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Rabenauer Anzeiger : 18.04.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191804180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19180418
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19180418
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-04
- Tag 1918-04-18
-
Monat
1918-04
-
Jahr
1918
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Die letzke Kriegswoche. Lor Gewittsrstnrm breitet sich anS. Di« Leiben Entente-Direktoren Lloyd George und Clemenceau, sowie die Generale Marschall Haig von den Engländern und Foch von den Franzosen Haden ihren Böllern und Soldaten kund und zu wissen getan, baß die deutsche Angriffswelle sich bald wieder verlaufen werde. Von einer Rückeroberung ihrer früheren Stellungen haben sie weislich geschwiegen, das haben sie denn doch nicht zu prophezeien gewagt. Fast unglaublich klingt es, daß englische Gefangene aus der Westfront noch nichts von dem Friedensschluß zwischen Deutschland und Rußland wußten. Diese Tatsache wirft ein Licht auf die Zustände bei den Gegnern und läßt erkennen, wie die Stimmung dort wohl sein würde, wenn MM die «oll« Wahrheit müßte. Und nun erst gar bei den Völkern. Vielleicht am meisten bei den Amerikanern, denn die sind, wie wir aus dem Munde von Dankee-Gesangene hören, von ihrem Präsidenten Wilson noch ärger überS Ohr gehauen worben, wie Franzosen und Engländer von Men Regierungen. Alle» Lügenwerk nützt den Feinden Mer ebensowenig, wie die militärischen Operationen, daS deutsche Sturmgcwitter breitet sich nach allen Richtungen immer mehr aü». Die Deutschen dringen, wie die amt lichen Heeresberichte ergeben, über die Oise immer weiter nach Süden vor, die Bedrohung der Straße auf Paris nimmt zu, die Gefahr der Trennung von Engländern und Franzosen mehrt sich bei AmienS, und am Kanal von La Baffes sind die Feldgrauen in englische und portugiesische Stellungen eingedrungen. Da» deutsche AngrlffSgswitter versendet überall zuckende Blitze und die feindliche Aktions armee, dis als Blitzableiter dienen sollte, steckt in dem all gemeinen Kmnpftrubcl mit drin. Sie kann den Deutschen nicht mehr in die Parade fahren, sie hat Mühe und Not, sich der niebersausenden Schläge zu erwehren. Und mit jedem Tage dringt der Schall der gewaltigen Kanonade tiefer in Frankreich hinein und erzählt der zitternden Be völkerung die Wahrheit. Engländer und Franzosen sind gezwungen gewesen, wa» sie an Truppen noch in Oberitalien hatten, von dort zurückzunehmen; diese Regimenter waren dazu bestimmt, die tief gesunkene Kampfeslust ter Italiener anzufachen, und mit ihrer Entfernung wirb die Schlachtenfreudigkeit der Italiener wiederum sinken. Die Aufregung, die in den römischen Zeitungen herrscht, läßt deutlich erkennen, mit welchen Befürchtungen man am Tiber der bevorstehenden österreichischen Offensive entgegensieht, die noch unheilvoller werden kann, wie in der letzten großen Jsonzoschlacht. Was die Italiener verschuldet haben, Las mußte sich rächen. Treuloser und vernunftwidriger ist noch keine Politik be trieben worden, als die italienische Politik im Weltkriege. Sie wird höchstens erreicht von der des nordamerikanischen Präsidenten Wilson in Washington, der jetzt seinen euro päischen Verbündeten -urust, gegen Deutschland die äußerste Gewalt anzuwenden. Damit ist der Entente recht wenig gedient, sie verlangt mehr und immer mehr Soldaten von jcnseit» beS Ozeans, die ausbleiben. Die Folgen dieser Tatsachen werden sich nicht verwischen lassen, denn in Paris und London wird die Bevölkerung immer stürmischer fragen, weShalb das amerikanische Mtllionenheer nicht gekommen ist. Und schließlich wird die laute Anklage erhoben werden: „Ihr habt uv» im Silch gelassen!" Die feindlichen Generale sind nicht zu beneiden, die Staatsmänner der Entente noch weniger. Alles Streiten Le» französischen Ministerpräsidenten Clemenceau, baß er bei Ler Wiener Regierung wegen Friedensverhandlungen auf den Busch geklopft habe, nützt ihm nichts. Daß er hinterher alles absiret en würde, wenn ihm nicht» glückte, bas war vorauszusehen. Leute, wie er, befolgen stets den Grundsatz: „WaS Du begangen hast, daS bestreite !" Daraus lief ja Lie ganze KrtegSbegründung Lurch unsere Feinde hinaus, die angegriffen sein wollten, während sie sich in Wahrheit seit Jahren zum Kriege vorbereitet hatten. König Eduard von England hatte doch ganz gewiß nicht seine Einkreisungspolitik eingeleitet, um uns Weihnachtsgeschenke zu machen. Alle diese Staatsmänner in Feindesland, die Lem brutschen Re'chr baS Grab schaufeln wollten, stehen vor dem Tage des Gerichts, und die Volksentrüstung wird e» ohne Gnade und Erbarmen vollziehen. Die russische Republik ist nun auch mit dem bisher verbündeten Japan jusammengeraten, da sie die Landung MW 8lMM« M MM Bon Marie Ramsle-s«. «si (Nachdruck verboten Daß sie überhaupt zu tadeln sei, will ihr nicht in den stolzen Sinn. Außerdem findet sie es charakterlos, daß scheinbar unerwiderte Liebe dem Leben eines Mannes einen erniedrigenden Stempel aufdrücken sollte. „Es gibt viele Mädchen, die besser, klüger und auch schöner send als ich," sagte sie darum scharf, „ich -- ich kann dich nicht heiraten." „Und warum nicht?" Er zwingt sie zm.i Stehen und preßt ihre Hand mit einem nervigen Griff. „Weil du roh bist und zu wenig Mann," über treibt sie in der ungeheuren Erregung, die sie plötz lich gefaßt hat, „ohne Glauben an Tugend — — ich fürchte mich vor dir." „Das ist hart," sagte er, „du solltest mich milder beurteilen, denn meine Existenz ist nicht beneidens wert. Für wen arbeite ich, wer erntet die Früchte meines Schaffens? Niemand ermutigt mich. Das Ka- miufeuer knistert einem Einsamen! Es ist ein Glück, daß mein Fußleiden gehoben ist, so bald wie möglich werde ich mich gesund melden und meine Offrziers- karriere wieder aufnehmen." Sie schwiegen jetzt beide. Man hörte nur das unruhige Atmen des Mannes und dazwischen den Hellen Jubelton einer aufstcigenden Lerche. „Marie Ilse," sagte er nach einer Pause, „du kannst es noch gut machen. Laß uns zusammen durchs Leben gehen, wirke auf mich ein. Du sollst es nicht bereuen." Sie stößt aufgeregt seine ehrlich dargebotene Hand zurück. „Ich kann — ich kann nicht, und wenn du mir Alabins Wunderschätze versprächest. Ich fühle keinen Funken Achtung für dich. Du bist in meinen Augen nicht besser als der Wanderer, der an meiner Tür an- klopft. Ich empfinde nichts, gar nichts für dich." - Des Grasen Reitgerte saust haarscharf an Marie von japanischen Truppe« in dem ostsibirischen Kriegs- und Handelshafen Wladiwostok al» KriegSgrund ansieht. Daß aus dieser Auffassung sich ein wirklicher Krieg entwickeln wird, muß nun allerdings abgewartet werden, denn wenn die Japaner auch wohl große Sehnsucht nach dem wichtigen Wladiwostok haben, so sind sie Loch nicht unbedingt darauf angewiesen, da sie sür jene Gebiete bereits die starke Festung Port Arthur in der Mandschurei als Stützpunkt besitzen. Sie kommen in Ostsibirien wohl in Güte weiter, wie mit Gewalt. Aus der anderen Seite hat Rußland große Geld verpflichtungen sür Kriegslieferungen an Japan, es hat auch allen Grund, b:n Staat des Mikado nicht vor den Kopf zu stoßen. Die Hauptsache ist aber, daß der Vorgang beweist, wie Japan garnicht daran denkt, sich für seine Verbündeten England und Frankreich in Unkosten zu stürzen, sondern seinen eigenen Interessen nachgeht. Auch von Japan hat also die