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Vermischtes. Der hessische Ärauiwagen. Eine uralte deutsche Sitte wird noch deute in den hessischen Dörfern, die mit der originellen Nationaltracht ihrer Bewohner auch ein gutes Stück alten Volksbrauches sich bewahrt haben, mit großer Anhänglichkeit beobachtet. Die modernen Städter haben den Brautwagen längst in klingendes Geld verwandelt, und nur dann und wann, wenn eine hessische wohlhabende Bäuerin nach der Stadt heiratet, erscheint dort das wunderliche bunte Braut gepränge wie ein Genrebild aus der allen Zeit. Der Brautwagen ist ein großer Leiterwagen, der ringsherum mit grünen Girlanden und Tannenzweigen ausgeschmückt ist und von vier bis sechs Pferden gezogen wird, die über und über mit bunten Bändern und allerlei Zierat bedeckt sind. Auf diesen Wagen wird nun wo möglich der gesanite Hausrat aufgeladen, i» dessen Mitte der Brautrocken, der am Sonntage vor der Hochzeit ge fertigt wird, aufgesteckt wird. Er ist ein Geschenk der Brautjungfern, ein langer Stab, um den in der Form eines großen Spinnrockens der Flachs gewunden ist, an dem ringsherum die Spindeln nangen. Der Stab selbst ist mit bunten Bändern reich geschmückt, und seine Spitze krönt ein großer Blumenstrauß, dessen Hauptbestandteile Aehren sind. Neben diesem Nocken sitzt der Brautknecht, der früher die gefährliche Arbeit hatte, ihn hin und her zu schwenken, während andere Burschen danach schossen. Im achtzehnten Jahrhundert war dies noch so, doch ist es später der häufigen Unglücksfäiie wegen polizeilich unter sagt worden. Unter dem Rocken auf einem hochbeinigen Stuhle, der die übrigen Geräte überragt, sitzt die Braut in ihrer höchst originellen Brauttracht, deren HaupNarbe grün ist, die eigenartig geformie hessische Brautmütze auf dem Kopfe, über die früher noch ein weißes Tu a gehängt wurde. Am Hinteren Ende des Wagen? fleh; die Wiege, die bei keinem Brautwagen fehlen oarf. Aul der vorderen Quer bank sitzen dis Musikanten, hinter ihnen die Brautmägde. Ein Brautknecht reuet das vordere Handpferd und knallt dazu mit einer neuen, dunkbebändecren Peitsche. Die Brautjungfern tragen nicin ihr buntes München, sondern haben die"Flechten, von bunten Bändern umwunden, lang herabhängen. Sobald alles aufgesliegen ist, zieht der Wagen zwei mal an und fährt beim dritten Male fort. Die Musik spielt, die Mädchen singen und die Burschen schreien Hurra! Hinter dem Wagen reitet ein Verwandler der Braut, der sie an der Grenze lösen muß. An der Grenze des Dorfes lauerten nämlich früher die Burschen, die die Braut samt ihrem Wagen raubten und nur gegen ein tüchtiges Löse geld wieder freigaben. Der Bräutigam erwartet den Brautwagen an der Tür seines Hauses, hilft allen vom Wagen und traktiert sie in der Stube, während die jungen Burschen draußen nach dem Besten rennen; es sind dies Kleinigkeiten, wie ein Band, ein Tuch, eine Pfeife, die als Preise für den besten Läufer dienen. Dann begibt man sich in die Kirche. Heutzutage geht es beim Essen und beim Tanz nach der Trauung ziemlich ruhig her, ehedem aber war es anders. Wenigstens entwirft uns ein mittelhochdeutsches Gedicht davon eine liebliche Schilderung. Beim Essen gab's Erbsen und Kraut, Linsen und Würste, und die Bauern schlugen bei dem leckeren Mahl eine Klinge, daß den Unvorsichtigen der Gürtel platzte, die Vorsichtigeren hatten ihn schon beizeiten abgeschnallt. Dann wird aufgespielt, aber der Spielmann will für