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Rabenauer Anzeiger : 30.05.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191805304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19180530
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19180530
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-05
- Tag 1918-05-30
-
Monat
1918-05
-
Jahr
1918
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Verlobung. Eine Skizze von Paul Bilse. (Nachdruck verboten.) Der Tymnasialdirektor Wegener gab ein großes Fest. All« Räume strahlten in-Tageshelle, und eine glänzende Gesellschaft wogte hin und her. Man war in der besten Stimmung; denn das Abendessen, das eben beendet war, war vorzüglich gewesen, und nun kam über alle die wohlgenährten Menschen die satte Zu nedenheit, die selbst unausstehliche Menschen erträglich macht. Der Gastgeber stand plaudernd und lächelnd mit einem alten Geheimrat in der Erkernische; er war sehr zufrieden, der Herr Direktor, denn seine Tochter Lilli war nun mit dem berühmten Arzt Dr. Friedrich verlobt, und dieser Mediziner war eine sogenannte gute Partie; zwar hatte er bereits die Vierzig nahezu erreicht, und Lilli war eben erst zwanzig gewerden, aber er hatte sich gut ge halten, sah jugendlich aus, und vor allem hatte er eine Praxis, die man aus Zwanzigtanssnd im Jahre schätzte, und das war dann für den Brautvater ausschlaggebend gewesen. Das junge Paar saß in zwei hohen Lehnsesseln und war natürlich Gegenstand der lebhaftesten Anteilnahme. Die Freundinnen der Braut umstanden kichernd und scherzend ihren Platz, und wenn auch die meisten die glückliche Braut heimlich beneideten, hier spielten sie Ko mödie und ergingen sich in endlosen Glückwünschen und liebenswürdigen Aufmerksamkeiten. Ganz einsam in der Ecke stand Berta, die ältere Schwester der Braut, una machte sich mit den Kaffeetassen am Büsetlschrank zu schassen. Sie hatte sich mit Absicht zurückgezogen, denn der ganze Trubel tat ibr weh, jedes laute fröhliche Auslachen traf jie wie ein Stich, und sie bedauerte nun von neuer», daß sie sich hatte überreden lassen, hierher zu kommen; wäre sie doch daheim ge blieben in ihrer kleinen Häuslichkeit, fern von dieser lauten Fröhlichkeit, dabeim in ihren, stillen Schulstübchen b«i ihren kleinen Schülerinnen, die sie wie eine Mutter liebten, und bei Lenen ihr eigenster Wirkungskreis war. Was sollte sie hier unter den fröhlichen Menschen, sie, die einsame alte Jungfer, die doch schon längst sich in ihr Schicksal ergeben hatte? Was für eine lächerliche Rolle spielte sie hier — ach, hätte sie das doch früher bedachtl Und plötzlich geschah das, wovor sie am meisten ge zittert hatte während des ganzen Abends. Der alte Onkel Ludwig kam heran zu ihr, lärmte sie mit seinem wein roten Gesicht an und ries laut lachend : „Ra, Bertchen, jetzt bist du aber dran! Wenn du dich jetzt nicht bald ranmachst, dann kommst du wahrhaftig noch auf den Backofen l" Zitternd und bebend, mit bleichem Gesicht, stand sie da und sah den Onkel entse:zt an. sie hätte umsinken können, aber sie biß die Zähne zusammen und lächelte, indem sie antwortete: „Ach, Onlelchen, daran denke ich doch längst nicht mehr." In diesem Augenblick trat eine alte Tante zu ihnen, die knüpfte an die lei ten Worte an, wandte sich zu dem Onkel und sagte: „Ich weiß auch gar nicht, was du willst. Weshalb soll denn Berta heiraten? Sie hat sich durch ihre Schule doch eine gute Ensienz gegründet." Onkel Ludwig aber erwiderte lachend: „Um so besser, dann kann sie ja warten, bis der Liechte kommt, aber das Heiraten gibt man deshalb mit dreiunddreißig Jahren noch