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DRESDNER PHILHARMONIE Freitag, den 11. Mai 1973, 20.00 Uhr Sonnabend, den 12. Mai 1973, 20.00 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden 9. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Lothar Seyfarth Solistin: Dubravka Tomsic, Jugoslawien, Klavier PAUSE Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 44 Moderato Andante Allegro agitato Andante mosso Konzert für Klavier und Orchester D-Dur KV 537 (Krönungskonzert) Allegro Larghetto Allegretto Concerto grosso a-Moll op. 6 Nr. 4 Larghetto affettuoso Allegro Largo, e piano Allegro Georg Friedrich Händel 1685-1759 Sergej Prokofjew 1891-1953 Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIHIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII Artur Rubinstein sagte über seine Schülerin DUBRAVKA TOMSIC: „Ihre Begabung und Indi vidualität sind groß. Welche Leichtigkeit, welch schöne Tongebung. Sie ist eine vollkommene und wunderbare Pianistin,“ Die in Dubrovnik geborene Künstlerin begann ihre Studien im frühen Alter an der Musikakademie Ljubljana. 1952—1957 studierte sie an der Juiliard School in New York. Nach einem Soloabend in der New Yorker Carnegie Hall 1957 bot ihr Artur Rubinstein ein Weiterstudium bei sich an, das nachhaltigen Einfluß auf ihre künstlerische Ent wicklung gewann. 1967 gewann sie den 1. Preis für die beste Mozart-Interpretation während der Mozart-Tage in Brüssel. Dubravka Tomsic widmet sich neben ihrer umfangreichen Konzert tätigkeit an der Musikakademie in Ljubljana auch musikpädagogischen Aufgaben. Konzert reisen führten sie u. a. in die USA, CSSR, UdSSR, nach England, Holland, Italien, Belgien, Portugal, Österreich, Rumänien, Ungarn und in die DDR. ZUR EINFÜHRUNG Die zwölf Concerti grossi op. 6 von Georg Friedrich Händel entstanden in London und wurden 1739 vom Komponisten selbst veröffentlicht. Als typische Vertreter der Händelschen Instrumentalmusik zeichnen sich diese Werke durch eine gesteigerte Ausdruckskraft, inhaltliche Vertiefung und Viel falt der Formen aus. In der Melodiebildung nahm Händel Anregungen von Corelli und dem italienischen Gesangsstil auf und entwickelte diese weiter. Das Concerto grosso Nr. 4 a-Moll der nur für Streicher und Gene ralbaß komponierten Werkgruppe ist in seiner Grundstimmung herb. Im ersten Satz (Larghetto affettuoso) bleibt das gefühlvolle Thema der Solovioline Vorbe halten, alle anderen Instrumente haben durchweg Begleitfunktion. Der zweite Satz (Allegro) ist eine streng gebaute 4stimmige Fuge über ein Thema von geballter „Bewegungsenergie". Der dritte Satz (Largo, e piano) ist in Form eines imitatorischen Duettes überaus schlicht und einfach gestaltet. Das Concertino tritt hier nicht selbständig hervor. Im vierten Satz (Allegro) wird ein kapriziöses Thema durchgeführt, das Händel auch für eine Arie in seiner Oper „Imeneo" verwendete. Im April 1789 weilte Wolfgang Amadeus Mozart, über Prag aus Wien kommend und anschließend nach Leipzig und Berlin weiterreisend, für einige Tage in Dresden. Er traf am 12. April ein und nahm im „Hotel de Pologne" Quartier, wo er am nächsten Tag zusammen mit der ihm befreundeten Sängerin Josepha Duschek und einigen anderen Künstlern ein Privat-Konzert gab. Durch einen Freund des damaligen Hofkapelimeisters Johann Gottlieb Naumann in die Dresdner musikalischen Kreise eingeführt, kam Mozart auch mehrmals mit Oberkonsistorialrat Christian Gottfried Körner, dem Freund Schillers und Vater des Dichters Theodor Körner, zusammen und wurde bei einer Einladung von Körners Schwägerin Doris Stock gezeichnet (diese Dresdner Silberstiftzeichnung ist das letzte authentische Bildnis des Komponisten). Zu den musikalischen Erleb nissen Mozarts in der sächsischen Residenzstadt gehörten die Aufführung einer Messe von Naumann und ein Besuch der Oper, die er allerdings „wahrhaft elend" fand. Er selbst ließ sich außer dem erwähnten Konzert noch bei einem erfolgreichen Wettspiel mit dem Erfurter Organisten Johann Wilhelm Häßler in der Hofkirche sowie in weiteren Privatzirkeln hören; der Höhepunkt seines Dresdner Konzertierens fand jedoch am 14. April statt, als Mozart abends mit größtem Beifall bei einem Hofkonzert spielte, wofür er tags darauf 100 Dukaten in einer schönen Dose erhielt. Das Hauptwerk, das der Meister hier vortrug, war sein neues, 1788 entstandenes Klavierkonzert D-Dur KV 5 3 7, das bei dieser Gelegenheit ver mutlich überhaupt zum erstenmal erklungen ist, allerdings ohne Orchester begleitung. Diese Komposition, Mozarts vorletztes Klavierkonzert, erhielt später den Beinamen „Krönungskonzert", da der Komponist sie zusammen mit dem F-Dur-Konzert KV 459 am 15. Oktober 1790 anläßlich der Kaiserkrönung Leo pold II. in Frankfurt in einem Festkonzert gespielt hat. Das festlich glänzende und sehr effektvolle Werk zählt zu den bekanntesten Klavierkonzerten Mozarts und ist in den Ecksätzen besonders virtuos gearbeitet. In dieser Komposition erscheint die Klarheit und Reinheit der späten Sinfonik des Meisters auf die Gattung des Konzertes übertragen; sehr bemerkenswert sind hier die in Mozarts Konzertschaffen sonst seltenen polyphonen Bildungen und die zahlreichen wirkungsvollen harmonischen Überraschungen und Freiheiten. Auf den glanz vollen ersten Satz folgt ein verinnerlichtes, liedhaftes Larghetto von großem Ausdrucksreichtum — der schlichteste und zarteste aller langsamen Sätze aus Mozarts Klavierkonzerten. Im brillanten Finale werden Rondo- und Sonatenform