunden. Wie fortschrittliche Blätter Mittei len, ist die Gesamtheit der innen- und außenpoliti schen Fragen bei dieser Gelegenheit erörtert worden. Bezüglich der Ostfragen halten die Mehrheitsparteien danach an ihrem alten Standpunkt fest, daß die Zu- und die Regierungsform der Randstaaten leLig- nch auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechts ber Volker zu gestalten sei. Im übrigen soll als Grundl-ge für die Außenpolitik der Mehrheit wei terhin dis Juüresolutton Geltung behalten. * „Barfuß lus au den Hais". der Obstblantaae des Müh-sngMs Alt-Scherstitz Behang der Apfelbaume geplündert worden Um den Lieb zu fassen, traf man entsprechende Vorkehrun gen und sah dann auch an einem der letzten Tage in vorgerückter Abendstunde am User der Elster eine Ge statt austauchen, die sich ihrer Kleidung entledigte, sich mit einem Sack versah, und so der Plantage zuschwamm. Als sie nun mit ihrer Beute das diesseitige Ufer wieder erreichte, wurde sie abgefaßt und laut „Schkeuditzer Wochenblatt" „barfuß bis an den Hals" dem Besitzer zu einem Verhör vorgefuyrt. Das Person entpuppte sich als ein Matrose, der, nachdem mau ihm seine Kluft wiedergegeben hatte, der Pmnsloeyörde zugeführt Wurde. * Getreide ins Wasser g-ichüttet. Einen Streich, ! der ihm teuer zu stehen kommen durfte, verübte in der Bahnarvciter Kölle Derselbe wurde Uhr in der Nähe der Malzfabrik mit cmem 1 ^f welchem sich 3 Zehner Gerste und l befanden, durch einen Bahnbsam- - ten abgefaßt. Bsichuldigle hat bei seiner Posizei- ^mnehmung cingestanden, dis Gerste und Kar- tvsfein aus emem Eifenbahnwagen entwendet zu haben. Da» DiSsevAU. konnte dem Genannten leider nicht gleich s abgenommeti werden. Er hat wach MMn eigenen Nn- i gaben die 3 Zentner Gerste und 1 Zentner Kartoffeln s in den Bahnteich geschüttet. Diese Angaben sind durch - Nachsuchung bestätigt worden. * Tie mageren Schlachttiere. Bor dem Schöffen- j gsricht Zeulenroda waren 35 Fleischer und Fieischer- ! frauen angeklagt, von einem Teil der von ihnen gs- schlachteten Rinder, Kälber und Schafe kein Fett an , die zuständige Fettschmelze in Erfurt abgeliefert zu l haben. Dis Angeklagten verteidigten sich damit, daß j die Tiere Hein Fett oder doch so geringe Mengen gehabt l hätten, daß eine Versendung nicht möglich gewesen i wäre. Einige der Beschuldigten führten zugleich Klage i darüber, daß ihnen von der Fettschmelze zum Teil j kein Geld, zum Teil zu wenig, 50 Pfg. für das Pfund l ab geliefertes Fett, gezahlt worden sei. Auf zwei an l diese Stelle gerichtete Schreiben sei eine Antwort nicht j erfolgt. Die vernommenen Zeugen bestätigten die Min tz derwertigkeit der zur fraglichen Zeit gelieferten Schlacht- ' tiere; die besseren seien zum Einfrieren verwendet s worden. Der Vertreter der Amtsanwaltschaft stellte l dein Gericht die Entscheidung anheim, die auf Frei- : sprechung lautete. * Ans Der Jagd nach Tabakersah haben dis Kirsch- j bäume schwer zu leiden. Auf eine Anzeige hin, daß s 20 Pfennig für das Pfund Kirschblätter bezahlt würden, : stürzte sich die Schuljugend in Camburg auf die Kirsch- j baumanpsianzungen, brach ganze Neste ab und vsr- nichtele beim Abstreifen dis Tragknospen des nächsten Z Jahres. Wegen dieser Schädigungen erließ das Bürgsr- j meisteramt ein strenges Verbot gegen das Abstreifen l der Kirschblätter, und auch die benachbarten Gemein- j den haben diese Tabakersatzernte bei hohen Geldstrafen - verboten. l * Unglück Seim LaulchenssmWSln. Vor etwa sechs ; Wochen verunglückte der Oberlehrer Butz von Wurm- > singen bei Nottenburg beim