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Rabenauer Anzeiger : 18.06.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191806184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19180618
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- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19180618
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Rabenauer Anzeiger
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Jahr
1918
-
Monat
1918-06
- Tag 1918-06-18
-
Monat
1918-06
-
Jahr
1918
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Das Recht des Lebens. Die Todfeinde an demselben Tische. Der Weltkrieg hat eine solche Unsumme von Haß, Feindschaft und Erbitterung entstehen lassen, daß es wohl erklärlich gewesen wäre, wenn die Gegner nicht wieder in persönlichen Verkehr mit einander getreten wären. Die Entente hat unseren Soldaten, wie unserer Ehre allen möglichen Schimpf zugesügt, Beleidigungen, die von deut- scher Seite nur durch Feststellung der Tatsachen vermin dert wurden. Im übrigen sprechen unsere Siege für uns, die die Rechte und den Willen des Lebens darstell- ten. Und dieses Lebensrecht hat seine Macht ausgeübt. Rußland hat Frieden mit dem Deutschen Reiche ge schlossen; anr gleichen Tische trafen sich die Gegner in Vrest-Litowsk und unterzeichneten nach mancher lebhaften Debatte den Vertrag. An denselben Tisch mit den Deut schen kamen die Franzosen nach der schweizer Bundes hauptstadt Vern und schlossen dort die Konvention über den Gefangenen-Austausch ab. Es folgten die Italiener, unsere verräterischen einstigen Bundesgenossen, zur Her beiführung des gleichen Zieles. Und seit letztem Sonn tag sitzen nun in der holländischen Hauptstadt Haag Eng länder und Deutsche an ein und demselben Tisch, um über Auswechselung und Behandlung der beiderseitigen Ge fangenen und Internierten zu beraten. Die Briten haben sich mehr Zeit gelassen, als ihre Verbündeten, aber das erfolgreiche Ergebnis wird auch in diesem Falle sicher er wartet. Die Engländer haben'in Deutschland nichts aus- zustehen gehabt; in London stellt man sich aber, als be zweifle man das. Dagegen können die deutschen Gefan genen und Internierten aus Großbritannien manche traurige Geschichte berichten. Zu ihrem Besten hat die Reichsregierung diese Besprechungen beschickt, die ohnehin durch ihre bekannten Friedensangebote hinlänglich bewie sen hat, daß sie nicht unversöhnlich ist. Die Reden des englischen Premierministers und seiner Kollegen haben heute einen anderen Klang, als früher gewonnen, aber am Kriege halten sie fest. Das sind zwei Gegensätze, die zur Zeit noch unüberbrückbar sind. Dennoch, die haßstarrenden Engländer und die ein sichtigen Deutschen sitzen wieder an einem Tische. Fast vier vollendeter Kriegsjahre hat es bedurft, um diese Tat sache der Welt zu zeigen, zu der sich auch die Londoner Regierung kaum bequemt haben würde, wenn nicht die englische Bevölkerung den Wunsch nach dem Gefangenen- Austausch dringend befürwortet hätte. Der Wunsch ist unter dem Einfluß der letzten deutschen Siege immer stär ker geworden, so daß sich die Minister desKönigs Georg nicht mehr gegen die Volksströmung sträuben konnten. Aber dies Verhandeln wird auch so in der ganzen Welt beobachtet werden, denn es fehlt gewiß nicht an Leuten, dis geglaubt haben mögen, eher gibt es ein Erdbeben als daß sich Briten und Deutschen an demselben Tisch mit höflichen Worten, wie es die gute Gesellschaftsform aus des Friedens längst verklungenen Tagen gebietet, trak tieren könnten. Beide Teile haben sich vielleicht mit selt samen Blicken und absonderlichem Mienenspiel betrachtet, aber was in der ersten Viertelstunde als etwas Außer ordentliches erschien, dafür machte sich