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36 — Aus Btlgard in Pommern berichtet die Stettiner Zeitung unterm 1. Jan.: „In der letzten Nacht wurde dem Wachtmeister Borchard hiesiger Escadron in seiner Abwesenheit die Frau und ein halbjährige« Kind im Bett durch Säbelhiebe ermordet und die EScadrons - Soldkasse, in circa 200 Thlrn. bestehend, geraubt Noch im Laufe deS heutigen Vormittag« wurde der Unterofsizirr Timm von der hiesigen Escadron als Mörder über führt. Ein Blutflecken, der sich auf der Aermcltreffe seines Pelzes befand, hat ihn verrathcn." Baiern. Ueber das Befinden deS Königs Ludwig wird aus Darmstadt vom 2. Jan., Abends 6 Uhr, berichtet: „Das Befinden des Königs während des heutigen Tags vermehrt die Hoffnung, daß auch der dritte Anfall glücklich vorübergehe." Das Bulletin vom 3. Jan., früh 7 Uhr, lautet: „Der König verbrachte den gestrigen Tag gut; die am Abend vorhandene Schwäche hat fick durch gesunden Schlaf während der Nacht verloren. Die Aussicht auf Wiedergcnesung auch von dem dritten Anfall befestigt sich mehr und mehr, obgleich derselbe sich noch nicht außer aller Lebensgefahr befindet." Württemberg. Stuttgart, 1. Jan. Durch königliche Verord- nung vom heutigen Datum ist „im Einverständniß mit andern Staaten des Zollvereins" die Ausfuhr von Pferden „auf sechs Monate" verboten. Hannover. Aus Stade vom 2. Jan. berichtet die Weser-Zeitung: „Der furchtbare West sturm, welcher schon in der Nacht vom 29. auf den 30. Dec. losbrach und, immer steigend, am Neujahrsmorgen sich nach Nordwest umschte, brachte schon gestern Nachmittag eine gewaltige Wasser- maffe die Elbe herauf, sodaß für das «Alte Land» das erste Nothsignal durch drei Kanonenschüsse gegeben werden mußte und die Keller am Fleet unter Wasser gesetzt wurden. Diese Nacht von 12—2 Uhr stieg die Flut bis zum Zeichen des dritten und letzten Nothsignals zu einer ganz enormen Höhe bei brüllendem Sturme. Die Straßen des untern Stadttheils waren ganz überschwemmt, das Wasser drang in die niedrigliegenden Häuser ein. Von Deichbrüchen hört man ans den benachbarten Marschen zum Glück noch nichts, doch soll Schaden genug gethan sein. Schon in der Nacht vom 22. zum 23. Dec. setzte dec Nordweststurm, der gleichzeitig auch in Berlin und Wien lobte, die Keller unter Wasser, am Morgen des 26. Dec. war abermals eine Hochflut." — Der Neuen Preußischen Zeitung schreibt man aus Hannover vom 2. Jan.: „Der au« Frankfurt zurückgekchrte Kriegsrath Flügge überbrachte eine Verfügung des Bundestags, wonach eine Vermehrung unserer Ar tillerie erfolgen soll. Es wird eine reitende und eine Fußbatterie errichtet werden und dürfte die Formation derselben schon im nächsten Monat zu erwarten sein." Baden. Eine Mittheilung im Schwäbischen Merkur bezweifelt die auch in die Deutsche Allgemeine Zeitung übcrgegangene Nachricht, daß der päpstliche Stuhl sich geweigert habe, dem Ansuchen der Regierung entspre chend die Excommunication der Mitglieder des Oberkirchenralhs aus- zuheben. In gewöhnlich gutunterrichteten Kreisen wisse man davon nichts. Großherzogthum Hessen. Darmstadt, 3. Jan. Das soeben erschienene Regierungsblatt enthält das Verbot der Ausfuhr von Pferden über die Grenze des Zollvereins. — Auch die Neue Preußische Zeitung berichtet, daß die diplomati schen Beziehungen mit Preußen, die seit einiger Zeit unterbrochen waren, wiederhergestellt wurden, und zwar infolge eines eigenhändigen Schrei ben« des GroßherzogS an den König von Preußen. Thüringische Staaten. 