Volltext Seite (XML)
K Der Andere. Novelle von Paul Bliß (Berlin). (Nachdruck verboten.) Hand in Hand gingen Vater und Tochter durch da» blühende Feld. lind die Sonne schien hell und worin auf die bunte blumige Wiese, und ans den snjchgrünen Zweigen hervor jubelten Hunderte und Tausende von kleinen Sängern ihre Weisen heraus, und ein lauer Windhauch wehte ganze Wogen von frischen Friihlingsdüsten heran, — es war eine Wonne, zu leben und all diese Pracht und Herr lichkeit genießen zu können! Und der alte Herr nahm seinen Hut ab, tat ein paar tiefe Atemzüge, schickte dann einen dankbaren Blick zum Himmel empor und sagte : „Ach, lieber Gott, wie ist doch deine Welt so wunderschön!" Die Tochter schwieg, ein leiser Seufzer nur entrang sich ihrer Brust. Erstaunt sah der alte Herr sie an: „Was fehlt dir denn wieder, Luise?" fragte er mit lieber, zärtlicher Stimme. Auch jetzt noch schwieg das junge Mädchen. Es sah den Vater nicht an, sondern ließ suchend und sehnend den Blick ins Weite schweifen, und in seinen Augen glänzte etwas Feuchtes. „Aber, Kinning, Luising, du hast ja Tränen im Aug'I — Was hast du denn Mädelchen?" Und er stand still, hielt ihre Hände fest, zog dann ihr Köpfchen an sich, legte feinen Arm um ihre Schultern und drückte ihren Kops an seine Brust. Und so, am Herzen ihres guten Vaters, so wurde das schwere Herz der Tochter leichter, so vergaß sie für einen Augenblick alles um sich, klammerte sich an den Hals des Vaters und verbarg ihr tränenvolles Gesicht an seiner Brust. „Mein liebes Kind," bat er dann, „sag' mir doch, was Dir fehlt!" „Nichts fehlt mir, Vating," entgegnete sie jetzt leis« und machte sich frei, nur bemüht, der Stimmung Herr zu werden. „Aber du bist schon seit einigen Wochen so still." „Ich weiß nicht, was es ist." „Hast du Kummer, Kindchen?" Schweigend verneinte sie. „Kind, du machst dir und mir das Leben unnütz schwer; was könnte dir denn auch fehlen! Du bist jung und gesund, lebst in guten Verhältnissen, in wenigen Wochen kommt dein Schatz zurück, dann könnt ihr Hoch zeit machen; weshalb plagst du dich mit trüben Gedanken ab? Siehst du denn nicht, wie es mich angreift, dich so traurig zu sehen?" Streichelnd glitt feine Hand über ihr blondes weiches Haar. „Verzeih mir, Vating," sprach sie errötend, „aber diese Stimmung kommt so plötzlich und stark über mich, daß ick hinsinken und immerfort weinen könnte, und eine Sehnsucht befällt mich dann, eine Sehnsucht nach etwas nie Gekanntem, nach etwas Wunderbarem, nach einem Land, wo alles nur Lust und Friede und Freude atmet, und dann plötzlich ist mit einem Male die ganze Traurig keit verschwunden, eitel Wonne und Glück ist mir dann wieder das Leben, und ich könnte die ganze Welt um armen." Mit stillem Lächeln nickte der Alte: „Ja, mein Kind, das liegt im Frühling so in der Lust, das haben wir in jungen Jahren alle durchzumachen, das kommt wie ein Rausch über uns, aber wir müssen stark fein, denn nach dem Rausch folgt das Erwachen, und wenn wir dann nicht Herr der Stimmung sind, dann erliegen wir einem moralischen Katzenjammer, — und deshalb, mein Lieb ling, sei stark und tapfer, dann kommst du auch darüber hinweg! Denk' nur immer an deinen Bräutigam. — in kaum vier Wochen ist er ja hier, — dann macht ihr Hoch zeit, und dann wird alles anders und besser werden." Er zog den