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Zwei Megen mit einer klappe. Humoreske von M. E. Gebhardt. ' (Nachdruck verboten.) Es war Theater im Städtchen. Von der benachbarten Großstadt waren einige junge Künstler herübergekommen, um dem Bedürfnis der durch Zugeinstellungen geistig fast verhungerten Bewohner von P. abzuhelsen. Natürlich war auch hier, wie überall im Winter 1918, der Theater saal ausverkauft. Vorn, auf den ersten Reihen, saß das Hochgeflügel von P., besonders die sreudebedürftige Jugend. Dahinter aber drängte sich, Platz neben Platz, alles, was aus dem Kleinbürgerstand und der Arbeiterschaft in dem Kriege sich noch für mehr als Essen und Trinken Interesse be wahrt hatte, oder was das Bedürfnis fühlte, sich einige frohe Augenblicke über die Not der Zeit hinwegzutäuschen und einmal von Herzen zu lachen. Die Schauspieler drängten sich vor dem ziemlich großen Loch im Vorhang und überschauten mit Befriedigung den vollen Saal, denn sie spielten auf Teilung. „Du, sieh mal, Freundell Da vorn das blonde Mädel, ist sie nicht entzückend? Sieh, wie sie erwartungs voll und neugierig aus das Loch im Vorhang schaut. Ob sie uns wohl sehe» kann?" „Je nun, ein Stück von uns!" — „Ich habe sie schon beim letzten Mal gesehen. Sie ist reizend, wenn sie lacht! Dazu anscheinend aus gutem Haus», das merkt man am ganzen Benehmen, meinst du nicht?" — „Höre mal, Biterolf, Nachkomme und Nachfolger in »pe deines am Hofe zu Eisenach eines wohlgeschätzten sangesreichen Vorfahren, verplempere dich nicht zu früh! Sonst geht es dir wie dem Zeitgenossen deines Vorfahren, dem edlen Tannhäuser, und du wirst rausgeschmissen, aus unserer Künstlergeseüschast, meine ich, denn unsere Leiterin, Frau Amanda, ist ebenso eifersüchtig, als Elisabeth von Thüringen. Wenn sie merkt, daß du aus den Kulissen rausmimst, anstatt pflichtgemäß mit ihr, dann bekommst du da» nächste Mal keine Rolle und kannst die holde Blonde nicht mehr sehen." „Das täte mir sehr leid, denn, sage was du willst, fi« ist reizend." Auch vor dem Vorhang fand ein ähnliches Gespräch statt, nur, daß nicht Sie, sondern Er reizend gefunden wurde. „Und er hat ungemein großes Talent, Hilda! Da» kannst du mir glauten, ich verstehe was davon, denn mein Oheim ist doch Thea.erdirektor am Hoftheater in W.stadt. Zu schade, daß er nicht hier ist! Er ist immer hinter jungen Talenten her, wo er sie schnappen kann. Aber ich weiß schon, was ich tue, morgen schreibe ich an meine Base einen Brief und erzähle ihr von den Vorstellungen. Dann kommt er her." „Wer weiß aber, ob sie dann gerade hier spielen, Annemarie?" „Schadet nichts, dann fährt er nach G. rüber. Ich weiß ja, wie er eigentlich heißt, er heißt Biterolf, gerade so, wie der eine Sänger im Tannhäuser." Das Spiel nahm seinen Anfang. Biterolf war wirt lich köstlich in seiner Rolle als Naturbursche und Lieb haber, ja, er tanzte sogar einen famosen Schuhplattler, daß man geschworen bälte, er sei ein Oberbayer von Ge burt. Dazwischen fand er reichlich Zeit, zu Annemarie hinüberzumimen, und er sah mit Vergnügen, daß auch sie Feuer gefangen hatte. Aber zu weiterem Vorgehen hatte er keine Zeit, denn nachdem der Vorhang gefallen war, mußte er sich rasch umziehen, um den letzten Zug noch zu erreichen. Aber er sann auf Mittel und Wege, wenigstens ein mal mit seiner Angebeteten zu reden. So war er es, der den Vorschlag machte, als eine fremde Truppe in ihrem Theater in G. Gastspiele gab, die schöne Zeit zu einem ganzen Zyklus von Vorstellungen zu benützen. Freilich stieß man zuerst aus unerwarteten Widerstand bei dem Stadtoberhaupt non P., welchem einen so häufigen Theater genuß für seine Bürg-r für schädlich hielt und auch die geistige Speise am liebsten rationiert hätte. Doch zum Glück war Hilda sei» Töchterlein, und er ein sehr ge- dorsamer Vater, so daß er de» Zyklus nicht nur ge