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Rabenauer Anzeiger : 25.06.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191806259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19180625
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19180625
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-06
- Tag 1918-06-25
-
Monat
1918-06
-
Jahr
1918
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Zu dieser Meldung glaubt sogar der deutschfeindliche „Telegraas" eine Anmerkung machen zu müssen: Der amerikanische Gesandte muß nicht alles, was über unsere in Amerika liegenden Schiffe in unserem Lande gesagt worden ist. der deutschen Propaganda zuschieben. Nie derländische Seeleute selbst haben erklärt, baß mit den Schiffen auf wenig sachkundige Weise umgegangeu wird. Warum augenblicklich keine Friedensmöglichkeiten vor handen sind. Zu der von der „Kreuzzeitung" gewünschten Frie- vensossensive schreibt die „Züricher Post". Es liegen ge nügend Beweise dafür vor, daß mit Herrn Clemenceau nicht über den Frieden zu reden ist. Er will Krieg führen, und wenn dabei auch sein Land zugrunde geht. Heute noch bmir er auf die Amerikaner; vielleicht ist er oder sein Nachfolger milder gestimmt, wenn auch diese Hvsfunng verfliegt. In London aber ist die Gruppe derer, die für einen Berständigungsfrieden werben, klein, wenn auch nicht einflußlos. Es muß, bevor irgendeine Friedeusdis- kusjion mit Erfolg beginnen kann, ein grünolicher Per sonenwechsel vor sich gehen. Gewiß muß es aber der Wunsch aller aufrichtigen Friedensfreunde sein, daß die Kritgszielc auf beiden Seiten endlich einmal abgesteckt werben. Cs muß allmählch eine Grundlage geschaffen werben, auf der man sich nicht nur militärisch, sonocrn mit ebensoviel Klarheit auseinanoersetzen kann. Ob das jetzt möglich ist, wo im Westen alles noch in Vorbereitung und rm Flusse ist, ist freilich eine Frage, die eher zu ver neinen ist. Diese Lssensive hat ebenso sehr politische wie militärische Ziele. Diese politischen Ziele können aber nicht erfüllt werden, diese Offensive kann keine Friedens offensive im wirklichen Sinne sein, bevor sie nicht ihre militärischen Ziele erreicht hat. Sie wird daher weiter geben. Ein englischer Hilfskreuzer versenkt. Die englische Admiralität meldet: Ter Hilfskreuzer „Patria" wurde am 13. Juni durch ein deutsches Unterseeboot torpediert und versenkt. Ein Ossizier und 15 Mann der Handelsmarinemannnschaften werden vermißt und sind wahrscheinlich ertrunken. Die Schiffsräuber wenden sich nach Rußland. Die Entente hat alle in amerikanischen und eng lischen Häsen liegenden russischen Fahrzeugs beschlag nahmt. Acht der größten und besten Dampfer der rus sischen Freiwittigeu-Flotte würben in den ostasiatischen Gewässern genommen. Ter russische Kommissar für aus wärtige Angelegenheiten hat hiergegen Protest emgelegt. Anlauf der Lofoten durch England? Wie in durch aus zuverlässig unterrichteten holländischen Kreisen Ver lautet. versucht die englische Negierung durch ihren Ge sandten Mr. Findley in Christiania, die Lofoten vor Narwik, eine norwegische Inselgruppe, an sich zu brin gen. Ter Gesandte hat von seiner Regierung Weisung erhalten, keine Geldmittel dabei zu scheuen. Tie Entente hat keine Führer. Das englische Blatt „Statist" schreibt: „Ueberall sehen wir die Mittelmäßig keit und selbst in der Regierung des Landes ebenso sehr wie in militärischen Dingen. Eines schönen Tages, wenn der Krieg lange genug dauert, wird wob! irgendwo ein wirklich tüchtiger Mann zum Vorschein kommen. In drei Jahren und zehn