Volltext Seite (XML)
Vermischtes. Die Herkunft des Strumpfes. Der Strmnpf, jenes Kleidungsstück, das im Kleide» schätz der eleganten Frau einen so wichtigen Platz ein nimmt, hat im Laufe der Jahrhunderte eine eigentümliche Wandlung durchgemacht, ehe er zu der heutigen „Kultur- böhe" gelangt ist. Weder im klassischen Altertum, noch im ersten Teil des Mittelalters kennt man den Strumpf. Seinen Ursprung verdankt er einem Beinkleid, das von den Männern in der zweiten Hälfte des Mittelalters, von den Hüften bis zu den Füßen reichend, getragen wurde. Diesen Charakter, nur vielfach variiert, behielt es bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Hier trat ein Wendepunkt ein, und zwar sollen es die Deutschen gewesen sein, die sich gegen das zeitraubende An- und Ausziehen dieses Bekleidungsstückes auflehnten, und die infolgedessen die kühne Trennung des Beinkleides am Knie vo» nahmen. So entstand der Strumpf, der nun seinen Siegeszug über alle zivilisierten Länder antrat. Während bis dahin nur die Männer das Strumpfbeinkleid kannten, wurde nun der Strumpf in dieser abgetrennten Form auch Allgemeingut der Frau. Anfänglich nur in Wolle und Baumwolle hergestelit, ging man nun zur Verarbei tung in farbiger Seide oder Kiel, cks Florence über. G«- stricit und genäht, gehörte eine große Kunstfertigkeit dazu, das neue Bekleidungsstück, dem man viel Geschmack ab- gemann, gut sitzend zu verarbeiten. Einen richtigen Aufschwung erleote die neue Industrie aber erst nach Erfindung der von William Lee in Cambridge im Jahre 1589 hergestellten Strumpfmaschine. Jetzt erst war es möglich, den höchsten Anforderungen, in bezug auf di« Schönheit der Form, gerecht zu werden. Man besang und beschrieb die so bestrumpften Beine in Büchern und Ab handlungen, unter denen die des französischen Sitten schriststellers Brantome „über die Schönheit des Beines" besonders beachtenswert ist. Auch in der Malerei machte sich der auf diese Weise in den Vordergrund getretene Fuß und das Bein geltend. Die Mode, die sich des neuen Kleidungsstückes bemächtigte, erfand die „Schäferspiele", bei denen in eigens hierzu erfundenen Kostümen in reizend koketter Weise der Fuß und „etwas vom Bein" gezeigt wurde. Die Watteau ilder liefern ein beredtes Spiegel bild jener Zeit. Die nächsten Jahrhunderte brachten eine weitere Entwicklung bezüglich der Eleganz, und im 20. Jahrhundert nahm es nicht weiter wunder, wenn man hörte, daß ein exotischer König auf seiner Europa reise vor dem Kriege Strümpfe aus echten Spitzen für 250 das Paar getauft habe! — Jetzt -allerdings, während des Krieges, staunt man über den Preis erst recht nicht mehr. Sondern man ist froh, wenn man gegen Bezugschein überhaupt noch ein Paar Strümpfe erhält. Der Wechsel der Körpergröße. Die Größe der menschlichen Gestalt ist, wie auch ihr Gewicht, einem ständigen Wechsel unterworfen. Wenn man einen Menschen genau mißt, sobald er sich des Morgens aus dein Bette erhoben hat, und wiederholt diese Messung vor dem Schlafengehen am Abend, so wird man sesistellen können, daß seine Größe mit dem vor rückenden Taz ständig zusammengeschrumpft ist. Um acht Uhr abends ist jed r Mensch kleiner als um acht Uhr morgens, und bei manchem Menschen handelt es sich hier uni einen Unterschied von mehr als einem Zentimeter. Im allgemeinen verliert man jedoch tagsüber nur fünf bis sechs Millimeter, die man während der nächtlichen Ruhezeit in der Regel wieder