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Wolfgang Fortner, 1907 in Leipzig geboren, studierte am Leipziger Konservatorium bei Hermann Grabner Komposition und wurde 1931 Kompo sitionslehrer am Institut für Kirchenmusik in Heidelberg, 1954 Professor an der Musikakademie Detmold, 1957 an der Musikhochschule Freiburg (Breisgau), wo er seitdem lehrt. Der heute zu den markantesten Komponistenpersönlichkeiten der BRD zählende Künstler, Autor bedeutender Instrumental-, Bühnen- und Vokalwerke, suchte von Anfang an eine eigene, klare musikalische Formen sprache. „Neobarocke", „neoklassizistische" Einflüsse wichen seit etwa 1945 einer freien Adaption der Zwölftontechnik. Die Serenade für Flöte, Oboe und Fagott (1 9 4 5) ist noch ein Produkt aus Partners neoklassi zistischer Periode. Sie umfaßt sechs fein gezeichnete, klanglich aparte Stimmungsbilder, insgesamt reizende Spielmusiken. Einer lustigen Intrada folgt eine in sehnsüchtigem Flötenruf ersterbende sanfte Aria, dieser wiederum ein ulkiges Staccato-Caprice. Nr. 4 ist eine Partita zu einem Abschiedslied aus dem 16. Jh. (Invention, Kanon und Sinfonia stehen verbindend zwischen drei facher Liedwiederholung). Ein lebhaftes Interludium leitet pausenlos über zum heiteren Finale, einer „Fuga a 3". Fidelio F. Finkes Sonatine für Harfe, wie die Fortnersche Sere nade im Jahre 1945 entstanden, gehört zu den ersten Werken des Komponisten, die er, gerade von Prag nach Dresden übersiedelt, nach dem Ende des zweiten Weltkrieges in seiner neuen Heimat komponierte. Hatte die vorausgegangene Klaviersonatine noch unmittelbar die Depression durch das Kriegserlebnis spüren lassen, so gelangten in der dreiteiligen Harfen-Sonatine bereits hoff nungsvollere Gedanken zum Durchbruch, die vom neugewonnenen Lebensmut des Künstlers kündeten. Das in einer melodisch und rhythmisch prägnanten, sehr verständlichen Sprache geschriebene Stück läßt im harmonischen Bereich Finkes damalige Beeindruckung durch Paul Hindemith erkennen. Ihre Urauf führung erlebte die Harfen-Sonatine am 21. April 1947 im Rahmen einer „Fidelio-F.-Finke-Stunde" der Staatlichen Akademie für Musik und Theater Dresden, als deren Rektor der Komponist von 1946 bis 1951 wirkte. Die erste Interpretin war Barbara Schlie, seinerzeit Harfenistin der Dresdner Philharmonie, der das Werk auch gewidmet wurde. Der 1925 geborene Italiener Luciano Berio studierte in Mailand bei G. F. Ghedini und in Tanglewood bei L. Dallapiccola. 1953 war er Mitbegründer des Studio di Fonologie Musicale beim italienischen Rundfunk in Mailand, das er bis 1959 leitete. Die von ihm herausgegebene Zeitschrift „Incontri musicali" erschien 1956 bis 1960. Seit 1960 hält er Kompositionskurse an verschiedenen amerikanischen Musikinstituten sowie bei den Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt und Köln. Seit 1965 lehrt er ferner an der Juilliard School of Music in New York, wo er ein Ensemble für Neue Musik gründete. Als Kom ponist hat Berio bereits ein umfangreiches, vielseitiges, in Bühnenstücken gipfelndes Werk vorgelegt, das ihn als einen Exponenten der Nach-Webern- Generation, als Verfechter der elektronischen Musik, ja überhaupt, als einen Wortführer des spätbürgerlichen westeuropäischen „Avantgardismus ausweist. Ein typisches Beispiel für Berios experimentelle, nach neuen musikalischen Aus drucksmöglichkeiten in allen Gattungen suchende Haltung ist auch die 1958 komponierte Sequenza I für Flöte. Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1973/74 — Chefdirigent: Günther Herbig Redaktion: Dr. habil. Dieter Hartwig Druck: Polydruck Radeberg, PA Pirna - 111-25-12 0,175 ItG 009-3-74