nach der ersten Stunde schon Gewöhnung geltend. Jedenfalls ist es also nicht unmöglich, daß Vertreter der beiden tief verfeinde ten sogenannten „Vettern-Nationen" als gebildete Leute mit einander verkehren, um die Härte zu mildern, die der Krieg für brave Soldaten geschaffen hat. Sind diese mündlichen Verhandlungen möglich, so ist schließlich das Dasein von Friedensverhandlungen nicht ausgeschlossen. Wenn die britischen Vertreter für die HaMer Verhandlun gen nach Hause kommen .werden sie nicht sagen können, was die englischen Zeitungen so oft geschrieben haben, daß die Deutschen Hunnen und Barbaren sind. Diese Konferenz läßt uns daran denken, daß 1913 und Anfang 1914 der Gedanke einer deutsch-englischen Konfe renz erörtert wurde, die vielleicht den Ausbruch des Welt krieges verhindern oder doch die Teilnahme Englands an demselben verhindert haben würde, wenn sie greifbare Re- -sultate ergeben hätte. Diese Verhandlungen vor dem Kriege sollten Feststellungen über das Stärkeverhältnis ! der englischen und der deutschen Flotte herbeisühren. Aus Krieg «md Wirtschaft. Erhöhter Preis für ausgehobene Pferde. Zur Milde rung der bei der letzten Zwangsaushebung von Pferden entstandenen Härten ist mit Wirkung oom 15. Oktober 1917 der Zuschlag zum Friedenspreis von 100 auf 125 Prozent heraufgesetzt worden. Der Zuschlag geht den Vorbesitzern der ausgehobenen Pferde ohne Antrag zu. Während des ganzen Weltkrieges ist der Witterungs charafter ein vorwiegend trockener gewesen. Gewiß war kein Mangel an Niederschlägen, aber sie erfolgten mit gro ßer Launenhaftigkeit und oft in Zickzackkursen, so daß die Regenmenge nicht selten wie mit einem Messer avge- schnitten war. Das hat sich auch in diesem Frühling wie der mehrfach gezeigt. Die Erklärungen, welche gegeben wurden, konnten nicht voll befriedigen ind beweisen, daß wir in der Meteorologie noch viel zu lernen haben, ooer vielmehr, daß uns hierin Wohl alles ein Buch mit sieben Siegeln bleiben wird. Vielleicht hat oer fürchterliche Kanonendonner des Krieges doch einen größeren Ein fluß auf Wolkenbildung und Niederschlagsmenge, als die Gelehrten zuzugeben geneigt sind. Die kalten Jnninächte haben insofern gutes gehabt, als sie starken Tau brachten. Die Verluste durch Frost sind bei genauer Prüfung tatsäch lich nicht so böse, wie sie in der ersten Schätzung erscheinen. Da Gewitterregen sich vielfach eingestellt har. wird sich eine Aufbesserung bald erzielen lassen. Wünschenswert bleibt es freilich, hauszuhalten, und das gilt für überall. Das Land hat vor den Städten nichts mehr voraus, auch der Landmann muß sich heute nach der Decke strecken. Sollten Hitzetage kommen, so ist alle Aufmerksamkeit ge boten, mehr als sonst empfindliche Lebensmittel vor dem Verderben zu schützen. Die genaueste Obacht ist gerade groß genug. Glänzende Ernteaussichten? Man soll eine Ernte nicht loben, bevor man sie daheim unter Dach hat! Das ist eine alte durch Erfahrung bestätigte Regel. Wie hat z. B. der starke Temperatursturz Ende Mai bis Anfang Juni zahlreichen Kartoffelfeldern beträchtlich zugesetzt^ eine diesem Plan ergab sich, daß wenigstens damals noch eine stattliche Strömung in London vorhanden war, die nach Möglichkeiten suchte, einem Konflikt zwischen den beiden Staaten vorzubeugen. Ob mit der Vereinbarung über die Flottenstärke in der Tat der ganze Krieg verhindert wor den wäre, bleibt freilich die Frage, denn die Gefahr blieb, und sie hat auch schließlich zum Kriege geführt, da Eng land die Geister, die es zum Haß gegenDeutschland wach gerüttelt hatte, nicht mehr los wurde. Außerdem hätte auch die Vereinbarung über den Flottenstand die briti schen Anspüche auf das ..Sprungbrett" Belgien nicht ver mindert. Engländer