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Grenzer und Pascher. von Ferdinand Frhr. v. Haecklingen. (Nachdruck verboten.) Da sagen die beiden alten Freunde, der Toni und der Franzl, mitten im Krieg mal wieder besammen in dem kleinen Wirtshaus an der Grenze. Der Toni in der schmucken grünen Uniform der Grenzer; er war immer ein fescher Bub' gewesen, und der Franzl — Sakra, wann ma an den denkt, nacha is schö! Denn Franzl war weit und breit der schönste Bub' im Tal und der ganzen Umgegend, aber, aber! ? — Ja was denn da: »Aber, aber"? Na, er war einer der besten Holzer, so stark und kräftig war er, aber er ging halt doch manchmal rüber über die Grenz', und dann kam er meist nur des Nachts, in dunkelster Nacht, zurück und trug einen dicken und schweren Nucksack. DerGrenzer- toni sagte ihm nichts, denn sie hielten noch immer Freund schaft. Dann kam der Franzl zu de „Leiber" nach München — aber wenn er daheim war, dann mußte er oft da nauf auf die Alm zur Resi. Na und da lag nun der Hase im Pfeffer, denn auch der Toni schaute öfters nach der blitzsauberen Almerin nauf und scheute keinen Umweg, ihr seine Reverenz zu machen. Rauchend saßen beide zusammen; keiner traute mehr dem andern. Beiden hing die Pfeife aus dem Mund winkel heraus, und wenn mal der eine nach dem anderen herüberzuschauen versuchte, kam's über ein mißtrauisches Schielen nicht hinaus. Der Toni hatte gar zwei Gründe, weshalb er dem Franzl nicht traute; einmal galt der als «in ganz „wilder Pa cher", der's selbst jetzt im Kriege, da er nur auf Urlaub war, nicht zu laßen schien; das ging aus verschiedenen Beobachtungen, die der Loni über den Franzl angestellt hatte, hervor, daun aber — und das war das schlimmste — hatte er gehört: der Franzl wollte mit der Resi kriegstra en. No, und dös wär a Stück! Sakra so was! Toni sah den Franzl wieder einmal so recht scheel von der Seite her an und mußte sich zu seinem großen Aerger sagen, daß der Bua da verdammt schneidig in seiner feldgrauen Leiberuniform anssah. Zwei , kriegsbanderln" batte der schon im Knopfloch und 's Zeichen vom Alpenkorps an der keck niedergedrückten, auf einem Ohr sitzenden Mütze. Und an Schuß, der nun ausgeheilt war, hatte der verflixte Kerl auch schon weg gehabt. Alles Dinge, die so einer Dirn' verdammt in die Nase stechen. Toni fühlte sich geschlagen, geschlagen auf der ganzen Linie. Und das wurmte den stolzen, schneidigen Grenzer. Sonst traf er doch auf 100 und mehr Schritt als weit und breit einer der besten Schützen immer das Schwarze in der Scheibe und »och manches andere, aber in der Liebe, da schien er mit dem Bogen und dem kleinen Amorpfeil nicht so recht umgehen zu können; denn du hatte er an der Resi ihrem Herzen glatt vorbeigeschossen. Verdammt, da mußte cr Klarheit haben und dahinter kommen, und so sagte er dem Franzl. „Sagst, Franzl, gehst morgen mit auffi auf d'Alm?" „I? Warum fragst don.i?" „No, wie ma halt so sragt! Bist ja schon zwoamal, seit daß d' an Urlaub hast, drom gewest!" „Soo, soo, hast g wiß a Jnt'rejj' dra?" „Oh mei, i hab halt nur so g'frazt, i muh z' morg'n nauffi, und da hält mer z'samm geha künna." „Is guat, kannst mitkimma! I hab' so mit der Resi sprecha." „So, na was denn?" „Siehg'st, Toni, bist halt neugieri wor'n wie a alt's Hutzlwoaberl. 's schad't aber gor nixa, ganz g'wiß, 's schab t gor nixa, i bin nimmer oafer.