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Rabenauer Anzeiger : 27.07.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191807274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19180727
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19180727
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-07
- Tag 1918-07-27
-
Monat
1918-07
-
Jahr
1918
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WSenburg unä s-ch. Generalfeldmarschall von Hindenburg hat drei Ge währkräfte für seinen Sieg, di-e sein Gegner, der feindliche Generalissimus Foch, nicht besitzt. Diese drei Siegesbür gen sind die unbedingte Einheitlichkeit des deutschen Ober befehls, der zuverlässige Stab seiner Mitarbeiter mit Lu dendorff an der Spitze und die geschlossene Feldtüchtigkeit und Bravour seiner Truppen aller Waffengattungen. Das fehlt dem General Foch trotz aller wortreichen Kriegs- retlame auf der Gegenseite; denn die höchste Siegcshoff- nung der Entente beruht in der immer wieder betonten Millionenhilfe der Amerikaner, die Wohl kommen soll, die aber nicht da ist. Das geht gegenüber den Uebertreibun- gen deutlich aus dem letzten Gefechtsbericht hervor. General Foch heißt Generalissimus der Entente, aber er ist es nicht, weil ihm die restlose Verfügung über die britischen Stellungen und Truppen abgeht. Die Pariser haben wer weiß wie oft gerufen, ihre Stadt müsse ,.aus der Ferne" verteidigt werden, Paris sei wichtiger als Calais oder Upern, aber die Engländer denken nicht daran, die festen Plätze, die sie auf dem Kontinent in Händen haben, im Interesse der Franzosen zu räumen. Und eben so wenig denken sie daran, ihre Truppen in die erste Linie der französischen Front zu stelle», um diese gegen jeden Durchbruch zu sichern. General Foch hat kein freies Ver fügungsrecht über die gesamten Streitkräfte; die Englän der gestehen ihm wohl den Namen des Generalissimus zu, verweigern ihm aber aus egoistisch-politischen Gründen die vollen Rechte. Und wir werden sehen, ob sich Präsi dent Wilson nicht auf denselben Standpunkt stellen wird, wenn er die langen Verlustlisten erhält. General Foch wird trotz allen Ernstes der Kriegslage doch über eine Tatsache sroh sein, nämlich darüber, daß die deutsche Offensive es ihm erspart hat, die Ratschläge des obersten Ententekriegsrates in Versailles zu befolgen und selbst die Initiative zu ergreifen. Denn er durfte ge wiß sein, daß es falsch war, wie er es auch anfing. Er hatte soviel Ratgeber im Ueberfluß, als ihm erprobte und ergebene Gehilfen fehlten. Die feindlichen Zeitungen ha ben immer wieder mit schmerzlichem Bedauern hervor- 'gehoben ,daß ihnen Ludendorff und ein so ausgezeichneter Stab, wie es der deutsche ist, fehlen. Und es will auch scheinen, als ob den feindlichen Unterbefehlshabern die schlimmste Eigenschaft eines Genies nicht fremd ist, die der Ruhmsucht, die nur an den „eigenen Lorbeer" denkt und es Wohl gar mit Schadenfreude empfindet, wenn der Kamerad Pech hat. Französische Offiziere haben das recht unverblümt von den englischen Verbündeten behauptet. Mit Sorge konstatieren auch die Franzosen, daß Foch 67 Jahre alt, Ludendorff aber um 14 Jahre jünger ist. Die Ueberlegenheft der deutschen Feldtüchtigkeit in technischer und persönlicher Beziehung hat sich in jeder Schlachtentwicklung gezeigt. Der Uebergang über die Marne war wieder ein Meisterstück. Unsere artilleristische Vorbereitung konnte sich wiederholt knapp fassen, ohne deshalb der Wirksamkeit zu entbehren. Für den Ansturm sind diejenigen Infanteriekolonnen recht, die zur Stelle sind. Die Gegenseite hat Kerntruppen, die als solche be zeichnet sind und sich auch als solche geschlagen haben, aber nicht alle die