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Mittwoch. Nr. ' W7. — 9 Mai 1888 tkeiPziz. Di» Z«t«n- «schein» WNA»0nah«i«dw Mont»-« täglich p»d wird Nachmittags 4 Uhr auS- gegebm. Srsts für da» Viertel jahr Thlr.; jede ein zelne Nummer 2 Rgr. Deutsche Mgeuieiue Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit u»d Gesetz!» Zu -eziehen durch ««, Pestämtev d«S In* und Auslandes, sowie durch die Srvedition in Leipzig (Querstraße Ne. H. Isnsertionsgrdühn für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Deutsch la«-. Preußen. Berlin- 7. Mai. Die Fvuchtlosigkrit de« letzten Boor- kardrmsot von S «wa stoppt muß für drn Frieden die schädlichsten Fol gen Habens Di« Alkiirteo erklärten bei den wiener Verhandlungen- daß die Tragweite ihrer Fodernngen rücksichtlich de« dritten Punkt« von den kriege» rischen Erergniffen in der Kikm abhmg«. Offenbar hofften sie auf ein gün» fiigcs.Resultat ihres beispiellosen Bombardement von Sewastopol. Bekannt» lich ist dies so gut wie Null. Wird nun Rußland nicht auf Grund dieser vereitelten Kraftanstrewgung auf seiner Foderung dcS Statnsquo bestehen, da sich seine Unüberwindlichkeit und die- unzureichend« Kraft der Alliirttn- «S: zu besiegen, von neuem so klar hcrausgestelit haben? Wird durch dis gs» scheiterte Expedition nach der. Krim (denn so muß man sie nun doch end» sich ansthen) nicht der Rationalstmlz der Moskowiter sich noch mehr als bi«» her erheben? Wird der Zar nicht dadurch moralisch gezwungen sein, auch das kleinste Zugeständniß zu verweigern? Wird nicht auch durch diese fehl» geschlagene Unternehmung der Glaubt Frankreich« an den Stern seine« Kai» fers erschüttert werd«»? Regt sich nicht auch in England die Opposition stärker als jt und wird nicht dadurch auch dort dis Macht der Regierung geschwächt werden? Schon zeigon sich di« Folgen dieser gewagten Unter nehmung. Napoleon Ilt. bleibt iu Frankreich. Wa« sollte er auch in de« Krim: noch Ruhmvolle« vornehmen! Die Opposition sM dem Mi- »ifterlli« in England hart zu. Oesterreich lavirt von neuem. Da die Gloirs der Franzosen, der Stolz der Engländer nad dis Erfolge Rußlands keinen Frieden zulassen, so ist es klar, daß derselbe für jetzt nicht zustande kommen kann. Alles hängt unter diesen Umständen von Deutschlands d. h. von Oesterreich und Preußen, besonders aber von letzteren ab. Die Erfah rung Hal es nun gezeigt, daß die Westmächte allein Rußland nicht besiege» können. Ein: Angriff auf da« Herz desselben kann nur mit Huss« der dsut» schon Großmächte gelingen. Mochte inr Interesse der Humanität, der Ci» vilifatio» und der Zukunft Deutschlands Rußland zur Annahme der dritten Präposition, durch eine energische Erklärung der deutsch«» Großmacht« ge» nothigt werden! Denn ohne «ine solche wird der russische Stotz sich nicht bsugem Brrliu, 5. Mai. ES fiel auf, al« vorgestern in der Schlußsitzung der N. Kammer, während sämmtllch« Mitglieder derselben sich erhoben zum Zeichen d« Beistimmung In den Dank, welcher von einem Abgeordnete» dem Präsidenten, Grafen Schwerin, für seine umsichtige und unparteiische Leitung der Verhandlungen gesägt' wurde, Ein Abgeordneter sitzen blieb; ja cs würde dieses Sitzenbleiben sogar verwundert haben, wäre dieser Ab» geordnete der preußischen II. Kammer ein Anderer gewesen als Hr. v»Ger lach. Die Neue Preußisch« Zeitung versucht in ihrem heutigen /AieKam- mern" beginnenden Leitartikel das anomale Verfahren des Hrn. v. Gerlach zu znativirerr. Sie cilirt aus der Schlußrede des Grafen Schwerin einige auf Vie bevorstehenden Wahlen und das hiervon abhängige Wohl de-Lan- hes bezügliche Worte und beweist sehr einleuchtend, daß die Ansicht der von ihr, b. h. von Hrn. v. Gerlach vertretenen kleinen Partei von der des Gra ffy Schwerin,, d. h. des gesammteu übrigen Landes erheblich abweicht, in» dem sie bekennt: freilich glauben wir nicht, daß Preußens Zukunft auf dem Weg.