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Die letzte Kriegewoche. Schicksalsfrage«. Aur Juni-Mitte sind es dreißig Jahre, daß Kaiser Wilhelm II. regiert, vor drei Jahrzehnten sank Kaiser Friedrich ins Grab. In den Haßausbrüchen unserer Geg ner, die von der Sorge um ihre Zukunst gesteigert wer den, heißt es immer wieder, daß sie den deutschen Mili tarismus vernichten wollen. Und dabei erhöhen sie fort während die Stärke ihrer Heere. In Deutschland ist die Armee das Volk in Waffen. In England und Amerika wird der Krieg mit Söldnern geführt, die für diesen Zweck zusammengerafft werden. Wenn etwas Militarismus ist, so ist es das englische und amerikanische Militärsystem. Die Franzosen hüten sich,auf diesen Ton ihrer Verbün deten einzugehen, denn bei ihm war das Soldatenaufge bot im Verhältnis das stärkste in der ganzen Welt. Und die Welt weiß auch, daß sie dem sogenannten deutschen Militarismus in Wahrheit den jahrzehntelangen Frie den verdankt. Der Resprekt vor der deutschen Wehrkraft hat die Waffenruhe von 1871 bis 1914 gewahrt, und sie würde auch noch länger gedauert haben, wenn König Eduard von England nicht die Entente des Hasses, der Habsucht und der Revanche zusammengebracht hätte. Kaiser Friedrich hat das bekannte Wort ausgespro chen, daß es bei uns die böse Leidenschaft des Chauvinis mus so wenig gäbe, daß uns sogar eine deutsche Bezeich nung dafür fehle. Und ebensowenig gibt es den Mili tarismus, der die fremden Völker knechten will. Kaiser Friedrich, der jetzt ein Menschenalter im Grabe ruht, lebt in der Herzenserinnerung aller Deutschen fort; jeder weiß, daß er ein Freund des Friedens und der Ideale war, wie es keinen höher gesinnten Fürsten und Menschen geben kann. Aber an der deutschen Wehrkraft ließ auch er nicht rütteln, und eine seiner ersten Maßnahmen nach sei ner Thronbesteigung war die Einsetzung einer Kommission zur Ausarbeitung dort Staatsresormen. Dis erhöhte Schlagfertigkeit der Arme« sollte Deutschland den Frieden erdalten, der stets Kern und Inhalt aller Reichspolitik gebildet hat. Im Sinne seines Vaters ist auch der re gierende Kaiser vorwärts geschritten, er hat alle uferlosen Pläne weit von sich gewiesen. Und jeder deutsche Reichs kanzler ist den Spuren Bismarcks darin gefolgt, daß er den Gedanken eines Angriffskrieges weit von sich abwres. Hätte das Deutsche Reich sich auf dem Gebiete des bruta len Militarismus betätigen wollen, es hätte das längst tun können und es hätte dabei Ententeglieder als Bundes genossen gehabt. Das wollen wir uns heute vor Augen halten, wo der dritte Hohenzollernkaiser ein Menschen- «Uer regiert. Auf unserer Seite liegt nicht die Schuld, daß in dem langen Kriege ein hartes Schicksal über die -«nze Welt gekommen ist. Es find auch nicht allein militärische Dinge, es sind Schicksalsfragen, welche die neuesten großen deutschen Er folge wachgerufen haben. Absonderlich für Frankreich, dessen Reserven nach der Meinung seines leitenden Man nes die Entscheidung bringen sollte. Diese Erwartung hat sich nicht erfüllt, außer den schwersten Verlusten und den erlittenen Mißerfolgen ist auch die ganze Aktion^- armer des Generals Foch um ihr Dasein gekommen. Ein deutscher Schlag solgt dem andern und jeder Hieb sitzt. Vierzig Kilolneter trennen nur noch die deutschen Truppen an der Marne von Paris. Diese Tatsache steht fest ohne daß der Feind deshalb das Ziel der deutschen Heeresleitung kennt. Darum wollen auch seine Deklama tionen wenig besagen, daß Paris bis zum äußersten ge halten und der Krieg selbst dann fortgesetzt werden würde, wenn die Seinestadt fallen sollte. Denn wenn das Schick sal des Feldzuges die reichen Gebiete von Mittelfrank- reich und gar