verschiedenartigen Völkergruppen, die beim Feinden vertreten sind, haben gleiches geleistet. Von der mangelnden Standhaftigkeit selbst der Engländer haben die Franzosen recht unwirsch gesprochen, und ebenso ist über die Befähigung der Offiziere manches scharfe Wort gefallen. Das liegt natürlich nicht am bösen Willen son dern an der verschiedenartigen und ost nicht genügenden Ausbildung. Mit Wilsonschen Leitartikelreden werden keine amerikanischen Offiziere tüchtig für die Frontlinie gemacht. ., . , Mit mathematischer Genauigkeit und Folgerichtigkeit entwickeln sich die Kriegsereignisse. Was wir vor den Gegnern voraus haben, sichert uns den Sieg bei mög lichst geringen Verlusten. In Frieden haben wir wvhl gesagt: „Zeit ist Geld!", im Kriege aber müssen wir dyran denken, daß Zeit nicht eitel Blut sein darf. ^m. politische buvarcha«. i, ° Der Gcsandtenmord in Moskau heischt als Genug tuung natürlich nicht nur die Bestrafung aller wirklich Schuldigen, sondern auch die Entschädigung der Hinter bliebenen. So ist es auch in Peking nach der Ermordung unseres Gesandten Freiherrn von Ketteler im Jahre 1900 gehalten worden. Außerdem wurde in der chinesischen Hauptstadt ein monumentaler Torbogen errichtet, auf wel chem in deutscher, chinesischer und lateinischer Sprache das Verbrechen und die Bestrafung der Täter sowie die sonst gewährte Genugtuung verzeichnet war. Die russische Rer gierung sieht in den Mördern des Grasen Mirbach auch ihre eigenen Gegner, und es erfordert das Recht, wie die künftige Ordnung im Lande, daß alle der Justiz über geben werden. Es kann natürlich keine Sentimentalität, die ja den Russen fremd ist, Platz greifen, die wahren Schuldigen, nicht bloß die Werkzeuge,, müssen heran und entlarvt werden. So geschah es auch 1914 nach dem Fürstenmord von Serajewo. ° Klippen für das Haager Gcfaugcnenabkommen. Lord Newton, der auf englischer Seite di; Verhandlun gen führte, äußerte mehrfach seine hohe Genugtuung über den Erfolg. Dieser wird von deutscher Seite geteilt. Die von den Konferenzbeteiligten unterschriebene Ab machung sieht die Rückführung von internierten Militärs vor, die mindestens 18 Monate in Gefangenschaft zugc- bracht haben. Die Abmachung istlaufend, erstreckt sich also auch auf alle zukünftigen Kriegsgefangenen, die somit automatisch nach 18 Monaten die Freiheit wie der erlangen, und hat auch Gültigkeit für Holland und die Schweiz. Die Zivilgefangsuen dürfen, soweit sie es wünschen, sofortin die Heimat zmückkehren. So weit wäre also das Ergebnis der Vereinbarung für alle Beteiligten zufriedenstellend, es muß aber davor gewarnt werden, nun auch schon direkt von einer vollendeten Tat sache zu sprechen. Solange die Regierungen dis im Haag getroffene Abmachung nicht ratifiziert haben, sind diese immer noch wertlos. Nun hat auch Newton schon auf einige schwierige Punkte hingewiesen, über die man noch nicht klar sehe. Dahin gehört die Schwierigkeit, den nö tigen Schiffsraum für den Transport deutscher Kriegsge fangener aus allen Gegenden der Welt aufzutreiben. Dies wäre jedoch kaum die größte Schwierigkeit, denn Deutsch land dürfte einige seiner in neutralen Häsen liegenden Schisse für diesen Zweck zur Verfügung stellen können. Größere Schwierigkeiten dürfte! die Frage der China deutschen bereiten. Verfehlt wäre es, deshalb in den Gemütern die Gewißheit aufkommen zu lassen, daß sie die nun schon so lange entbehrten Lieben bald Wieder sehen werden. Dies ist gewiß zu hoffen, aber noch nicht bestimmt. Es ist Amerika, das auf dem Fortschaffen der Chinadeutschen aus dem Lande ihrer Tätigkeit nach Australien besteht. Die Amerikaner wollen sich lästige Handelskonkurrenten vom Halse schaffen. Nun muß sich