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Frau Lene. Kriegsskizze von A. Hochheim. (Nachdruck verboten.) Es war im Juli 1914. Reges Leben herrschte in dem beliebten Luftkurorte. Amtsrichter Leo Hübner war mit Frau und Kin dern hier. Aber die große Freude, mit der Frau Lene und ihre beiden Lieblinge, der zehnjährige Max und die acht jährige Lotte, in die Ferien gegangen waren, hatte sich, für die junge Frau wenigstens, in bitteres Leid ver wandelt. Der Amtsrichter vernachlässigte seine Familie, für die allein er bisher gelebt und gestrebt hatte, in einer unver antwortlichen Weise. Sogar die Kinder empfanden das. Sie drängten sich den Tag über so und so oft an die Mutter und fragten scheu und voller Unruhe, warum Väterchen niemals bei ihnen bleibe. Vorsichtig forschend hatte Lene dann erfahren, daß eine sehr vornehme Dame, eine za^te ätherische Erscheinung, den Amtsrichter fessele. Eine Dichterin sollte sie sein, mit überaus feinem Empfinden. Als Lene dies vernahm, gab sie alles verloren. Denn ihr Mann war eine poetische Natur. Während des langen juristischen Studiums hatte er jede dichterische Regung unterdrückt. Seitdem er als Amtsrichter fest angestellt war, lechzte er nach schöngeistiger Anregung. Lene hatte ihn in dieser Hinsicht arg enttäuscht. Sie war eine brave, praktische Frau mit einem Emp finden, das über das Durchschnittsmaß hinausging. Aber die Dichtkunst war für sie ein Stern neunter Größe, so unfaßlich fern, daß sie wohl in staunender An dacht Leos Stimme lauschte, wenn er ihr seine Gedichte vorlas, doch nichts darüber zu sagen wußte, als daß es sehr schön sei, was er geschaffen. Da sie stets von höchst prosaischen Dingen einge nommen war, so brachte sie Leos Muse wenig Interesse entgegen, wie ja auch eine tüchtige Hausfrau, die ge zwungen ist, sparsam zu wirtschaften, keine Jett findet, lange in die Sterne zu gucken. Leo aber verfügte über so manche freie Stunde, die gehörte dann, nach der trockenen Tätigkeit im Amte, seinen dichterischen Bestrebungen. Nun hatte er eine Frau gefunden, welche ihn ver stand, seine Begeisterung für schöne Literatur teilte und ihn anregte, welcher er die Tiefen seines Geisteslebens offenbarte, die ihn — Lcnes kräftige Hand ballte sich in ehrlichem Zorn — zur Vernachlässigung und Untreue gegen Frau und Kinder verleitete. Lene war keine passive Natur. Sie beschloß, zu handeln. Sie hatte in Erfahrung gebracht, daß die Dichterin, wenn sie nicht in Gesellschaft ihres „Freundes" waH ost ein same Spaziergänge machte. Als Leo an einem Vormittage mit Briesschreiben be schäftigt war und die Kinder unter Au sicht eines jungen Mädchens spielten, führte die junge Frau ihren Vorsatz aus. Sie begab sich zeitig nach jener Villa, wo die Dichterin wohnte. Als diese zur gewohnten Stunde aus dem Hause trat, um ihren Spaziergang zu unternehmen, folgte Lene ihr unauffällig, wenn auch mit deftigem H rzklopfen. Sie hatte nur die sehr schlanke biegsame Gestalt in dem duftigen gestickten Tüllkleide aus einiger Entfernung gesehen. Jetzt beschleunigte Lene ihre Schritte, sie holte die vor ihr Gehende, die soeben in eine breite, schattige Allee ein bog, ein. Sie fragte nach einem nahen Aussichtspunkt. Die Dichterin schreckte ans tiefem Sinnen auf, offen bar nicht eben angenehm überrascht durch die Störung. Dann jedoch sagte sie freundlich: „Ich will gleichfalls dort hin. Wenn es Ihnen recht ist, geben wir zusammen." Lene