Arm der Tochter an sich, und so gingen sie ihrem Hause zu. Daheim angekommen, ging Luise in ihr Zimmer. Sie setzte sich ans offene Fenster und schaute mit träumenden Blicken hinaus in die Frühlingswelt. Der Flieder blühte, der blaue schwer duftende Flieder. Süßer, wohlig süß betäubender Duft drang herein. Und müde, so wohl tuend ermattet, sank sie zurück in die Lehne ihres Stuhles. An des Vaters Worte dachte sie — „denk' nur immer an deinen Bräutigam, — in kaum vier Wochen ist er hier — dann macht ihr Hochzeit" — ein leichtes Frösteln durchschauerte sie. Sie fand keine Erklärung dafür. Aber es war ihr, als empfände sie Furcht vor dem Augenblick, da ihr Franz zurückkehren sollte. Und sie wußte, daß er sie liebte, sie immer schon ge liebt hatte, um ihretwillen war er ja vor drei Jahren hinausgezogen in die Welt, das Glück zu suchen, Reich tümer zu erwerben, um ihr das Leben angenehm und glücklich zu gestalten; und nun er zurückkommen und sie heimsühren sollte, nun zitterte sie vor dem Augenblick, da sie ihm für immer angehören sollte. Nicht Furcht vor der Ehe hatte sie, nur vor dieser Ehe fürchtete sie sich, — hier lag die Zukunft vor ihr wie ein ebener, schnur gerader Weg, hier sah sie in Gärten mit lauter schön ge pflegten Blumen und Bäumen, alles so gerade und eben mäßig abgezirkelt, alles zwar blühend und schön, aber dennoch nicht zum Herzen sprechend, weil es zu gewellt, zu erkünstelt wirkte, — alles so unglaublich steif und kor rekt, just genau so, wie der Franz war, wie er damals gewesen war, als er hinauszog in die Welt. Sie hatte das wohl damals schon gemerkt, aber sie hatte es nicht so empfunden, denn er war ein stattlicher Mann, in den man sich schon verlieben konnte, — jetzt aber, nachdem sie Zeit genug gehabt, über alles das nachzudenken, nun sie andere Männer kennengelernt, begann sie, Vergleiche an zustellen, und nun war ihr nach und nach die Furcht vor dieser Ehe ins Herz gekommen, denn ihre Seele wollte nicht untergehen in des Tages Einerlei, nicht verkommen in steifer Korrektheit und glatter Schöntuerei, nein! nein! in ihr lebte ein heißer Drang nach wildem Leben, nach glühender Liebe, die nicht fragt und nicht wägt, die nur geben und geben will, um liebend wieder zu empfangen, — »dach Schönheit lechzte ihre Seele, nach freier, un gebundener Schönheit! Mit einem so empfindenden Wesen verbunden zu sein, und so die ganze Herrlichkeit der schönen Welt genießen zu können — das war ihr Ideal, d«m träumte sie seit Wochen und Wochen schon nach. Und mit einemmal stand eine Gestalt vor ihrem Ge- dächtnis, eine hohe, elegante, männlich schöne Gestalt mit wilden blitzenden Augen und keckem Schnurrbart, — in seligem Erschauern schloß sie die Augen, — und dies«« war es, an dem ihr Herz hing, seine Künstlerseele hatte sie erweckt aus ihrer Lethargie dumpfer Grübe lei — ihn liebte sie mit allen Fasern ihres Seins, — und weil sie ihn nicht lieben durfte, deshalb liebte st« ihn erst recht. Und sie fragte nicht nach der Zukunft, nach nichts nach nichts! Nur an den Augenblick des Glück» dachte sie, an den Augenblick, wenn er bei ihr war. Eine Uhr schlug. Es war fünf. Erschreckt sprang sl« auf. Die Zeit, zu der sie sich täglich trafen, war da. Schnell nimmt sie Hut und Schirm und entflieht un gesehen aus dem Hause. Und nun mit eilenden Schritten nach