und Deutsche sitzen an ein und demselben Tische; aus den Verhandlungen ist keine Beschränkung der Feindseligkeiten zu erwarten, diese bestimmt erst der fortschreitende deutsche Sieg. Doch ist dem Briten immer nachgerühmt worden, daß er ein guter Geschäftsmann ist, und ein solcher benützt die Konjunkturen. Die auswär tige Politik in London war unzutreffend über Deutsch lands Kraft informiert, als sie den Krieg begann, sie war ebensowenig gut im Verlause des Krieges über die Macht mittel ihrer Verbündeten unterrichtet, die nicht dem ent sprachen, was an der Themse erwartet wurde. Es ist klar, daß unter den andauernden Hammerschlägen der dent- schen Offensive die Ententemacht nicht zunimmt. Wie lange will Großbritannien auf etwas warten, das nicht kommt, weil es nicht kommen kann? Ganz gewiß ver pflichtet die Konferenz im Haag zu nichts, was über die Gefangenen-Frage hinansgeht, aber sie verstärkt doch die Einsicht. So sollte man weniastens meinen. Wm. Detjier Rei rstag. Im Reichstage leitete am Freitag eine brenzliche An frage-Aussprache die Debatte ein. Sie galt dem den Sol daten gelieferte Buchenlaub, das sie als Tabak rauchen sollten und von dessen Genuß nicht wenige krank gewor den sind. Die Lieferung ist jetzt eingestellt; man erprob, bessere Mischungen, von denen unsere Feldgrauen hoftem lich nicht wieder krank werden. In Verbindung mit dem Heeresetat wird übe, die neuen Militärgesetze beraten. Der Kriegsminisler gib bei der Debatte ein erfreuliches Bild von der Kriegslage * Preußisches Abgeordnetenhaus. Die vierte Lesung des preußischen Wahlrechts hat am Dienstag begonnen und zeigt eine neue Lage. Es lag ein Kompromißantrag der Abgg. Dr. Lohmann lnatl.). Dr. v. Heydebrand (kons.), Lüdicke lsreik.), uns v. d. Hagen (Ztr.) vor, der zu der Grunostimme je eine Zusatzstimme vorsieht für Wähler über 5V Jahre, für selbständige Wähler und für solche Beamte, Angestellte und nichtleitende An gestellte in gehobener Stellung, die mehr als 10 Jahre in ihrer Stellung tätig gewesen find. Die rechtsstehenden Parteien haben für diesen Antrag auch einen Teil des Zentrums gewonnen, indem sie sich bereit erklärt haben, für die Sicherungsanträge des Zen trums, soweit sie Kirche und Schule betreffen, zu stimmen. Die Debatte ergab den scharfen Widerstand der Linien gegen dieses Kompromiß. Namens der Negierung erklärte Minister Drews, der neue Antrag Lohmann wider spreche dem Prinzip des gleichen Wahlrechts. Auf dem Boden dieses Antrages sei ein Zustandekommen der Vor lage für die Regierung ausgeschlossen. Diese Erklärung hinderte nicht das glatte Wirksam werden des Kompromisses. Beim K 1, wo statt des ein jährigen Wohnsitzes ein zweijähriges verlangt wurde, stimmte das Zentrum noch fast geschlossen gegen die Kom promißler. Trotzdem erhielten diese mit 223 gegen 188 Stimmen die Mehrheit. Der Z u s a tz st i m m e n a n t r a g kam beim Z 3 zur Abstimmung. Er wurde angenommen, nachdem zu nächst der Antrag, das gleiche Wahlrecht wiederhcrzu- stellen, in namentlicher Abstimmung abgelchnt worden war. Bbgelehnt wurde auch ein Antrag Brust, die Wähl barkeit von 30 auf 25 Jahre herabzusetzen, und ein natio nalliberaler Antrag, den Kriegsbeschädigten eine Zusatz stimme zu geben. Deutsches Reich. ° Der Germanblock, das ist der Name, den die Entente- zeitungen. dem in der Bildung begriffenen Wlrtschifts- bund der Mittelmächte gegeben haben. Das stimmt zwar nicht soll Hohn sein, aber Deutschland wird daraus einen Ehrennamen zu machen wissen, indem es auch hier seine eradschastlichkeit gegenüber seinen Verbünoetm er weist Und wenn der Ukraine-Hetman nach Berlin und Wien kommt, kann sich vielleicht eine freiwillige Erweite rung dieses Bundes vorbereiten. Jedenfalls