südlich der Loire treffen sollte, dann werden die Kriegsschürer in Paris mit Schrecken erkennen, daß alle Kriegsopfer doch ihre Grenze in der Möglichkeit haben. Für Frankreich aber weist der Zeiger der Uhr aus die harte SchiSsalsstunde, in der es sich um sein ferneres Gein oder Nichtsein als Großmacht handelt. Mögen die Kriegsfanatiker in Paris und London sich und ihren Völ kern an Trostgründen und Hoffnungen heraussuchen, welche sie wollen, entscheidend sind die Tatsachen, und die sind die schweren blutigen Niederlagen der Entente. Ein Mene tekel für den Lochmut und die Gewinn- Des häßliche D-ttor Liebling. Humoristisch« Roman von Harry Ritsch. Z1j Machdruck verboten.) Suse Hatte den Pries mühsam zu Ende gelesen Nun Wb sie den Kopf und blickte scheu um sich. Als sie sich allein sah, atmete sie tief und erleichtert aus. Die dlauon, lustigen Auge« standen voll Tränen. Silvester und Neujahr gingen vorüber, in Rhoda hatte man sich mit Prosit-Neujahrrufen heiser ge schrien, »nd nun lvar wieder alles im gewohnten Gleis«. Auch das Hohe Neujahr, oder Heilige drei Kö nig« genannt, das im Herzogtum Rhoda gefeiert wurde, hatte an di« Laschen der Einwohner noch einmal An sprüche gestellt, und Herr Schütz bekam nun wieder langsam gut« Launs. Fr vertrug eine solche Reihe von guten Tagen nicht, weil seine Fabrik dann still stand und einige Zeit darüber verging, bis bei den Arbeitern die alte Schaffensfreudigkeit wieder er wachte. Richard Löbe war wieder nach Berlin zurüclqe-- kehrt und hatte seine Afsistentenstelle bei Professor Dölling angetreten, Bella Eibenforst ging mit einem Gesicht herum, al« habe sie das groß« Los gewonnen; so glücklich und verklärt sah sie aus. Werner Liebling arbeitete fleißig an keinem Roman und kam seltener auf hie Eisbahn. Es stimmte ihn traurig, da§ schone schlanke Mädchen von einer Reihe nichtssagender Elegants umlagert -u sehen. Er ging in de» Nachmittagsstunden in das Case Ss drnhase,' um die Zeitungen zu lesen. Die kleine, rundliche und doch so bewegliche Frau Seidenhase freute sich immer sehr, wenn Doktor Lieb ling zu ihr kam. Sie betrachtete ihn gewissermaßen als ihren Schützling, weil sie eS doch war, die ihm die schSne Wohnung in der Pension Eibenforst ver schafft hatte. Sie nahm an seinem Wohlergehen den wärmsten Anteil und zeigte sich zu Werners Verblüf fung über sein Tun und Treiben genau unterrichtet. Einige Tag« nach dem Hohen Neujahr saß Werner im Lase und las in einer Berliner Zeitung. Einer ssiner Bekannten war mit einem neuen Lysatersiüä lüteressiepte nun die Kritik. sucht der Amerikaner ist das Erscheinen der deutschen Tauchboote vor Neuhork gewesen, das Zukunftsmöglich keiten eröffnet, die sich die Yankees nicht in ihrer Kriegs rechnung ausgeführt haben. Der amerikanische Drang im Weltkriege, die entscheidende Rolle zu gewinnen, hat schon lange unter den deutschen Siegen gelitten, und die Truppen des Präsidenten Wilson haben bisher keinen Befähigungsnachweis erbracht, daß sie dieser Bestim mung gewachsen sind. Die Hoffnung auf Amerika ist im Westen bereits zu einem bösen geflügelten Worte gewor den. das so viel bedeutet wie Enttäuschung. Und die Anwesenheit der deutschen U-Boote in den amerikanischen Gewässern erschwert in jedem Falle die ohnehin kompli zierten Kriegsmaßnahmen, die Schlagfertigkeit zu Wasser wie zu Lands wird dadurch nach weiter herabgedrückt, als rs bereits der Fall gewesen ist. Kriegsminister von Stein hat im Reichstage ausgesprochen, daß die Zahl der amerikanischen Truppen in Frankreich auch nicht annä hernd dem entsprochen hat, was auf deutscher Seite er wartet worden war. Werden so die großen Schicksalsfragen des Krieges durch das deutsche Genie und