Monaten ist das nicht der Fall gewesen. Wie lange sollen wir aus ihn Warten? Preußisches Abgeordnetenhaus. Tas Abgeordnetenhaus erledigte am Dienstag einige kleinere Vorlagen, darunter den Antrag aus Erhöhung des Kapitals der Preußenbank um 50 Millionen in 2. und 3. Lesung. Dann setzte man die Beratung des Etais des Ministcrums des Innern fort. Abg. Liner lZtr.) hrelt die Auffassung des Ministers von der politischen Be tätigung der Beamten für korrekt. Abg. Lüdicke (fk.) bezeichnete die Arbeit der Vaterlandspartei als verdienst voll. Der Minister selbst nahm noch einmal Veranlas sung. seinen vielbesprochenen Beamtenerlaß zu verteidi gen. Bon der Linken richteten die Abg. Braun (Soz.) und' (Lasse! (Vp.) heftige Angriffe gegen vie Hand habung ser Zensur. Aus aller Wett. Die Versenkung der Marinaden im Rhein. Gele gentlich der Entdeckung von großen Unterschlagungen bei der Kölner Einkaufsgesellschaft wurde dort eine große Mißwirtschaft sestgestellt. Durch Verderb großer Mengen Waren entstand der Gesellschaft ein Schaden, der hunderi- tausende Mark beträgt. In einem Falle wurden 700 Tönnchen marinierte Fische in den Rhein geworfen. Für verdorbene Frischfische verlangte die Stadt 80 000 Marl Schadenersatz. An den Stufen der Kirche zerschellt. In Dresden entgleiste infolge Versagens der Steusrbremse ein Stra ßenbahnzug und fuhr in großer Schnelligkeit bis an die Freitreppe der katholischen Hofkirche. Der erste Wagen stieß mit voller Wucht an die unteren Stufen und zer trümmerte sie. Der Triebwagen wurde völlig zerstört, die Insassen zum Teil schwer verletzt. Tie drei Aushilfsfaunkien. Der in Duisburg-Weide rich am städtischen Kriegsunterstützungsamt als Vor steher angestellte Stavtsekretär Gustav Voth führte drei gar nickt vorhandene Familien mit 8 uns mehr Kinder in seiner Büchern und ließ sich für diese drei, drei Jahre lang die Unterstützung auszahlen. Seine Frau und Toch ter mußten die Quittungen unterschreiben. Die aus diese Weise zu Unrecht erhaltenen Gelder belaufen sich auf 10 00 Mark. Die Strafkammer verurteilte Voth zu 1 Jahr 9 Monaten und seine Frau und Tochter zu je 3 Monaten Gefängnis. Die Locken der Dreizehnjährigen. In Brumath (Elsaß'- kam die dreizehnjährige Marie Schmitt beim Han tieren mit der Lockenbrennschere (II) dem Spiritusbren ner zu nahe und das Kind erlitt so schreckliche Branvwur- den, daß sie noch im Lause des Tages unter furchtbaren Schmerzen starb. Was hat eine dreizehnjährige mit einer Brennsckere zu tun? Anstehen beim Kartenlegrr. In Barkhausen bei Bielefeld fiel einem Polizeibeamten auf, daß sich an dem Hause des Arbeiters Döge etwa 40 Frauen angesammelt hatten Er begab sich in die Wohnung des Döge, wo er ihn dabei betraf, wie er mehreren Frauen Karten legte. Es folgte eine Strafanzeige, die mit der Verurteilung des Wahrsagers zu 3 Monaten Gefängnis endete Der Kattowitzer Bankraub fand seine Sühne. Tie etwa 25 Jahre alten Bureaugehilfen Heinrich RYbinski aus Kairowitz und Richard Mayer aus Myslowiy mach ten vor vier Wochen einen dreisten Uebersall auf den Bankcncttor Cohn, als er sich allein im Bankgebäuoe befand. Ler 64jatzrige Vanlinrektol setzte sich so wäftig zur Wehr, daß die Räuber flüchten muhten. Das Gericht verurteilte beide zu 3 Jahren Zuchthaus. Einen lärmenden Auftritt gab es am Dienstag früh in der Zentralmarkthalle in Berlin. Dort fuhr eine Frau aus Buchholz mit ihrem beladenen Gewüfewagen ein. Tae Kleinhändler, die sich in großer Anzahl in und vor der Halle befanden, drängten auf Abgaoe der Ladung. Als die Händlerin zögerte, erhoben sie ein lautes Ge schimpft und behaupteten, sie se: auch eine von den Schiebern, die alles hintenherum verkaufe. In dem Tumult faßten einige den Wagen an und kippten ihn um. Tann bemächtigte man sich der Ladung, die 2000 Mark wert war, und schleppte sie weg. Die Schutzleute kamen zu spät. Die MännerNeiversammlung in München. 