bejahte mit stockendem Atem. Von der Seite blickte sie in das Gesicht der Frau, welche ihr den Gatten geraubt. Dieses Gesicht war weiß und zart, von unsagbarem Liebreiz. In seiner Süße und dem weltfernen Ausdruck erinnerte es an eine weiße Rose. Aber weiße Rosen ge hören zu den Totenblumen. . . . Junge Frauen verstehen sich immer. Jene hatte alles verloren, ihren Mann, ihr Kind, ihre Gesundheit. Sie war berzleidend. Aber hier hoffte sie auf Genesung. Es ginge ihr schon viel besser. In ihre großen schwermütigen Augen kam ein Leuchten. Ja, sie würde wieder gesund werden und glücklich nach all dem schmerzvollen Leid. Lene war mit der Absicht gekommen, die andere mit Bitten zu bestürmen, an ihr Gewissen zu appellieren. Auch treffsichere Vorwürfe hatte sie in Bereitschaft. Nun berührte sie mit keinem Wort die Angelegenheit, die sie hierher getrieben. Sie war ein Doktorslind. Sie wußte, daß eine einzige gewaltige Geinütserschütterung den Tod der Leidenden zur Folge haben, daß aber auch bei vollkommener Herzensruhe und ungetrübtem Glücks empfinden die Krisis überstanden werden und die Hoff nung auf völlige Genesung s ch erfüllen konnte. Und während ihr eigenes Herz blutete, sprach sie tröstende, kluge Worte, die den Lebensmut der anderen erhöhten. Mit einem Händedruck verabschiedete Lene sich nach einer Weile, wie von einer Freundin. Und jagte den Weg zurück, verzweifelt, unglücklicher, als sie gegangen, sie, die Gesunde, in blühender Schön heit Strahlende. Sie schloß sich ein und rang die Hände. Was sollte werden? " Wenn jene starb, war alles gut. Aber den Tod eines Menschen wünscht man nicht herbei. Nein, nein, so weit wollte sie sich nicht vergessen. Es konnte ja etwas an deres geschehen, ein Zufall jene zur Abreise zwingen. „Das Leben hat tausend Zufälle in Bereitschaft, einen davon sende, mein Gott, damit i ein und ineiner Kinder Glück gerettet werde I" So rang und flehte es in dem Herzen der hartge- prüsten Frau. Sie war klug genug, ihrem Manne keine Vorwürfe reme Szenen zu machen. Ihr Feingefühl sagte ihr, daß sie ihn dann ganz verlieren werde. ... Dann kam der Krieg, und als einer der ersten mußte Leo Hübner hinaus an die Front. Neue Unruhen, neue Leiden begannen für Frau Lene; denn es ist schwer zu ertragen, den geliebten Gatten täglich, stündlich dem mörderischen Feuer' der Feinde ausgesetzt zu wissen, und es ist schwer für eine Frau, ohne den Beschützer der Familie ihr Leben einzu richten. ... Vier Kriegsjahre sind vergangen. Der Oberleutnant Leo Hübner ist G. v. geschrieben worden. Er ist gezwungen, am S ock zu gehen, da in folge einer Rückgratsver^etznng sich Lähmungserscheinungen bei ihm bemerkbar machen. Er amticrt im Kriegsrat. Seine Brust schmückt das Eifirne Kreuz. Jahr und Tag gehörte sein L.ben dem Vaterlande, mußte er, fern von der Heimat, die un rhöriesten Kriegs greuel durchleben, die härtesten Entbehrungen ertragen. Da war dann gemach i ie Lebus.:cht über ihn ge kommen, mit zartem Duft und Locken, die Sehnsucht nach seinem Weibe und seinen Kindern, nach dem trauten Heim, wie Lenes liebevoller Sinn es ihm geschaffen. Und als ihn da draußen im Felde die Nachricht er reichte, daß seine Dichterin am Herzschlag gestorben, da hatte Leo aufgeatmet, denn nun brauchte er ihr nicht weye zu tun. X Der Rausch war längst verflogen. Und die Liebe zu seinem Weibe, welches unablässig in aufopfernder Treue für ihn s egte, wu zelte setzt nur tiefer