8 Altenburg, 4. Jan. In Nr. 280 Ihrer Zeitung berichtet Ihr **-Correspondent in Altenburg unter dem 25. Nov. v. I., „daß auch die Entschädigungen wegen schon einmal auf anderm Wege entschädigter Grundstcuerbefreiungen wieder auftauchten". Wir halten es für Pflicht! im Interesse der Wahrheit wie der Bctheiligten diese Behauptung zu berichtigen, indem wir bemerken, daß bisher nur für diejenigen Steuerbefreiungen, welche nachweislich oneros erworben waren, Entschädigung und zwar durch Capital gewährt worden ist, während im Widerspruch mit h. 74 der Verfassung alle übrigen Steuerbefreiungen un- entschädigt aufgehoben geblieben sind. Diese Rechtsungleichheit beabsichtigte die Regierung zu beseitigen und so das Grundgesetz eine Wahrheit wer den zu lassen, indem sie bezüglich der noch nicht entschädigten Steuerbe freiungen die verfassungsmäßigen Zusicherungen, wenn auch in sehr dürf- tigem Maßstabe, erfüllen wollte. Es scheint sonach der obigen Behauptung «ine irrige Auffassung der Verhältnisse der Regierungsvorlage umsomehr zugrunde zu liegen, als wir bisjetzt die Angabe oder auch nur Andeutung des Wegs, auf welchem die Steuerbefreiungen, welche im Interesse deS Rechts und des Grundgesetzes jetzt nachträglich entschädigt werden sollen, be reit« entschädigt sind, vergebens erwarteten. Bemerken wollen wir schließ- lich, daß dem Vernehmen nach die mit der Berathung des fraglichen Ent- schädigungsgcsetzcntwurfs betraute Commission der nunmehr aufgelösten Land- schäft den Antrag stellen zu sollen glaubte, es möge über die Frage, ob entschädigt werden müsse oder nicht, ein Rechtsgutachten eingcholt werden, welcher Commissionsbeschluß gewiß nicht gefaßt werden konnte, wenn schon einmal auf anderm Wege Entschädigung gewährt worden wäre. Gotha, 3. Jan. Wie man vernimmt, sind die vom letzten gemein schaftlichen Landtage beschlossenen Abänderungen des Hauögesetzeö von den betreffenden Agnaten nicht angenommen worden, und es soll dasselbe demnach von neuem an den gemeinschaftlichen Landtag gelangen. — Laut einer heute veröffentlichten Ministerialbekanntmachung ist auf Grund de« H. 3 de« Zollgesetze« vom I.Mai 1838 die Ausfuhr von Pfv-dtU qq- den Herzogthümern Koburg und Gotha über di« Grenze gegen da« Ver«inS- auSland bi« auf Weitert« verboten worden. Frei« Städte. Hamburg, 3. Jan. Heute traf die bedauerlich« Nachricht ein, daß da« dem Hrn. Sloman gehörende Packetschiff George Canning vor der Mündung der Elbe mit Mann und Mau« unterg«- gangen ist. DaS Schiff hatte eine Besatzung von 25 Mann, die Zahl der am Bord befindlichen Passagiere ist nicht bekannt. Allem Anschein nach fand die Katastrophe bei Vogelsand statt; ein Theil der Schiffspapirre wurde bei Helgoland gefunden. Wie zu erwarten stand, haben infolge de- Un wetters vielfache Deichbrüche stattgefunden. Auf hamburgischem Gebiet sind deren osficiell bekannt: bei Tatenbcrg, Spadenland, Reitbrook, Billwärder an der Elbe, Rost und Wilhelmsburg. Leider sind auch Verluste an Men schenleben zu beklagen; der Schaden, der an Eigenthum, namentlich Vieh, verursacht wurde, ist sehr groß. Die in unserer Nachbarschaft belegenen Elbinseln sind durch die hohen Sturmfluten am 1. Jan. und in der Nacht vom 1. auf den 2. Jan., deren Höhe man dort allgemein auf 20 Fuß 7 Zoll annimmt, aufs schrecklichste heinigesucht worden. Nach Aussagen der hier in die Stadt kommenden Milcher steht Wilhelmsburg ganz unter Wasser; Neuhoffs Deiche wurden drei mal durchbrochen, einmal an der Seite des Köhlbrandes und zwei mal an der von Wilhelmsburg. Die Häu- str wurden ganz weggetrieben, und vier Menschen sollen dort umS Leben gekommen sein. Nugenbergen ist ganz mit Wasser angefüllt, und bei Bul lenhusen hat ein Deichbtuch stattgefunden. (Hamb. C.) Oesterreich. oWien, 4. Jan. Gestern Vormittag fand wieder eine Konferenz in dem Ministerium des Aeußcrn statt, welcher die Ge sandten von England und Frankreich beiwohnten, und deren Gegenstand die im Wege der diplomatischen Verhandlungen festzustellcndcn Coercitivmaßre- geln gegen Rußland waren, welche für den Fall in Anwendung zu kommen haben, wenn auf die letzte nach Petersburg abgcgangene