die unvergleichbare Tapfer keit unserer Truppen der Lösung näher gebracht, so kön nen uns dis politischen Fragen zu Hause nicht mehr Sorge machen, als sie in der Tat verdienen. Im Reichs tage werden die Finanzfragen jetzt in ihren Einzelhei ten festgestellt, und wir können annehmen, daß nicht alles vollendet sein wird. Aber die Zeiten werden sich ohne hin andern und so wie so Anlaß geben, zu verbessern, was noch nicht gelungen ist. Hitziger gebt es im Streit um die preußische Wahlrechtsgleichheit zu: aber auch deswegen bleibt das deutsche Volk ruhig. Mit verdientem Interesse verfolgen wir die jetzt bei der Anwesenheit des österreichisch-ungarischen Ministers Grafen Burian in Berlin staitfindenden Verhandlungen über die Ausge staltung des Zweikaiserbundes. Der Waffen- und Wirt schaftsbund sind Schutzmauern, die unser Zukunftsschick- sal sichern sollen. Wir haben damit vorgebaut und brau chen uns über den guten Erfolg keinerlei Bedenken wei ter hinzugeben. IVm. Politische Rachrichten. Gegen die Steuerflucht. Der H a u p t a u s s ch u ß des Reichstages begann die Beratung des Gesetzes gegen die Steuerflucht. Lie Vorlage steht vor, daß Angehörige oes Deutschen Reiches, die ihren Wohnsitz tm Inlands aus geben wollen, noch jüns Jahre nach dem allgemeinen Fricdensschluß der persönlichen SteuerpsUcht gmerüegen sollen. Das soll auch sür die Angehörigen des Deutschen Reiches gelten, die nach dem 1. April 1914 eine fremde Staatsangehörigkeit erworben haben, ebenso sür die Staatenlosen. Wer auswanvern will, muß das mindestens einen Monat vorher der Steuerbehörde Mitteilen uns sine genaue Vermügenserkläruug abgeben. Lie Steuer behörde stellt dann oen Betrag einer zu leisteuoen Sicher heit sest. Dem Reichsdeutschen, der diese Pflicht nicht er füllt, wird die Ausstellung von Pässen, Heimatscheinen so wie von standesamtlichen Urkunden verweigert, ausge nommen pnd die Personen, deren Vermögen 30 000 Mark nicht übersteigt. Für Ueberiretungen sieht der Entwurf Gejängnis nicht unter drei Monaten, Nennst der bürger lichen Ehrenrechte und Geldstrafen bis zu 160 060 Mark vor. Außerdem foll Verlust der Staatsangehörigkeit ein- ireten. Unterstaatssekretär Schiffer betonte, daß es sich bei der Vorlage um ein neues Problem handele. bei dem uicht nur finanzielle Gesichtspunkte ausschlaggebend seien. Es handele sich auch um eine Forderung der össeutlichen Moral. Die Verbringung von Vermögen ms Austano müsse bekämpft werden, auch wenn die Schwierigkeiten noch so groß sein sollten. Die Bekämpfung avj dem Boren der geltenden Rechts genüge nicht, und deshalb müge oer Rechtszustand geändert werden. Wir hatten den vorge- schlagenen Weg für den besten und hallen vor allem oie Leisiung einer Sicherheit für eine noch sünf Jahre tan^ zu zahlende Steuer für zweckmäßiger, als den hier und vä auigemnchten Vorschlag, oer Steu-rpfl chiige könne sich grgen Zahlung einer einmaligen Äbftnvrma seiner Ner- Frau Seidenhase schien etwas auf dem Herzen zu haben, denn sie zwängte sich wiederholt zwischen den Nachbarttschen durch, wagte es aber nicht, den Lesenden direkt zu stören. Doch als Werner die Zeitung weg legte, schoß sie herbei und griff nach dem Blatt: „Es wartet nämlich ein anderer Herr darauf, Herr Dvkror Sie erlauben doch? Das Blatt wird immer viel ver langt. Es ist Wohl besonders interessant? Es passiert jetzt überhaupt viel Interessantes in der Welt. Und auch in Rhoda. Denken Sie nur." Frau Seidsnhase sah Doktor Liebling lauernd an und wartete, daß er sie nach ihren Neuigkeiten fra gen würde. Die Zeitung hielt sie noch in der Hand, der andere Herr schien es also nicht so eilig zu haben. „Ja, es passiert viel," bestätigte Werner, nur um überhaupt