« der constitulioncllen Verfassung liegt, „wenigstens fnöchte der Graf Schwerin seine konstitutionelle Verfassung etwas anders definiren als wir". Es bedarf keines Zusatzes, um daS Verhältniß der „kleinen Partei" zum Sande zu zeichnen und Vas Sitzenbleiben des'Abg, v. Gerlach mehr als zur Mnüg« M mvtioittn. -j-Aus dem Regierungsbezirk Merseburg, 4. Mai. Die Regie rung zu Merseburg Hal zu den drei bekannt«» Regulativen des CultuSmi- nisters v. Raumer „erläuternde Bestimmungen" ausgehen lassen, in welchen e- in Bezug auf den Unterricht in der biblischen Geschichte in den evan gelischen Volksschulen ihres- Departement heißt: „Jede Schule muß ein gutes Historienbuch haben, welches, da die Kinder die Geschichten tHeils zur Vorbereitung, tyrils zur Wiederholung darin nächltftn sollen, auch in den Händen der Schüler still muß. Wo Ärmlich der Aeltern die Anschaffung unmöglich macht, hat die OrtSärmenkässe vafür aufzutommen: Nicht ge- duldet werden- können- fernerhin die zwar schon längst verbotenen, aber im mer noch hier und- dir sich findellben biblischen Meschichten von Lange, Hüb- n« urwRäuscheNbusch («Biblische Historik» nach Hübner», erschienen ju SchwelM); Dagegen empftyttn sich für die UMercläffeGossti: «Botschaft d»S! Htiis für-unmündige»- für die Oberer äffe die blbtsschen Geschichten von Zahn, Pbtuß Utid Flecker.-" Diestt- Passü« mag die NtttUNgSNachrichr ver anlaßt' haben, Nach welcher vvw der mersövurgtr Rtgieeung alle biblischen Geschichten von rationalistischer Fätdtmg jüngst verboten Wörden stin sdl» le». (Nr: 1'«-.) -- Räch einer offiiieSe» Bevölkern ngst«bell-e vom hie sigen RtgiernngSvezstk sind im vorigen Jähre 2st,st76 Manschen geboren und 19,660 gestorben. Uneheliche Kinde» wurde» geboren 2836. ES ka men 166 Selbstmorde vor. * Marienwerder, 4. Mai. An dem »inen Ni«rtM«os, des hierhergr- fall«n«n Hauptgewinns von 186,060 Thlr«. Ist ein« Anzahl unbemil» telter Leute betheiligt, deern Freud« jedoch durch ein« eigenthümliche Ver wickelung getrübt wird. Dieses VierkellooS war von riNem ärmliche» jüdi- schen Handelsmann Namens Wulff aus der Kollekte entnommen worden; Wulff hatte za demselben m«hrs Mitspieler angeworben und von ihnen di« Beiträge eingezogen, ohne diesen Interessenten eine Bescheinigung über den Mitbesitz de- Loofts zu g«ben. Als nun die Nachricht von der Ziehung des große» Lasst« hier) eintraf, meldeten sich- über zwanzig Lheithaber all dem gedachten Viertel, während Wulff behauptet, nur acht zu jener Glücks- nummer angenommen zu Hatem Ist es schon schwierig, hierbei di« echten von dsn falschen Ansprüchen zu unterscheiden, so wird die Sach« Noch viel verwickelter durch den Umstand, daß Wulff noch ein NiortcNoe unter einer andern Nummer spielt; auf dieses zweite Biertelloos, welches biSjetzt noch nicht gezogen ist, verweist er die Mehrzahl Derjenigen, wclche ihm Bei- träge- zum Einsatz gezahlt haben, und da diese Spielgenossen meist un gebildet« Leu« sind, die bisher nicht wußten, an wslch« Nummer sieriKem- ltch partieipires, gleichwol aber jetzt das gegründetste Anrecht auf die Glücks- nummer zu haben vermsinen- so kann man sich di« Bedvängviß Wulffs vorstellen, der