herausstellen, ob England stark genug ist, um mnen Willen in dieser Frage gegen Amerika durchzufetzcn. Ohne Duldung gegenüber den Chinadeutschen gibt es keinen Gefangenenaustausch. ° Steuerabzug von Wocheulohn? Ein Vorschlag auf wöchentliche Steuereinziehung stand in einem Aus schuß des preußischen Abgeordnetenhauses zur Beratung. Es wurde dabei auf das Verfahren bei der Alters- und Invalidenversicherung hingewiesen und angeregt, die Einkommensteuer durch den Arbeitgeber von dem Wochen lohn abziehen zu lassen und Steuermarken in ein Steuer buch einzukleben. Nach eingehender Beratung über diese Frage kam der Ausschuß des Abgeordnetenhauses jedoch zu dem Endergebnis, daß dieser Vorschlag nicht verwirk licht werden könne., . ° Kein preußischer Prinz als Thronkandrdat für Finn land. Wie die „Rordd. Allg. Ztg." erfährt, hat der fin nische Sondergesandte Hjelt nach seiner Rückkehr aus Deutschland in Helsingfors mitgeteilt, daß, wenn die fin nische Regierung und Volksvertretung sich für die Ein führung der Monarchie in Finnland entscheiden sollten, für die Besetzung des Thrones ein deutscher Kaisersohn nicht in Frage kommen würde. ver NaperkapUn. Don Lari Msv Herausgegeben von Dr. E. Schmid. Das indische Gou vernement traf Maßregeln Über Maßregeln; es sandte Kriegsschiffe aus, um Surcouf zu fangen oder zu töten; es setzte sogar einen hohen Preis auf seinen Kopf, aber diese Bemühungen blieben alle ohne Erfolg. Napoleons Plan, England in Indien anzugrei fen, war an der Unfähigkeit seines Admirals gescheitert. Und hier brachte ein einzelner Mann, der nur ein kleines Fahrzeug befehligte, einen Schrecken über alle indischen Besitzungen des stolzen Albion, einen Schrecken, der den Handel Englands ungemein schä digte, da man sich mit reicher Fracht kaum mehr in jene Breiten getraute und die Versicherungsbanken be deutende Prämien forderten, ehe sie die Garantie einer Ladung übernahmen, die nach dem Jagdgebiet Sur coufs bestimmt war. Natürlich war der Ruhm seiner Taten längst nach Frankreich gedrungen, besonders durch den Gouverneur von Mauritius, bei dem er seine Prisen abzuliefern pflegte, und von dem auch die daraus gelösten Sum men nach Paris übermittelt wurden. Man ward auf ihn aufmerksam; die Marinebehörde trat unter der Hand mit ihm in Unterhandlungen; sie ließ ihm durch dritte und vierte Stellen immer höher steigende An-, erbietungen machen; er aber tat, als ob er diese An gebote nicht verstehe oder nur für eine leere Phrase halte. Da plötzlich tauchte das Gerücht auf, daß ein berühmter englischer Parteigänger mit Kaperbriefen nach Indien gekommen sei, um sich den auf Surcouf ausgesetzten Preis zu verdienen. Gr hatte sein Schiff „Eagle", also „Adler", genannt, um anzudeuten, wie sehr er dem „Falken" überlegen sein werde. Dieser Kapitän hieß Shooter, hatte eine sehr bewegte Ver gangenheit hinter sich und war besonders berüchtigt durch die Härte, mit der er die Disziplin auf seinem Schiffe handhabte. Die Wahrheit dieses Gerüchtes bewährte sich, denn man hörte sehr bald, daß Shooter einige kleine fran zösische Kauffahrer weggenommen hatte. Die Mann schaft hatte er über die Klinge springen lassen, trotz dem sie völlig unbewaffnet in seine Hände gefallen war. Diese Grausamkeit verstieß gegen alles völker rechtliche Uebereinkommen und rief die Mißbilligung aller menschlich Denkenden hervor; noch entrüsteter aber wurde man über ihn, als man erfuhr, daß er einen förmlichen Krieg mit allen Menschen führe, die Franzosen waren. . 