Volltext Seite (XML)
Vie allen Leute. Don A. Grefe. (Nachdruck verboten.) Der hell« Sonnenschein flutete grell um da» kleine, aelbgestrichene Haus am Straßenrand, hinter welchem sich groß und schwer die Wipfel der uralten Lindenbäume in die blaue Sommerluft hoben. Hier dehnte sich der langgestreckte Garten bis zum Mühlbach. Aber die große Mühle nebenan stand still. Und von der Schmiede, — der linksseitigen Nachbarin, klang kein Eisengeklirr und Gehämmer. Sie zogen alle heute fort: die Müllerknecht» und die Schmiedegesellen. Der riesige Schmiedemeister voraus. Und die anderen hinterdrein, gefolgt von den Frauen, welche die Zipfel der blauen Schürzen an die trüben Augen drückten, und den Kindern, di« weinten, chne recht zu wissen, warum. Die Männer schauten ernsthaft drein. Vor fast zwei Jahren, al- die ersten zogen, da war's anders gewesen! Die hatten tolle Witze gemacht, junge, flotte Kerle, die sie waren, hatte „juchhe'" geschiien uno waren noch nicht so ganz fest auf den Füßen, w°il sie in der Vornacht im Wirtshaus ein bissel stark getrunken hatten. Ja — da mals ging man noch in den Krieg, als gelte es einen Jux! »Wart, verfluchter Rust! Dich krieg'n mir!" Man hatte ihn „gekriegt"! Aber seither zog viel Zeit vorüber. Eine gewaltige, ungeheure Zeit der Schrecken und der Freude, der erhebendsten Begeisterung und der tiefsten Trauer. Damals hatte der Krieg noch in der Ferne gebraust. Seither waren seine Fluten bis in das letzte Dorf des Hinterlandes gedrungen. Dort oben, auf dem stillen Friedhof, lag gar mancher, der siech heimgekommen war. In der Kirche hing die große schwarze Tafel, aus welche der Pfarrer von Zeit zu Zeit immer wieder einen neuen Namen schrieb. Da stand der Huber Franz, der große Raufer, und daneben „Gefallen vor Grodek, Sep tember 1914". Und unter ihm sein Todfeind beim Kegeln, der Nikodem Müllm.'ier — „er starb auf dem Schlachtfeld vorCzernowitz" — und dann der Sebastian Wachter: „Seinen lmKampfe erlittenen Berls!,ungen erlegen im Spital zu Kra kau"... Es war schon eine ganze Reihe von Namen. Und am Sonntag nach der Messe standen die vier Ortsinvaliden, welche schon für immer heimgekommen waren, auf und schritten mühselig an der Tajel vorüber und salutierten den toten Kameraden. Und der Niedermrser Sepp sagte regelmäßig mit einem Blick auf seinen Armstumpf: „Guat hab'» 's dö! Sehr guat!" Und ein paar Mütter, Frauen, Mädel, Kinder schlichen zu der Tafel und stellten auf den schmalen Altar davor die schönsten Blumen aus ihren Gärten. Und warfen dabei einen stillen und doch stolzen Blick auf die Worte, welche der Pfarrer in großen Buchstaben unter di« Namen geschrieben hatte: „Sie starben den Heldentod für ihr Vaterland in den großen Kriegsjahren 1914 17. Ewige Ehre sei ihrem Angedenken l" Ja — man hatte den Krieg kennengelernt. Man wußte es jetzt, was es hieß: in den Krieg ziehen. Des- halb sahen auch die Männer so ernsthaft drein. Aber in den Augen blitzte der Hoh noch starker, uno die Fäuste ballten sich noch wütend, r. Krieg war! Umstand giug'sl Jetzt begriff man S erst so ganz und voll! Am Grenzstein, just neben dem Zaun des schmucken, gelben Hauses, machten sie