Volltext Seite (XML)
LHARMONIE Sonnabend, den Februar 1974, 20.00 Uhr Sonntag, eien 3. Festsaal des Kulturpalasles Dresden PAUSE Orchester op. 23 Februar 1974 Sinfonie C-Dur Allegro vivo Adagio Menuelto (Allegro vivace) Allegro vivace Georges Bizet 1838-1875 Richard Strauss 1864-1949 Peter Tschaikowski 1840-1893 Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35 Allegro moderato Canzonetta (Andante) Allegro vivacissimo wird von Radio DDR, Sender Dresden, Februar 1974 im Rahmen des „Dresdner 2. Februar 1974, 20.00 Uhr Macbeth - Tondichtung nach Shakespeares Drama für großes DRESDNER PHI Das Konzert am 3. mitgeschnitten und gelangt am 15. Abends" zur Sendung Dirigent: Lawrence Leonard, England Solist: Wladimir Malinin, Sowjetunion, Violine Der englische Dirigent LAWRENCE LEONARD studierte bei Ernest Ansermet und Erich Kleiber sowie an der Ecole Normale de Musique in Paris bei Jean Fournet, nachdem er bereits als 16jähriger Mitglied des Londoner Sinfonie orchesters geworden war und seit dem 5. Lebensjahr Unterricht im Cellospiel erhalten hatte. Nach dem Abschluß seiner Dirigenten ausbildung wurde er als Dirigent an das BBC Northern Orchestra in Manchester verpflichtet, von hier holte ihn Sir John Barbirolli als Assistenten an das von ihm geleitete Halle- Orchestra Manchester, wo er fünf Jahre unter Anleitung dieses berühmten Dirigenten sein Können vertiefte. Seitdem musizierte er in vielen europäischen Ländern mit führenden Orchestern und übernahm auch häufia Gast dirigate in Kanada. So leitete er von 1968 bis 1973 das Sinfonieorchester von Edmonton, das sich unter seiner Führung zu einem der führen den Klangkörper des Landes herausbildete. WLADIMIR MALININ, 1935 in Moskau geboren, erhielt seit frühester Kindheit Unterricht im Violin-, Cello- und Klavierspiel. Nach der 7. Klasse entschied er sich für die Geigerlaufbahn und vervollkommnete seine geigerische Ausbildung bei Prof. Ziganow am Moskauer Kon servatorium, an dem er anschließend eine Aspirantur erhielt. Mehrfach errang Wladimir Malinin erste Preise auf internationalen Wettbewerben, 1953 anläßlich der IV. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Moskau und im Wieniawski-Wettbewerb in Poznan sowie 1959 beim Königin-Elisabeth-Wettbewerb in Brüssel. Konzertreisen führten den prominenten sowje tischen Künstler, der für seine Leistungen mit dem Ehrentitel eines „Verdienten Künstlers der RSFSR" ausgezeichnet wurde, in zahlreiche Länder. Neben seiner Konzerttätigkeit widmet sich der Geiger am Moskauer Konservatorium auch pädagogischen Aufgaben. Mit der Dresdnsr Philharmonie musizierte er erstmals 1964. ZUR EINFÜHRUNG Zu den genialsten Komponisten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Frankreich zählt Georges Bizet. 1838 als Sohn eines Gesangslehrers in Paris geboren, wurde der hochbegabte Knabe bereits im Alter von neun Jahren Schüler des Pariser Konservatoriums, wo J. F. Halevy und zeitweilig auch Charles Gounod zu seinen Lehrern gehörten. Während der zehnjährigen Studienzeit errang der junge Bizet zahlreiche Preise. Neunzehnjährig erhielt er schließlich den Großen Rompreis, der ihm einen längeren Studienaufenthalt in Italien ermöglichte. 1863 wurde im Pariser Theätre iyrique seine große Oper „Die Perlenfischer" uraufgeführt - ohne Erfolg. Es entstanden weiter die Opern „Iwan der Schreckliche", „Das schöne Mädchen von Perth", der Einakter „Djamileh", die Bühnenmusik zu Daudets „L’Arlesienne" und viele andere heitere und tragische, zum Teil unvollendete Bühnenwerke. Bizets Weltruhm begründete seine Oper „Carmen", deren Uraufführung am 3. März 1875 in der Pariser Opera comique vor einem ablehnenden Publikum stattfand, das für den Realismus dieser genialen Musik kein Verständnis hatte. Tief enttäuscht starb der sechsunddreißigjährige Bizet wenige Monate darauf, am 3. Juni 1875, in Bougival bei Paris an einem Herzleiden. Der Schwerpunkt von Bizets Schaffen liegt zwar auf dem Gebiet des Musik theaters, doch umfaßt sein umfangreiches, kaum genügend bekannt gewordenes Gesamtwerk auch die anderen Gattungen der Musik. Die Sinfonie C-Dur ist ein Frühwerk des Komponisten, der sie 1855, im Alter von siebzehn Jahren, schuf. Bis zum Jahre 1935 war sie unbekannt. Erst zu diesem Zeitpunkt wurde sie im Pariser Konservatorium entdeckt. Die Uraufführung erfolgte am 26. Februar 1935 in Genf unter der Leitung Felix von Weingartners. Es handelt sich bei dieser Sinfonie um mehr als eine erstaunliche Schülerübung, die stilistisch sowohl an Haydn und Mozart als auch an Schubert anknüpft. Sie ist von einer Perfektion und einer verblüffenden Leichtigkeit in der Schreibweise, die kaum auf einen so jugendlichen Verfasser schließen läßt. Die vollendete Struktur, die Anmut und der Charme ihrer Aussage sowie die Frische der Inspiration lassen sie zu einer ursprünglichen Schöpfung werden, wenn sie auch, trotz alledem, ein wenig ana chronistisch anmutet. Das Werk ist auf den vier traditionellen Sätzen aufgebaut. Der erste Satz, ein Allegro vivo, wirkt lebhaft und jugendlich. Der zweite, ein träumerisches und melodisches Adagio, verrät in seinem Hauptthema bereits den zukünftigen Bizet. Der dritte Satz (Allegro vivace) ist ein heiteres Menuett, der vierte (Allegro vivace) ein lebensvolles und sprühendes Finale. Peter Tschaikowski, der große russische Meister, schrieb wie Beethoven und Brahms lediglich ein Violinkonzert, das allerdings wie deren Werke gleichfalls zu den Glanzstücken der internationalen Konzertliteratur gehört. Das in Ausdruck und Stil charakteristische, eigenwüchsige Werk, in D-Dur stehend, wurde als op. 35 Anfang März 1878 in Clärens am Genfer See begonnen und Ende April desselben Jahres endgültig fertiggestellt. Tschaikowski widmete das ausgesprochene Virtuosenstück ursprünglich dem Geiger Leopold von Auer, der es aber zunächst als unspielbar zurückwies und sich erst viel später für das Werk einsetzte. Die Uraufführung wagte schließlich Alexander Brodski am 4. Dezember 1879 in Wien unter der Leitung Hans Richters. Unfaßbar will es uns heute erschei nen, daß das Werk vom Publikum ausgezischt wurde! Die Presse war geteilter Meinung. Der gefürchtete Wiener Kritiker Dr. Eduard Hanslick, Brahms-Verehrer und Wagner-Feind, beging mit seiner Rezension des Tschaikowski-Konzertes wohl einen seiner kapitalsten Irrtümer. Er schrieb unter anderem: „Da wird nicht mehr Violine gespielt, sondern Violine gezaust, gerissen, gebleut. Ob es überhaupt