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Zunge Liebe. ! »tovellette von Paul Bliß. (Nachdruck verbot«») Bnd immer ist es dieselbe Geschichte. Man sollte doch meinen, daß die Menschen mal vernünftig würden, daß die Jungen lernen würden von den Alten, aber nein — immer ist es dieselbe Ge schichte. Kurt liebte zum erstenmal, aber es war keine Eintags- liebe, wie sie sonst wohl bei jungen Leuten der Großstadt ^»orzukommen pflegt, nein es war jene hohe, heilige Liebe,- die des Mannes ganzes Denken und Fühlen in Fesseln zwingt, und die den Verliebten die Zukunft als ein end lose» Glück voll Sonnenschein und Freude erblicken läßt. Kurt war einundzwanzig Jahre. Er war Student der Philologie. Er war aus guter bürgerlicher Familie und hatte eine treffliche Erziehung bekomme» ; seine Mutter war eine Frau von wahrer Herzensbildung, sein Vater ein Mann von strengem Rechtsgefühl; und so kam es, daß der junge Student trotz der Anfechtungen und Verlockungen der Großstadt sich seine Ideale erhalten hatte. Und nun liebte er zum erstenmal wirklich und wahr haftig. Natürlich war es im Frühling gekommen. Ende April. Die Sonne schien wärmer von Tag zu Tag. An allen Ecken und Enden sproß es. Die Kastanien sprengten ihre braunen, klebrigen Blattknospen. Der Flieder grünte, «nd seine Blüten schimmerten ganz blau. Auf den Wiesen war über Nacht ein farbenleuchtender Teppich entstanden: Primeln und Margaretenblumen, alles bunt durcheinander. Und da saß der junge Student eines Tages auf einer Bank im Scheitniger Park. Er hielt einen Band Goethe in der Hand, aber hinein sah er nicht, träumend blickte er in die klare, hellblaue Luft und sah dem Spiel der bunten Schmetterlinge zu, die von Blume zu Blume flatterten, neckend und kosend. Mit einem Male wird er geweckt aus seinen Träumen. Lautes Kinderlachen erklang neben ihm. Er sah sich um, und da sah er sie zum erstenmal. Ein junges Mädchen, das di« kleinere Schwester spazieren führte. Beide setzten sich aus eine Bank. Er war wie gebannt. Immerzu sah er sie an, ganz heimlich von der Seite. So etwas hatte er noch nicht gesehen. Blaue Augen, braunes Haar und einen Mund — zum Küssen schön! Die Figur schlank und zart, und Bewegungen von einer Lieblüykeit und Anmut, wie er sie noch nie gesehen hatte. Fast war er atemlos vor freudigem Schreck, und sein Herz pochte zum Zerspringen. Dann haschte das Schwesterchen nach einem bunten Falter; dabei kam sie seinen Füßen zu nahe, so daß sie stolperte und fiel. Im Nu hob er sie wieder auf und sagte ihr ein paar tröstende Worte. Und bei der Gelegen heit sprach auch die Schöne ein paar Worte der Ent schuldigung zu ihm, die ersten Worte, die sie zusammen sprachen, gleichgültig und formell, aber als sie sich an sahen, wurden sie beide rot und verlegen. Und von da an traf er sie dann jeden Tag, immer an einer anderen Stelle, denn sie wich ihm aus; er aber suchte und suchte, bis er sie fand; und er fand sie immer, jeden Tag. Glückselig war er! Die ganze Welt gehörte ihm! Denn er liebte dieses schöne Mädchen, das fühlte er nur zu bald. Nach vierzehn Tagen traf er sie zum ersten mal allein. Langsam gingen sie nebeneinander. Keines sprach ein Wort. Endlich nahm er ihre kleine Hand, drückte sie innig, und dann auf einmal batte er das schöne Mädchen im Arm und stammelte heiße Liebesworte, und dann küßten sie sich, trunken vor Glück, selig in der reinen Liebe. — Das Unglück wäre geschehen, meinte ein alter Herr, der aus der Ferne lächelnd das Pärchen beobachtet hatte. Die beiden Liebenden aber waren überglücklich, denn sie sahen und hörten nichts von dem, was um sie vor ging, ihnen leuchtete die Sonne der Freude, die ihre Hirzen schneller pochen machte. Und nun begann eine köstliche Zeit. Jeden Tag sah er seine Käthe, und mit jedem Tage gewannen sie sich mehr lieb. Aber niemand wußte um ihre junge Liebe, wie ein Geheimnis bewahrten sie ihr Glück vor jedem Dritten. Nach einigen Wochen sagte Kurts Vater zu seiner Frau: „Unser Junge ist