seine Mühe auch etwas haben, und da gibt der eine Bauer denn einen alten Rock, den er sich vor zehn Jahren gekauft hat, der andere einen alten Filzmantel, der dritte einen alten Hut, der vierte eine Schüssel Bohnen, ein fünfter endlich ein paar Münzen, die längst außer Kurs gesetzt sind. Und dann werfen sie die Beine, daß ihnen das Stroh aus den Holzschuhen fällt. Das Ende des Festes aber war stets eine grandiose Prügelei, die die eigentliche Würze eines solchen Tages gewesen zu sein scheint. dl. L. Die Empfindungen des Sterbenden. Die Empfindungen eines Sterbenden, die Gefühle, die den Hinübergleitenden erfüllen, wenn der Geist sich all mählich von den Fesseln des Körpers befreit, dis ganze Auflösung, sie lagen bislang für die bangende Menschheit verborgen in geheimnisumwobenen, dunklen Schleiern, und keine irdische Hand, so schien es, würde sie je ein wenig lüften können. Dem einstigen Marinegeistlichen James I. Kane ist es gelungen, das Schicksal hat ihm er laubt, einen Blick über die Grenzen des irdischen Lebens zu tun: „achtmal war ich im Begriff, zu sterben," so er zählt er, „dreimal habe» die Aerzte mich für tot erklärt, einmal lag ich bereits 24 Stunden im Sarg." Kane hat seinerzeit an Bord eines Kanonenbootes am amerikanischen Sklavenkriege teilgenommen. „Ich gehörte zum Block geschwader, das unter dem Befehl des »Admirals Farragut stand. Eine Epidemie gelben Fiebers war über die Küste hereingebrochen,- schließlich ergriff das Uebel auch mich. Um meiner Kameraden willen ließ ich mich ausschiffen; man brachte mich in das nahe Heiin eines Freundes, von dem ich wußte, daß er mich stets und auch unter solchen Um ständen aufnehmen würde. Ich delirierte bereits, und die Schmerzen nahmen immer mehr zu. Hart kämpfte ich gegen die Krankheit, die meinen Körper durchschüttelte. Mein Zustand ward schlechter und schlechter, ward hoffnungs- 'os, und mit Sehnsucht sah ich dem Tode entgegen, der diesen Qualen ein Ende machen würde. Ich träf'Bestim« mungen über meine Beerdigung, machte mein Testament, und meine letzte Stunde schien gekommen. Ich war bei vollem Bewußtsein, die Delirien wichen, und in dem Maße, als mein Körper schwächer ward, wuchsen meine Geistes kräfte. Ich erkannte den seltsamen Unterschied zwischen Seele und Leib und machte die wunderliche Entdeckung, daß in mir nun geistige Fähigkeiten erwachten, die sich immer stärker entwickelten, je mehr die Loslösung vom Körperlichen fortschritt. Ich bin außerstande, diese Ge fühle zu schildern. Ihre Gewalt war wundersam. Für jede Krast, die ich im Körper hatte, besaß ich zehn geistige Kräfte Ich möchte behaupten, daß dieses Sterben eine der schönsten und erhebendsten Episoden meines Lebens gewesen ist; tausend freudige Erregungen stürmten auf mich ein, nicht allein der Gedanke, langver storbene Freunde wiederzusehen, auch ein Wachsen des Bewußtseins und ein Freiwerden vom Irdischen. Ich war inzwischen immer schwächer geworden, mein Atem ward schwer, der Pulsschlag schien fast aufzuhören. Mit vollem Bewußtsein durchlebte ich dann die letzte Phase. Dann fasten es mir, als sei mein Geist befreit und stände neben meinem Körper Ich börte, wie die Aerzte und Pflegerinnen meinen Tod konstatierten. „Alles ist vor über, er ist verschieden," sagten sie und schlossen mir die Augen. . . . Als ich wieder zu mir kam, sah ich einen schwarzen Geistlichen, einen guten Freund von mir, mit Tränen in den Augen an meinem Bsttrand sitzen. Er