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DRESDNER PHILHARMONIE Mittwoch, den 19. September 1973, 20.00 Uhr Donnerstag, den 20. September 1973, 20.00 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden 2. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Günther Herbig Solistin: Kaja Danczowska, VR Polen, Violine Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Violine und Orchester D-Dur KV 218 1756-1791 Allegro Andante cantabile Rondo (Andante grazioso - Allegro ma non troppo) Richard Wagner 1813-1883 Siegfried-Idyll PAUSE Felix Mendelssohn Bartholdy Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64 1809-1847 Allegro molto appassionata Andante Allegro molto vivace IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIUIIIIIIIIIIIIIIIIIII Junge Geiger aus der VR Polen behaupten sich gegenwärtig mit großem Erfolg im internatio nalen Musikleben. Zu ihnen gehört auch KAJA DANCZOWSKA, Preisträgerin' des Internatio nalen Wieniawski-Wettbewerbes 1967, des Musikwettbewerbes in Pleven (Bulgarien) und des Internationalen Violinwettbewerbes Neapel 1969 sowie des Internationalen Wettbewerbes Genf 1970. Ihre musikalische Ausbildung begann an einer Musikschule in Krakow bei Jon Stasica. Zwei Jahre später kam die damals Achtjährige in die Lehre der polnischen Geigerin Prof. Eugenia Uminska, unter deren Anleitung sich das außergewöhnliche Talent Kaja Danczowskas voll entfaltete. Seit ihrem 10. Lebensjahr konzertiert sie regelmäßig. Ihre Aus bildung setzte sie später am Konservatorium in Krakow und — seit November 1970 bei David Oistrach am Moskauer Konservatorium fort. Konzertreisen führten Kaja Danczowska U> a. nach Ungarn, Jugoslawien, Großbritannien, Bulgarien und in die DDR. ZUR EINFÜHRUNG Wolfgang Amadeus Mozart schrieb im Jahre 1775 im Laufe weniger Monate eine Gruppe von fünf Violinkonzerten, von denen das vierte in D-Dur, KV 218, heute erklingt. Zu jener Zeit war der 19jährige als Konzertmeister im Hoforchester des Salzburger Erzbischofs angestellt und schrieb daher diese Konzerte vermutlich für den eigenen Gebrauch, da man von ihm natürlich auch solistische Leistungen auf seinem Dienstinstrument verlangte. Obwohl Mozart schon als Kind gut Geige spielte, wandte er sein Interesse - gerade auf dem Gebiet des Solokonzertes — späterhin doch mehr und mehr dem Klavier zu, für das er kennzeichnenderweise bis zu seinem Lebensende immer bedeutendere Konzerte schuf, während uns an Violinkonzerten nur diese frühen Werke vor liegen (zwei weitere Konzerte blieben in ihrer Echtheit umstritten). Die Violin konzerte zeigen die Bekanntschaft des jungen Musikers mit den Schöpfungen italienischer Meister wie Boccherini (so erinnert übrigens gerade das D-Du>- Konzert KV 218 nach musikwissenschaftlichen Forschungen in wesentlichen Zügen an ein in gleicher Tonart stehendes, etwa zehn Jahre älteres Violinkonzert von Boccherini), lassen aber ebenso den Einfluß Johann Christian Bachs und der französischen Violinisten spüren. Die beiden ersten Konzerte erscheinen in vieler Hinsicht noch als recht konventionelle Zeugnisse einer eleganten höfischen Kunstübung und sind heute weniger bekannt, in den drei letzten jedoch (G-Dur, D-Dur, A-Dur) wird bereits inhaltlich wie formal eine bedeutsame Vertiefung und Bereicherung bemerkbar. Bei weitgehendem Verzicht auf äußerliche Effekte wirken diese Werke besonders durch ihre jugendliche Unmittelbarkeit und An mut, durch ihre innige, beseelte Melodik. Mit einem rhythmisch energischen, marschartigen Gedanken einsetzend, bringt der Eröffnungssatz unseres D-Dur-Konzertes eine Fülle echt Mozartscher und bereits im Sinne sinfonischer Arbeit durchgeführter Themen. In eleganten, glitzernden Figurationsteilen wird zugleich dem Solisten reichlich Gelegenhe’t geboten, seine virtuosen Künste zu entfalten. Einen einzigen, ununterbrochenen Gesang der Solovioline von edelster melodischer Schönheit stellt der emptin- dungstiefe langsame Mittelsatz (Andante cantabile) dar. Als Rondo wurde nach üblichem Brauch das — ganz zart und leise ausklingende - Finale gestaltet. Wie bei den Finalsätzen der Violinkonzerte G-Dur und A-Dur sind von Mozart auch im musikalischen Geschehen dieses graziösen Schlußsatzes Volksweisen verarbeitet worden. Richard Wagners Leben war von großer äußerer und innerer Unruhe erfüllt. Bevor er sich in Bayreuth die Stätte schuf, „wo sein Wähnen Ruhe fand", hatte er nicht allzuviele ruhige und glückliche Stunden erlebt. Zu den schönsten Sonnentagen seines Lebens gehörte jedoch zweifellos jene Zeit, die er nach der Vermählung mit Cosima von Bülow, der Tochter Franz Liszts, in Triebschcn bei Luzern verbrachte. Hier wurde ihm sein Sohn Siegfried geboren. Die große Freude über die glückliche Gestaltung dieses Lebensabschnittes und vor allem das frohe Ereignis in der Familie lösten in ihm die dankbaren und freundlichen Stimmungen aus, die sich in der Komposition des Siegfried-Idylls,