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2424 rakter geschildert wird, erwartet man «'ne etwas geläufigere Parlamentäre Vertretung de« Portefeuille, al« von Traf ReigerSbrrg, dem dieser Zweig seine« Amr« zuweilen schon viel Unbequemlichkeit gemacht hat." Hannover. Den Hamburger Nachrichten schreibt man au- Hanno ver vom 5. Dec.: „Der europäische Krieg übt seine Wirkunaen lebhaft auf die jüngern Offizier« unserer Armee, in denen ein brennender Thaten- durst erwacht zu sein scheint. Schleswig-Holstein entzog dem Heere längst sü> viele Führer nicht, als sich deren bisjctzt schon der englisch-deutschen Le gion zugewandt haben, und wird versichert, daß es gerade die Fähiger» unter den jungen Offizieren sind, die es treibt, ein Gebiet für die Anwen dung ihre« Erlernten zu finden." Baden. Karlsruhe, 6. Dec. Der Schwäbische Merkur hat vor einigen Tagen einer DiSciplinarnntersuckung erwähnt, die in Man heim gegen Offiziere de« 3. Dragonerreginicnts anhängig gemacht wor den sei. In seiner Nummer vom 6. Dee. schreibt man ihm von Man- heim untcrm ä. Der. weiter darüber: „Die jüngst gemeldete Militäruntcr- suchung wird außerordentlich lebhaft, meist bis spät in die Nacht betriebe», sodaß sie schon Ende dieser Woche spruchreif werden wird. Ich hoffe als dann berichten zu können, daß das kriegsgerichtliche Erkenntniß die Ver- muthungcn nicht gerechtfertigt habe, welche um so extravaganter im Publi- rum sich ankern, je weniger genau dasselbe bei dem streng beobachteten Dienstgeheimniß von dem Sachverhalt unterrichtet sein kann." Vorstehen dem fügt die Karlsruher Zeitung hinzu: „Auch wir hoffen nach gefälltem Urtel in die Lage zu kommen, über den in Rede stehenden Gegenstand aus zuverlässiger Quelle Näheres mitzutheilen. Wir glauben aber jetzt unsere Ansicht dahin aussprechen zu können, daß die obige Bemerkung über das Uebcrtricbene gewisser bezüglicher Gerüchte vollkommen gerechtfertigt wer den wird." Kurhtssen. Kassel, 3. Dee. Nachdem die Hauptbestandlheilc des zukünftigen Ministeriums bereits ausersehen waren, Hal es der Kurfürst dennoch wieder vorgezogen, noch zur Zeil die Verwaltung den beauftragten Referenten zu lassen. (F>kf I.) Thüringische Staaten. Weimar, 6. Dec. Die Vorgänge in der Oberrheinischen Kirchenprovinz sind auch in unserm Großherzogldum, dessen katholisches Kirchenwesen dem Bischof in Fulda als Suffra- ganbischof jener Provinz untergeben, nicht ohne Einfluß geblieben, indem der Bischof die seitherige staatliche Behörde für die katholischen Angelegen heiten, die Immediatcommission, nicht mehr anerkennen wollte und den hie sigen katholischen Geistlichen den Eintritt in dieselbe untersagte. Indessen waltet seitens unserer Staatsregierung die Absicht ob, der katholischen Kirche alle diejenigen Zugeständnisse zu machen, welche nicht die Grenzen der dir Staatsgewalt anvertrauten Hoheit-rechte in besorglicher Weise überschreiten, unbekümmert darum, ob Das, was man sonach zu gewähren für recht er achtet, auch von der hierarchischen Partei für genügend erachtet wird. In dieser Richtung soll dem demnächst zusammcntrctendcn Landtag eine Vor lage zur Revision des Gesetzes von 1823 gemacht und besonders die Be stimmungen über die religiöse Erziehung der Kinder in Mischehen dahin abgeändert werden, daß unbeschadet der freien Uebereinkunft der Acltcrn das Religionsbekcnntniß des Vaters entscheiden soll. (ö. N.) Mecklenburg. Das berliner Correspondenz-Bureau berichtet aus Mecklenburg vom 1. Dec. über folgenden „zeitgemäßen" Vorgang: „Der Kampf zwischen adeliger und bürgerlicher Ritterschaft hat sich auf dem diesjährigen Landtag erneuert. Heute waren die Landstände zum Wahl tag erschienen. Es handelte sich um die Wahl von Landräthen, Kloster provisoren, Deputieren bei der MilitärdistrictSbchörde, bei dem Sandkasicn- comile ». Es waren etwa 120 Mitglieder und darunter wenigstens 55 Mitglieder der bürgerlichen Ritterschaft erschienen. Die Wahlen fielen zum größten Theil auf Adelige o"er