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Nie kme WegM-che. Die Wilson-Armee. Aus Anlaß des nordamerikanischen Nationalfeier tages ist das Truppenkontingent des Präsidenten Wilson in Frankreich der Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit gewesen. Die Worte, die aus Washington über den Ozean gekabelt sind, haben wie stets den Sieg in sichere Aussicht gestellt, aber die nordamerikanischen Regimenter werden in ihren Leistungen jetzt den Befähigungsnachweis zu er bringen haben, der ihnen bisher nicht gelungen ist. Die Amerikaner kamen im Herbst 1917 in die Schützengräben, um sich an den Krieg zu gewöhnen. Dort machten mir auch die ersten Gefangenen von ihnen. Im Frühjahr wur den sie von den Engländern und Franzosen in die Mitte genommen und teilten deren Schicksal gegenüber dem sieg reichen Fortschrreiten der deutschen Offensive. Nach Pfingsten wurden sie für selbständige Kampfhandlungen verwendet, waren aber außerstande, den Sturmangriffen unserer Feldgrauen standzuhalten. Die Zahl der Ameri kaner in unseren Gefangenenlagern hat sich seitdem Weiler vermehrt. Da inzwischen aber auch, wie aus Paris be hauptet wird, Nachschübe jenseits des Ozeans angekommcn sind, so wird, wenn anders die Amerikaner die ihnen von Wilson prophezeite Siegerrolle spielen sollen, der Augen blick für eine großzügige Kampfleistung nicht mehr fern sein können. Wenn die Newhorker Zeitungen die bevor stehende Kriegsperiode direkt die amerikanische nennen, so kann die ganze Welt der Einleitung dazu mit Spannung entgegensehen. Den von harten Verlusten heimgesuchten Franzosen und Engländern wird es nur angenehm sein, wenn die Amerikaner ihnen jetzt das schwerste Stück Arbeit abnehmen. Die Frage bleibt nun, ob die Amerikaner das fertig bringen werden, was von ihnen erwartet wird. Tie Angriffe im Westen rühren sich wieder, niemand weiß, wann eine neue große Offensive mit vernichtender Kraft vorbrcchen wird. Die feindlichen Berichte weisen daraus hin, daß von ihrer Seite alle Vorbereitungen zur Ab wehr getroffen sind, und so darf wohl angenommen wer den, daß Generalissimus Foch den Amerikanern einen Platz zngewiesen haben wird, der der jetzt ^o nachdrück lich betonten Kampfkraft entspricht. Bisher ist nicht gesagt worden, daß Fochs Oberbefehl für die Amerikaner keine Geltung haben soll. Wenn aber ihre Zahl ' umer mehr steigt, so wird man sich in Paris und in London nicht wundern dürfen, wenn von drüben her für das Kom mando von Wilsons Armee besondere Ansprüche erhoben werden. Tie Amerikaner sollen die Sache der Entente in Europa retten. Wir sind bereit und warten der großen Dinge, die da kommen sollen. Die feindliche Front steht in den Augen der Pariser nicht so fest, daß diese glauben, ihrer Znkunftssorgcn wegen einer weiteren Annäherung der Deutschen an Paris enthoben sein zu können. Sie wissen nicht, ob die Hauptstadt das deutsche Angriffsziel bildet, aber ihre Eitelkeit redet ihnen ein, daß Hindenburg und Luden dorff keinen anderen Gedanken haben können, als den an Paris. Jedenfalls zeigen die andauernden Granaten- und Bombengrüße an der Seine, daß es mit dem berühmten Anvanciermarsch der Entente znm Rhein nichts ist. Und der Aberglaube der Pariser kann es nicht überwinden, daß die Statue der französischen Republik auf dem einsti gen Bastillenplatze durch ein deutsches Geschoß schwer be schädigt worden ist. Es soll ihr der Kopf abgeschlagen sein. Ministerpräsident Clemenceau wird sich natürlich nichts daraus machen, aber über die eigene Stellung ist er heute ebenso wenig beruhigt, wie sein Kollege Lloyd George in London. Sie beide und Wilson als dritter haben immer nur die alte Melodie, keine Friedensver- bandlnngcn mit Deutschland. Wir laufen ihnen auch wahrlich nicht nach . Einige Einsicht zeigen übrigens die Pariser Zeitungen doch, indem sie den gestürzten früheren s russischen Diktator Kerenski, der bei ihnen Hetzreden hält, einen Schwätzer nennen.... Auch an der italienischen Front sollen die Amerikaner aushelsen. Damit wird bezeugt, was