einholt. Die Abnahme der Körpergröße ist besonders bedeutend, wenn man längere Märsche zurücklegt. Auch das Radfahren macht sich sehr stark bemerkbar! Professor Mertel stellte bei einem Radfahrer, den er unter ständiger Kontrolle hatte, fest, daß er an den Tagen der großen Rennen bis zu zwei Zentimeter kleiner wurde. Diese Tat sache, auf die inan gewöhnlich nicht achtet, hat einmal eine große Rolle in einem Prozeß gespielt, der im Jahre 1869 st, England gechyrt wurde. Ein Schlächter aus Melbourne gab sich auf Grund seiner außerordent lichen Familienähnlichkeit als den einzigen Erben einer reichen englischen Familie aus, der seit einer Reihe von Jahren spurlos verschwunden war. Der Kommandeur des Regiments, in dem der Verschollene als Offizier gedient hatte, sand in den Akten die genaue Angabe seiner Körper größe und teilte sie dem Gericht mit, wobei sich zeigte, daß der Kläger genau dasselbe Maß hatte. D»- fragte plötzlich ein Geschworener, ob dieses Maß denn des Mor gens oder des Abends genommen wäre. Zunächst lachten alle über diese anscheinend naive Frage ; dann aber machte der Advokat der wirtlichen Erben auf die große Bedeu tung dieses Umstandes aufmerksam, und es wurde eine Nachprüfung angestellt. Dabei stellte sich heraus, daß da» Körpermaß des Australiers nur am Abend mit dem Maße des verschollenen Offiziers, der am Morgen gemessen war, völlig übereinstimmte, und diese Tatsache führte mit andern zu der Entlarvung des Betrügers. Lin neues Urbild des Robinsons. Den zahlreichen Vorbildern und Urbildern des Defoe- schen Robinson Crusoe, die eifriger Forschersinn in der ausgebreiteten Reiseliteratur jener Zeit aufgespürt hat, gesellt sich eine neue Gestalt, die ebenfalls Anwartschaft darauf macht, das Modell für den unsterblichen Robinson abgegeben zu haben. Ein sehr seltenes Buch, auf das der holländische Schriftsteller Hoogewerff aufmerksam macht, das 1708 erschien, und von dem sich ein Exemplar auf der königlichen Bibliothek im Haag befindet, enthält nämlich die Erzählung eines Reiseabenteuers, das viele Aehnlichkeit mit der Geschichte Robinsons aufweist. Der Erzähler, der sich Krinke Kesnies nennt und eigentlich Hendrik Smeeks hieß, war mit einem Schiff, dem „Golde- ,men Drachen", von Batavia abgesegelt, mit der anderen Mannschaft an Land gegangen, hatte sich verirrt und war allein in unbekanntem Gebiet zurückgeblieben. Lange lebte er einsam mit einem treuen Hund, dann wurde er von den Eingeborenen gefangengenommen und kam nach vielen gesäbrlichen Abenteuern wieder nach Holland. Defoe, der zwei Jahre lang in Holland lebte, kann das Werk sehr leicht leimen gelernt haben, zumal er wahr scheinlich Holländisch verstand. Es finden sich in dem Roman Defoes nicht nur Einzelheiten, sondern auch Be zeichnungen, wie z. B. ve vilck ree (das wilde Meer), die mit den Berichten des holländischen Abenteurer» über einstimmen. Wie Marie Antoinette starb. Die Memoiren des Dr. Poumies de la Sibouti« ent halten eine interessante Schilderung des tragischen Tode» der Königin Marie Antoinette: eine große Dame, die durch die Wirren der großen Französischen Revolution vom niedersten Stande bis zu großem Einfluß hinauf- gehoben wird, schildert als Augenzeuge die letzten Augen- blicke der unglücklichen Königin. „Die Königin war allein auf einem Gärtnerskarren, zwischen dem Henker Samson und seinen Gehilfen. Die Hände waren ihr auf dem Rücken gefesselt; sie trug ein