Entente für den Kriegsschauplatz im Westen nichts zu erwarten. Der Ausbruch von schweren Unruhen in Griechenland deutet darauf hin, baß eS dort mit der Gewalt de» MinistervrSsidenten Venizelos zu Ende geht. Damit käme auch die Ententearmee bei Saloniki unter General Sarrail bös in bi« Tinte. Geschieht ihm schon recht. Wer die stärkste Nerven hat, wird siegen! So hat Feldmarschall von Hindenburg gesagt, und sein Wort stimmt. Die Nerven deS sranzösischen und englischen Volkes werden jetzt auf die stärkste Probe gestellt. Die eigenen Truppen find von den Deutschen geschlagen, die LebenZmittelorgani- sation ist von der deutschen Organisation und unseren Tauchbooten unterbunden. Die Völker sollen neue Truppen für die Front hergeben und haben keinen Mann mehr zur Verfügung. Bet un» wird der älteste Jahrgang aus der Front entlassen, in England wird infolge der gewaltigen Verluste die Altersgrenze heraufgedrückt. Daß diese be jahrten, Hals über Kopf auszubildenden Leute den Sieg nicht an die britischen Fahnen fesseln werden, kann sich jeder sagen. John Bulls Nerven merken es. Wir werden sehen, wie lange er es noch auShält. Der Weltkrieg streicht die Worte Verwunderung und Unmöglichkeit au» unserem Sprachgebrauch. DaS haben zu Ostern die großen Offensivfiege, Lie Wunderkanon« Pari» bewiesen und jetzt da» siegreiche Vordringen deutscher Truppen zusammen mit den Türken am Jordanfluß in Pa lästina und am Euphrat und Tigris in Mesopotamien. Der deutsche Infanterist hat eine SiegeS-Rundmarschkarte um die Erde, und wohin er nicht kommen kann, da nehmen ihm unsere Blausacken Lie Arbeit ab. Welche Wirkung werden diese Tatsachen in Indien und in Len übrigen von England beherrschten muhamedanischen Ländern, besonder» in Ägypten Hervorrufen l , „ ^ 7. Clemenceau am Pranger. Der österreichische Minister des Auswärtigen Gra Czernin hat kürzlich festgestellt, baß der jetzige französische Ministerpräsident Clemenceau unlängjj, also nahe vor der deutschen Offensive im Westen, bei Österreich einen Friedens« fühler auSgestrcckt, aber die Weiterverhandlungen abgelehnt Habs, nachdem Österreich den Verzicht auf Elsaß-Loihringen zur Voraussetzung machte. Clemenceau hat darauf gesagt: „DaS hat er gelogen" und später behauptet, der Kaiser Larl habe die Ansprüche Frankreichs auf Elsaß-Lothringen als berechtigt anerkannt, und zwar schriftlich. Darauf ant wortet jetzt eine amtliche Wiener Verlautbarung: „Die Unsinnigkeit dieser Behauptungen liegt auf Ler Hand; sie sieht in krassestem Widerspruch mit allen öffent lichen Reden, welche der vrranlwortllche Minister des Äußeren stets gehalten hat und welche auch in Frankreich bekannt sind. Insbesondere beweist die nickt von Clemen- csau abzuleugnende Tatsache, Laß k. und k. Truppen für Elsaß-Lothringen an der Westfront kämpfen, klarer a!s alle Argumente Lie über jeden Zweifel erhabene bundestreue Gesinnung unseres Monarchen. Zum Überfluß sei ausdrück lich festgestellt, daß die Angaben Herrn Clemenceaus über die brieflichen Äußerungen Kaiser Carls von Anfang bis zu Ende erlogen sind. Deutlich geht aus all den Äußerun gen ClemenceauS nur die von ihm offen eingestandene Tat sache hervor, daß der Krieg an der Westfront andauert, weil Frankreich Elsaß-Lothringen erobern will. Einen besseren Beweis, daß die Mittelmächte zur Verteidigung Ilse vorbei. Dann sitzt er im Sattel,'und ohne ein Wort zu verlieren, ohne überhaupt nur grüßend an - die Mütze zu greifen, sprengt er davon. — — — l Das Freifräulein ist entschieden schlechter Laune beim Abendbrot. Der Tee ist ihr zu schwach, die Butter schmeckt übel, und als Tantchen Seckendorf triumphie rend in dem Bewußtsein, etwas Neues zu erzählen, zu ihr sagt: „Gut Carstemtz ist von einem