Bürgermeister, die bürgerlichen Gu'sbesitzcr blieben fast überall in der Minorität. Einer derselben, Poggc-Jaebitz, ward mit seinem Stimmzettel bei den sogenannten Klosterwahlen gänzlich ausge schlossen und legte notariellen Protest ein, der jedoch mit 90 gegen 33 Stimmen als unbegründet zurückgewicsen wurde. Als hierauf zwei Guts besitzer, die HH. v. Ladiges und v. Heyden, vom «eingeborenen Adel» reci- pirt wurden, legten etwa 20 bürgerliche Gutsbesitzer folgenden Protest ein: «Am heutigen Tage hat derjenige Theil der Ritterschaft, der sich zum ein- geborenen oder recipirteu Adel zählt, eine neue Reception durch die Auf- «ahme des Hrn. v. Ladigcs-Barnekow und des Hrn. v. Heyden-Bredenfelde vorgenommen. Wir protcstiren dagegen, daß einem Theile der Ritterschaft diese Befugniß zusteht, und reserviren uns alle dicserhalb zustchenden Rechte.» Hierauf erklärten die HH. Graf v. Bernstorff, v. Oerhen-Woltow und v. Ocrtzen-Brunn namens deS eingeborenen oder rccipirten Adels zu Protokoll: Der eingeborene oder recipirte Adel habe seit undenklichen Zeiten das Recht geübt, einzclne im Lande angesessene Personen oder Familien adeligen Stan des zu reeipiren und dadurch seiner eigenen Rechte «heilhaflig zu machen. Diese Befugniß sei noch in neuester Zeit von der Lande-Herrschaft anerkannt, und werde daher in der Ausübung derselben der eingeborene oder recipirte Adel sich durch keinerlei Protestationen stören oder behindern lassen." Freie Städte. Frankfurt a. M., 7. Der. Die Beerdigung des am 6. Dec. verstorbenen Frhrn. Amschel v. Rothschild wird am Sonn tag den 9. Dec., Vormittags um 10 Uhr, dem Wunsche des Verewigten zufolge in ganz einfacher Weise stattfinden; der Rabbiner Hirsch, der Seel- sorger der hiesigen israelitischen Religionsgesellschaft, wird die Leichenrede halten. In dem Testament des Verewigten sollen zahlreiche und namhafte Legate zu Gunsten hiesiger milder Stiftungen enthalten sein. Der Ver storbene war geboren am 12. Juni 1773. (Frkf. I. Oesterreich. Au-Wien vom 6. Dec. wird der Jnd^pendance brlge tese- graphirt: „Da- ganze österreichische Heer wird mit Ausnahme des in den Donaufürstcnthümern befindlichen OccupalionScorp« auf den Frleden-fuß gesetzt werden." AuS Wien vom 6. Dec. wird der AgeneeHavaS teltgra- Phirt: „ES ist von einer Reduction deS Heeres um 80,000 Mann die Rede." — AuS Wien vom 6. Dec. wird frankfurter Blättern geschrieben: „Von Seiten Rußlands ist bis zur Stunde noch keine Art von Kundgebung erfolgt, welche zu den in den letzten Tagen so lebhaft aufgetauchtcn Frie» densgerüchtcn irgendeinen Anhaltcpunkt bieten könnte; eS dürfte ein solcher Scbriit schwerlich vor Beginn der in Petersburg abzuhaltenden diplomati schen Besprechungen erfolgen. Auch der hiesige russische Gesandte Fürst Gortschakow hat biSjetzt noch keine Eröffnung von Petersburg aus erhalten, welche zu FriedenShoffnungen berechtigen könnte." — Die Ost Deutsche Post sagt unteren 7. Dec.: „Einer der wichtigsten Schritte in der Organisation der österreichischen Creditanstalt hat end lich staitgefunden: die Administraiion ist definitiv constituirt. Die Bestäti gung des Finanzmiuisters ist, wie wir zu wissen glauben, heute erfolgt, und zwar bilden folgende Herren den Verwaltungsraih: die Fürsten Schwar zenberg, Auersperg, Fürste»bcrg, Graf Otto Chotek, Louis v. Haber, Ba ron Noihschild, Leopold Lämel, Franz Graf Zichy, Johann Graf Barkozy, Frhr. Nudof v. Erggclet, Frau; Eymuth (fürstlich Schwarzenberg'scher Hof rath), Johann Maner (Chef des Hause- Stametz u. Comp.), Alexander Schöller, Jonas Köuigswarlcr, Eduard Wiener, Leopold v. Wertheimstei», vi. Gustav Höfken, Theodor hornbostl, Westcnholz, Dr. Johann Baptist Zugschwcrdt, Moritz Goldschmidt. Die Ernennung des Regierung-com- missars bei der neuen Creditanstalt ist gleichfalls bereits bekannt; es ist der Ministcrialralh Brentano, der mit dieser wichtigen Stellung betraut ist." — Die Frankfurter Postzeitnng bemüht sich zu beweisen, daß dem Pro- . testanttSmuS