4. Falke und Adler. Um diese Zeit lag kn dem kleinen javanischen Hafen Kalima ein kleiner Klipper vor Anker, an ften Brust man den Namen „Jeffrouv Hannje" lesen konnte. Nach diesem Namen zu urteilen, schien er niederländi scher Nationalität zu sein, trotzdem sein Bau sehr von dem in Holland gebräuchlichen abwich. Es kümmerte sich übrigens kein Mensch um ihn, denn Kalima war damals erst im Entstehen begriffen, und man hatte mehr zu tun, als die Schisfspapiere eines friedlichen, kleinen Seefahrers zu prüfen. Ter bedeutendste Ansiedler Kaliums war ein ge wisser Davidsohn, der mit dem Kapitän der „Jeffrouv Hannje" Geschäfte haben mutzte, denn dieser hatte sich bei ihm einlogiert, während seine Leute ohne Ausnahme an Deck hatten bleiben müssen. Tis beiden Männer saßen in einer offenen Veranda, deren Blätterdach genügenden Schutz vor den Sonnenstrahlen bot, rauch ten eine Sumatra und lasen in den neuesten Zeitungen, deren Datum aber trotzdem mehrere Monate älter war. Damals bedurfte es fast eines Vierteljahres, um eine europäische Zeitung nach Java zu expedieren. „Also hört, Kapitän Surcouf, der Napoleon ist zum lebenslänglichen Konsul ernannt worden," bemerkte der Ansiedler. „Ich las es bereits vorhin," nickte der Ange- redets. „Man wird nächstens die Nachricht erhalten, daß er König oder Kaiser geworden ist. Dieser Kon« t Amtsantritt des Staatssekretärs von Hintze. ' Staatssekretär von Hintze hat am Sonnabend sein Amt angetreten. Er hatte zunächst eine^ längere Unterredung mit dem Stellvertreter des Reichskanzlers Herrn von l Payer, und empfing mittags die Beamten des Auswär tigen Amtes zur Vorstellung. I Wie Frankreich in Wahrheit regiert wird. Wie es mit der demokratisch-republikanischen Regierungsform in Frankreich in Wahrheit bestellt ist, wird im Pariser „Po- Pulaire" vom 9. Juli in folgender Weise erläutert: Dec bekannte Philosophieprofcssor Bergson ist von der Regierung zum außerordentlichen Gesandten in Ame rika anscrsehen. Dagegen ist an sich nichts zu sagen; in einer Demokratie soll man nicht ängstlich auf hieratische Regeln bei der Besetzung von Stellen sehen. Ein wirt licher Skandal aber ist es, daß einzig und allein Herr Bergson selbst Veranlassung und Zusammenhang seiner Mission kennt, daß unsere so lebhafte, tatkräftige und rege französische Demokratie keine Ahnung davon hat, was ihr außerordentlicher Gesandter in ihrem Namen für Auf träge ausführcn soll! Die Gewerkschaften haben gerade einen sehr würdigen Protest erlassen, in dem sie kräftig betonen, daß die Arbeiter von der politischen, diploma tischen und militärischen Leitung des Krieges völlig fern gehalten werden, obzwar sie doch unmittelbar an dem Nisseukampfe beteiligt sind. Uebrigens ist es amüsant, zn sehen, daß cs der herrschenden Bourgeoisie ebenso geht. Sicherlich übt sie einen starken Einfluß vermittelst ihrer in der Politik und Verwaltung stehenden Anhänger sowie der fast völlig in ihren Händen befinvlichen Presse aus; tatsächlich aber ist ihre Macht nicht organisiert und ihre Kontrolle nur scheinbar. Keine einzige der in Frankreich ausgetretenen Regierungen hat sich als Vertreter einer wirklichen Demokratie angesehen — alles geht genau wie unter Napoleon I. Nicht erst im Kriege ist übrigens mit der Demokratie so umgejprungen worden. Man erinnere sich doch, wie Delcasse von 1898 bis 1905 die auswärtigen Angelegen heiten selbst unter den kritischsten Umständen souverän leiten und seinen Kollegen wie dem Parlament hartnäckig die nötigen Aufklärungen verweigern durfte. Nur der Präsident der Republik und der Zar waren in seinen Augen wert, in seine weitgehenden ehrgeizigen Pläne eingeweiht zu werden. Die herrlichen Resultate dieses vom Dorspolitiker zum Leiter der Grschicke Frankreichs avancierten Mannes kennt man ja. Der Full steht nicht allein da: die Geheimdiplomatie, der wir unterstehen, anspruchsvoller, herrschsüchtiger und