von dieser Spielcompagnie als ein hinterlistiger Betrüger ver folgt wird und sich vor den ärgsten Mi-Handlungen der beteiligten Haue- knechte, Fleisch«! und ähnlicher handfester Leut« nicht sicherhält. Wahr scheinlich wird hieraus: ein sehr schwieriger Proeeß entstehen und in dies« Falle werden auch die berechtigten Prätendenten lauge auf die Auszahlung dos Ge;vin»es warten müssen^ Baden. Hridelbe^ss- 6. Mai. Dem Frankftrrtt« Journal schrsibt man:' „Heute Abend klttz nach 6 Ohr stürzte Hr. v. Soiron von Man heim an der Seit« seines treuen Freundes, des edel» H. v. Gagrm, von einem Spaziergang« kommend, auf den neue» Anlagen vom Schlage ge troffen zusammen. Aerztliche Hülfe wurde augenblicklich durch Öl'. Flthm- g«r von Bvuchsäl UNS Hofräch Ve. Hasse geleistet, allein der sorgfältigste» Mühe zum Dtotz kehrte- Vas Leben nicht Wied«." — De» Frankfurter Postzeitmig schreibt Man aus Heidelberg: „Am 23. April wurde der preußische Offizier (Hauptmann v. Schütter, nach der Badischen Landeszeitung), der durch einen Pistolenschuß seinem Lebe» ein Ende gemacht hat (Nt. 07), begraben. Der Beerdigung wohnten vftk Oft ! sszivre aus Koblenz und Karlsruhe bei. Ueber Vie- Veranlassung zu dem schrecklichen Einschluß wird dem Volksblatt aus verläßlicher Duelle mitge- ! chrilr, daß der Unglücklich«: vielt Schulden hatte, daß er sich durch die ein- gegangeneHeirach rette» zu können glaubte, während ihm aber blo-vie Zin sen des beträchtlichen Vermögens seiner Frau angewiesen wurde», daß er ferne«' mehre sein« Gläubiger mit seinem Ehvenwort auf da« Vermöge» ' vetttöstsk zu haben scheint; ferner trat der Umstand hinzu, daß derselbe etn«r früher» Geliebtem zu der er in sehr nahen Beziehungen gestanden, bis we- nige Tags vor seiner Hochzeit noch Treue versprochen und am Hochzeitstage oder Tags zuvor von- den Brüdern dieser Geliebten einen Brief erhalten hatte, dtp ihn: in furchtbare Aufregung versetzte." Thüringische Staaten. -----Ans Thüringen, 6. Mai. Wir ver nehmen, daß in der Mitte dieses Monats der König und die Königin von Sachsen den großherzoglich und herzoglich sächsischen Höfen ein«» . Besuch abflatten werden. Frei« Städte. Ä Hamburg, 6. Mai. Der Senat scheint trotz der Schritte, die das Collegium Ehrbarer Oberalten gethan, in der Ber- fassangssache dennoch unbeirrt seinen Weg gehen zu wollen; denn soeben har derselbe einige weitere Propositionen in dieser Angelegenheit publiclrt. Die «sie dieser Propositionen betrifft Vas Wahlgesetz für die zukünftige Ge- sttzgrbende Versammlung, Vie auch nach dem neuen Berfaffungsenlwurf den Namen „die Bürgerschaft" führen soll. Dieselbe soll bestehen: 1) aus 84 Mitgliedern, welche durch allgemeine direkte Wahlen gewählt werden; 2) aus 48 Mitgliedern, welche von Und auS den Grundeigenthümern städtischer und vvrflädtischer Grundstücke gewählt werden; 3) aus 66 Mitgliedern der Ge richt« und derjenigen Deputationen, welche verfassangsgemäß den wichtiger» Zweigen der Verwaltung vvrstehen. Ausgeschlossen von der Theilnahme am allgemeinen Wahlrecht sind Diejenigen, die nicht im Besitz aller bürgerlichen Rechte M befinden; ferner alle besoldeten öffentlichen Angestellten-, mit Ausnahme der rechtsgelehrten Richter, und endlich alle Diejenigen, welche nicht Btandsteuer nach dem Vermögen oder von einem Einkommen von mehr alö" 1066 Mk: E. entrichten. Zur Zelt der Ausschreibung der Wahl darf ferner Niemand, der von dem Wahlrecht Gebrauch machen will, mit : stiller Steuerzahlung im Rückstände sein. Es werben sömit von der söge-