13 000 Anzüge sind das Ergebnis der Münchener MännecNeider- sammlung, die, soweit sie von Reichs wegen angeordnet .war, am 10. Juni ihren Abschluß sand. Damit ist die vom Ministerium für München festgesetzte Zahl von Anzügen um rund 1500 Stück überstiegen. Die überzähligen An züge werden für heimkehrende Münchener Krieger auf- vewahrt, um derentwillen die Sammlung noch fortgesetzt ivlrd. Es soll nunmehr auch demjenigen Teil der Bevöl kerung Gelegenheit geboten sein, einen Anzug abzuliefern, der Lae sür die Rüstungsarbeiter nicht tun wellte. Ter Magistrat hat noch an etwa 5000 bis 6000 Personen Mahnungen zur Ablieferung ergehen taffen. Im Boden versunken. Ein in Gröbers (Provinz . Sackien) als Wachtposten sür Kriegsgefangene komman- ofttler Landwehrmauu war «usgegangen, um Futter jur seine Karäuchen zu holen. Da er nicht zurüükehrte, forschte man nach ihm und stellte fest, daß er bei einer Erd- rutschurcg verschüttet worden war. Inzwischen ersolgren wettere Erdseukungen an der betreffenden Stelle uno machten eine Bergung der Leiche unmöglich. Der auf so tragijchc Weife ums Leben gekommene Manu war Kriegsbefchädigter und hinterläßt eine Witwe uno sechs idruder Ein GoldsÜMmgglcr wurde dieser Tage aus dem Zollamt der Grenzpanou Alexandrowa abgemtzt. Einem Zollbeamten siel dort ein Gefreiter auf, der ziemlich swwer au eurem Rucksack trug und aus Befragen angab, Nägel sür seine Kompagnie nach Warschau bringen zu woilsn. Bei näherer Untersuchung stellte es sich heraus, daß der Rucksack.pures gemünztes Gold enthielt, uns zwar wohlgezählte 30 000 holländische Gulden. Der Goldschmuggler war ein Gesretter Isidor B. aus Berlin, der dorr zu einer Amtsstelle kommandiert ist. Er wurde sofort in Haft genommen, das Gord aber im Gewicht von etwa 45 Psund der Reichst-ank in Thorn zugttühn Es ist kaum glaublich, daß in heutiger schwerer Zen, in der auf Schritt und Tritt uns di« Mahnung entgegengebalten wird, daß alles Gold dem AaicrlanDe gehöcr, rock cure solche ellr- und vatcrlandswic Gesinnung möglich ist. Da, wenn der Schmuggel nicht vc^hinLk-rt morsen wöie, bei .nesem Geschäft rund 260 0.60 Mar! gewonnen werden lmuuen, io dürste wohl hatzttche Gewinnsucht die Tneb- jcser zur Tai jein. Große Mehlfchiebuusro Würden in Hamburg auf- gedeckt. Viele.WagsouLe»ur>§en jins verschoben und mner Umgehung der Höckstpreife ^erkauft worden. Die erst cnFrühkartofseln für Hindenburg. Von Bre men aus wurden schon Ende Mai die ersten ausgerelsten Frühkartoffeln dem Generalseldmarschall von Hindenburg als Feldpostpaket ins Große Hauptquartier geschickt. Dar auf hat der EeneralfeldmarschaU es sich nicht nehmen taf fen eigenhändig zu danken und ausgesprochen, daß ihm die Sendung eine große Freude bereitet habe. Bayern, die Kornkammer des Reiches. Um die Lage in der Brotverforgung, die bei den Schwierigkeiten der Zu« sub> aus der Ukraine uno je nach der Witterung im Ergeb nis des Frühvrusches entstehen kann, ausfüllen zu Helsen, bat Bayern sich bereit erklärt, nach Kräften m die Bresche zu treten. Zwar hat im abgelaufeneil Wirtschaftsjahre Bayer» sehr erhebliche Mengen Getreide an das Re.ch abgetreten, doch sind die bayerischen Kommunatorrbände noch bis zum 15. August eingedeckt. Bayern wird daher