die Italiener selbst """""" ' ver vaperkapitän. Von 6snl Heransgegeben von Dr. E. Schmid. „Bürger Colonel, du sprichst in dieser Weiss zu mir, weil du siehst, daß ich noch nicht das Alter besitze, nm Mitglied „des Rates der Alten zu sein. Das ist ein schlechter Mann, der mehr von sich hält, als er ist, aber ein noch viel schlechterer Mann ist derjenige, der nicht weiß, was er zu leisten vermag. Wenn ein Maler oder Arzt General werden kann, so ist es auch nicht unwahrscheinlich, daß ein See mann ein Schiff zu führen vermag. Wir stehen in einer Zeit, die Altes zerschmettert, um Neues zu schaffen. Ich bin ein Franzose und bleibe es, trotzdem mir von England Anerbietungen gemacht worden sind, die mir die Erfüllung meiner sehnlichsten träume ver heißen. Ich werde stets nur für mein Vaterland, niemals aber gegen dasselbe kämpfen, und gibt nian mir kein Schiff, so nehme ich es mir!" Napoleon machte eine abweisende Gebärde. „Das träumst du nur!" meinte er scharf. „Robert Surcouf träumt nie, Bürger Colonel! Du bist es, auf den ich meine letzte Hoffnung setzte. Gib mir wenigstens ein kleines Fahrzeug, aus dem ich einen Brander Herstellen kann, und du sollst sehen, daß ich das feindliche Flaggschiff in die Luft sprenge!" „Hier, im Hafen von Toulon? Ah, nun bin ich wirklich überzeugt, daß du träumst! Bürger Surcouf, qehe, deine Dienste werden nicht gebraucht!" „Ist dies dein letztes Wort?" „Mein letztes!" „So habe ich meine Schuldigkeit getan und kann nun nach Belieben handeln. Es wird eine Zeit kom men, wo Frankreichs Ruhm Zur See zusammenbricht, wo man vergebens ausschaut nach einem Mann, der ,unsere Flagge siegreich steigen lassen könnte: aber dieser Mann wird fehlen. Dann ja, dann wird man sich des für die Zukunft fürchten, und daß sie keinerlei wirklichen Erfolg über die Oesterreicher davongetragen haben. Daß die Angrisfspläne der letzteren den Italienern ver raten wurden, bedeutet eine Wiederholung der feindlichen Spionage. Es wurde früher von einem verrat der österreichischen Artilleriestellungen an der Brenta berichtet. Es wird jedenfalls jetzt dafür gesorgt werden, vaß die sem Treiben Einhalt getan wird. Und nicht minder dem müßigen Klatsch, der von Wien aus in Umlauf gesetzt wurde und die Persönlichkeit des hochbewährten Feld- marsckalls Konrad von Hötzendorff zum Gegenstand batte. Mit rücksichtsloser Energie läßt sich diesem Unfug sofort ein Ende bereiten. Die Verhältnisse in Rußland stehen noch unter ^em Einfluß der Lebensmittelknappheit und fehlenver Ord nung, unter der die bürgerlichen Kreise schwer zu leiden haben Jedenfalls sind aber recht viele Meldungen aus dem einstigen Zarenreiche unkontrollierbar oder direkt unbegründet, wie die Nachricht von der Ermordung des Zaren. Die Sowjet-Regierung in Moskau hat allerdings keine Aufklärung über den Aufenthalt des früheren Selbst herrschers gegeben, womit von vornherein allem Gerede der Boden entzogen worden wäre. Auch über die Absich ten der Japaner im fernsten Osten liegt nichts sicheres vor. Es sind das alles Vermutungen anderer. Die Wiederaufnahme der Reichstagsarbeiien wird die parlamentarische Sommersaison zum Abschluß brin gen. Auswärtige Angelegenheiten werden keine Störung bringen, und die inneren Tagesfragen werden durch energische Maßnahmen reguliert. Auf oem Wege zur neuen Ernte geht es rüstig vorwärts, das ist oie Haupt sache Und schließlich lernen auch wir immer zu. VVm. Der Tod Sultan Muhammeds V. wird aus Konstantinopel gemeldet. Er war der erste kon stitutionelle Monarch der Türkei. Die Revolution der Jungtürken brachte ihn imApril1909nachAbsctzung seines ältesten Bruders Abdul Hamid auf den Thron. Bis da hin war er von seinem Bruder in halberGefangenschaft gehalten und von allen Staatsgeschäften fern geblieben. Der Sultan ist 74 Jahre alt geworden. Der Präsidem des - Reichstags Fehrenbach sagte über den Verstorbenen in einem Reichstagsnachruf: „Mehmed V. war ein Regent von staatsmännischer Klugheit und erwiesenem Pflichtge- sühl, der als erster konstitutioneller Monarch