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WLADIMIR KRAINEW, der junge sowjetische Pianist, erhielt den ersten Musik ¬ unterricht im Elternhaus, ehe er nach seinem siebenten Lebensjahr eine Musik schule in Charkow besuchte. Anschließend setzte er seine Studien an der Zentralen Musikschule des Moskauer Konservatoriums als Schüler von Prof. Anaida Sum- batjan fort. Nach 1962 übernahm der bedeutende sowjetische Klaviervirtuose Heinrich Neuhaus die weitere Ausbildung des jungen Künstlers. 1967 legte er das Staatsexamen ab und vertiefte anschließend seine Studien als Aspirant von Sta nislaw Neuhaus. Bereits als Student errang Wladimir Krainew internationale An erkennung, als er 1963 beim Wettbewerb in Leeds mit dem 2. Preis ausgezeichnet wurde. 1964 ging er als 1. Preisträger aus dem „Vianna da Motta-Wettbewerb" in Lissabon hervor. Mit der Verleihung des 1. Preises im Tschaikowski-Wettbewerb Moskau 1970 fand seine Laufbahn einen erneuten Höhepunkt. Konzertreisen führ ten ihn bisher u. a. nach Großbritannien, Österreich, Italien, Spanien, Rumänien, Westberlin, Kuba, in die USA, nach Mexiko, Japan, Singapur, den Philippinen, nach Frankreich, in die DDR, die SFR Jugoslawien, nach Skandinavien. ZUR EINFÜHRUNG Fritz Geißler zählt zu den profiliertesten und schöpferisch aktivsten Kom ponistenpersönlichkeiten der DDR. Umfangreich und vielseitig ist sein bisheriges Schaffen, das u. a. zwei Opern, drei Ballette, ein Oratorium, Kantaten, Kammer musik und vor allem acht Sinfonien umfaßt. Mit großem künstlerischen Verant wortungsbewußtsein hat sich der Komponist besonders auf die inhaltlich-gestal terische Erfüllung der großen und traditionsreichen sinfonischen Form konzen triert. Auf diesem Gebiet gelangen ihm denn auch höchst eigenständige und neu artige Lösungen, leidenschaftliche Bekenntnisse zu den brennenden Fragen unse rer Zeit, die durch den expressiven Ernst ihrer Aussage fesseln. 1970 wurde Fritz Geißler für seine 5. Sinfonie (1968/69), die er im Auftrag der Dresdner Philharmo nie geschrieben hatte, mit dem Nationalpreis der Deutschen Demokratischen Republik ausgezeichnet. Er ist außerdem Kuntspreisträger. Der heute in Leipzig ansässige Komponist wurde 1921 in Wurzen geboren. Er studierte an den Musikhochschulen Leipzig (u. a. bei den Professoren Max Deh- nert und Wilhelm Weismann) und Berlin-Charlottenburg. Nach einer Lehrtätig keit an der Karl-Marx-Universität Leipzig (seit 1954) erhielt er 1962 einen Lehr auftrag für Komposition an der Musikhochschule Leipzig und unterrichtete bis zum vergangenen Studienjahr auch Komposition an der Musikhochschule „Carl Maria von Weber" in Dresden. Fritz Geißlers einsätziger Essay für Orchester entstand 1969 und wurde im gleichen Jahr in Rostock uraufgeführt. Wie die großen sinfonischen Arbeiten zeigt auch dieses kurze Orchesterwerk die für den Komponisten bezeichnende schöpferische Verschmelzung traditioneller sinfonischer Gestaltungsweisen mit modernen kompositionstechnischen Errungenschaften. Das wirkungsvolle Stück bezieht seinen Reiz aus dem Kontrast von thematisch gearbeiteten Abschnitten und statischen Klangflächen. Aus der Gegenüberstellung dynamisch gesteiger ter aleatorischer Klangflächen mit ausgeprägten melodischen Linien und Entwick lungen ergibt sich zugleich der formale Aufbau dieser fünfteilig gegliederten Komposition, „über der Klangfläche im langsamen Anfangsteil, den geteilten Streichern und den Holzbläsern zugeordnet, entwickelt die Solovioline eine melo dische Linie, die später von Horn und Posaune übernommen wird. Im lebhaften zweiten Teil besitzt die wiederum von den Streichern ausgehende Klangfläche das Hauptgewicht. Den nachfolgenden dritten Abschnitt beherrscht zunächst die aus drucksvolle Melodie der Streicher, die jedoch bald in eine Klangfläche gewandelt wird, so daß die melodische Linie nur noch in Andeutungen spürbar bleibt. Kon trastierend ist der vierte Teil gestaltet, in dem die übrigen Instrumente über einem Klanggrund schneller Streicherfiguren rhythmisch betonte Einwürfe bringen. Damit wird zum Schlußteil übergeleitet, der die Streichermelodie und die Klang fläche der übrigen Instrumente einander gegenüberstellt. Mit einer mächtigen Steigerung wandert das Anfangsmotiv in einem dynamischen Crescendo aus dem tiefen Register der Baßklarinette und des Kontrafagotts in immer höhere Lagen des Orchesters, um zu einem effektvollen Abschluß zu gelangen“ (H.-E. Wiencke). „Die Arbeit geht sehr langsam vorwärts und will mir nicht gelingen", heißt es in einem Brief Peter Tschaikowskis an seinen Bruder Anatol während der Komposition des Klavierkonzerts Nr. 1 b - M o I I o p. 23. „Grundsätzlich tue ich mir Gewalt an und zwinge meinen Kopf, allerlei Klavierpassagen auszu tüfteln." Diese Zeilen zeugen von der unerbittlichen Selbstkritik, die der Meister immer von neuem an sich übte, von seiner schöpferischen Unzufriedenheit, die es ihm stets schwer machte, an seine künstlerische Leistung zu glauben. Aber auch