wird oer ..Geimanblock" dafür sorgen,«daß die Welt nicht durch Ketten abgesperrt wird. Das weiß auch die Emenre, und darüber ist sie erbost. Die dreitausend Millionen Mark jährlicher neuer Reichssteuern sind jetzt grundsätzlich gesichert anzuschen, und auch in den Einzelheiten sind keine Mernungsvcrschte- senbeiten mehr vorhanden, die Verschleppungen berveifülp ren könnten. Nicht dauernd abgegrcnzt ist aber dk Steuerausbringung zwischen dem Reich und den Einzel- staaten. Da weitere Steucr-Nachsorderungen nicht auS- blciben werden, so besteht noch die Möglichkeit, daß die oünne Trennnngsmauer späterhin Löcher erhält. Das sollte aber verhütet werden, die Steuerbewilligung wnd nicht immer eine solche idyllische Angelegenheit bleiben, als welche sie sich diesmal dargestel'lt hat, und gerade im Punkt der direkten Staatssteuern sind viele Steuerpflich tige recht nervös. Eine feste, gesetzliche KlarsiellzMg darüber, was dem Reiche zukommt, und was die deutschen Bundesstaaten zu beanspruchen haben, wäre deshalb wohl angebracht Und zudem veiß niemand, wie lange die Zahl der leistungsfähigen Schultern in Steuerangelegenheiten noch wachsen wird. Unter dem fortwährenden Drauf packen kann sie auch sinken Verstärkung der Schweinezucht notwendig. Der Er- nährungsaussck uß des Reichstags nahm am Mittwoch seine Beratungen wieder aus. Tie Sitzung wuide aus- gesüllt durch eine eingehende Aussprache übet die Ein griffe in die Viehbestände. Der Leiter der Reichsfleisch- stlle, Geh. Rat von Ostertag gab einen Ueberblick über die Ablieferungspflicht der einzelnen Bundesstaaten Zur reichlichen Beschaffung von Schweinen sollen Mastver- lräge abgeschlossen werden. Hierbei gelten besondere Ab- nwü ung über die Preisgestaltung. Auch kür Fälle einer frühzeitigeren Abnahme, die wegen Futtermangels be dingt sein sollte, soll den Mastern Schadloshaltung zuge standen werden. Mit Rindvieh allein hält man die Ratton kaum mehr durch, ohne die Milchversorgung auf das Ernsteste zu geiäbrden. Aus aller Welt. Bei einer Steilfahrt getötet. In Schweidnitz setzte sich der 16 Jahre alte Sohn des Fabrikangestellten Markstein auf einen! mit Kohlen beladenen vierrädrigen Wagen, um auf einem abschüssigen Straßenzug mit dem Gefährt her- unterzusahren. Die schwere Last der Kohlen brachte den Wagen in ein rasendes Tempo, so daß der Lenker machtlos war und den Anprall gegen ein Haus nicht hindern konnte. Das Gefährt ging in Trümmer und der unvor sichtige Bursche wurde zerschmettert. Sechs wollene Hemden bei 30 Grad. Wegen ihres ungewöhnlichen Körperumfanges erregten im niederrhei nischen Grenzort Boertange zwei Frauen den Argwohn eines Grenzers. Er ließ beide untersuchen, wobei sich herausstellte, daß die eine sechs, die andere fünf dicke wollene Hemden trug. — Beim Schmuggeln erschossen wurde ein Schmuggler aus Sittard. Das Verschwinden von Schleichhändlern aufgeklärt. Der Neußer Kriminalpolizei ist es gelungen, den Mör der des Lederhändlers Hilger und des Tienstmanns Marr aus Bonn und des Kaufmanns Kerp ans Weiden bei Köln in der Person der Gärtners Krings aus Schlich bei Glehn im Landkreise Neuß ausfindig zu machen. Er hat diese drei Personen unter dem Vorgeben, ihnen Schmuggelware besorgen zu können, nack Neuß bezw. Fahrt durchs Land zeigt das deutlich, und auf Klee, aui manche Gemüse tm Moorboden, wie 'm leichten Sand bat der Frost wachstumhemmend gewirkt und -ird Er trag Reife und Haltbarkeit der betreffenden Gewächse nicht unwesentlich beeinflussen. Tie schon bedenklich lange dauernde Trockenheit läßt vielfach die Sommecfrucht nicht hochkommen und läßt sie da und dort schon gelb werden Die Futterflächen dörren aus, wenn nicht bald nachhalti ger Regen fällt, dasselbe zeigt sich an