Volltext Seite (XML)
1870 entstanden, widerspiegeln. Das Siegfried-Idyll, als Gelegenheitsarbeit im besten Sinne geschrieben, war zunächst für die Aufführung im häuslichen Kreise bestimmt. Es erklang, für kleines Orchester instrumentiert, zum ersten Male als Morgenständchen für Frau Cosima am 25. Dezember 1870 im Trieb- schener Landhaus. Ein feiner, intimer lyrisch-romantischer Stimmungszauber verleiht der Musik des liebenswürdigen Werkes, das zu den wenigen selbstän digen Instrumentalwerken Wagners gehört, einen besonderen Reiz. Das musi kalische Gedankenmaterial zu der frischen, klangschönen Komposition entnahm er der Partitur seines Musikdramas „Siegfried". Motive aus dem zweiten und dritten Akt des Siegfried-Dramas bilden das Material der phantasiemäßig in freier dreiteiliger Form angelegten Komposition, mit der der Meister seinen ins Leben tretenden Sohn begrüßte. Der erste Teil erinnert an die Exposition einer Sonate. Der sich anschließende durchführungsartig modulierende und verarbeitende Teil bringt neues Themenmaterial ins Spiel. Neue thematische Kombinationen begegnen auch in der stark modifizierten, gekürzten Reprise mit Hinzutritt des „Schlummermotivs" der Walküre und der Rufe des Wald vögeleins. Eines der bekanntesten und meistgespielten Violinkonzerte überhaupt ist neben den berühmten Konzerten von Beethoven, Brahms und Tschaikowski das Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64 von Felix Mendelssohn Bartholdy. Das Werk — übrigens wie die Schöpfungen der eben genannten Meister auch Mendelssohns einziger Beitrag zu dieser Gattung — entstand in seiner endgültigen Gestalt im Sommer 1844 in Bad Soden, wo der Komponist im Kreise seiner Familie heitere, ungetrübte Ferientage verlebte; erste Entwürfe dazu stammen jedoch bereits aus dem Jahre 1838. Am 13. März 1845 wurde das Violinkonzert im Leipziger Gewandhaus unter der Leitung des dänischen Komponisten Niels W. Gade durch den Geiger Ferdinand David (Konzertmeister des Gewandhausorchesters) uraufgeführt, für den es geschrieben worden war und der den ihm befreundeten Mendelssohn auch schon bei der Ausgestaltung des Soloparts in violintechnischer Hinsicht beraten hatte. Nach der erfolgreichen Uraufführung schrieb David an den gerade in Frankfurt/M. weilenden Komponisten einen begeisterten Brief, in dem es u. a. über das Werk hieß: „Es erfüllt aber auch alle Ansprüche, die an ein Konzertstück zu machen sind, in höchstem Grade, und die Violinspieler können Dir nicht dankbar genug sein für diese Gabe." Bis heute hat sich an diesem Urteil nichts geändert; vereinigt das unverblaßt gebliebene Konzert, das sich vor allem durch seine harmonische Verbindung von (niemals leerer) Virtuosität und Rentabilität sowie durch eine ausgesprochen einheitliche Thematik auszeichnet, doch auch wirklich in schönster Weise alle Vorzüge der Schaffensnatur seines Schöpfers: formale Ausgewogenheit, gedankliche Anmut und jugendliche Frische. Ohne Einleitungstutti beginnt der schwungvolle erste Satz (Allegro molto appassionato) mit dem gleich im zweiten Takt einsetzenden, vom Solisten vor getragenen gesanglichen Hauptthema von echt violinmäßiger Prägung. Neben diesem Thema werden im Verlaufe des von blühender Poesie erfüllten Satzes noch ein ebenfalls sehr kantabler Seitengedanke und ein liedhaftes, ruhiges zweites Thema bedeutsam, das zuerst durch die Bläser über einem Orgelpunkt des Soloinstrumentes erklingt und dann von diesem aufgegriffen und weiterge führt wird. Wie eines der Mendelssohnschen „Lieder ohne Worte" mutet der durch einen liegenbleibenden Ton des Fagotts angeschlossene dreiteilige Mittel satz an, ein in weich wogendem C '/ S -Takt an uns vorüberziehendes Andante. Das geistsprühende, prickelnde Finale ist als eine kunstvolle Verbindung von Rondo- und Sonatensatzform angelegt und steht in seinem Charakter der kurz vorher vollendeten „Sommernachtstraum"-Musik des Komponisten nahe. In festlichem Glanz beendet dieser besonders virtuose, dabei stimmungsvolle Salz das Werk. Dr. habil. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNGEN: Mittwoch, den 17., und Donnerstag, den 18. Oktober 1973, jeweils 20.00 Uhr, Kulturpalast 3. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Günther Herbig Solisten: Annerose Schmidt, Berlin, Klavier Siegfried Lorenz, Berlin, Bariton Werke von Johannes Winkler, Tschaikowski und Brahms Freier Kartenverkauf Mittwoch, den 28., und Donnerstag, den 29. November 1973, jeweils 20.00 Uhr, Kulturpalast 4. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Gerard Devos, Frankreich Solistin: Liana Issakadse, Sowjetunion, Violine Werke von Gluck, Brahms und Beethoven Freier Kartenverkauf »NlhannnorYi Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1973/74 — Chefdirigent: Günther Herbig Redaktion: Dr. habil, Dieter Härtwig uruck: Polydruck Radeberg, Pz'K Pirna - 111-25-12 2,85 ItG 009-89-73 2. AUSSERORDENTLICHES KONZERT 1973/74