alle Bestände, die über die Deckung bis zum 25. Juli hin ausreichen, zunächst an die Lanvesgetreidestellen ausführen und dem Reich zur Versügung stellen. Nur in den Großs släoten bleibt der Versorgungsschwierigkeiten wegen der Bedarf bis zum 10. August gedeckt. Ergibt dann der Früh- drujch bis zum 25. Juli nicht den nötigen Ertrag, fo wer den auch die bayerischen Verbände osnserReichsgetreise« stelle mir Hilfe des «»»ländischen Getreides aus dem Osten, versorgt. Nur ein falscher Griff. Beim Wegräumen der Wer!, zeug in dem Fahrstuhlturm eines Hochofens auf der Jlsedrr Hütte bei Peine fiel ein schwerer Schrauben schlüssel etwa 30 Meter tief hinab und traf den Hütten arbeiter Zwiüert derart auf den Kopf, daß der Tos sofort, sintrat. — In der Gefchoßdreherei des Osnabrücker Eisen- uns Stahlwerks wollte der 17jahrige Arbeiter KloS für einen 15jährigen Jungen den Niemen von vesien Bank aus die Riemenscheibe legen, dabei wurde er von dem R'.emen erfaßt, herumgeschleudert und förmlich zerstückelt.' Die konkurrrereuden Holländer. Die Nhenniscker am, Mittelrbein richteten eine Eingabe an den Gouvernsur von Köln gegen das Fischen der Holländer auf eem Adeln- Sic fübrlen ans, daß die Rheinfischerei ein immer gerin geres Ergebnis habe, da die holländischen Fischer jetzt mitj 60 Fischerbooten den Rhein hinauf bis Büdesheim arbevq ieten gegenüber 30 deutschen Booten. Diese könnten in-, folge mangelnder Mannschaften und geringer KavttaltraA die Fischerei nicht in so großem Umfange betreiben wie die Hollander. Es sei höchste Zeit, daß einbegriffen würde, damit nicht deutsche Lebensmittel ins Ausland wanderten. Der häßliche Dokwr LteblmZ. -at." err Leutnant," beant ¬ e ¬ er eg, ihre Unge- „Nicht wahr, Doktor I" entgegnete Utzlar begeistert. ,,Der wäre ein Flügelmann geworden. Schade, daß seinen Beruf verfehlt hat." „'NSie?" -ragte Suse und blickte Utzlar Auas» an. „Sie sahen doch, wie viele er heute begeistert hat." „Nun ja, "En bißchen Mimen ist ja ganz schön, o-er keine gro^e Kunst. Wre gefallt Ihnen übrigens das Stuck, meine Damen? Stück ist direkt hinreißend Der Mann sol te einen Orden dafür bekommen daß 55 Gefühl in, sogsnannren Publikum ^ißt der Verbrecher der „Ernst von Wildenbruch, H wartete Werner die Frage. Er n , . „ . absichtlich die Be ¬ tonung auf das „von . „Also von Wildknüruch! Habe ich mir gleich a dacht So was Patriotisches bringt ein Bürgerliche nicht fertia Bardon, wollte damit niemand zu nahe treten, ist «ur so 'ne kleine Ansicht von mir." Ma» kehrte auf die Plätze zurück. Als die Damen sich gesetzt hatten, sagte Werner leise zu Suse: „Ich N-cue mich, Six -inen unausgesprochenen Wunsch ""r °rfüllr haben. Sie sehen in der neuen Haar- tracht wunderschön aus. Wie Weich und goldig fallt Haar beute." . vernNt '^Zts es glücklich und zugleich auch ein wenig Werner die Veränderung an ihr be- "Et- s"Ote vorhin auch Herr Von Utzlar, ' er- widerte ftt verlegen und bedachte nicht, daß <>e in chrrr Z-reude über seine Aufmerksamkeit recht unge- chlckt antwortete Sie erschrak, als sie Werner bitter MEt antwortete. Sw erschrak, als sie lächelst sah- sie fand keinen Ws MNchkeit Wieder gut zu machen. Humoristischer Roman von Harr» AistÄ. 