halt. „B'hüat di Gott! Schau guat aufs Haus und aus die Kinder! Aufs Vieh al Nimm di z'samm! Man liebt die vielen Worts nicht. Dort drüben hängen noch ein paar Mädel am Halse ihrer Buben. Natürlich! Junge Leut' finden kein End'! Da löst sich einer aus der Schar und tritt zum Fenster des geiben Hauses und schaut hinein in di« Stube. Ein hochgewachsener, ernsthaft dreinsehender Mensch ist das. Braun das scharfe Gesicht, ährenblond das dichte Haar. Hell und intelligent die Augen. ,I wollt' nur sag'n: Pfüat di Gott, Mutta! I geh. Dor drei Tagen is a klaner Bua bei mir auf d' Welt kumma." Die alte Frau, welche an der Innenseite de» Fensters sitzt, strickt, daß die Nadeln klappern. Aber sie sieht nichr auf, denn sie fühlt's: Der Alte in der Ecke schaut scharf nach ihr hin. Eine Weile wartet der Sohn. Dis andern ziehen schon drunten bei der Wegbiegung. „Na — i gehl" sagte er endlich und machte eine halbe Wendung. Da läßt die Frau jäh das Strickzeug fallen. „P'füat di Gott —" Sie sieht ihn an, nur eine kurze Sekunde. Aber ^«r versteht den Blick. Beim Ofen räuspert sich wer. „Kumm guat hoam —" Die alte Männerstimme ist förmlich brüchig vor Uebr» Windung. Der Sohn steht immer noch wie unschlüssig. Gern möchte er ein Wort noch sagen. Aver er findet da» rechte nicht. Und von drinnen rust ihn wer: „Derspät' di net!" „P'füat also Gotti" sagte er kurz. Und dann rennt' «r den andern nach. Im Zimmer des kleinen gelben Hauses ist's still. Nur die dicken V-uuimslie en schlagen mit den unför migen Köpfen an die Fenäerfcheiden, draußen im Gebüsch am Mühihach singt eine Amsel, und das,Wasser plaudert. Die Sonne wirft jchon schräg, s Lichter, und die Turmuhr schlägt langsam, wie sau!: Fäm Uhr . . . Der alte M nm am O eu stent auf, dehnt die Glieder, reckt die lange, hagere Gestalt. Jetzt sieht man's erst, wie sehr ähnlich ihm der Sohn ist. „Wer wird denn da nach'n Recht'« schau'n," sagt der alte Leonhard unschlüssig und nachdenklich. — „Wann i denk': G'rad nur oö zwoa D n,' sau im Haus. Dö Knecht san scho lang weg! Muaß ja rein all's z- grund geh n." Die Frau hebt das hagere, spitze Gesicht. »Ja — zwoa Dirn! Aber was für Madeln! Wies halt jetzt san! Nir im Kopf als d' Maiinsleut! Aus schau'» wird's in dera Kuchel und in dö Zimmern! Dös kann i mir denken! Schad' is um d' Sach'! D' Frau im Bett! Der Herr bei dö Soldaten —" Sie redeten weiter. Bon jedem hart erarbeiteten Stück ihres einstigen Hauses sprachen sie. Um jedes Vieh im Stall sorgten sie sich. Na ja! Wenn man vierzig Jahr' lang schuftet und schindet und nichts im Kopf hat, mii Fe wo stös gm bei leb dui in östl vor ball al, daß der Besitz sich mehrt! Und o«un i,r man alt, und der Sohn ist fünfunddreißig und möcht' endlich auch mal Herr sein. Da wär' ja nichts dagegen zu sagen. Man hat'» selber nicht anders gemacht. Nur, daß bei ihnen der Vater zeitlich gestorben ist, so daß sie sehr jung daran gekommen sind. Aber bei ihnen hält' auch kein Mensch je was sagen können. Das paßte alles: Familie, Besitz, Bargeld. Die kleine, verhutzelte, alte Frau sann eifrig nach. Ob nicht doch was fehlt, bei so einer grundg'scheiten, z'sammger-deten Heirat? Zum Beispiel: Ein bissell Lieb? Ein wenig Wärme, Uebermut, Heiterkeit? Ihr wor alles oft so öde vorgekommen und so leer. Bis der Bub kam — Ja, so ein einziger ist gut dran! Wenn er auch fest arbeiten muß, solange der Vater der Herr bleibt, und eigentlich nicht mehr ist als ein Knecht! Aber dann hatt' er sich — schon achtundzwanzigjährig — verliebt. Und just nicht in die Gstettner Mariann' vom Nachbarn. Just nicht! Sondern in die Lachner Verona, das Häusler mädel! Mit so einer fängt man allensfalls eine Lieb schaft an. Aber heiraten! Nur, daß die Verona einen spaßigen Stolz hatte und grad auf die Heirat bestand. So waren sie mit dem Sohn auseinandergekommen. Harte Worte waren gesagt worden. Die Allen gaben nur her, was sie geben mußten. Sie selbst bauten sich am anderen Dorfende ihr Häuser!, legten ihr Geld in die Sparkasse, kümmerten sich nicht, was „die da drüben" machten. Was gingen sie „die" an? Nichts mehr. . . „G rad z'grund geh'n wird alles!" sagte der Alte nach einer Pause wieder. — „Für a paar Tag' brauchet s' halt wem, die — die Verona. Schon weg'n dem Kind. So a klan's Kind — da kann leicht wa» verseh'n werd'n! Sehr leicht." Die Frau blickte ihn erwartungsvoll an. Sie traute sich aber noch immer nichts zu sagen. Und da der Alte nun schweigend westerrauchte, ging sie endlich aus der Stube. Ging langsam durch den Garten, über den Mühl steg und den Feldweg entlang. Sie hörte es wohl, daß einer hinter ihr ging. Aber sie sah nicht um — Da lag das alte Haus vor ihnen. Sie waren lange nicht mehr hier gewesen, und jetzl staunten sie. Blitzblank war alles. Der Zaun nett ausg-flickt, die Fenster spie gelnd; im Garten blitzten Rittersporn und Sonnenblumen zwischen Kraut- und Koistköpjen. Da ging auch wer über den Hof, dem Stalle zu. Eine große blonde Frau. „Iessas Maria I Sie is selber!" sagte die Alte laut. Hinter ihr räusperte sia) wer. Sie achtete nicht darauf. Förmlich schü.eiern ging sie über die Schwelle der Hoftür. Die große, blonde Frau blickte auf. Ein Zug starken Er staunens trat in ihr offenes, sehr blasses Gesicht. Aber sie rührte sich nicht. (Schluß folM Ob's stimmt? Der Lehrer hatte seinen Schülern die Geschichte bon Ananias und Saphira erzählt und fragte dann: „Wird jeder, der lügt, sogleich vom Tode ereilt?* „Nein", kam gleich die Antwort. „Und warum nicht?" lautete die weitere Frage. Lauge blieb es still, dann endlich rief ein kleiner Bursche: „Weil joust keiner übrigbleiben bäte!* Er sollte arbeiten. Ein als wohltätig bekannter alter Herr wird auf der Straße von einem Bettler um Schlafgeld angesprochen. Er gibt ihm einige Pfennige und meint dann: „Was würden Sie den» sagen, wenn ich Ihnen zu morgen Ar beit in Aussicht stellte?" „O, lieber Herr," erwiderte der Bettler, „ich würd« e» gar nicht übelnehmen; ich verstehe einen Scherz ebenso gut wie andere Leute!" Allerdings. Onkel vom jLande: „Ist die» der Weg nach dem Friedhof?" Berliner Straßenjunge: Jawoll, bleiben Se nur ust de Schienen von de Elektrische stehn, dann wer'n Se bald jenug hinkommen I" Gebt Gold! Von Kurt Küchler. (Nachdruck verboten.) Höre mein deutsches Volk, was ich dir sage: Inmitten der Not und Herrlichkeit unserer