der Türkei in Zusammenarbeit mit der Regierung und der Volks vertretung bestrebt war, die gefährdete Monarchie auf einen sicheren Boden zu stellen. Wenn auch bei den Schwierigkeiten, die namentlich die dauernden kriegeri schen Verwicklungen schufen, nicht alle Hoffnungen und alle Wünsche zur befreienden Tat wurden, so hat er doch alles, was erreicht werden konnte, erreicht und hat sich den Dank und die Verehrung seines Volkes verdient, f Die Beziehungen des Deutschen Reiches zur Türkei sind ! unter dem Sultan Mehmed ß'. ausgestaltet worden. Was sriiher als freundschaftliche Sympathie erschien, ist all- - mählich auf der Grundlage wirtschaftlicher, finanzieller und militärischer Verbindungen ln eine feste Form hin eingebracht worden. Tie deutsch-türkische Annäherung Hai auf dem guten Grunde der gegenseitigen Beziehungen auch kritische Augenblicke überwunden. Angesichts der dnrch den Weltkrieg geschossenen Lage hat sich im Novem ber 1914 Mehmed V. an die Seite des Deutschen Reiches gestellt. In treuer Wassenbrüderfchast bat sich Sultan Mehmed V. als treuer und opferwilliger Verbündeter be währt und den Dank des deutschen Volkes verdient. Un vergeßlich werden uns namentlich die Heldentaten der osmanischen Armee in den Dardanellen sein." Es wird allgemein angenommen, daß Prinz Wa - hid - Eddin, der bei Lebzeiten des Sultans als Thron folger galt, nunmehr auch den Thron besteigen wird. Er weilte auf Einladung des Kaisers vor mehreren Monaten in Deutschland und war längere Zeit im kaiserlichen Hauptauartier. kimchreiten Ser kntrmr In stimlsnS. Ter Moskauer Regierung ist gemeldet worden, daß in Archangelsk ein englisches Geschwader von 13 KriegS- schissen eingetroffen ist. 37 Gemeinden Rordrußlands haben einen „Aufruf gn alle erlassen, in dem der Bezirksausschuß von Mur- man des Doppelspieles beschuldigt wird. In oem Auf- rus heißt es, daß sich der Vorsitzende dieses Ausschus ses den Engländern verkauft habe und unklare Beziehun gen zu englischen Regierungsvertretern pflege. Sein und seiner Gesinnungsgenossen Ziel sei, eine Verbindung zwischen England und den Tschecho-Slowuken herzustel- len, um die Revolution in Rußland zu ersticken. Alle nördlichen Bezirksrätc werden zum kräftigen Widerstand gegen einen Vormarsch der englischen Trupp r aufgefor- dcrt und sollen zu diesem Zwecke die Brücken sprengen und die Eisenbahnlinien zerstören. Nach einem Helsingsorser Blatt haben die russischen Sozialrevolutionäre ans England im Ganzen 265 Mil lionen Rubel angewiesen erhalten, von denen bereits 40 Millionen eingetrofsen sind. „Stockholms Dagblad", das die Zustände in Rußland zusammenhängend bespricht, ist der Ansicht, man habe in nächster Zeit ein bewaffnetes Einschreiten der Entente in Rußland zu erwarten. Japan kl billiger. Die Blüte des englischen Außenhanvels wird wahr scheinlich für längere Zeit aus sein, seitdem sich m dem süsamerikanischen Markte die Union und in dem astati schen Japan eingenistet hat, so sieht man in englischen Fachkreisen ebenso trübe in die Zukunst des englischen Schiffbaues, der vor dem Krieg der weitaus bedeutendste der Welt war und etwa das vierfache dessen produzierte, was Deutschland, der zweitgrößte Schifsbauer, jährlich an Neubauten hervorbrachte. Kürzlich hielt Sir Alfred F. Narrow in Glasgow vor einer Anzahl von Arbeitern eine Rede, in der er auc-sührte, daß England in oec näch sten 12—15 Jahren als Erbauer von Schiffen sicherlich ins Hintertreffen geraten würde, wenn nicht Unternehmer und Arbeiter weit mehr leisteten als bisher. Die Ameri kaner mit ihrer Unternehmungslust und ihren großen Möglichkeiten, die Japaner mit ihrer billigen Arbeit und die Deutschen mit ihrer Organisation würden Schisse bil liger bauen als die Engländer, besonders va diese auf Grund der Verzinsung ihrer enormen Schulden erhöhte Produktionskosten zu tragen hätten. MKkwüwlge englische Geschosse. Wie amtlich festgestellt ist und auch der General von Wrisberg im Reichstage erklärt hat, gebrauchen die Eng länder immer noch Dum-Dum-Geschosse, deren