24j (Nachdruck verboten.) ,Koch ein kolossaler Kerl, der Dingsda, der Matti- 'üw," sagte Utzlar, als man im Foyer angekommen Kar. „Dress Figur und dis Stimme." „Damit hätte er Rekruten ausbilden sollen," be merkte Werner mit bitterem Spott. Als das Stück zu Ende war und die beiden Damen, Toktor Liebling und der unvermeidliche Utzlar auf den Theaterplatz traten, wehte ihnen ein heftiger, aber Wariner Wind entgegen. „O, Las gibt Tauwstter," rief Suse bedauernd. „Mit der schönen Eisbahn ist es bald vorbei." „Wäre jammerschade, Gnädigste," schnarrte Utzlar. „Möchte den Wettermann ohrfeigen. Was foll ich be ginnen, wenn ich Gnädigste nicht mehr als schneidige Künstlerin bewundern kann?" „Sie finden schon etwas anderes für Ihre Be wunderung, Herr von Utzlar," erwiderte Suse lächelnd. Dann wandte sie sich an Werner: „Warum kommen Sie nicht mehr auf die Eisbahn, Herr Doktor? Ich habe Sie lange nicht gesehen." „Haben Sie mich vermißt?" fragte Werner freudig überrascht. Sie hatte es also wenigstens bemerkt, daß er sticht mehr gekommen war. „Gewiß, Herr Doktor. Am Dienstag sah ich Sie am Ufer stehen, doch als ich auf Sie zufuhr, drehten Sie mir den Rücken und gingen in den Park." „Das hätten Sie getan?" fragte Werner glück lich „Ich habe Sie leider nicht kommen sehen." „Nun wird das Vergnügen bald zu Ende sein," meinte Suse seufzend „Wie schade. Kommen Sie moraen wenigstens. Wir wollen noch einmal Bogen zusammen versuchen." „Ich werde kommen," erwiderte Werner. Doch gleich darauf bereute er feine Zusage, denn Utzlar sagte: „Vergessen Sie aber nicht, Gnädigste, daß Sie zugesagt haben, mit mir den Walzer zu üben." Als Werner am nächsten Morgen erwachte, sah der Garten schwarz aus. Der Wind hatte den Schnee von den Bäumen geschüttelt, und auf den Wegen be gann er schnell zu schmelzen. Es war einer jener plötz- lcchen Wetterstürze eingetretcn, die in Mitteldeutsch land häufig sind. Trotzdem nahm Warner nach dem Mittagessen.seine Schlittschuhe und wollce sich entfernen. „Gehen Sie denn heute aufs MS?" fragte BeU« Eibenforst erstaunt. „Es taut doch." „O gehen Sie nicht, Herr Doktor, Sie werden brechen ein," bat die Keine Französin. „Das wür den mich sehr bedauern." „Ich Habs zugefagt und muß mein Wort halten," erklärte Werner. „Draußen im Freien wird es übri gens weniger frühjahrsmäßig aussehen. Ich denke, daß man heute noch laufen kann." „Bitte, bitte, lieber Herr Doktor, seien Sie ab« vorsrcktig. Ick haben große Angst, daß Ihnen könnte passieren was." „Ich werde sehr vorsichtig sein, Fräulein DeSm»»- lins," versprach Werner lächelnd, „und jeder Gefahr tapfer aus dem Wege gehen. Der schöne Palaisteich soll übrigens nur einen halben Meter tief sein. Ich aber habe einen Meter und achtzig Zentimeter." „Das ist es nicht, Herr Doktor, aber dis Berktit- tungen, die man sich kann holen, wenn man fällt hin ein unter dem Eis." „Ich werde nicht hineinfallen, Fräulein Desmou lins. Genügt es nicht, wenn ich das verspreche?" „O ja, es genügen, Herr Doktor. Sie sein eine Wort von eine Mann, non, ick wollte sagen, Sie sei» eins Mann von Wort. Gehen Sie, aber ick kommen nicht mit Sie. Ick werde für Ihnen beten." Als Werner an den Palaisteich kam, stand am Rande bereits Wasser, und das schmale Stück zwi- scksn der Schwaneninsel war durch Seile abgespsrrt. Doch auf dem großen, geschützt gelegenen Rundteil wurde noch flott gelaufen. Suse war bereits da und erspähte Werner schon von weitem. Sre kam eilends herbei und begrüßte den zögernd am Eingang Stehenden: „Kommen Sie, Herr Doktor, das Eis ist noch sehr schön. Zum Bogenlaufen sogar ausgezeichnet, weil man nicht so leicht rutscht." Gerhard und Siegfried, die einen schulfreien Nach mittag hatten, kamen hinter Suse her und winkten mit den bunten Mützen. „Kommen Sie herunter, Herr Doktor," rief Sieg fried übermütig. „Sie trägt es schon noch." i (Gchsu» s-M.s'j
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