üchti aus di; denn daß d's nur woaßt und di dardanach richt« tust: I mach' mit da Dirn Hochzoat! Hui je ja! Am Tag, nachdem se d' Vicchr eintriem Ham! Na, und a Kriegstrauung gibt'e. Bist schön eing'ladn." „So so! Na, da vergratelier' i d'r halt a recht schö." „Dank d'r! A Prosterl aufs Dirndl un auss künsti Woaberl!" Mürrisch stieß der Loni mit dem Franzl an und be gann zu erzählen. . Der Toni hatte „an richtinga Gist", und den mußte er sich „runterdischkutiern"; und so schwatzte er von alten Zeiten. Wik sie als Buben zusammen zur Schule ae- sängen waren, sich gerauft und nach wer weiß wem und was mit Steinen geworfen hatten. „Woaßt, im Rafsa warst du mir über, aber i dir dafür im Stoanerwersn." „Scho^zuat, du Lausbua," lachie d r Franst ver gnügt, „aber i hab's stets so damisch ang'sielU, da z j mi imma verwichst Ham, wenn du d' Fensterja.eim eiui- g'feuert hältst." „G'wiß, du warst imma z'guat! Kraxln, dös hast kinna, und dös kannst a jetz no, gell, wenn 's gilt, so 'n gesüllt's Ruckjackerl ausm stoalstn Schloachpjad über d Grenzn z' bringal" „Laß mi aus mit dera Sach«, düs is a dumms Ge schwätz, dos d' da zusammredn tuast!" Franzl tat daraus einen großen Zug aus seinen, Krug und schmauchte gar angelegent ich sein Pi.ifchen, während der andere ein verschmitzt spitzbübisches Gejia.t zog und nun den alten Schul-, Rauf- und Saufbruder wieder scheel von der Seite her anjah. Das eine, was er wissen wollte, hatte er dem ehemaligen Freunde nun schon abgezwackt, und das war zwar viel, machte den, Gegner aber doch mehr Kopfzerbrechen und auch Herzweh, als er es selbst gedacht hatte und sich eingestehen wollte. Einen richtigen, „fuchtigen" Zorn hatte er nun auf den schneidigen Feldgrauen da. Sonst, wenn 's kein Krieg gewesen wäre, no, da hätt' er den „simplicht'n Holzhacka schönstens ausgestoch.en mit seiner schönen grünen Grenz uniform, und am Sonntag in der Kirche mit dem blitz blanken Helm, aber jetzt ? — Sakra, jetzt stand s chlecht um ihn, und wenn die Resi dem da schon die Tranung zugesagt hatte, dann war nichts mehr zu machen, nnb ein gar bitteres und wohl auch böses Gefühl beschlii, den Toni und krallte nach seiner bisher so guten Seele und seinem Freundesherzen. Der Neid schlich sich bei ihm ein. „I muaß dem Franzl an Denkzettel gem und an solch», daß si a 's Dirndl irgert! No wart' nur, Franzl,* i pass' halt auf, und so an Schütz«, wie i oaner bs könna's halt such'n talaus, talab." Co dachte der Grenzertoni und neidete dem Kameraden alles. Und dann dachte er weiter nach. „Kruzitüikn, i tua halt nur mei Pflicht, wenn i den Franzl jetz im Kr eg beimPascb'n d'rwischen und exemplarisch abstrasa tat !" So beruhigte sein Gewissen mit dem ihm obliegenden Beamtcndiensi M,d der damit verbundenen Pflicht gegen den Staat Daß er diese nur im Haß und aus Rache gegen den einstigen Freund und jetzigen Nebenbuhler tat, das be dachte der zornige und eifersüchtige Mann nicht. .Und nun gar noch im Krirg i „Alsk wenn hast Hochzoat, damit i dir a schön dergratulier'n ko?" fragte der Toni den Franzl. „Inna fünf Täg' von heunt an g'rechnet. Inna drei treibt 's Neserl 's Viach z' Tal, und am zwoat'n Tag dernach geht's in de Eh', juchhe!" Beide brachen nun auf. Jeder hatte seine eigenen Gedanken. Freude und Lust schwellten dem Franzl die Brust, Haß und Neid kochten in des andere» Herzen. Doch davon sah und hörte der glückliche Franzl nichts, Hätte er's nur geahnt, er wär vorsichtiger gewesen. — Am andern Tag stieg er mit dem Rucksack aus dem Rücken, einem kräftigen Seil, dem Pickel und den, Messer im Stieielschajt nauf zur Resi. Sie strahlte in ihrer ge sunden Schönheit und beim Anblick ihres schneidigen Buam!" Das war ein echter, rechter deutscher Mann da, der Franzl. Und wie ihm der feldgraue Rock stand und die sän. j- sitzende Mütze, Herrgott, ja so viel Glück gab's ja gar nicht! Und er herzte und küßte sie und sagte, auf seinen Rucksack deutend: „Da herinna hol i unser Festmahl drüm, von jenseits der Grenz» beim Stoagerwirt. Woaßt, er hat mir an richtinga Kalbsschlegel mit der Ha.r'n ausg'hob'n, und dazu hat er woat und broat 'n best'il Terlaner aus 'm Luol." „Scho guet, geh! Aber Franzl — laß di nett der- wischn I Ter Grenzertoni is allaweil der, wo gar oft dutt'n rumstroacht." „Ach geh, der!" Und frohgemut zvg der Bursche von dannen und kam am zweiten Tag mit einem strotzend dicken Rucksack auf die Alm zurück. ?a war alles schon fertig zum Abtrieb fürs Vieh. Und unter Lachen und Peitschenknallen