dem Part, zu der Stelle, wo sie sich täglich treffen. Ihr Herz jubelt, ihr Gesicht strahlt vor Freude, kaum kann sie die Zeit erwarten, ihn wiederzusehen. Endlich ist sie da. Aber er ist nicht gekommen. Wie im Taumel hält sie sich an der Banklehne fest. Er ist nicht da! — Aber er kann ja noch kommen, — und so wartet sie setzt sich und wartet still und geduldig, und ob ihr das Herz auch fast zerspringt vor Angst und Sehn sucht, still und geduldig sitzt sie da und wartet, und sieht, scheinbar gleichgültig, auf die Vorübergehenden. So wartet sie denn eine viertel, eine halbe, ein« ganz« Stunde, — aber vergebens, denn er kommt nicht. — Dann rafft sie sich wieder auf und geht nach Hause. Sl« hört und siebt nichts, mechanisch geht sie weiter, teilnahmlos, gleichgültig; je näher sie aber ihrem Hause kommt, desto größer wird ihre Unruhe, denn sie hat das Gefühl, di« feste Gewißheit, daß sie zu Hause etwas Fürchterliches vorfinden wird. Endlich ist sie daheim. Zitternd schleppt sie sich in ihr Zimmer. Ihr erster Blick, als sie eintritt, fliegt nach dem Schreibtisch, — und dal Sie wußte«» ja! Da liegt der Dries! Wie erstarrt steht sie da, gebannt an der Stelle, und sieht mit irren, müden Augen immer hinüber nach dem Brief. O, sie weiß ganz genau, was darin steht, — sie fühlt es ja! — Sie hat es ja vorgeahnt, als sie noch im Park saß und wartete, — es ist ein Abschiedsbrief, ein Lebe wohl — es ist aus, alles, alles aus! Und nun stürzt sie hinüber, reißt den Umschlag aus und durchfliegt die Zeilen, — dann ein Schrei, und sie sinkt ohnmächtig um. Im nächüen Augenblick ist der Vater bei ihr, dann kommt auch die alte Magd hinzu. Behutsam bringt man die Ohnmächtig« wieder zu sich und bettet sie dann aus ihr Lager. Und der alte Herr findet den offenen Brief und liest ihn mit erstaunten, erschrockenen Augen. „Mein Lieb, ich gehe fort, es tut mir leid, aber e» muß sein; glaube mir, es ist besser so; denn ein anderer steht ja zwischen un», so daß wir nie zusammenkomm«» können! Besser also, schnell ein Ende machen! Zürn« mir nickt! Gedenke der schönen Tag«! Es war ein Frühlings- rausch! Leb' wohl! Dein Reinhold." Wehmütig nickt der alte Herr und steckt den Brief ein. In seinen Augen schimmern Tränen, und mit leise er zitternder Stimme flüstert er: „Darum also ihre trüben Stimmungen, — mein armes Luising!" Zehn Minuten später kommt der Sanitätsrat. Er macht ein bedenkliches Gesicht und sagt: „Nervenfieber, größte Ruhe und Schonung. Ich werde zwei „Schwestern" schicken." Dann ist der alte Herr allein bei seiner geliebten kranken Luising. Genau vier Wochen später ist der Franz, der glück liche Bräutigam, zurückgekehrt von seiner Weltreise. Der alte Herr kann gar nicht genug staunen, wie sehr sich der junge Mann in diesen Jahren zu seinem Vorteil verändert hat, — alles Kleinliche und Peinliche, was ihm ehedem eigen war, hat er abgestreift, aus dem „korrekten" Menschen, der immer nur bestrebt war, das Prestige pein lich zu wahre», ist ein Weltmann geworden, ein Mann mit klugen offenen Augen, mit weitem Horizont, — ein Mann, der das Leben kennt, der für alles ein milde», verzeihendes Wort findet, weil er selbst mitten im wilden Kamps des Lebens gestanden und so alle Tiefen und Höhen de» Daseins erkannt hat. Als er zum erstenmal an das Bett der Kranken trat und ihr die Hand