weißes Leibchen und eine Mütze, die man ihr verkehrt aufgesetzt hatte. Durch die Rue Royale kam sie zum Revolutionsplatz; auf dem Platze wurde erst eine Rnnbsahrt gemacht, ehe sie zur Guillotine kam, die genau an der Stelle errichtet war, wo jetzt der Obelisk steht. Sie zitterte an allen Gliedern, war bleich wie Papier; als sie aus dem Karren stieg, mußte sie gestützt werden. Mehr tot als lebendig trug man sie zu der gräßlichen Maschine. Samson riß ihr die Mütze herunter, einen Augenblick später war alles vorüber. Mir stand das Herz still, Tränen liefen mir über die Wangen; ich mußte mich verstecken, sonst hätte man mich in Stücke gerissen. Und doch hätte ich an solch blutige Schauspiele gewohnt sein müssen. Ich wurde von einem alten Onkel erzogen, der eine leiden- schastlicde Vorliebe jür Hinrichtungen hatte und dabei doch ein gutmütiger, braver Mann war. Immer nahm er mich mit; so erlebte ich viele Hinrichtungen, unter anderen auch die der Dubarry. Bevor wir sie sahen, hörten wir schon von weitem ihre gräßlichen Schreie; unausgesetzt ries sie wirre und unverständliche Worte. Sie sträubte sich mit allen Kräften, leistete Widerstand, und nur mit Gewalt konnte man sie zur Guillotine schleppen." Das Lob des Königs. Ein bekannter holländischer Cellist wurde, als er noch sehr jung war, vor den verstorbenen Kömg Wub-lm von Holland, den Vater der jetzigen Königin, besohlen. Sein Lehrer hatte ihm gesagt, Seine Maje tat iiucreiiieie pch besonders für brillante Musik, und so wählte der junge Künstler zum Vortrag mehrere Piecen, die keine genug- Anforderung an seine Fingerfertigkeit stellten. Der große Tag kam, und voll Stolz und Aufregung begab sia, der Cellist nach dem Schloß HetLoo. Cs war ein sehr schwüler Tag, und dem Künstler wurde bei der Aussübrnug dec schwierigen Stücke vor dem hohen Zuhörer recht heiß. Als er geendet hatte, ließ der König ihn vor pu; rufen und redet« ihn mit freundlichen Worten an: „Ich habe", mSie er, „alle großen Cellospieler unserer Zeit gcuürt, ich habe Piatti gehört (der junge Künstler verneigte sich tief-, ich habe Popper gehört (die Verbeugung fiel noch tiefer aus), ich habe Davidoff gehört (die Stirn des jungen Mannes berührte fast den Boden in Erwartung des großen Komplimentes, das nun kommen mußte), aber keiner »an den dreien hat so — geschwitzt wie Siel" Humor. Leipziger Professorenscherze. Von dem berühmten Leipziger PanLeckisten Bernhard Windscheid wird erzählt, er habe sich die Begrüßung durch Getrampel verbeten, da sie eine Erschwerung oes TMtrags für den Sprechenden sei, und hinzugefügt: „Meine zerren! Wenn wir zur Lehre von den Willenserklärungen kommen, werden Sie hören, daß es auch stillschweigende Erklä rungen gibt." Ein andermal bat er, das Rauch n im Saale vor der Vorlesung zu unterlassen. Als bei der nächsten Vorlesung doch verschiedene weggelegte Zigarren auf den Bänken qualmten, bemerkte Wind scheid: „Ich sehe, Sie sind außerstande, meiner Bitte zu entsprechen, ich schränke sie deshalb dahin ein: rauchen Sie wenigstens bessere Zigarren." Das hals. In seiner Institutions-Vorlesung bemerkte Windscheid einmal: „Meiste Herren! Saoigny ist durch das Reserandar- Examen gefallen, aber deshalb müssen Sie sich nicht ein- bilden, ein Savigny zu werden, wenn Sie durch da» Examen fallen." Von Karl Georg von Waechter, der mit 21 Jahren außerordentlicher Professor in Tübingen wurde und 1880 im 83. Jahre gestorben ist, wird