Laubheusammsln, indem er s beim Abfchneiden von Zweigen mit einer an einer i Stange befestigten Schere mit der elektrischen Leitung in s Berührung kam. Er wurde sofort in die Klinik nach ? Tübingen gebracht. Nach langem Zuwarten mußten ' aber dem Schwerverletzten jetzt die rechte Hand und j ennge Zehen abgenommen werden. j * Eine Leichenschändung führten in Colmar drei - Arbeiter aus, die mit der Schließung des Grabes der - verstorbenen Schwester des 1905 begrabenen Bürger- j Meisters Riegert beschäftigt waren. Sie öffneten den j zinnernen Sarg des Bürgermeisters und verscharrten i die noch gut erhaltene Leiche, um den Sarg als Alt- j material loszuschlagen. Die Tat wurde sofort bemerkt s und dis Täter zur Aburteilung in Haft geführt. * Bom WesPen-Krieg. Der Aufruf, dis dieses Jahr s so verheerend austretenden Wespen zu vertilgen, ist in ; Hsdeifiugen auf fruchtbaren Boden gefallen. Wie vom l Stadtschultheißenamt mitgeteilt wird, haben Schulkinder in den letzten Wochen 1463 Wespennester und 89 Hor nissennester ausgehoben und vernichtet, wofür die "Ge- ! mcinde Belohnungen in Höhe von 328,20 Mk. aus- vezahtt hat. Wenn überall im Lande so erfolgreiche Arbeit aus diesem Gebiet geleistet würde, daun'hätte - diese SchäoliugsPlage bald ein Ende. * Ein Kinderferienzug verunglückt. Freitag früh § 4 Uhr 5 Min. ist bei Blockstelle Plöttke kurz vor ! dem Bahnhof Schneidemühl der Strecke Bromberg— ! Schneidemühl der Kinderfonderzug 2244 nach Mün- i chen-Gladbach infolge Ueoersahrens des Haltesignals i auf den Schluß des GüLerzuges 7592 aufgefahren, i Der erste Wagen des Kinder-Sonderzuges wurde in - den Packwagen hineingeschoben und bis auf vier Ab- s teile zertrümmert. Getötet wurden dabei der Schluß- ! schaffner des Güterzuges, ein Mann und 35 Kinder, !. verletzt sind eins Frau und 15 Kinder leicht, und ! zwei Kinder schwer. Dom Güterzug wurden acht Wagen ! beschädigt oder zertrümmert. Die Schuldfrage ist noch i nicht aufgeklärt. Eine ganz ähnliche Katastrophe hat sich vor etwa ! einenr Jahre, am 17. Oktober, auf der Strecke Berlin— ! Stendal bei der Station Schönhausen ereignet. Da bei wurden 25 Kinder getötet. Dis Mehrzahl der Kinder stammte auch damals aus München-Gladbach. * Ter elektrische Drachen. In Waldenburg ver gnügte sich ein Knabe mit einsm Drachen, den er i anstelle von Schnur mit dünnem Draht leitete. Hier- s bei flog der Drachen gegen Lis elektrische Hochspan nungsleitung der Ueberlaudzentrals. Im selben Mo ment brach der Knabe, ein Sohn des Bergmanns Nitschs, vom elektrischen Schlags betäubt zusammen/ * Eine Schwester erfchssse». Ein Soldat des Geraer Ersatzbataillons hat dieser Tage dis Tochter ; eines angesehenen Bürgers vor der Tür der elter- : lichen Wohnung erschossen. Ec hatte die junge Dame, i.die sich als Schwester vom Roten Kreuz im Neserve- lazorett „Ostschule" betätigte, kennen gelernt, als er i sich dort als Verwundeter befand. Ter Mörder gab nach Ler Tat einen Schnß auf sich selbst ab und wurde - schwerverletzt nach dem Lazarett geschafft. * Ter verschwundene Berliner GelSveiestrS-er hat z sich wahrscheinlich das Leben genommen. Er hatte i sich in Spekulationen eingelassen und sollte dieser Tage ^usn Betrag von 8000 Mark zurückzahlen, den er sich j geliehen hatte, und war dazu nicht imstande. * Sius ser Hamstertour vom Schlag gerührt. Tot i ausgesundsit wurde auf der Cottbuser Chaussee i in Peitz in der Höhe des Mauster Weges der etwa ' 70 Jahre alte Ausgedinger GraSke aus Schmellwitz. ! Wie dis ärztliche Feststellung ergab, hatte ihn ein Schlaganfall