etwas zu sagen. Er war mit leinen Ge danken ganz wo anders in Anspruch genommen. „Sie werden sich dann Wohl dauernd bei un» niederlassen, Herr Doktor?" fragte Frau Seidenhase. „Dann? Wann denn, Frau Seidenhass?" Die Frau lächelte ein wenig verlegen, beugte sich zu dem Sitzenden herab und flüsterte ihm inS Ohr: „Wenn Sie sich verheiraten!" Werner blickte die Frau überrascht, mit einem un gewissen Leuchten in den Augen an und fragte ruhig: „Wer hat Ihnen diese Legende erzählt, Frau Seiden- hase?" „Wer es mir erzählt hat, Herr Dortor? Ganz Rhoda spricht davon, daß Bella Eibenforst und Sie ein Paar würden. Ich selbst habe Sie zusammen auf der Eisbahn gesehen und mit eigenen Augen Ihre glücklichen Gesichter beobachtet. Aber wenn es noch ein Geheimnis sein soll, dann bitte ich wegen meiner Schwatzhaftigkeit tausendmal um Entschuldigung. Ich dachte nur, weil ganz Rhoda davon spricht —" „Weil ganz Rhoda davon spricht," wiederholter Werner ärgerlich. „Wie konnte ich so ganz vergessen, daß ich nicht in Berlin, sondern in Krähwinkel bin." „Aber, Herr Doktor," rief Frau Seideuhase vor wurfsvoll, „unser schönes Rhoda ist doch kein Kräh winkel; Seine Durchlaucht wohnen höchstselbst hier. Wir werden übrigens bald Hofkonditor werden, ich weiß es aus sicherster Quelle. Wir haben es aber auch ver- psttcyiuug gegen das Heimauano enUevigen. Bei dieser Abfindung würden Schiebungen und V-.scmebungen m ungeheurem Maße Vorkommen. Burians Berliner Eindrücke. Unmittelbar vor seiner Rückreise nach Wien, die am Mittwoch abend erjolgre, äußerte Graf Burian über seinen Berliner Aufenthalt: Bei der Kürze oer Frist, die mir zur Verfügung stand, konnten naiürlich nicht alle Gegenstände, die oer Berarung qarren, erschöpft werden. Vieftach sind auch ore Probleme verwickelt, daß sie eine schnelle Losung nicht Zulagen. Es tann sich im wesentlichen nur um prinzipielle Nutzt- tinieu handeln, die im Anschluß an ore leyre Begegnung oer beiden Kaiser weitergeiühn weroen. Jetvstvernano- list werden sich an die heurige Zusammenkunft noch aaoere anschließen. Es kann aber heure schon mlt Sicheryeft jest- gesteitt werden, daß der Geoanke oer Verliesang ses Bündnisses, der durch die jüngste Zusammen kunft der beiden Kaiser leuchtend in die Eiichrinnng rrat, inzwischen osjensichtliche Fortschritte in oer ösfentUchen Meinung hüben und drüben gemacht hat. Was dre ,o- genannte a u sl r o - p o l n i s ch e Losung betrifft, die mit oem Ausbau des Bündnisses in engem Zusammenhang steht, jo ist sic icin eindeutiger Begriff. Es ist irreführend, wenn vielfach die Meinung verbreitet wiro, sie fei von oer Tagesordnung verschwunden. Eine Entscheidung konnte in diesem Augenblick um so weniger erfolgen, als es bei der Kürze der mir zur Verfügung stehenden Frist unmöglich war, alle Fäden zu Ende zu spinnen. Mit großer Freude sehe ich oem Wiener Besuch des Grafen Hertling entgegen, oer erfolgen wird, nachdem der Reichs kanzler im Großen Hauptquartier über unsere Berliner Aussprache berichtet hat. In einer amtlichen Berliner Erklärung heißt es, die Erwartung sei berechtigt, daß die zur Beratung stehenden Fragen binnen kurzem ihre endgültige alte Betei ligten befriedigende Lösung finden weroen. Rundschau cm Auslande. Amerika beklagt sich über daS Benehmen der dorthin entsandten englischen Offiziere. „Pall Mall Gazette" schreibt: Viele englische Offiziere befinden sich zurzeit auf verschiedenen Sendungen in den Vereinigten Staaten. Angesichts der Tatsache, daß sie die Heere des englischen V/eltreiches repräsentieren, sollte ihr Benehmen von Rechtswegen über jeden Tadel erhaben sein. Wir hören aber zu unserem Bedauern, daß einige — vielleicht unbe wußt Anlaß zu Klagen