Nole, welche die gelegenheitlich der Confcrenz am 28. Dec. gemachten Vorlagen enthält, eine ablehnende Antwort erfolgen sollte. Wie man vernimmt, werden die dies- fallsigen Verhandlungen mit großem Eifer gepflogen, sodaß mit Sicherheit erwartet werden kann, daß bis zum Eintreffen der russischen Antwort eine de finitive Vereinbarung erfolgt sein wird. Der russischen Antwortnote sieht man übrigens erst bis zum 16. Jan. entgegen, und dürfte bis dahin auch keine Confcrenz erfolgen, da die am 28. Dec. gemachten Vorlagen ein in sich abgeschlossenes Ganzes bilden und daher weitere Verhandlungen zwi schen den Bevollmächtigten der drei Großmächte und dem Fürsten Gor tschakow vorläufig keinen Zweck hätten. Der türkische Gesandte Arif-Efendi wird den Confcrcnzen nur für den Fall beigezogen werden, wenn die rus sische Antwort zustimmend lautet, da nur dann weitere Verhandlungen mög lich sind. In diplomatischen Kreisen zweifelt man übrigens noch immev an der Bereitwilligkeit Rußlands, die unter dem 28. Dec. gemachten Vorla gen anzunehmcn, obwol letztere, wie man wiederholt versichern hört, na- mentlich in Betreff der Ratificirung der vier Punkte den Geist der Mäßi gung nicht verleugnen, welcher alle Schritte der Westmächle bisjetzt bezeich net hat. Die Ungeheuern Rüstungen, die russischerseits fortwährend betrie ben werden, sind übrigens ebenfalls nicht geeignet, den Glauben an die Be reitwilligkeit Rußlands, dem Frieden einige Opfer zu bringen, zu erhöhen. ? Wien, 4. Jan. Am Christabend ist von hier eine Note nach Ber lin abgegangen, worin die preußische Regierung eingeladcn wurde, auf Grund des Art. 3 des Aprilbündnisscs und der Militärconvention 100,000 Mann sogleich und 100,000 Mann in drei Wochen zu mobilisiren. Die dringende Veranlassung hierzu liegt in der Aufstellung der russischen Trup penkörper, und die Darstellung der Sachlage, welche Fcldzeugmeister Frhr. v. Heß, eine kompetente Autorität, gegeben, läßt darüber keinen Zweifel. Der in Wien entworfene Operationsplan müßte eine durchgreifende Aende- rung erfahren, wenn Preußen seine Verpflichtungen unerfüllt lassen sollte. Außer der strategischen ist aber auch noch eine politische Rücksicht vorhanden, die schwerer in« Gewicht fällt. Der Haupteinwand, den Fürst Gortschakow gegen die An nahme der vier Punkte erhob, betraf die Auflösung der bestandenen Verträge zwischen Rußland und der Türkei. Demnach ließe sich die Zustimmung des russischen Hofs erwarten, wenn derselbe unzweifelhaft erfährt, daß ganz Europa darüber einig und fest entschlossen ist, von der Basis der vier Punkte nicht zu weichen, sie vielmehr nöthigcnfalls mit Waffengewalt un nachsichtlich zur Geltung zu bringen. Ist eine Möglichkeit für Erhaltung, beziehentlich Herstellung desf Friedens noch vorhanden, so würde diese durch «ine rasche Entwickelung der preußischen Streitmacht wesentlich gefördert werden. Dagegen fällt die Verantwortlichkeit für daS Umsichgreifen de« Kriegs ganz vornehmlich auf Preußen, falls dasselbe in diesem entscheiden den Wendepunkte au- seiner zeitherigen Unentschlossenheit nicht heraustritt. Die Gesandten der Westmächte sollen angewiesen sein, Berlin zu verlassen, wenn die von Seiten Oesterreichs gestellten Foderungen unerfüllt bleiben sollten. Bisjetzt ist in Preußen weder etwas geschehen, sie zur Ausführung zu bringen, noch eine befriedigende Antwort hierüber nach Wien gelangt, und der Himmel mag wissen, welche Wendung die Dinge noch nehmen werden. — Ueber die diplomatischen Verhandlungen in Wien äußert sich die Times folgendermaßen: „Es ist eine Thatsache, daß am 28. Dec. von den Bevollmächtigten Oesterreichs, Englands und Frankreichs ein Protokoll unterzeichnet wurde, in welchem di« von den Alliirten anerkannte Auslegung der vier Punkte nicdergelegt ist; und da diese« Protokoll genau in Gemäß-