den Weiden, sogar 'm Gebirge. Eine durch dauernde Trockenheit und Wärme 'llzu beschleunigte Roggenreife ist auch nicbr erwünicki -öagelschaden, tierische und pflanzliche Schädlinge seien ,ur angedeutet. Jeder weiß, daß in kürzester Zeit ver nichtet sein kann, was wochenlange Mühen gepflegt uns zroßgezogen haben. Im großen ganzen stehen, Gott sets gedankt, unsere Fluren schön; in einigen Landesteilen, z. B. wo nach der Wärme des Frühjahrs mehr Regen ftel, znm Ter! käst ,u üppig, und wir dürfen hoffen, daß, wenn nichr außer ordentliche, aber stets mögliche und zu befürchtende Ein flüsse sich geltend machen, unfere Ernte gnt werden kann. Aber reden soll man nicht immer davon. Der Nubrland- wirt, insbesondere der Städter, klammert sich rn „dir ritten Aussichten" und übersieht die Folgen ungünstiger Einflüsse allzuleicht, und wenn dann sie Produktion im Herbste geringer ist, als nach den immerwährenden Be richten „von der guten Ernte" erhofft wersen konnte sann wird er stutzig und ist bei Knappheft an diesem oder jenem Erzeugnis geneigt, den Lanomann zu beschul digen „der alles selber behalten will unv nickt genug ab liefert". Also: nicht so viel prophezeien, sondern abwar ten und dankbar hinnehmen, wenn es gut wird; strrl mittig tragen, wenn es anders kommt! Beides hat unser Volk all die Jahre her geübt und hat, wenn nicht alles täuscht, noch weiterhin Gelegenheit dazu. Bierersatz wird Trumpf sein in diesem Sommer. Immer größer, so schreibt man aus oem Sisrland Bayern, ist die Zahl der Brauereien, welche bei der Landesprers- , rüfungsstelle irgendeine Malzlimonade sich genehmigen lassen. Sy hat das Münchener Hosbräuvaus einen „Hof- rcueriav" angemelvet. welcier vorläukig nur nach aus- värts verschickt werden soll: die Löwenbrauerei München ^raut eine Flüssigkeit namens „Sedosit" eine Brauerei in ->tein a. Traun gibt ihren Kunden einen Ersatz „Trmna" zu trinken, eine andere in Neumarkt tOpf.) verrucht es mit Lamabierersatz". Mehrere Brauereien kommen mit K.-Trunk oder Krieastrunk. Eine Brauerei in Kaisers- 'autern bietet „Barbarossatrunk" dar. Tie Stärk: all die ser neuersundenen Getränke Wird in umgekehrtem Verhält nis zum Profit der Brauereien aus diesen schrecklichen Flüssigkeiten stehen. Unversendbarer Kaffee. Aus Brasilien bringt „Financial Times" vom 23. 5. die Nachricht, daß infolge Tonnagemangels sie Verschif fung der letzten Kaffee-Einte, die sich auf die riesige Menge von 18 Mill. Sack belief, größtenteils unterblieb. Infolge dessen sind in Santos, dem wichtigsten Ausfuhrhafen dort, die Lagerhäuser voll belegt. Die brasilianische Regierung und die Dockgesellschaft beschleunigen den Bau neuer Lagerhäuser. Ein Kaffeepslanzer-Verband hat 4,2 Mill. Mark ausgebracht, um durch lebhaftere Anpreisung des Kasfeeverbrauches in den Vereinigten Staaten den Absatz zu heben und sich Ersatz zu schassen sür die früher an Deutschland verkauften Beträge. Ein englischer Lcnjattvnsprozetz. Pemberton Bttung wurde freigesprochen, ein Urteil, das die Senjauoa des Tages bildet. Er war wegen Beleidigung om Tänze,in Maud Allan angellagt, der er Sittenoerüerbnis vorgewor- sen hatte. Die größte Aufregung während oeS Prozeges halte Pemberton Billing durch die Behauptung veran laßt, die Deutschen hätten ein Buch mit den Namen von 41 000 Personen zusammengestellt, die alle pe-nerjer Nei gungen bezichtigt würden und die durch Drohung mit der Kompromittierung der deutschen Sache dienstbar gemacht werden sollten. Im Urteil wurde diese Behauplung Pemberton Billings nicht weiter berührt, aber man kann cnmnehmen, daß sie in ver öffentlichen Meinung und vor allen Dingen in der Presse eine große Nolle spielen wird.
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