Tage! Urgcwaltig, Herzen und Hände: bitter gerafft; Stemmen die deutschen Männer sich gegen zehnfache Kraft. Schirmen das Land ihrer Väter und ihrer Kinder und Frauen Vor Raub und vor Brand und vor schrecklichen Grauen, Schleppen ohne Rast Nun seit Jahren die blutige Last! Höre; mein Volk, in der Heimat die Feuer singen, Die Hämmer dröhnen, das Eisen klingen! Millionen Hände wirken und schaffen, Schmieden dem Heer die blitzenden Waffen! Sieh aus Acker und Feld Überall schwellende Frucht; von Greisen und Kindern bestellt! Tausendfältig regt sich die Kraft, Alles Lebendige treibt und schafft! Riese. Haft, trotz Hunger und kargem Brot, Reckt sich die Tat über Arbeit; Trauer und Not; Aber noch träumen und ruhen Halb vergessen in Kästen und Truhen, Von sormenden Händen sür Feste des Friedens gemacht, Schimmernd in gleisender Pracht; Eitel, unnütz und tot, Träge: beim brennenden Morgenrot, Träge: noch, wenn die Sonne ins Dunkel rollt: Dinge: aus Gold! Gold will nur Tat! Will als kostbare Saat, Gleich dem grauen Eisen der Waffen, Seinen Teil am Gewaltigen schaffen! Schimmernd türmt sich das goldene Erz, Ist des Reiches mächtig pochendes Herz, Ist ein Brunnen der Kraft, ein Hüter der Macht, Schlägt den Willen der Feinde in Bann und Acht, Rollt wie Blut durch das deutsche Leben Und hilft am Teppich des Friedens weben! Darum laßt ihn nicht länger träumen und ruhen Euren goldnen Schmuck in Kästen und Truhen! Fragt nicht, womit Ihr Euch schmücken sollt! Opfern und Geben schmückt reicher als Gold, Frauen und Männer und Kinder.. alle an Opfersinn gleich .. Schickt Emr Gold zur Arbeit für Volk und Reich! Seht: aus Millionen Quellen genährt, Rastlos vom ganzen Volke vermehrt; Schwillt es zu einem schimmerndem Mal, Mächtig und sieghaft, gleich seinem Bruder, dem Stahl!! H5ue.Ee! Für je 10 Kilogramm trockener Nesselstengel 2,5iO Mark und ein Wickel Nähfaden unentgeltlich! Ab lieferung an die Vertrauensleute der Nesselanbau-Ges., Berlin w. 8. Nachm. 4 Uhr: - und l!ie KmMsrtelle dierK kkttez. Es laden freundlichst ein Lmi! 8t«in und Frau 8«Ima Uaarmuan Im lugvmidumi. Heiteres Lustspiel in 3 Men. In der Hauptrolle Lia Lay, Gustav Botz, Kur Vespermann. Große Kindervorstellung. "WD AWele Mch Mst-M Sonntag, den 30. Juni, abends 8 Uhr: Die reizende Darstellerin im 5aktig?n Drama Lin Mstt Sm 81unm MM für alle Zeitungen dl Auslandes vermittelt (Ansiciffsharlsn, ^rausr^arlsn, Aüchwunscffharisn für alle Gelegenheiten empfiehlt in großer Auswahl äio kuokärnokorei von Hermann Hlarüeek. As Feldheer braiuht WM Heu, Hiser und Stroh! LoOmrte HM dem Heere! Für sof. ges. für Hotelküche ein Wges AW« mit Kochkenntnissen. Note! Uei-roKM-ÜLl'teri.vrescken AchMMg zu vermieten Obernaunöorfer Str. 22 kl. MW «MU 8tube, Kammer u. xr. Kücke l.Okt. zu verm. Näheres Geschäftsst. d. Bl. z MD. Enten zu verkaufen Am Bach 104. Auch ist daselbst ein wachsamer Hund zu verkaufen. Bristpspisr in Kassetten, Mappen und lose, Leinen mit Seidenfutter, solange Vorrat reicht von 40 Pfg. an bei Max Wünschmann. Scheuerbürsten, wie Schaufenster-Auslage, em- pfiehlt billigst F. Pfotenhauer. iVlLlusslsIIsn verschiedene Sorten emp iehlt Fritz Pfotenhauer.