seit kurzem ganz verändert, viel lebensfroher, als er vorher war; findest du das nicht auch?" Die Mutter nickte nur lächelnd, sie ahnte wohl etwas, aber genau wußte sie auch nichts. Eines Tages aber saß Kurt im Garten, allein mit seinen Büchern, und da überraschte ihn die Mutter, als er eine Photographie an die Lippen drückte. Kein Wort sagte die kluge Frau, nur fragend sah sie ihn an, mit einem Blick voll inniger Mutterliebe. Und da war Kurt aufgesprungen, umhalste die Mutter und küßte sie, und gestand ihr alles mit leisen Worten. „Mein guter Junge," sagte sie nur und streichelte zärtlich über sein Haar. Am andern Tage ließ der Vater Kurt zu sich kommen und sagte milde aber ernst: „Lieber Junge, du kannst noch nicht ans Heiraten denken, erst mvßt du es doch zu etwas bringen in der Welt, und darum gib dich keinen Illusionen bin ; bis du dein Studium beendet hast, ist noch lange Zeit hin, und wer weih, ob du bis dahin deiner Neigung von heute treu bleib-en kannst." Kurt aber antwortete mit glühender Begeisterung: „Ja, Vater, unsere Liebe ist echt! Ich werde von nun an mit doppelter Kraft arbeiten, daß ich bald eine An stellung bekomme, und dann werde ich mein Mädchen heiraten." „Nun, es soll mich freuen," sagte ernst der Vater, „ich will ja doch nur dein Bestes." Und von da an arbeitete Kurt mit nie ermüdender Kraft und immer nur sein Ziel im Auge, so lebte er weiter. Sein Mädchen hatte ihm ja die Treue gelobt, und er vertraute ihren Schwüren — sie wollten sich liebbe halten, bis er sich eine Stellung geschaffen, di« ihm ge stattete, einen Hausstand zu begründen. So kam der Sommer heran. Noch immer sahen die Liebenden sich jeden Tag, und noch immer erneuten sie ihr Versprechen — treu, bis sie einst vereint wären! Aber eines Tages, es war im Juli, überraschte Käthes Mutter das Pärchen im Scheitniger Park, und von der Zeit an war die Herrlichkeit zu Ende. Käthes Eltern waren einfache und praktische Leute, und als die Tochter mutig erklärte, daß sie warten wolle, bis ihr Kurt eine Anstellung habe, da entgegnete der Vater ernst und bestimmt, daß sie sich die Liebesgedanken nur vergehen lassen solle, denn er habe bereits einen Mann für sie erwählt. Schon am nächsten Tage durste sie nicht mehr allein ousgehen, und als Kurt nach drei Tagen vergeblichen Wartens kam, einen Besuch zu machen, empfing ihn Käthes Vater und sagte ihm, daß seine Tochter bereits versagt sei. Doch damit gab sich der junge Student nicht zu frieden; er hoffte auf den Mut und die Treue seines Mädchens, er wartete geduldig, bis er sie Wiedersehen würde. Aber er wartete vergebens, denn Käthe war be reits seit vier Tagen fort, in Begleitung ihrer Mutter nach Magdeburg gefahren, wo sie bei einer Tante unter gebracht wurde. Und Briefe von Kurt bekam sie auch nicht mehr, denn die Tante verbrannte sie, einen wie den andern, bis sie endlich ausblieben. Doch Kurt hoffte auch jetzt noch, daß alles sich zum Guten wenden würde, und er arbeitete nun erst recht, denn gerade jetzt trieb der Ehrgeiz ihn vorwärts. Und so ver ging auch der Sommer, und mit Stürmen und Regen schauern kam der Herbst ins Land. Anfang Oktober bekam Kurt einen Brief von Käthe, das erste Lebenszeichen seit langen, bangen Wochen. Jubelnd riß er den Umschlag auf, aber schon die ersten Zeilen machten ihn erbeben, zitternd und zagend las er weiter. Sie schrieb ihm, daß er ihr nicht zürnen dürfe, wenn sie ihn bäte, ihr das Wort zurückzugeben; sie müsse den Bitten ihrer Eltern nachgeben und einen Vetter heiraten, der in sehr guten Nermögeusverhältnissen lebe, sie selbst sei ja arm, und ihren Eltern müsse iie dies Opfer bringen — und zwar liebe sie den Vetter noch nicht, aber da er sehr lieb und gut zu ihr sei, würde sie ihn wohl lieben und schätzen lernen. Zitternd sah Kurt auf den Brief. Er hörte und sah nichts mehr, was um ihn her geschah, vor seinen Augen zerrann alles in wüstem Wirrwarr, und das eine ging ihm fortwährend durch den Kops: Ist es denn nur mög lich, daß