stattete, sondern sogar selbst darauf abonnierte. » Inzwischen aber hatte auch Annemarie ihren Plan ausgeführt und ihrem Onkel Theaterdirektor einen Wink gegeben, aber anscheinend ohne Erfolg. > Der erste Abend brachte einige kleine Einakter und dazwischen deklamatorische und Gesangs-Vorträge, so daß di« Leutchen von P. erst einmal sahen, wer die Künstler eigentlich waren. Da hatte Hous Biterolf gute Gelegen heit, sein Augenspiel mit Annemarie fortzusetzen, ander seits auch sein offenbares gesangliches Talent zu zeigen. Di« Schauspieler hatten, um das Hin- und Herfahren zu vermeiden, für diese Zeit Wohnung in P. genommen. Es war im Februar, und die erst srühlingswarme Wit terung hatte erncuter Kälte Platz gemacht. In P. gab es «inen alten Stadtgraben, der im Winter als Eisbahn dient«. Zum guten Glück war die Eisdecke bald fest genug, und nun bot sich Hans Biterolf die Gelegenheit, auch seine Künste auf den blanken Stahlschuhen seiner Angebeteten vorzuführen, ja, eine Bekanntschaft war hier leichter geschlossen, als aus anderem Boden. Und er war nicht der Mann, sich irgendwelche Vorteile entgehen zu lassen. Beide Teile sanden in der Nähe noch mehr Ge fallen aneinander, und es bedur te der ganzen Ueber- redungskunst des Freundes, damit der Verliebte nicht in seinem Feuer dem Herrn Souitä srat Friedener gleich mit einem Heiratsautrag ins H nis fiel. Aber daran konnte auch der Freund ihn nicht Indern, daß er seiner Flamme einen glühenden Liebesbrief sandte. So war der letzte Abend des Gastspiels herange kommen. Tiesmai war es ein ernstes Stück, was ge geben wurde, und Hans Biterolf spielte die Hauptrolle darin. Es war ihm auch todestraurig zumute, denn seit zw«i Tagen hatte er von Annemarie außerhalb des Theaters nichts gesehen. Dort war sie allerdings gewesen, ab«r in Begleitung der Eltern und eines ziemlich streng blickenden älteren Herrn. Dadurch war sie wohl auch so still und schien ihn gar nicht zu beachten, oder hatte sie ihm den Brief übelgenommen? Junge Mädchen lieben «« doch sonst, angeschwärmt zu werden. An diesem Abschiedsabend war sie auch wieder da, aber nur mit dem alten Herrn zusammen. Sie flüsterte so eifrig, auch mitunter während des Soi«l», mit dem, daß Hans ganz eifersüchtig wurde. Aber das gab seinem Spiel gerade mehr Feuer, denn es Haßt« zum Charakter seiner Rolle. In der letzten Pause kam der Gaaldiener plötzlich mit einem.Briefchen zu ihm, in dem er aufgsfordert wurde, sich gleich nach der Borstellung im Hause de» Sa nitätsrats einzufinden. Hans Biterolf war starr, denn die Kleinstädter zählten die Schauspieler noch immer so ein wenig zu den fahrenden Gesellen, von denen es heißt: „Frau, nimm die Wäsche von der Leine, die Schauspieler kommen!" — So konnte er sich denn nichts anderes denken, als daß sein Brief in unrechte Hände ge raten sei und der Herr Sanitätsrat ihn nun zu Rede stellen wollte. „Siebst du, Biterolf, ich habe dir's ja gleich gesagt, spiele nicht mit Schießgewehr! Da hast du nun den Salat! Ich ginge einfach nicht hin!" — „Feige kneifen kann ich nicht, was sollte sie davon denken I" „Na, dann wappne dich mit Frechheit, Hans!" Hans hatte nur noch wenig zu spielen im letzten Akt, konnte sich deshalb sogleich umkleiden und verließ fast mit den Zuschauern zugleich das Theaterlckkal. Vor sich sah er die, wie er nun glaubte, auf ewig Verlorene am Arm des alten Herrn dahinschreiten. Zu gern hätte er gehört, wovon sie sprachen, aber sein Zartgefühl hieß ihn die Schritte verzögern. Er ging auch erst noch einmal klopfenden Herzens vor dem Hause auf und ab, ehe er es betrat. An dem Gesicht des dienstbaren Geistes merkte er, daß er erwartet wurde. Man wies ihn in ein sehr nett aus gestattetes Zimmer, das anscheinend als Wartezimmer sür bessere Patienten zu dienen pflegte, und wie ei» solcher kam er sich beinahe auch vor. Aber mit Erstaunen sah er, daß es