lies glockenläutend das Vieh dahin, um den Wimer in dem dumpfen Stall zu verleben. Der Grenzertoni hatte sick wie ein Wildschütz angesetzt. So dumm, ihm gerade in die Finger zu laufen und mit der Resi Hinterm Vieh dreinzulaufen, würde der Franzl wohl nicht sein, aber wer weiß ? Verliebte sehen und hören nichts, sind oft sehr dnmm, gar oft auch mal arg frech! Also mußte der Grenzer mit zwei Wegen rechnen. Da kam die in allen Tonarten läutende Herde heran. Der Toni schaute arg zu, aber der Franzl war nicht dabei, „also stieg er an der Stülperwand obi", dachte er. Und so war's auch. Fetzt seilte er sich an, und grad unter ihm stand ein dichtes, großes Brombeergestrüpp. „So, dös paßt m'r", knnr.te Toni in seinen Bart. „Laß 'n nur obi bis auf a «tucker 10 Meter und dann — piff das Seil durchgepsef'ert, und drunten im Gestrüpp lag der Franzl!" Und so kam's! Der Schuß trachte, das Sei! hatte der Schützenkönig Toni glatt durchschossen, und dec Franzl sauste kopfüber in die mächtige Brombeerhecke hinein. Herrgott, fluchte er da, denn als er sich nach ein paar Minuten mit Pickel und Messer aus den'Gewirr herausgearbeitet hatte, da sah er aus, als hätte er einen Kamps auf Leben und Tod mit den Blocksberghexen ge habt. Schaden hatte er beim Fall sonst keinen genommen. Bei der Hochzeit sah er zwar arg zerkratzt ans und war noch fmrl verpslaslert, aber er lachte den Toni an nnd rief: „GA, mei Grenzer, guat is der Terlaner doch, den i g'hvll hab? Prost!" „Und dir ist's wohl a Lehr', Franzl, daß d" — weiter kam cr nicht; denn zornfunkelnden Auges war die Resi aus i.;n zuaetreten, und klatsch, klatsch halte der Geenzer- tani zu.ei feste „Watsch'n" im Gesicht. „So, nimm dös für doan Freundschaftsdienst an doan alt n Kam'rad'n, du Hallodri du!" Der Toni schlich sich still und beschämt heim. Eisenbahn -Fahrplan. An Kipsdor. Ab An 4 Coßmsdrf. Hainsberg Dresden Tharandt 6,46 7,39 10,24 6,25 7,55 i i,05 12,05 12,47 12,59 1,06 1,12 1,19 1,30 10,46 2,37 6,37 10,58 2,50 6,52 11,38 3,30 7,32 6,09 7,06 6,14 7,11 k, kk 6,11 6,02 7,57 8,27 9,07 9,19 9,25 9,32 9,39 9,50 9,55 5,29 6,18 5,53 6,35 6,42 6,54 7- 7,06 7,14 4,12 4,54 5,06 5,13 5,19 5,26 5,37 6,05 6,49 7,00 7,07 7,14 7,21 7,32 7,37 8,06 7,56 9,37 8,51 9,42 9,54 10,26 10,33 10,45 10,51 10,58 11,06 11,19 6,22 — 6,28 — 3,30 5,46 5,46 5,43 6,36 7,36 5,30 6,28 7,18 5,59 7,01 8,- 6,05 7,07 8,06 6,16 7,17 8,18 8,24 8,30 8,38 8,52 9,32 Gültig vom 15. Mai ab. Kipsdorf—Hainsberg—Dresden. 7,36 l 2,36 9,57 1,38 8,56 1,12 10,08 2,— 10,14 2,03 10,26 2,17 10,32 2,23 10,38 2,29 Freiberg Tharandt Dresden Hainsberg Coßmannsdf. Rabenau Spechtritz Seisersdorf Malter 2,06 1,52 4,24 Ab Kipedors 4,45 Dippoldisw. 5,25 Malter 5,36 Seifersdorf 5,43 Spechtritz 5,50 VV. Rabenau5,58 6,55 Dippoldwalde 7,28 Kipsdorf 8,10 11,59 .) nur Tags vor Sonn- undFest- H Nur Werktags, ... tagen, sowie Sonn- u. Festtags, nur Werktags, außer Tags vor Sonn- und Festtagen. 8,— 8,42 8,53 o 9^07 9,14 9,25 9,30 10,11 10,26 Fest- Freiberg 7,38 10,37 1,30 Ö nur Werktags! *) nur Tags vor Sonn- u. tagen, sowie Sonn- u. Festtags, nur Werktags, außer Tags vor Sonn- und Festtagen. Dresden—Hainsberg Verlangen Sie bitte unseren neuesten, A reichillnstrierten Haupt-Katalog. Wir senden alle Waren bahn- und post- lrei und tauschen Nichtgefallendes o um oder zahlen das Geld zurück. flemm-flalaioge «ehms Rem» ° Äreskn-WM Verlangen Sie unseren Sonder-Ka- . talog über Künstler-Kleider, Mütter- Kleider u. Vernunft-Kleider. Sie er- halten diesen ebenso wie unsernHaupt- OÜ Katalog postfrei ».kostenlos zugesandt. o LiWele KW Merl-We. Sonntag, den 15. September, abends 8 Uhr, zur Kirmesfeicr: vis l-lslciin von ^srstsu. Großes Schauspiel aus zwei Erdteilen in 4 Akten, vis Lsßskl*. Lustspiel in 2 Akten. In der Hauptrolle Lya Ley. vor Ku88snsinfall in Kalirikn. Kriegsdrama in 3 Akten, so^vis äss weiters ksiproLiumm. 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