Leutnant Jtzenblitz gekauft^ bemerkt sie im Tone gereizter Ungeduld. „Ja, ja, ich weiß es schon längst, aber was ist denn Besonderes dabei?" Es tut ihr nachher gleich leid, denn sie umarmt die alte Dame und entschuldigt sich. „Verzeihe, aber ich habe so großen Verdruß ge habt und konnte mich nicht beherrschen." Aus der allabendlichen Schachpartie wird nichts, da Marie Ilse Kopfschmerzen vorschützt. Während das Tantchen betrübt zur rechten Zeit „Gute Nacht!" lagt, um wenigstens noch Briefe zu schreiben, setzt sich die junge Dame in den Schaukelstuhl der Veranda. Sie wird sich bis ans Lebensende fragen, warum sie ihn so schroff abgewiesen hat, eine höflichere Form hätte sich finden lassen. Freilich ihre bösen Worte sollten eine Schranke zwischen ihm und ihr aufrichten. Sie liebt Hans Heinrich ja im Grunde ihres trotzigen Her zens warm und wahr, aber sein in ihren Augen un entschuldbares Leben bietet ihr keine Gewähr für ein dauerndes Glück. Ihre Härte hat den Zweck gehabt, ihn zu ändern und dann gebessert in ihre Arme zu führen. Aber sie hat ihre Macht über ihn überschätzt. Kein Mann verträgt solche Maßregelung von der Frau, die er liebt. So grübelt Marie Ilse immer mst der geheimen Hoffnung tm Herzen: der Gekränkte wird wieder kehren und ihr ein Wort, ein einziges Wort der Ver söhnung sagen, aber Hans Heinrich kommt nicht, er hat doch den Weg verloren. — — — Der neue Besitzer von Carstenitz, einem der größten Rittergüter der Umgegend, macht überall seine An trittsbesuche und kommt auch nach Kronenbura. Mari« ihres Besitzstandes kämpfen, hätte Herr Clemenceau der Welt nicht liefern können." Einen besseren Beweis, daß die Mittelmächte zur Ver teidigung ihres Besitzstandes kämpfen, hätte Herr Clemen ceau der Welt nicht liefern können." In derselben Sache hat Ler junge österreichische Kaiser Carl an den deutschen Kaiser ein Telegramm gerichtet, worin er sich mit aller Entschiedenheit zürn Leutsch-öster reichischen Bündnis bekennt. Er sagt da: „In einem Augenblick, in welchem die österreichisch« ungarischen Kanonen gemeinsam mit den deutschen an Ler Westfront donnern, bedarf es wohl kaum eines Beweises dafür, baß ich für Deine Provinzen genau so kämpfe und auch ferner zu kämpfen bereit bin, als gälte es, meine eigenen Länder zu verteidigen, obwohl ich es angesichts dieses sprechenden Beweises einer völligen Gemeinschaft in den Zielen, für welche wir seit nunmehr fast vier Jahres den Krieg fortsühren, sür überflüssig halte, auch nur ein Wort über die erlogene Behauptung Clemenceaus zu ver«, lieren, liegt mir doch daran, Dich bei dieser Gelegenheit erneut Ler vollständigen Solidarität zu versichern, die zwi« scheu Dir und mir, zwilchen Deinem und meinen Reichen besteht. Keine Intrige, keine Versuche, van dem immer sie auSgshen mögen, werben unsere treue Waffenbrüderschaft gefährden. Gemeinsam werden wir den ehrenvollen Frie den erzwingen." In der französischen Kammer hat der Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten an Clemenceau die Aufforde rung gerichtet, in Ler nächsten Aurschußsitzung ti« Beleg« für seine Behauptung vsrzalegen. («-»-»ML - PMWe Nachrichten. Mit der sozialen Fürsorge nach dem Kriege beschäftigte sich auf der Generalversammlung des Groß- Berliner Vereins für KlelnwohnungSweseN der langjährige Staatssekretär im Neichsamte Les Innern, Dr. Graf von Posadowsky, ehedem der „Lokomotivführer der Sozialpolitik." Unter dem Gesichtswinkel des Wohnungswesens verlangte er Einführung des Erbbaurechts und die Aufnahme der Be stimmung in das WohnungSgssetz, baß niemand nach einem anderen Orte zuziehen dürfe, der nicht den Nachweis eine» den polizeilichen Mindestforderungen entsprechenden Unter kommens führen könne. Weiter stell!