erzählt, er habe erklärt, er schätze die Zeit vom siebzigsten zum achtzigsten Lebens jahre al» die Uebergangszeit zum Alter ein — „er sei noch nicht im Alter drin, er sei erst 79 Jahre alt". Und als der Zweiundachtzigjährige auf dem Kommers zu Savigny» 10V. Geburtstage gewesen war, sagte er zu seiner Familie: „So etwas müßte ich eben alle Tage haben, dann mürbe ich wieder jung." Noch von einem dritten Romanisten seien ein paar Anekdoten angeführt. Gustav Hänel gab Iulians Epitome latina der Novellen Justinians heraus und wollte dafür womöglich alle vorhandenen Hand schriften benutzen. In einem Kloster von Sinai sollte, wie er gehört hatte, sich eine befinden. Diese unbekannte, jedenfalls unbenutzte, wollte er um jeden Preis kennen- lernen. Er reist also in den Orient, kommt in das Kloster, erhält Einsicht in die Handschrift, und „da war's", wie er in seiner Leipziger Mundart erzählte, „ein Haloander (d. h. die 1531 erschienene, bekannte Ausgabe), den hätte ich in Leipzig näher haben können!" Er war mein. Ein Viehtreiber, von seinem Hunde begleitet, kommt durch «in größeres Dorf. Ohne daß er es merkt, läuft sein Hund in einen Fleischerladen, stiehlt eine Hammel- keule und reißt damit aus. Der Fleischer rennt ihm nach und fragt den Treiber, ob es sein Hund sei. „I wo," erwiderte dieser, dem diebischen Tier nach- schauend, „er hat einmal mir gehört, aber er scheint sich lelbständig gemacht zu haben." 247 Kohlenabgabe auf die von mir ausgegebenen noch nicht belieferten Karten erfolgt Freitag, den 2. August zu den bestimmten Stunden. Neue Bestellungen in kleinen Posten, aber nur von hiesigen Einwohnern, nehme wieder an. Sonntag, den 4. August, nachmittags von 2 Uhr an sollen in Xleinülss Dil-. II verschiedene Nachlaßgegenstände versteigert werden. MM M m sonst noch Me bmcht, werden dringend ersucht, sofort nach der Pserdeverkaussstelle Char lottenburg Stall Nr. 10 im Bahnhof Zoologischer Garten zu kommen, da jetzt alle Rassen militärfreier Pferde vorrätig, spätere Belieferung jedoch fraglich. Preise pro Pferd ca. 3000—4500 Mark. Schriftliche Anfragen zwecklos. MM ZU für alle Zeitungen des In- und Auslandes vermittelt llie KmMWtelle llieses Mtn. WlMlINg für eine leistungsfähige Stuhl fabrik für Berlin und Vororte sucht ZiV Lmvknsann, Berlin, Große Frankfurter Str. 10. Arbeiter werden gesucht. Korkwerk Spechtritz. ZnoeWgeMn oder Mädchen zum Austragen der „Dresdner Nachrichten" sucht Zwei Mettemm sucht Stuhlfabrik Aiexsnkorn, Großölsa. ^ckgllkelstiöle, llgckElisIs, Keilstiele, llsmmeiÄIele empfiehlt kn. 6aMok ObernMnäork. Sonntag, den 4. August: Kf088k 1UfN6».i8Lk-MU8iKa!isoKv Wllülniing und kkeain 1188 lurnversing „Preis lurnsr", ksbenau unä Umgegsnö. Kassenöffnung >/,7 Uhr. Anfang Uhr. Eintritt 60 Pfg. Um gütigen Zuspruch bitten —— der ^urnrat und E. Uhlemann. Die VoWM oon Nox Mrs, am Markt, empfiehlt sich zur Anfertigung aller ins Fach schlagender Arbeiten. Ausführung von EinDLnden von den Einfachsten bis zu den Elegantesten, Mappen, Kästen, Einrahmung von Bildern usw. Sicheln ktotenkaner. n Sommer-Ausgabe, sind zu haben bei 0ÜLX knllsn. stattemühhlen in verschiedenen Größen und Aus führungen bei krits kkoten Kauer Vristpnpisr in Kassetten, Mappen und lose, Leinen mit Seidenfutter, solange Vorrat reicht von 40 Pfg. an bei Max Wünschmann. DraWeiseglocken empfiehlt kr. kLoteaknusr. Lpontgiüntsl (Friedensware), .Hosenträger bil ligst bei empfiehlt »MM«.