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VORTRAGSFOLGE Bcdrich Smetana (1824-1884) Wallensteins Lager Sinfonische Dichtung Josef Suk (1874-1935) Fantasie für Violine und Orchester g-Moll op. 24 Pause Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56 (Schottische) Andante con moto - Allegro un poco agitato-Assai animato Vivace non troppo Adagio Allegro vivacissimo - Allegro maestoso assai Zur Einführung „WALLENSTEINS LAGER“ gehört neben „Richard III.“ und „Hakon Jari“ zu den ersten Leistungen Bedrich Smetanas auf dem Gebiet der sinfonischen Dichtung, das für den großen tschechischen Meister neben der Oper eines der wichtigsten Schaffensgebiete werden sollte. Ursprüng lich sehr von den Tondichtungen Franz Liszts angeregt und beeinflußt, dem der Komponist viel zu verdanken hatte, fand Smetana schließlich zu einem ganz eigengeprägten Typ dieses Genres, dessen Vollendung er mit seinem berühmten Zyklus „Mein Vaterland“ erreichte. Die sinfonische Dichtung „Wallensteins Lager“ entstand 1858 während Smetanas mehr jährigem Aufenthalt in Göteborg (Schweden). Der Komponist, der ur sprünglich von der Leitung des tschechischen Theaters in Prag beauftragt worden war, eine Musik zu Schillers „Wallenstein“-Trilogie zu kompo nieren, begeisterte sich sehr für dieses Thema. Er hatte zuerst sogar die Absicht, außer „Wallensteins Lager“ noch eine zweite sinfonische Dich tung „Wallensteins Tod“ zu schreiben, doch kam es nicht zur Verwirk lichung dieses Planes. „Nebst einigen Klaviersachen arbeite ich gegen wärtig an der Musik zu Schillers ,Wallensteins Lager“, dem später .Wallen steins Tod“ nachfolgen soll“, schrieb Smetana 1858. „Das bunte Treiben eines Lagers, wie Schiller es schildert, ist wohl eine sehr dankbare Auf gabe zur musikalischen Bearbeitung.““ Besonders fesselte ihn an diesem Stoff auch, daß die Handlung auf dem Boden seiner tschechischen Heimat spielt (Wallensteins Heer überwinterte auf seinem Feldzug in der Gegend von Pilsen), wodurch ihm gleichzeitig die Möglichkeit gegeben war, die geliebte Landschaft seines Landes in die musikalische Schilderung ein zubeziehen. In einem Brief Smetanas aus späterer Zeit (1877) heißt es dazu: „Ich mache darauf aufmerksam, daß ich mich schon bei der Kompo sition der sinfonischen Dichtung .Wallensteins Lager“ bemüht habe — und zwar mit einigem Erfolg — dem Werk ein nationales Gepräge zu geben.“ Die Komposition, in vier Teilen Ausschnitte aus dem Leben des Lagers zeichnend, zeigt im Gegensatz zu den beiden obengenannten, zeitlich be nachbarten sinfonischen Dichtungen in ihrer musikalischen Sprache und ihrem formalen Aufbau tatsächlich bereits beträchtliche Unterschiede gegenüber dem Lisztschen Vorbild. Bereits das Motiv des lebhaften Anfangsteils, in dem das geschäftige, fröh liche Treiben des Lagers gestaltet wird, ist eine echt Smetanasche Melo die. Mitten in die sorglose, ja ausgelassene Stimmung der Soldaten hinein jedoch klingt ein Posaunenthema, die Stimme des Kapuzinermönches dar stellend, der mit seiner Predigt die Soldaten ermahnen will, von ihrem tollen Übermut abzulassen. Aber vergeblich, er wird bald durch Geläch ter und Hohn unterbrochen (wobei der Kontrast zwischen der Kapuziner ¬ predigt und dem Spottgelächter des Lagers vom Komponisten sehr scharf herausgearbeitet wurde). In eine kecke Tanzweise von nationaler Färbung im Polkarhythmus mündet das immer ausgelassener und wilder wer dende, wirbelnde Treiben, bis endlich nächtliche Stille über das Lager hereinbricht. Die Schilderung der Nachtstimmung (mit Streicherpizzicato, das die Schritte der Wache andeutet) ist von besonderer Eindringlichkeit. Trompetensignale, zum Weitermarsch aufrufend, zeigen schließlich die Morgendämmerung an. In kraftvollem, energischem Charakter endet das W erk. JOSEF SUK, dessen Werk bisher bei uns noch nicht gebührend gewürdigt worden ist, darf mit seinem Schaffen wie Leos Janäcek und Vitezslav Novak als Wegbereiter jener tschechischen Musikergeneration angesehen werden, die nach dem zweiten Weltkrieg in das Blickfeld der Öffentlichkeit trat. Aber nicht nur für die weitere Entwicklung der tschechischen Musik wurde sein Oeuvre außerordentlich bedeutungsvoll — es besitzt vor allem genügend künstlerische Eigenständigkeit und Überzeugungskraft, um selbständig bestehen zu können. Suks Stil wurde stark durch den Im pressionismus und Richard Strauss beeinflußt, erhielt jedoch seine per sönliche Note durch den kompliziert-grüblerischen Charakter des Kompo nisten, seine lyrisch-melodische Empfindungsgabe und seinen eigenarti gen Formwillen. Er schrieb u. a. bedeutende Orchesterwerke (darunter die Streicherserenade Es-Dur, die sinfonische Dichtung „Praga“, die Sin fonien „Asrael“, „Das Reifen“ und „Epilog“), Kammermusik, Klavier stücke, Chorwerke und Bühnenmusiken. — Einer alten Kantorenfamilie entstammend, 1874 in Krecovice (Böhmen) geboren, zeigte Suk schon früh zeitig Äußerungen einer außerordentlichen musikalischen Begabung. Als Elfjähriger kam er bereits an das Prager Konservatorium, wo er die Auf merksamkeit Dvoraks, seines späteren Lehrers, erregte. 1892 gründete er das weltberühmt gewordene „Böhmische Quartett“, dem er bis 1933 an gehörte, bei ca. 4000 Konzerten in der ganzen Welt mitwirkend. Suk war auch ein hervorragender Pädagoge. Einer seiner Schüler war Bohuslav Martinü. 1922 wurde er Kompositionsprofessor am Prager Konservatorium — eine Stellung, die er bis zu seinem Tode im Jahre 1935 innehalte. 1898 hatte er Dvoraks Tochter Otylka geheiratet. Als 1904/05 Schwiegervater und Frau verstarben, erschüttern ihn diese beiden Schicksalsschläge der art, daß eine Wende zum Reflexiven in seinem Schaffen eintrat. In diese Richtung weist bereits die FANTASIE FÜR VIOLINE UND ORCHESTER G-MOLL op. 24 (1902 03), die am 9. Januar 1904 in Prag zur Uraufführung gelangte. Es handelt sich hierbei um ein „Werk der frei zügig behandelten Form, der frei waltenden und schaltenden Fantasie, die nur um ihre künstlerische Aussage besorgt ist und sich in kein Form schema pressen lassen will. Suks Werk ist für sein Instrument geschrie ben, das er selbst virtuos beherrscht hat. Mit stürmischen Akkorden be-