« Ler Redner die For derung nach einem Wohuungszuschuß für kinderreiche Fa milien, die Einführung der Sonntagsruhe und eines allgemeinen 8 Uhr- oder besser 7 Uhr-LadenschlusseZ und völlige Durchführung des HeimsLüttengesetzeS auf. Dann gelte es aber auch die schweren Schäden zu heilen, Lis der Krieg uns auf sittlichem Gebiets gebracht habe. — Die Übergangszeit werde zweifellos viel länger dauern, als dis meisten wohl glaubten, und auch die Rationierung, die uns vor Hungersnot bewahrt habe, werde noch sür Jahre hinaus bewehalten werden müssen. DaZ Abkomme» über Gotreidclieforungen dev Ukraine unterzeichnet. Nach langen schwierigen Verhandlungen ist bas Ab kommen über die Beschaffung von 60 Milltown Pud Brot« geSreidr, Futtsrgetreido, Hülsenfrüchten und Ölsaaten von den ukrainischen, deutschen und österreichisch-ungarischen Delegierten unterzeichnet worden. Zur geschäftlichen Durch führung der großen Aufgabe haben Deutschland und Öfter- relch-Ungarn in Kiew eine kaufmännische Wirtschastsstelle errichtet. S!e nimmt mit ihren Kommissionären das Ge treide von der ukrainischen Handelsorganisation oder Lurch eigene. Ukrainischs Unlerkommissionäre ab. Im April sind neun, lm Mai fünfzehn, Im Juni zwanzig, im Juli neun- zehn Millionen Pud zu liefern. Die bestehenden Höchst- plelse sür den ukrainischen Erzeuger, fünf Rubel für Roggen und sechs Rubel für Weifen, dürfen nicht erhöht werden. Zuschläge sür Unkosten aller Art und Kommissionen sowie Frachtraten sind entsprechend dem hohen ukrainischen Preis niveau festgelegt. Die Getreldelieferungen haben bereits begonnen. Dev Nieste nnrtlsrende Nichte« Preußens, Ge heimer Jusiizrat Wedekind, beging seinen 80. Geburtstag. Er spielt in musikalischen Kreisen Danzigs eine große Nolle und hat vor zehn Jahr-m den Nationalltberalen Verein Danzigs mitbegründet, dessen Ehrenvorsitzender er heute noch ist. Ilse har eben wegen einbrechenver Dunkelheit ihre Mal« Utensilien zusammengepackt, als er gemeldet wird. Tante Seckendorf, nach der sie den Diener schickt, ist nir gends zu finden, und so muß sie ihn allein emp fangen. Als sie in den Salon tritt, erhebt sich eins schlanke Gestalt aus dem Schaukelstuhle, und eine etwas heisere Stimme sagr: „Gnädiges Fräulein werden von mir gehört haben. Ich habe Erfolge in der Literatur gehabt und war eine Zeitlang im Reichstag . . ." Marie Ilse faßte den Fremden erstaunt schärfer ins Auge. So eine zur Schau getragene Eingebildetheir ist ihr noch nicht vorgekommen. Sie liebt Selbstge fühl bsrm Manne, aber — es ist zu dämmerig, sie sieht nichts. Aergerlich drückt sie auf die elektrische Klingel, und gleich daraus kommt der Diener und entzündet die Flammen. Marie Ilse hat nie ein so h"siliches Gesicht gesehen wie das des Carstenitzers. Mager, mit Froschaugen und intensiver Nöte aus den Wangen. Es ist so ab stoßend, daß selbst das reiche blonde H-or und ein eleganter Schnurrbart ihm nicht zur Zie e gereichen. Sie überwindet ihr unangenehmes Gefühl und sagt „Brs jetzt noch nicht — aber dennoch tu -n sehr erfreut!" Der ehemalige Leutnant unterhält gut, und Marie Ilse kommt bald von ib—' ersten Urteil zurück. Er ist durchaus nicht so eingebildet, wie es ihr vorgekommen, es muß in der Art der Äinfuyrung ge legen haben. Sie findet bald Anknüpfungspunkte, denn der Carstenitzer kennt Konstantinopel, wo Marie Ilse ein ganzes Jahr mit ihrem Vater zugebracht hatte. Sie werden ganz warm, wahrend sie Erinnerungen auffrischen und kleine Erlebnisse aufzählen. „So kennen Sie am Ende den kleinen Nicolo Bosti?" „Freilich! , Er lungert noch immer an der Iwan- Moschee mit seinen ausgeschnittenen Vadiervuvven um- b«. ' F-Mi. sokt
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