verderb liche Folgen bekannt sind. Die bei der englischen Negie rung gegen die Verwendung der völkerrechtswidrigen Geschosse eingelegte Verwahrung ist unzweifelhaft berech- ügt. Es ist zu hoffen, daß sie auch Erfolg hat. Die deut sche Negierung wird sicherlich nicht davor zurückschrecken, die auacdroble,, Bc^ettunasmaßregeln in die Tat umzu Vürgers Surcouf erinnern; man wrro lyn rufen, doch er Wird diesem Ruf nicht Folge leisten." „Ah, dein Traum wird zum Fieber! Man wird z dich niemals rufen, denn du wirst niemals zu ver- wenden sein. Nnd wäre ich es selbst, der hier zu entscheiden hätte, so würde ich der letzte sein, der deinen Namen nennt. Frankreich braucht Männer und besonnene Köpfe, aber nicht Knaben und Phantasten." Da trat Surcouf hart an den Offizier heran und legte ihm dis Hand schwer auf die Schulter. „Bürger Bonaparte, ich will dir nicht gleiches mit gleichem vergelten; ich sage dir offen, daß ich dich für einen Mann Halts, der seinen Weg machen wird; auf die sem Weg aber wird dir einst Robert Snrcouf begeg nen und dann wirst du bedauern, daß du ihn so schnell vergessen hast. 2. Der Blockadebrcchcr. Am Abend desselben Tages saß Pater Martin allein in seiner Kammer. Es war ihm gesagt wor den, daß sein Gefährte frei sei und nicht wiederkommsn werde. Draußen vor dem Ort donnerten die ehernen Stimmen der Geschützs trotz der herrschenden Dunkel heit, und im Hofe erklang der regelmäßige Schritt der Schildwache, die vor dem Fenster des Gefäng nisses Wache zu halten hatte. Da kam sporenklingend ein Offizier die Gasse herab und trat in ein Haus. Er schritt geradewegs durch den Flnr nach dem Hof und blieb vor dein Posten stehen. „Bürger-Soldat", wie heißt du?" fragte er kurz und barsch. „Etienne Girard," antwortete der Gefragte sa lutierend. „Nun wohl, Bürger Girard, öffne mir die Türe, die zu dem Gefangenen gehört!" Der Soldat gehorchte ohne Widerrede. Der Of fizier blieb vor dem Eingang stehen und befahl dem Priester: „Bürger Martin, folge mir! Du sollst die Ehre Haben, vor den; General zu erscheinen, der dich drau ßen in der Schanze sprechen will Der Gefangene erhob sich und verließ still und gehorsam die Kammer. Ler Qfiizwr Wwv oem So> daten ein versiegeltes Papier in die Hand und gebol ihm: „Hier die Bescheinigung, daß du mir den Gefan genen übergeben hast, Bürger Girard. Du wirst sic dem Bürger Colonel Bonaparte einhändigen, sobald er zurückgekehrt ist; für jetzt aber bist "Melust.« Er entfernte sich mit dem ""d schritt mit ihm au den Militärposten vorüber, zur Stadt hinaus. Draußen änderte er aber die Richtung nnd schwenkte links ab in das Feld hinein; an eurer einsam gelegenen Stelle angekommen, blieb er halten. „Bürger Martin, du stehst vor deinem Richter," sprach er mit derselben strengen Stimme, mit der er vorhin gesprochen hatte. Der Priester blickte auf. „Du?" fragte er. „Du wolltest mein Richter fein'?" "Ja. Aber ich bin dir ein gerechter Richter, ich spreche dich frei." Und in völlig verändertem Tone fügte er lachend hinzu: „Vratment, sogar der gute Pater Martin hat mich nicht erkannt." Bei dieser Stimme fuhr der Priester überrascht empor. „Robert Surcouf, ist es möglich?" rief er. „Pst, leise!" warnte der andere. „Da drüben gibt es Leute, die sich sehr für uns interessieren. „Aber wie kommst du zu mir? In dieser Uni form? Weißt du, daß dein Spiel ein sehr gewagtes ist?" „Gewagt? Ah pah! Diese Herren Maler und Aerzte, die es sich beikommen lassen, den General zn spielen, sind mir nicht gefährlich; aber vor die sem kleinen Colonel Bonaparte muß man sich e^p wenig in acht nehmen. Du fragst, wie ich, s" vir komme. Glaubst du etwa, daß Robert Surcom der Mann, sein Versprechen nicht einzulöseu? Und diese Uniform-, Haha, sieh sie dir einmal -cnausr an! Es ist der Nock, eines Douaniers, e,uc? ^vllwcichtcrS, der ihn ausgezogen hat, weil er ihn auf dem Schaffst nicht mehr brauchte. Ich habe gute Freunde und Bekannte, auf die ich mich verlassen kann. Ich werde ein wenig hinein nach Tonlon gehen, um zu sehen, was zu machen ... .