reichte, da sah er an dem jähen Erröten seiner Braut, daß mit ihr etwas vorgegangen war, was sie ihm verheimlichen wollte. Aber mit nicht einer Miene verriet er sein Erkennen. Weich und lieb streichelte er ihre Hand und redete ihr mit herzlichen Worten guten Mut zu, daß alles bald besser werden würde, daß sie nicht verzagen dürfe. — Und so kam er dann jeden Tag, und jedesmal war er herzlicher und aufmerksamer, — immer ein paar friscke Blumen und Früchte und Leckereien, und immer voll milder, zarter Rücksichtnahme, so daß die Kranke ganz gerührt war von seiner Anteilnahme und sich mit leiser Beschämung ein gestand, daß sie ihm viel, viel Unrecht getan hatte. Nach Wochen endlich ward alles wieder gut. Aus den Arm des Verlobten gestützt, ging Luise zum «rsten- mal wieder in den Garten. Lächelnd glitt ihr Blick über all die bunte Frühlingspracht und Herrlichkeit, und mit vollen Zügen sog sie die frische würzige Luft ein. „Wie schön da» alles doch ist", sagte sie mit mattem Lächeln, „erst wenn man so lange gelegen hat, weiß man da» ganz zu würdigen!" Er antwortete nichts darauf» sah sie nur mit verliebten Augen an und zog ihren Arm fester an sich. Und da legte sie beide Arme um seinen Hals und flüsterte unter leisem Schluchzen: „Du guter, du bester Mann l" So fand sie den Weg zu seinem Herzen wieder. 8oki-B»inik«n, auch mit Knarre 8K«vkdviteI, 8pavkK«In, bei kritr kkotsokauer Meiner werten Kundschaft zur gefl. Kenntnis, daß ich vom 24. April bis 21. Mai ffWW i« mimm 8Wft anwesend bin und bitte um gefl. Unterstützung. fri8suf Artkur ksbenau. 10. ^pril fiel im Kample fürs Vaterlancl mein krüsterer 8tublbauer MM WWW I» 8erzeant im lnl.-kext. I^r. 177 Inhaber <Ie8 Lisernen Kreure8 II. KI., <Ie8 draun8ckw. Kriex8verckien8tlcreure8, sowie cker Könix-k-rieckrick- ^uxu8l-ssteckaiHen In Silber unä krunce. lest verliere in istm einen clurckaus streb- samen unck tüektigen Arbeiter, liessen Andenken bei mir stets in Ubren Aebalten wirck. bouis Laobmann, Mbslkabrik, Nadenau. VMsbaa 688tkok c088MMN8ä0rk. Sonntag, den 21. April, abends 7 Uhr: Mr SM U« KM Außergewöhnlich großes Weltstadt-Programm. Alles neu. u. A.: „Eine Hamsterfahrt." — „Der Mann init den 3 Frauen." Größter Schlager! Die gefährliche Alte. Größter Schlager! Vorverkauf: Numerierter Platz l Mk., ! Platz 80, 2. Platz 60 Pfg. ——— Isletsii Ar. 2146. —— nun Sonnubnn«!» Llelitfisekö lmickl unN Vamps bLüsi» :: «sNirmisoks 8ä6sr aller ^4rt Wannkndaä 30 kk. Lrausedaü 10 kk. Zparisrslöclfs neueste Muster bei kr. kkoteo Kauer. Wir suchen für unsere Wäsche' rei und Färberei und kräftige Waschfrauen in dauernde Stellung. Färberei >ui. Hainsberg. GeWes MmSM sucht bei guter und reichlicher Kost Kurl knärssa, Gasthof zum Rabenauer Grunde, Cotzmannsdorf. Zuverlässiges älteres DienstniiWll mit guten Zeugnissen per sofort od. l. Mai gesucht. Dflanlv »upnl, Deuben, Poisentalstraße 4. kmiemtre kür 8tükls empiieblt a 1,60 U. kl Kppi«, Ltuttxart, 9. » lick oä«r dri-lUrk. v«r I,i«»nck» I k»t«vÜNL«nt«ur 8>v<i. », Kock I Ist »uck jvtrt »tiinäiL I 8«It ISM deli«nvt wmpkoUsn. LckIoUtroi» s. pstewe btvsteo reicbeo Eine MenM für Einspännerfuhrwerk zu kaufen gesucht Korkwerk „Felsenmühle", Spechtritz. feiap-Eiizien eigener Anfertigung, sowie alle anderen Feldpostartikel billigst bei Alax am Markt. Bezugsquelle für Wiederverkäufer.