war erstaunt, meine Vision war verschwunden. Ich war über meine Rückkehr beinah wenig erbaut. Dann fiel ich in einen tiefen Schlaf. . . ." Vor Gericht. Ein kleiner Junge von acht Jahren sollte in einer Klagesache als Zeuge vernommen werden. Zum größten Erstaunen des Gerichtshofes erschien der Junge in einem Hut, der ihm bis auf die Nase fiel, in Hosen, so lang, daß die Knie sich an den Knöcheln befanden, und in einem Rock, der auf dem Boden nachschleifte. Der An blick war so komisch, daß niemand sich des Lachens ent halten konnte. Als der Richter einigermaßen wieder zu sich gekommen war, fragte er den Jungen, warum er in diesem merkwürdigen Aufzug vor Gericht erscheine. > Der Kleine juchte mit ernster Miene in seiner Tasche, zog die Vorladung heraus, hielt sie dem Vorsitzenden hin und deutete mit vorwurfsvollem Blick auf die Worte: „In Sachen seines Vaters." treuer Pflichterfüllung am 7. juü 1918 46mon atlieker n einer peserve- hazarett zu Paulzen verschieden ist. In tiei8tem Schmerze Oelsa, clen 9. juli 1918. ?rau LmMe Hökie nebst ^vAeböriLen. Oie Leercügung kinclet Donnerstag, clen I I. luli, nachmittags 3 Ohr vom Trauerhause aus statt. kurzen,. schweren Krankheit in einem im ^Iter von 29 jähren nach plötzlich uncl unerwartet trak un8 clie schmerz- liche Nachricht, clak mein über alle8 geliebter jüngster 8obn, un8er herzensguter krucler, Bräu tigam, Lcüwager, Onkel uncl Relief O8xvm tlökle 8ergeant im 5elü-^rt.-kext. IVr. 2Z Inhaber lies bisernen Kreures II. Klasse nnä äer prieärick-ckugust-Hieäaille Montag vormittag entschlief sankt nach einem arbeitsreichen beben im ^.Iter von 72 jähren unsere herzensgute, treusorgencle IVIutter, brau WA« Mit«. W«M« geb. Dollmann. In tiekem Lchpnerz pabenau, Körnchen, Mttweicla, clen 10. juli 1918. lliö irauernäen Mntenblisbsnsn. Oie keercligung kinclet Donnerstag, clen 11. juli nachmittags 4 Okr von cler prieclliofshalle aus statt. Lrisfpapisr in Kassetten, Mappen und lose, Leinen mit Seidenfutter, solange Vorrat reicht von 40 Pfg. an bei Max Wünschmann. Sommer-Ausgabe, sind zu haben bei Häax Hnäei's. UMMMA WM» für Rabenau findet Donnerstag, den 11. Juli 1918, abends 8 Uhr im Ratskeller statt. Diejenigen, welche am genannten Tage nicht erscheinen, können denselben bis zum 31. Juli ds. Is. beim Unter zeichneten abends von 6—8 Uhr abholen. Für Kleinölsa wird der Iagdpacht Freitag, den 12. Juli 1918 abends 8 Uhr im Gasthof zu Kleinölsa durch Herrn Gustav Beyer ausgezahlt. Pacht, welcher an genannten Terminen nicht ab geholt wird, verfällt der Jagdkasse. Kaul kärger, lagävo^tanll. Heizer per sofort gesucht. Färberei iul. Ksllmiek, HainSbg. Noch mehrere UbkPsrmn stellen ein ki-nsl ^o«f L Lis. Gebrauchtes WVKlMkIIg II. MIK zu verkaufen: Bauböcke, rohe Tische und Bänke aus Arbeiterstuben, Leitern, Hölz, und eis. Wasserfässer, Balkonkästen, hölzerne und eiserne Schrotleitern, Hölz, und eiserne Kastenkarren u. Schiebböcke, Holzkannen, Bau eimer, Hölz. Bautreppen, Durch würfe, Schmiedezangen, Erdbohrer, Schlammholer, altes und neues Drahtseil, chromlederne Binde riemen, I Lichtpausapparat, Hand bohrmaschine, Ölsparapparat. rsodel L ttän86>, Doubsn, Nordstratze 8. MImekMi' in verschiedenen Ausführungen empfiehlt billigst AOiele.Ach Mert-We. Sonntag, den 14. Juli, abends 8 Uhr: In 6er Hauptrolle k^ern Hnära Ivnon Lustspiel in 2Atzten. Zur Nachmittags-Kindervorstellung: Viv gut« kvv. 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