nicht auf, da kenne ich die Welt nun doch besser." Lachend ging er weiter. Und die gute Tante sah, daß die Heiterkeit ihrer Nichte nur erzwungen war, und deshalb sagte sie nun voll Mitleid: „Tu darfst ihm das nicht übelnehmen, liebe Berta; wenn Männer etwas getrunken haben, dann find sie immer ein bißchen frei in ihren Redensarten. Aber so unrecht hatte er wirklich nicht, du solltest nicht alle Anträge abweisen." Dem jungen Mädchen stieß die Helle Röte ins Ge sicht. Sie wußte nicht, wem sie mehr zürnen sollte, dem Onkel oder dieser Tante. Eine heimliche Wut überkam sie. Ach, worum muhte sie dies alles über sich ergehen lassen l „Da ist doch Doktor Heinze," sprach die Tante emsig weiter, „soviel ich weiß, interessiert er sich doch sehr für dich, na, wie wür's denn mir dem?" „Aber, Tante, ich bitte dich!" Sie war dem Weinen nahe, und nur mit Gewalt zwang sie sich zur Ruh«. »Nun ja, liebes Kind, ich meinte ja auch nur so, laß nur sein, du wirst ja selbst wissen, was dir am besten ist." Und sie streichelte ihr über das seidenweiche braune Haar. Berta aber ging eiligen Schrittes in ein entlegenes Nebenzimmer, wo man sie nicht suchen konnte, und dort warf sie sich auf den Diwan und schluchzte laut und bitterlich. Nach einem Weilchen trat der Bater in das kleine Gemach. „Aber, Berta," ries er erschrocken, „Mädchen, was hast du denn?" Sofort war sie wieder auf, nahm sich zusammen und antwortete mit zitternder Stimme: „Ach, es ist schon vor über, Vater." „Aber wenn dich jemand hier gefunden hätte, liebe Berta — die einzige Schwerer der Braut in Tränen auf gelöst — was hätie das für Stoff zu einem Klatsch ge geben!" sagte der Direktor mit leisem Vorwurf. Berta nickte nur. „Lu hast recht, Water, ich war sehr unvorsichtig, aber nun ist es ja auch vorbei." Und wieder wappnete sie sich mit Stärke und Geduld, auf daß sie nun auch dies noch ertragen konnte. Sie war ja seit dem Tode der Mutter daran gewohnt, daß der Bater sie so behandelte; ihm war ja die Lilli das Goldkind, sein alles. »Ja so," sagte der Vater, „deshalb kam ich ja her, — man vermißt dich drinnen, Berta; bitte komm zurück zu den Gästen!" „Ich komme sofort, Vater, nur ein wenig will ich meinen Anzug ordnen." Als sie in das Ankleidezimmer trat, fand sie die jüngere Schwester vor, die sie erstaunt ansah. „Du hast ja geweint, Berta, was fehlt dir denn?" „Nichts, Lilli, es ist schon vorüber," und mit einem um Schonung bittenden Blick sah sie die glückstrahlende Braut an. Aber Lilli merkte nichts davon. Mit jugendlicher Glut umfaßte sie die ältere Schwester und ries: „Ach, Berta, ich bin ja so unaussprechlich glücklich, daß ich gar keinen Ausdruck dafür finden kann i" Und wieder durchzuckte Berta der Stich, den sie schon wiederholt heute gefühlt hatte, aber auch jetzt noch blieb sie ruhig und gefaßt und sagte: „Ich wiinjche dir von Herzen alles Gute, liebe Licki!" Als sie dann zurück wollte zu den Gästen, trat ihr im Vorraum der Bräutigam entgegen. „Endlich, Fräulein Berta, rre e ich Sie einmal allein I" Sie biieb stehe»; wie erstarrt blickte sie ihn an, wort los und zitternd; jetzt kam das Schwerste noch. „Sie haben mir j de Ausspra he unmöglich gemacht, nicht ein mal meine Briefe haben Sie angenommen, und ich mußte mich Ihnen erklären, mich rechtfertigen vor Ihnen, Fräu lein Berta." Mit tonloser Stimme antwortete sie: „Es bedarf dessen nicht mehr, Herr Doktor; was ehemals geschehen ist, habe ich längst vergessen, Sie brauchen sich nicht mehr zu entschuldigen." „Und dennoch bitte ich Sie, Fräulein Berta, hören Sie mich an, eine Minute nur, damit ich Ihnen sagen kann, daß ich damals, vor zehn