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ZUR EINFÜHRUNG Während Johann Sebastian Bach und andere Meister der Zeit zahlreiche Solo konzerte für die verschiedensten Instrumente schufen, widmete sich Georg Friedrich Händel auf diesem Gebiet ausschließlich dem Orgelkonzert, das er sowohl „erfand" wie auch einzig so vollendet gepflegt hat. Der Meister selbst spielte seine Orgelkonzerte in den Pausen der von ihm veranstalteten Oratorienaufführungen mit dem Orchester. Daher rührt auch der volkstümliche, liedhafte Zug der Konzerte, die alle nach Art der Kammersonate vier Sätze haben und sich nach der italienischen Concerto-grosso-Form richten (Wechsel von Tutti und Solo). Eine Kostbarkeit aus dem 1761 — also erst nach Händels Tod — in London erschienenem O p. 7 ist das Orgelkonzert Nr. 3 in B-Dur, das vor allem durch das „vorklassische'', energisch und konsequent durchgeführte Thema des ersten Satzes besticht. Auch das synkopische Spiritoso- Thema ist sehr eindrucksvoll. Ein beschwingtes Menuett bildet den Abschluß. Das Pastorale F-Dur für Orgel solo von Johann Sebastian Bach ist eine Hirtenmusik weihnachtlichen Charakters mit verhaltener Imi tation in den Oberstimmen, während das Pedal meist Orgelpunkte auf den Grundharmonien aushält. Wahrscheinlich ist das Werk unvollendet, oder ein zweiter Teil ging verloren. Der spezifische musikalische Gedanken- und Ausdruckskreis der Orgel hat das Schaffen des heute 78jährigen österreichischen Komponisten Johann Nepo muk David vornehmlich geprägt. Der einstige Schüler von J. Marx in Wien leitete 1939 bis 1945 das Leipziger Konservatorium, 1945—1948 das Salzburger Konservatorium, danach wirkte er bis 1963 als Professor für Komposition an der Stuttgarter Musikhochschule. Die Bbchsche Polyphonie und die musikalische Formenwelt des 17. und frühen 18. Jh. sind die entscheidenden Komponenten des von ernster Geistigkeit erfüllten Stiles Davids, so wie er sich auch in dem bereits 1939 geschaffenen Werk Introitus, Choral und Fuge für Orgel und 9 Blasinstrumente (4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen) manifestiert. Das zugrunde liegende Thema wurde von Anton Bruckner gelegent lich eines Orgelkonzertes am 21. August 1884 in Kremsmünster niedergeschrie ben. Es tritt im feierlich und breit beginnenden Introitus gleich in der Umkehrung des Krebses, also von rückwärts auf, um alsbald deutlich Manual und Pedal in der Originalgestalt zu prägen. Dem Orgelsolo des Introitus fügt sich der Choral der Bläser an. Den sich zu hymnischem Schluß steigernden Höhepunkt des Werkes bietet - wieder unter Mitwirkung der Bläser - die meisterlich gearbeitete Fuge - eine erhabene Verherrlichung Brucknerschen Geistes. Wolfgang Amadeus Mozarts sogenannte Prager Sinfonie in D-Dur KV 504, uraufgeführt in Prag am 19. Januar 1787, wurde zwischen „Figaro" und „Don Giovanni" komponiert. Ein Menuett fehlt. Der auf eine spannungs- und kontrastreiche Adagio-Einleitung folgende Allegro-Hauptsatz bringt heitere und ernste Töne. Trotz des sanften, pastoralen Themas kennt auch das Andante dunkle Stimmungen. Dagegen ist das kunstvolle, geistreiche Finale mit seinem opernhaften Hauptthema erfüllt von strahlender Lebenskraft. Programmblätter der Dresdner Philharmonie - Spielzeit 1973/74 - Chefdirigent: Günther Herbig Redaktion: Dr. habil. Dieter Hartwig Druck: Polydruck Radeberg, PA Pirna - 111-25-12 2,85 ItG 009-125-73