unzugänglicher als die jeder beliebigen anderen Macht, bat uns in den letzten 50 Jabren von Abenteuer zu Abenteuer gejagt, leichtsinnig und völlia ohne jedes Verantwortungsgefühl. --- Der Monarchicantrag im finnischen Parlament. Im finnischen Landtage wurde die dritte Lesung des Vor schlages der Regierung auf Einführung der Monarchie, deren Ausgang mau mit Spannung erwartete, im letzten Moment bis August verschoben. Der Landtag ist auf kür zere Zeit vertagt. Ministerpräsident Paasiwiki teilte dem Landtage mit, die Negierung werde zurücktreten, falls die Frage der monarchischen Staatsform innerhalb abseh barer Zeit nicht bejahend entschieden werde. -^Wie es in Kurland steht, erzählt ein deutscher Bauer in den „Leipz. Reuest. Nachr.": „Viel gutes Vieh sieht man hier überall. Trotzdem nehmen sie für ein russisches Pfund Butter (400 Gramm) immer noch 8 bis 12 Mark. Dabei brauchen sie nur 4)4 Liter Milch für ein Pfund Butter. Deshalb wollen sie uns auch nie Milch verkau fen. Mit möglichst wenig Arbeit wollen sie hier viel ver dienen — beinahe wie in Amerika. Hier legen sich die Bauern auch viel mehr auf die Viehzucht als wir, d. h. nicht auf „Zucht", sondern nur auf die Fortpflanzung. Die Milch und Mollereiprodukte sind ihnen rentabler als die Erzeugung von Mastvieh. Freilich: Für Mastvieh ge nügen die Weiden nicht. Dazu müssen sie Kunstdünger und Kraftfutter haben. Ihre üblichen Oelkuchen haben sie jetzt auch nicht, und Dünger nur wenig. Düngen macht viel Arbeit. Ihre Hoffnung ist immer, daß das ganze brach liegende Fünftel sich von selbst wieder erholt. Deshalb sieht man auch noch keine Halme, wird auch kein richtiges Strob. Es ist ein Jammer. Kurland kann noch einmal ein sul Bonaparte ist ein ^rann, der nicht auf halbem Wege stehen bleibt." „Ah, Ihr seid ein Bewunderer von ihm?" „Nein, obgleich ich anerkenne, daß er ein Gent« ist. Ich diene meinem Vaterland und achte einen jeden, der sich bemüht, es von dem Druck Englands zu befreien. In diesem Punkt besitzt der Konsul meine vollste Sympathie. Nur weiß ich nicht, ob er den allein richtigen Weg zum Ziele einschlagen wird. Die Macht Englands wurzelt in seinen Kolonien und in dem Vorrang, den es sich in Angelegenheiten des Welthandels angemaßt hat. Man nehme ihm diese Kolonien; man führe seinen merkantilen Einfluß auf das richtige Matz zurück; man schwäche seine Verbünde ten und stärke seine Gegner, was weiß ich noch! Ich bin nicht Konsul, und es genügt ja, wenn er nur das Richtige trifft. Die Hauptsache aber ist die Schaffung einer Flotte, welche Achtung zu gebieten vermag. Der Konsul ist seinem Lande und seinem Volke die Politik des Friedens schuldig. Und wenn er dies beherzigt, so kennt er nur einen einzigen wirklichen Feind, und der heißt England. Dieser Gegner aber ist erfolgreich nur zur See zu bekämpfen." „Wie Ihr es im Kleinen tut, Kapitän. Uebri gens muß es für einen Mann mit Euren Fähigkeiten mit einer gewissen Ueberwindung verbunden sein, fried liche Kauffahrer wegzunehmen." „Warum? Meint Ihr vielleicht, weil dieses Ver fahren der Piraterie ähnlich sieht? Kennt Ihr einen größeren Piraten als England? Es untersucht und konfisziert nach Belieben die Handelsschiffe friedlicher Mächte; es schließt die Häsen der Nationen nach Gut dünken: es tötet den Handel und dadurch das Gewerbe der Völker; es macht auf diese Weise Millionen fleißiger Arbeiter brotlos, nur um alles an sich zu reißen. Was es im Großen tut, tue ich im Kleinen; während es gegen Nationen sündigt, die kein Verschulden trifft, gehe ich ehrlich und offen gegen einen Feind vor, der sich ebenso rücksichtslos als unversöhnlich zeigt. Fort'etzang jotgt
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