und inniger in seinem Herzen. Es geht auch ihm jetzt mit seiner Muse, wie der tätigen Hausfrau mit Len Sternen. Leos Beförderung zum -'e.. ,tsrat steht bevor. Aber er weiß, daß es eisernen Fleißes bedarf, will er den Erwartungen, die man ihm enigegenoringt, gerecht werden. Zum Träumen und für Liebhabereien bleibt ihm keine Zeit. Und seltsam, daß er früher nicht bemerkt hat, wir feinsinnig Lene ist! Mit ihr u sieghaft strahlenden Augen und dem jungen blabendsn Gesicht erscheint sie ihm jetzt so recht wie sein besseres S.lvj'. Was chn wüher von ihr fortzog, kommt ihm jetzt krankhaft und verworren vor. Alles, was qut und schär ist, verehrt er in seinem We be. Und Lene? Sw fühlt, daß er ihr ganz zurückgegeber ist, der geliebte Man». . . . Ihre Kinder gedeihen. Nach Jahren der Trauer und Trüojat ist Helles Lich! um sie her. Sie ist glücklich. Vermischtes. Das Land der Langlebigen. Das höchste Lebensalter in Deutschland erreichen Im Durchschnitt die Leute in Ostfriesland. Wenn man dortige Zeitungen zur Hand nimmt und die Todesanzeigen ver folgt, dann staunt man über die verhältnismäßig sehr große Zahl derjenigen, die erst tief in den wer oder gar 80er Jahren deni Tode ihren Tribut zollen. Allerdings gilt das nur für die Friedenszeit, der Weltkrieg hat auch im Lande der Langlebigen seine schmerzlichen Opfer ge fordert, und jetzt überwiegen die schwaezgeränderten An zeigen mit dem Eisernen Kreuz. — Die Tatsache, daß in Ostfriesland öfter als im übrigen Deutschland Leuts über 100 Jahre alt werden, scheint noch wenig bekannt zu sein. In dem Dorfe Filsum im Kreise Leer lebt eine Witwe Hobbi, die 103 Jahre oli ist und sich noch vollster körper licher und geistiger Rüstigkeit erfreut. Im Jahre 1908 starb in Akelsberg im Kreiw Aurich die Witwe Saathoff, die ein Alter von 105 Jahren erreicht hat. Sie führte bis in ihr hohes Aller hinein den Haushalt rn ihrem ein samen Moorhäuscken ganz allein und sah viele Besucher, auch aus hochsteh nden Kreisen, bei sich. Ein Alter von 103 Jahren erreichte auch die Witwe Ianneke van Dyl in Bunderhammrich im Kreist Weener. Sie lebte in sehr dürftigen Verhältnissen und kam auf höchst traurige Weise ums Leben, indem durch ein Unglück die Kleider der er blindeten Greisin Feuer fingen, so daß sie bald daraus verschied. Kircheuamftich sind Personen von 100 und mehr Jahren zu Ende des vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts mehrfach festge' elit. Als die bisher älteste Frau von Ostfriesland gilt eine Witwe aus Larrelt, die im Jahre 1712 starb und 120 Jahre alt gewr oen sein soll. — Bei den Aftersangaben aus alter Zeit ist aller dings zu berücksichtigrii, daß sie im wesentlichen auf eigenen Angaben der Betreffenden beruhen, die ein Interesse daran hatten, sich möglichst, alt erscheinen zu lassen, um dadurch leichter die Mildherzigkeit der Nächsten wach zurufen. Das Alter der Niagarafälle. In einer Zeitschrift macht Doktor I. W. Spencer interessante Mitteilungen über Untersuchungen über das Alter der Niagarafälle. Man hat eine Reihe Messungen, Grunduntersuchungen und Beobachtungen über den Wechsel der topographischen Bedingungen und der Wassermengen vorgenommen. Ehemals ergossen sich nur Wassermengen des Eriesees über die Fälle; ursprünglich haben die Flut massen nur ein Fünfzehntel -es heutigen Umfanges ge habt. Das Alter der Fälle wird auf 39 000 Jahre be rechnet. 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