alles, alles zu Ende sein sollte? So sank er hin und drückte das Gesicht in das Polster und schluchzte laut auf. Und so fand ihn die Mutter. Nichts sagte sie, kein Wort des Trostes, stumm beugte sie sich zu ihm nieder und legte seinen Kopf an ihre Brust, und so ließ sie ihn weinen still und stumm. Darüber sind nun viele, viele Jahre hingegangen. Kurt ist längst in Amt und Würden, und er ist nun auch ein verständiger Mann geworden; er hat eine brave Frau bekommen, und zwei stramme Buben toben und tollen durch sein Haus. Jedesmal, wenn der Flieder wieder in Blüte steht, dann sitzt er ost und sinnt und träumt, dann ersteht wieder vor ihm in all ihrer Poesie die selige Zeit seiner jungen Liebe. Kleine Nachrichten. Im Sperrgebiet haben deutsche Unterseeboote weiter 67000 Tonnen Schiffsraum versenkt. Auf Einladung der deutschen Regierung haben in den beiden letzten Wochen ukrainische Landwirte eine Reise durch Deutschland unternommen. Der Ausschluß des Fürsten Lichnowsky aus dem preußischen Herrenhause erhielt die königliche Bestätigung. Am !3. August haben unsere Flugzeugstreitkräfie des Marinekorps neun feindliche Flugzeuge abgeschossen Staatssekretär v. Hintze wandte sich in längerne Aus führungen gegen Lloyd Georges Geschichtsfälschungen. Die französische Regierung gab Befehl zur Festnahme der russischen Staatsangehörigen in Frankreich, die sich als Anhänger der Bolschewisten bekannt haben. Am Freitag hat der deutsch-englische Gefangenen- Austausch begonnen. Bei den kommenden Neuwahlen in England wird die englische Arbeiterpartei zum ersten Male in allen Wahlkreisen eigene Kandidaten aufstellen. In dem deutsch-französischen Gefangeneu-Austausch ist durch französisches Verschulden eine Stockung einge treten. Die Reichsbekleidungsstelle erklärt falschen Gerüchten gegenüber, daß eine Wiederholung der Kleiderabgabe nicht beabsichtigt ist. Die Zentralmächte haben bis jetzt in der Ukraine vier Millionen Pud Zucker gekauft. Der französische Panzerkreuzer „Dupetit-Thouars", 9500 Tounen, wurde im Atlantischen Ozean von einem Unterseeboot versenkt. Lord Northcliffe beziffert die englischen Verluste an Toten auf 900 000 Mann. ilo^ä 6emge,^Vielseitige: in reicher Auswahl bei Llax WLusostmaan. vaumsägen und -Blätter, eiserne und Holz rechen, Gartenhäckchen, Guß stahlspaten empfiehlt frilr pfolenksusr. 1 Paar kräftige HWWI mit Geschirr, und einige lMiMWW sofort zu kaufen gesucht. FitLmödaliuduslria Oel»», SvLink knn treues l^err trat auigeirört 2U scirlagen! ^Ilen freunden, Verwandten uncl gekannten cüe tiekerscbütternde, scbmenficbe dlacbricbt, dak meine berrensgute Toebter, unsere beikgeliebte Lebwester, 8ebwägerin, Tonte und Lcbwiegertocbter, Tricia Oersten^erZer, geb. am 8onntag mittag 12 Ofir von ibren groken, seligeren beiden ciurcst clen Tod erlöst wurde, nach dem istr dieser grauenvolle Krieg den lieben lVlann, die lVlutter und vor 4 Wocben aueb nock den 8ebwa- ger genommen bat. Oas alles war ?.u viel iür ibr armes bler^. ^Ver sie gekannt, wird unseren Sebmerr ermessen. Dir der friede, uns der Lebmer?, Kube sankt, du edles tier?! OroKölsa, ain l9. August I9l8. Familie Curtin. Oie Beerdigung findet lVlittwoeb, den 2l. August, nacbmittags 3 lübr vom Trauerbause aus staO. 8e!ii'»nll8i:lllö888l' zu haben bei xrits kkotsn trauer. ttoekrsila-, Alberkoeßreik-, 6klsgsnßsil8- EesekMke empfiehlt ltlax ^Vüosvtrmauu, Ml. Arbeiter sucht Rabenau. Meiler werden gesucht. Korkwerk „fslaenmükls", SpseklinißL. Llemäruck- KnlMrin und Bogenfängerin stellt ein Kunbtsnstalt Iri8, llrvaoan-^., Großenhainer Str. 32. MMWS zur Verrichtung häuslicher Arbeiten gesucht, event. nur halbe Tage. Xorkverß „^elesnmiikls", Spechtritz. 8oitlO886NlläMM6N, IVIavl'si'ttämmsl', 8oliukmaoliSl'KLmmsl', Küotiönbeiio empfiehlt ^r. pkotenkauvr. MUW bei Fritz Pfotenhauer. fWpoMMeli eigener Anfertigung, sowie alle anderen Feldpostarnkk! billigst bei Nax ^näei-8, am Markt. Bezugsquelle für Wiederverkäufer. SSvks empfiehlt Fritz Pfotenhauer.