nicht der Sanitätsrat selber war, der ihn zu sprechen wünschte, sondern der fremde alte Herr. ,,«>ie sind Herr Biterolf, nicht wahr?" begann der Herr die Unterhaltung, nachdem er ihn gebeten hatte, Platz zu behalten. „Meine Nichte sagte mir, daß Sie am Bolkslheater in G. angestellt find. Na, sehr groß können die Gagen da ja nicht sein, sonst wären Sie auch nicht gezwungen, noch anderswo auf Teilung zu spielen!" — Hans Biterolf wunderte sich, was das den alten Herrn anginge, und kam auf den Gedanken, derselbe solle ihm an des Samtätsrats Statt den Kopf waschen. Da fuhr der Herr fort: „Sie wundern sich, was ich von Ihnen will. Ich bin der Direktor des Hofthealers in W.stadt. Meine Nichte schrieb so begeistert von Ihne», daß ich herkam, um mir mal Ihr Spiel anzusehen. Sie spielen nicht übel, haben offenbar Talent, aber wenn Sie ln G. bleiben, oerbummelii Sie bei den ewigen kleinen Stückchen. Ich habe cie nun heute auch in der ernsten Rolle gesehen und mache Ihnen den Vorschlag, Sie für »reine Bühne zu engagieren, aber, wohlverstanden. Sie müssen noch viel lernen, ehe Sie als fertiger Künstler gelten können. Wieviel Gage habe» Sie in G. ? — Nun, eben nicht viel. Ich biete Ihnen das Doppelte, verlange aber, daß Sie sowohl im Opern-, als jm Schauspielchor, wenn es sein muß, aushelfen und sich noch tüchtig weiter- bilden." In Hans Biterolfs Kopfe wirbelte alles. Er war auf eine heftige Standpauke geiaßt gewesen und fand ein Engagement an dem berühmten Hoftheater und sogar direkt, ohne noch Aernunuuigsgebühren bezahlen zu müsse». Was Wunder, daß er zu allen Vorschlägen des Direktors ja und amen sagte! Nachdem nun noch aus gemacht war, daß er mit Beginn der nächsten Spielzeit seine neue Stellung antretcn sollte, wollte sich Hans empfehlen, aber der Direktor meinte: „Haben Sie solche Eile? Sie wollen doch nicht heute noch abreisen? Na, dann kommen Sie nur mit rüder zu meinem Schwager, da können Sie sich gxj meiner kleine» Nichte "gleich be- danke». < Ich dachte e.st, sie Hütte mal wieder so ne Schwärmerei, aber diesw l traf sie doch das Richtige mit ihrem Urteil." — Hans ließ sich nickt lang« nötigen. Und da er von dem Direktor als künftiger Hofschauspieler eingeführt wurde, nahm man ihn auch herzlich am. «Es war noch mehr Gesellschaft da, auch das Staütobei Haupt mit Tochter. Dadurch teilte sich-die Aufmerksamkeit, und er konnte einige Augenblicke mit Annemarie plaude.'.N- Er benutzte die Gelegenheit zu heißet» Danke und fügte bei, wenn sie einverstanden wäre, er ihr als Vermittlungs gebühr für das Engagement gern sein Leben weihe» würde. Natürlich war sie einverstanden, aber beide hielte» es für besser, die Angelegenheit vorerst noch geheimzu halten, bis im nächste» Winter anläßlich eines geplanten Besuches Annemaries bei ihrem Onkel sich die Sache besser in zrnieren lasse. Als Han ziemlich svät das Hotelzimmer betrat, wo sein Freund ihn schon fast als tot betrauerte, da rief er ihm entgegen: „Gram ü-re mir nur, ich habe zwei FU gen mit einer Klapp gesa,lagen, Engagement am Hoslheatcr in W.habt und da - Jawort u ciucr AnnemMie!" Und er WZ HIE d-m neidisch anfhm chend n Fr unde, wie ein verlie.i ck ädiye» doch e n Talent rind llle. kW Meitm« werden gesucht. 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Der Kartenvorverkauf befindet sich im Zigarrengeschäft von Heinrich und bei Kaufmann Pfotenhauer. H Oer keinertraZ de8 Oa8t8pie>8 8tobt dem 8tel!vertretenden E Oeneralkommando XII kür Xriep^wobffabrt^weclre rur VerküpftMA. > LiWele Mig Mert-W. Spiclplau für den Kirmesmontag, abends 8 Uhr: Die sterbenden Perlen. Groß. Dctektivdrama in 5 Akten, in der Hauptrolle Harry Higgs. ?ApÄ6ti6N maebt 'n Zkitönsprunss. Lustspiel in 3 Akten. In der Hauptrolle Emil Sondermann. SIontttA naelimittrtx keine liiiulervoiBtellunK. Es laden freundlichst ein Emil Stein und Frau Selina Baarmann.