in Oesterreich auS dem österreichisch-römischen Concordat kein Nach,heil erwachsen werde. Sie sagt: „Ueber die Verhältnisse und Rechte der protestantischen Confesüoncn hat der Papst nicht zu sprechen und mit ihm der Kaiser nickt zu verhandeln. Dies ist eine besondere Ange legenheit zwischen dem Kaiser und den protestantischen Neligionsoerwandten. Die Fclistcllung dieser Verhältnisse ist im Werke und als nahezu vollendet angekündigt. Logik und Billigkeit verlangen gleich gebieterisch, daß man diese abwarte, nicht präjudicire, nicht das öffentliche Urtheil gefangennehme oder besteche. Also noch ein wenig Geduld und ein wenig Toleranz — nicht blos auf der Zunge, sondern in der LhatI" Die augSburger Allgemeine Zeitung entwickelt in einem Leitartikel über das Concordat dieselbe Ansicht, bringt aber in derselben Nummer einen Ar tikel aus Pcsth, in welchem cs heißt: „Das zwischen dem Kaiser und dem Papst PiuS lX. abgeschlossene Concordat dürfte die protestantischen Unter- lhanen deS weiten Reichs mit Besorgniß für ihre zukünftige Stellung er füllen. Ausdrücklich wird in diesem solgewichtigen Aktenstück bestimmt, daß die Bekenner helveiischcr Confession von allen Lehrfunctionen an katholischen Gymnasien und Mittlern Schulen ausgeschlossen seien. Nun aber liegen in pruxi Fälle vor, wo Protestanten faclisch Lehrämter an katholischen An stalten bekleiden, und cs ist die Frage, ob das Concordat auch auf die be reits erworbenen Anstellungen rückwirkcn soll. Immerhin wäre es erwünscht, wenn auch zur definitiven Regelung des berührten Punktes organische Ge setze erlassen würden, obgleich wir von dem hohen Gerechtigkeitssinn unser« Monarchen die vollkommene Zuversicht hegen, daß das für Ungarn erlassene Toleranzedict weiland Joseph II. (0. 6. 22. Dec. 1781), «daß bei Verge bung der akademischen Würden, mit Hintansetzung aller Rücksicht auf die NeligionSverichiedenheit, einzig und allein auf Verdienste und Fähigkeit Be zug zu nehmen sei», auch für unsere Zeit maßgebend sein werde. Da-Kö nigreich Ungarn allein zählt mehr Protestanten als die übrigen Provinzcn der Monarchie zusammcn, und es ist diesen an Bürgertugend, Bildung und Liebe wie Hingebung für Kaiser und Vaterland den katholischen Milbrü dern nicht nachstehenden Untenhancn kaum zu verargen, wenn sie den vol len Genuß der ihnen feierlich verbrieften Rechte beanspruchen." Die katholische Geistlichkeit hat bereits ihre ersten Schritte gegen die Presse auf Grundlage dcS Concordats gethan, und wenn cS ihr zur Zeit auch noch nicht gelungen ist, ein Verbot dcr Times für die österreichischen Staaten zu erlangen, da ein solches auS politischen Gründen dermalcn'nicht als »hunlich erachtet wurde, so erlangte sie, wie die. Neue Oder-Zeitung mit- theilt, infolge geführter Unterhandlungen doch soviel, daß da- Cityblatt an öffentlichen Orten nicht mehr aufliegcn darf; zum eigenen Gebrauche darf man cS indessen fortbeziehen, auch dürfen Hötelinhaber daS Blatt den einlogirten Fremden verabreichen; in den Speisesälenaber wird ^edeS Exem plar sofort confiScirt. Der Dirrctor des HofburglheatcrS hat gleichfalls eine schwierige Stellung, wenn eS auch vor einiger Zeit geschehen ist, daß auf eine Petition der Geistlichkeit, den Kapuziner in „Wallcnstein's Lager" wcgzulassen, der Kaiser die lakonische Antwort gegeben hat: „Der Kapu ziner soll seine Predigt halten." — Am 1. Dec. wurde an der wiener Börse annoncirt, daß für den Besuch dcr öffentlichen Börse auf daö Jahr 1856 eine Karte gegen Er legung von 20 oder 50 Fl. zu lösen sei. Die gedruckten Anmelbezettel enthalten unter den auszufüllenden Rubriken auch die: „Religion!" — Ueber die österreichischen Flüchtlinge auS dem Jahre 1818 er- fährt man, daß Hans Kudlick, der die juristischen Studien an den Nagel gehängt und in Bern Brznriwissenschaft studirl hat, in Neuyork als prak tischer Arzt fungirt. Er hat eine Tochter Karl Vogt'« geheirathet. Auch der in Wien al« ehemaliger Notar der dortigen mcdicinischen Facultät und