betroffen. Der Verschiedene war mit einem ; Handwagen voller Lebensmittel auf der Heimfahrt begriffen. * Bon einem Schwein zerfleischt. Der 11 jährige Robert Hübner aus Harzdors, der als Kind zu Gast in der ungarischen Stadt Mako weilte, geriet in ein Nudel junger Ferkel, die er mit einer Gerte streicheln wollte. Eine Sau, die darin einen Angriff auf ihre Ferkel sah, siel über den unglücklichen Knaben her und » zerfleischte ihn. Der Knabe ist seinen schweren Ver letzungen erlegen. * Schnee im Schwarzwald. Auf den Höhen des südlichen Hochschwarzwaldes ist in den letzten Tagen ' wiederholt Schnee gefallen, ein Ereignis, das um diese Zeit ziemlich selten selbst in dieser Gegend ist. Vom Feldberg, vom Herzogenhorn und vom Belchen wird berichtet, daß am Freitag bis auf 1300 Meter herab ! es mehrere Stunden lang schneite, bei einer sehr rauhen Temperatur. Von der Hochfläche des Baar, in der Gegend von Billingen und Donaueschingen, wird ge- meldst, daß dort in den beiden letzten Nächten die Temperatur bis zum Gefrierpunkt zurückgiug. * Stromsperre mrd Gottesdienst. Die Geistlichkeit von Tondern hatte für die Mittwochabends in der Kirche Kriegsandachten angekündigt. Der Magistrat hat an den Kirchenprobst eine Zuschrift gerichtet, in der er ankündigt, daß er bei dem starren Stromverbrauch während der Abendgottesdienste nicht die Abgabe so großer Strommengen zulassen könne. * Ein Nebcrfall durch Bienen. Der Eigentümer Heinrich Mix in Darsekow war mit seinem Gespann beim Eggen des Ackers beschäftigt. Unvermutet über fiel ein Bienenschwarm die Pferds. Diese verwickelten sich mit den Eggen. Bei der Rettung kam Mix unter eine Egge und erlitt einen komplizierten Bruch des linken Ünterarmes. Die Pferde erhielten derartig viele Bienenstiche, daß sie kurz darauf an Vergiftung ver endeten. * Mit Revolver und Peitsche. Empörende Nachrich ten kommen aus australischen Gefangenenlagern, die zur schärfsten Vergeltung herausfordern müssen. In dem LLager Porres Irland z. B. führte ein gewisser Major Hawks als Kommandant ein wahres Schreckensregiment. Dieser wüste Geselle schoß mit dem Revolver auf einen Gefangenen, der ihn um eine Zigarette bat, tötete dabei einen Unbeteiligten und verwundete einen anderen am Knie. Zwei Gefangene, die einen Fluchtversuch mach ten, ließ er an Bäume binden und durchpeitschen. Einige Gefangene hatten Vom Posten die Erlaubnis erhalten, sich von einsm zerfallenen Schuppen Brenn holz zu holen. Als andere, in dem Glauben, daß es sich um eine allgemeine Erlaubnis handele, ebenfaM von diesem Holz forttrugen, gab Hawks den Befehl, sie mit Bajonetten wegzutreibsn, worauf die austra lischen Wachen rücksichtslos auf die Leute einstachen und sie schließlich zu dreißig in einem wenigs Quadratmeter großen, von Stacheldraht umzogenen Platz einpferchten, wo sie gerade so viel Raum fanden, um aufrecht neben einander zu stehen. In dieser furchtbaren Lage mußten sie 12 Tage und Nächte, z. T. in heftigen Regengüssen, aushalten — nicht einmal zum Austreten dursten sie heraus —, bis sie südlich, so wie sie waren, manch« nur mit einer Hose bekleidet, und ohne Strümpfe, zu ihrer Aburterlung nach einem mehrere Stunden entfernten Gefängnis getrieben wurden. Diese grauen vollen Roheiten sind für uns um so schmerzliche»» als in den australischen Lagern vor allem unsere braven Leute von der „Emden" und aus Tsingtau gefangen» gehalten werden. Nur durch schärfste Gegenmaßrsgeln an den in unseren Händen befindlichen englischen und australischen ^Gefangenen werden die verrohten Ab kömmlinge des australischen