Volltext Seite (XML)
großen Messen. Zeitlich liegt sie zwischen den beiden Oratorien „Die Schöpfung (1798) und „Die Jahreszeiten" (1801). Der eigentliche Name lautet: missa in anjustiis (Messe in Angst und Bedrängnis). Die Messe komponierte Haydn im Jahre 1798. Den Namen „Nelson-Messe" verdankt das Werk der Überlieferung, daß gewisse Teile unter dem Eindruck der siegreichen Seeschlacht der Engländer gegen die Franzosen bei Abukir (1.—3. August 1798) unter Admiral Nelson ent standen sein sollen. Dafür spricht auch, daß die Messe zwei Jahre später >n Gegenwart Nelsons aufgeführt wurde, als dieser in Eisenstadt bei dem Fürsten Eszterhäzy, dessen Kapellmeister bekanntlich Haydn war, zu Besuch weilte. Außerdem wurde in Haydns Nachlaß ein Plan der Seeschlacht von Abukir gefun den, der auf dessen besonderes Interesse für den Admiral schließen läßt. Die Messe hat einen stolzen, kraftvollen Charakter. Schon das Kyrie, dessen ruf artiges Motiv zunächst unisono im Chor erklingt, versetzt den Zuhörer in ernste Stimmung. Das sich anschließende Gloria beginnt im Nachklang an das Kyrie mit gedämpftem Jubel. Einige Stellen erinnern an den Schlußchor der „Schöp fung". Im Credo erklingt eine alte Choralmelodie, die Haydn kontrapunktisch verarbeitet. Das Sanctus unterscheidet sich von den vorangegangenen Teilen durch eine langsame Einleitung, der ein Allegro folgt. Das volkstümlichste Stück der Messe ist das Benedictus, dessen Trompetenfanfaren und Kraftausbruch den siegreichen Nelson als Befreier aus Franzosennot charakterisieren sollen. Eine glanzvolle Fuge mit der Bitte um Frieden (Dona nobis pacem) beschließt das Werk. Giovanni Battista Pergolesi: Stabat mater Duett — Chor Stabat mater dolorosa juxta crucem lacrimosa, dum pendebat filius. Arie — Sopran Cujus animam gementem, contris- tatam ac dolentem pertransivit gladius. Duett — Chor O quam tristis et afflicta fuit illa benedicta mater unigeniti. A r i e — A 11 Quae moerebat et dolebat et tremebat, cum videbat nati paenas inclyti. Duett— Soli Quis est homo, qui non fieret, Christi matrem si videret in tanto supplicio? Quis non posset contristari, piam matrem contemplari dolen tem cum filio? Quis? Pro peccatis suaegentis vidit Jesum in tormentis et flagellis subditum. Stand die Mutter schmerzversunken an dem Kreuze, leidestrunken, dran ihr Sohn litt Todespein. Heiße Qual, die sie verzehrte, drang ihr tief, gleich einem Schwerte, in die bange Seele ein. O wie hilflos, wie voll Schmerzen stand Maria, Angst im Herzen, trauernd um den teuren Sohn. Wie sie um ihn leidvoll zagte, als man ihn mit Martern plagte und zum Spott ihm wand die Dornenkron. Wer sieht fühllos, ohne Zähren, Christi Mutter sich verzehren in so herber Seelenqual? Wer mag ohne Mitleid sehen, ach, die arme Mutter stehen so trost los am Marterpfahl? Wer? Um der Menschheit Sündenschulden sieht sie Jesum willig dulden Geißel, Dornen, Schmach und Hohn. Arie — Sopran Vidit suum dulcem natum morientem, desolatum, dum emisit spiritum. A r i e - A 11 Eja mater fons amoris, me sentire vim doloris fac, ut tecum lugeam. Duett — Chor Fac ut ardeat cormeum in amando Christum Deum, ut sibi complaceam. Duett — Soli Sancta mater, istud agas crucifixi fige plagas cordi meo valide. Tui nati vulnerati tarn dignati pro me pati poenas mecum divide. Fac me vere tecum fiere, crucifixo condolere, donec ego vixero. Juxta crucem tecum stare te libenter, sociare in planctu desidero. Virgo virginum praeclara, mihi jam non sis a mara, fac me tecum plangere. A r i e — A 11 Fac ut portem Christi mortem, passionis fac consortem et plaqas recolere. Fac me plagis vulnerari cruce hac inebriari ob amorem filii. Duett — Soli Inflammatus et accentus perte, virao, sim defensus in die judicii. Fac me cruce custodiri morte Christi praemuniri, confoveri gratia. Duett — Chor Quando Corpus morietur fac ut animae donetur paradisi gloria. Amen. Sieht die bittre Pein ihn leiden, sieht am Kreuzesstamm verscheiden ihn, den heißgeliebten Sohn. Fromme Mutter, Quell der Gnaden! Auf der Trauer Dornenpfaden will ich allzeit bei dir sein. Will mit heißer Inbrunst Flamme ihm, dem heilgen Gotteslamme, treu mein Herz zum Altar weihn. Heilige Mutter, laß am Fuße seines Kreuzes meine Buße seines Leidens würdig sein. Laß voll Reue mich aufs neue mit dir dulden voller Treue, mit dir teilen Jesu Pein. Laß mich sühnen, laß mich klagen, mit dir bittres Weh ertragen, meiner schweren Schuld bewußt. An dem Kreuze, dir zur Seite, seh ich ringen dich voll Leide wie füllt tiefer Gram die Brust. Jungfrau, auserwählt du vor allen, laß mein Flehn dir Wohl gefallen, mich empfinden deine Qual. Will nicht zagen mitzutragen deines Sohnes Tod und Plaaen und all seiner Wunden Zahl. Hilf sein Opfer mich erkennen, laß mein Herz in Lieb ent brennen an dem Strahl des Himmels lichts. Frei von Sünden, frei von Fehle sprich, o Jungfrau, meine Seele am Tage des Weltgerichts. Der du Welt und Tod bezwungen, Christe, hast mir Heil errungen, Trost der Gnade und Seligkeit. Muß des Menschen Leib einst sterben, laß verklärt die Seele erben Paradieses Herrlichkeit. Amen.