gegeben Haven. Dir Amerikaner haben mit Recht das Gefühl, daß diese vielfach jungen Leute besser an der Front wären. Auch sollten sich oie englischen Ossiziere, wenn sie nach den Vereinigten Ltaaren geschickt werden, den dortigen gesellschaftlichen Forderungen anpassen, d. h., sie sollten wie der amerika nische Offizier das Trinken und Tanzen an öffentlichen Plätzen vermeiden. Es ist unerwünscht, oaß bei unserem amerikanischen Verbündeten salsche Eindrücke über den Zustand unseres Heeres hervorgerufen verven. Japanische Zeitungen machen sich über die Kriegs lage der Enteute lustig und rühmen ganz »ffen die deut sche Organisation. So ist in einem Blatt in Tokio zu lesen, die französischen, englischen und amerikanischen Staatsmänner verkündeten zwar laut den Grundsätzen der Demokratie, aber gleichzeitig vergrößerten sie ihr militä risches Programm. Uno wenn schon eine einzige Pro klamation des Präsidenten Wilson die HandelssreiheU stillegen könne, was sei dann aus der Demokratie in oen Vereinigten Staaten geworden? Auch die Redensarten vom Selbstbestimmungsrecht der kleinen Nationen seien nicht ernst zu nehmen. Denn wenn den kleinen Boilern gestattet werde, ihr eigenes Schicksal zu bestimmen, ss würden alle großen Länder zusammenbrechen. Deutsch land ist, so sagt das Blatt, der Schöpser des zweckmäßig sten politischen und militärischen Systems, das oie Welt jemals gekannt hat, und oie heutig: gewaltige Macht des Deutschen Reiches ist der praktische Beweis für das Zweck los' Ler Autonomie der Völker nnd derartiger Prin zipien." Lebensmittelnot in Italien. Die Fleischpreise fins fabelhaft hoch: 8 bis 14 Lire das Kilogramm im Klein» dient, denn mein Mann gibt im Winter täglich zwölf armen Kindern unentgeltlich Frühstück. Man mutz doch auch etwas für die Armen tun —" „Und für den Hofkonditor-Titel," unterbrach Doktor die eifrige Frau lächelnd. „Nun erklären Sw mir einmal offen und ehrlich, wie Sie zu dieser eigen« artigen Vermutung kommen, Frau Seidenlzafe. „Ist die so eigenartig, Herr Doktor? Wir liefern doch mindestens ebenso nute Ware wie schwammerlingS, b»i denen man doch wirklich nicht weiß, warum und wofür sie den Titel bekommen haben. Man munkelt allerdings einiges von den schönen Augen der Toch ter, die bei Hofe so gefallen hätten, daß der Vater Hofkonditor geworden sei. Aber ich will keinem Men schen was Boses nachreden und glaube nicht daran." „Die schönen Augen von Fräulein Schwammer- ling in allen Ehren, meine liebe Frau Seidenhase, doch von denen wollte ich nichts wissen Wer Verlobte mich mit Fräulein Eibenforst?" „Ach so! Wer? Nun, die ganze Stadt!" „Dann soll mir die ganze Stadt gestohlen blei ben, Frau Seidenhase. Und da ich nicht der ganzen Stadt grob dafür sein kann, daß sie den guten Rus einer jungen Dame so wenig respektiert und ehrt, so mutz ich Ihnen meine Meinung sagen. So ehrenvoll es auch für mich sein würde, wenn eine junge Dame von den Qualitäten einer Bella Eibenforst mir ihre Neigung schenken wollte, so ist daran gar nichf. ZU denken. Dafür liegen noch anders, triftige Grunde vor, über die ich hier jedoch nicht sprechen darf « „So wird sich Fräulein Eibenforst wohl anderweitig verloben?" fragte Frau Seidenhase eifrig. Die Vor würfe des Doktors rührten sie nicht. Werner läckelte. Was sollte er bei dieser un verbesserlichen Sünderin anderes tun. „Nein," er widerte er mit gekünsteltem Ernst, „wenn Sie mir Jhr großcS Ehrenwort geben, daß sie das Geheimnis nicht verraten wollen, will ich es Ihnen sagen." „Mein großes Ehrenwort?' fragte Frau Seiden- Hase verblüfft. „Was ist das für eins?" „Es ist der Gegensatz zum. kleinen Ehrenwort. Das kleine hält man nur manchmal, das protze fast immer."