einstigen Sträflingsstaates zu einem menschlichen Verhalten gezwungen werden können. * Der Schatz im Strumpf. Zu einer öffentlichen Kasse im Sauerland kam dieser Tage ein» alleinstehende, in dürftigen Verhältnissen lebend« Frau, die Armennnterstützung bezieht, einen Beutel mit 58 Zweimarkstücken in Silber umzutauschrn. Sie war nicht wenig erstaunt, als ihr mitgeteilt wurde, daß ein Umtausch seit 30. Juni 1918 Nicht mehr Möglich ist. Mit bekümmertem Gesicht fragte sie noch, oh beim die Talerstücke auch nicht mehr gelten. * Städtische Pilzbestimmungsstelle. In Falkenstein i. V. ist in diesen! Jahre eine städtische Pilzbestimmuugs- stelle errichtet worden, welche Oberlehrer Franz Ebrot, ein bekannter Pilzkenner, bereitwillig übernommen hat, der allen Pilzsreunden über den Wert der heimischen Pilze Auskunft erteilt. Tan! dieser Pilzbestimmnngs- stelle hat sich sowohl im vorigen Jahre wie in der dies jährigen Polzzeii kein einziger Pilzvergiftungssall zugc- tragen. M Mnd TMWen döchM. Verkehrung eines Ludendorff-BerichtS ins Gegenteil. Wie raffiniert der feindliche Propagandadienst ar beitet und wie skrupellos er seine Mittel wählt, zeigt die Art der Veröffentlichung und die geschickte Aus- loertung eines aufgefundenen Armeebefehls General Ludendorffs durch Vie englische Presse: In dem Befehl war kurz folgendes gesagt: Ueber- all, wo die auf Lruppen-Erfahrung aufgevauten Ver fügungen der Obersten Heeresleitung für den Angriff Anwendung gefunden, wurde der Erfolg mit geringen Opfern erreicht. Unbedingt muß Ler alte Fehler, in zu dichten Kampfformen anzugreifsn, vermieden wer den. DaS gleiche gilt von den Abwehrfronten. Dis Trupps muß sich auf da- äußerste bemühen, durch große Tiefengliederung ihre Verluste aus das geringste Mag herabzudrücksn. Trotz aller Hinweift wird dem Geländebesitz, dem unbedingten Hatten oder Wreder- nshmsn von Grabenteilen usw., dem Kampfs um Prestitzspunkte viel zu großer Wert beigselgt. Bei ftindlichem Einbruch in unsere Linien muß dis Füh rung sorgfältig Prüfen, ob ein Gegenstoß auch wirklich ö^Die'feindliche Presse gibt diesen Befehl ohne Nen nung Les Datums wieder. Sie versucht, den Ein druck zu erwecken, als hätten dis Erfahrungen der letzten Abwehrschlachten diesen Befehl veranlaßt. Sis zieht den Schluß, daß die deutschen Verlusts bei den Bewegungen auf die neue Linie ungeheuer seien und daß der Ersatz der Mannschaften schon auf Schwierig keiten stoße. Diese Schlußfolgerungen sind durch nichts gerecht fertigt. Der Befehl ist vom 25. Juni datiert, stammt also aus einer Zeit, in der wir mitten in siegreicher AngriffSbewsgung standen. Hier — auf der Höhe des Sieges, — bekundete dis deutsche Führung, daß sie nicht um geographische Begriffe kämpfe: Cröc.ltung der eigenen Kampfkraft, Schwächung des Feindes, das sei der Endzweck ihres Handelns. Daß dieser Satz das Leitmotiv der Entschlüsse unserer Führung ist, hoben wir in den Tagen des Angriffs gesehen und sehen es heute in den Abwehrkämpfen. Sowie un sere Nngrisfssiöße den Höhepunkt erreicht batten, sowie das Vvrwärtslommen mit Gewinn und Kräfteverbrauch nicht mehr im Einklang stand, wurden sft eingestellt. Die deutsche Führung bekundete also in diesem Befehl ihre wahre Menschlichkeit. Sie versagte es sich, wie Brussilow oder Nivelle, Lurch rücksichtslosen Mas seneinsatz Erfolgs zu erzwingen, die in keinem Ver hältnis zu dem Aufwand an Menschen und Material standen. Die Beurteilung dieser Grundsätze können Wirz getrost der gesamten Welt überlassen.
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