Jahren, mein Wort nicht halten konnte, nicht durste! Bitter lächelnd sah sie ihn an. „Jawohl, Fräulein Berta, nicht durfte I Denn damals war ich ein junger Arzt, obne Mittel, ohne Praxis, ohne alles, und ich durste damals nicht Ihr junges Leben an mich fesseln, ich mußte allein im Kampf des Lebens da stehen, ich mußte siegen oder untergehen." „Nun, Herr Doktor", sagte sie ganz ruhig, „Sie haben ja auch gesiegt, denn soviel ich höre, sind Sie jetzt ein berühmter und gesuchter Arzt geworden." Er nickte und sprach weiter: „Nach rastlosen Kämp fen bin ich es geworden, ja, aber was dazwischen lag, davon haben Sie keine Ahnung; ich habe gehungert und gedarbt, um mein Ziel zu cireichen, und das hätte ich nie getonnt, wenn ich damals mein Ihnen gegebenes Wort gehalten hätte. Ich weiß, daß Sie mich einen Selbstsüchtigen schelten, ich weiß, das; Sie mich verachten werden, und dennoch, Fräulein Verla, ich konnte nicht anders handeln, wenn ich vor mir sechst begehen wollte." Sie erwiderte nichts daraus, nachdenkend sah sie in die Kaminglut. Und da plötzlich fiel ihm auf, wie alt sie in diesen Jahren geworden war, und wie vergrämt sie aussah. Das ließ sein Mitleid aufieben, und er dachte nun an die Zeit, da er ihr seine Liebe gestanden hatte. ^Zehn Jahre lagen dazwischen. Er hatte die Welt gesehen, das Leben kennengelernt und cingesehen, daß er sich damals geirrt, daß er ein sliichüges Interesse für Liebe gehalten hatte. Und daun hatte er sie vergessen, bis zu dem Tage, da er ihre jugendschone jüngere Schwester kennengelernt hatte. Das war dann die echte und rechte Liebe ge wesen, die ihn ge ackt und gefesselt hielt, bis er den goldenen Neis sich erobert hatte. »Und nun, Fränkin ntn " dal er, „-.kirnen Sie mir Nicht mehr r iche» St- mir oi- Hand üna i..jj-n Sie uns Freunde Meiden trag »...dem!" Und sie reichte ihm die Hand, die er leicht mit einem Kuß netzte; dann, ohne ein Wort, ging sie von ihm. Nun aber ertrug sie es nicht mehr länger hier drinnen, hinaus nur fort! Als sie wieder allein war, starrte sie sinnend vor sich hin und dachte voll Bitterkeit: „Und ich habe ihn einst so heiß geliebt, daß ich mit ihm gedarbt und ge- hungert hätte, wenn ich sein Weib geworden wäre! Doch nicht lange konnte sie fortbleiben. Ihre Pflicht rief sie ja zurück in die Gesellschaft. Und so nahm sie Nestchen Kraft zusammen, ging zurück in die Gesellschaft und zeigte allen ein heitere» Gesicht und war jedem Scherz zugänglich, während ihr vor Weh fast da» Herz brach ... ' Kleine Nachrichten. Im Sperrgebiet versenkten unsere Unterseeboote wiederum 43 000 Tonnen. Der Eisenbahnverkehr von Deutschland über hollän disches Gebiet nach Belgien wird am 3. Juni wieder ausgenommen werden. Eine Vorlage der mexikanischen Regierung an das Parlament verlangt die militärische Ausbildung der Acht zehn- bis Sechsunddreißigjährigen. Generaloberst v. Kessel, der Oberbefehlshaber in den Marken und Generaladjutant des Kaisers, ist nach einem Schlaganfall gestorben. Der finnische Verfassungsausschuß hat sich in seiner Mehrheit für die Einführung der Monarchie in Finn land erklärt. Der Raumgewinn in der Schlacht am Chemin des Dames betrug am Abend des ersten Tages bereits über l 2 Kilometer. In Kiew wurden der griechische Wahlkonsul Griorgi und der griechische Wahlvizekonsul Wassiliadi wegen Spionageverdachtes verhaftet. Die gesamten Ankäufe in der Ukraine und der Ab transport nach Deutschland sind nunmehr in die Hände ukrainischer und deutscher Behörden gelegt worden. Der Tschechenführer Dr. Kramarsch ist infolge der letzten Ereignisse polizeilich auf unbestimmte Zeit aus Prag ausgewiesen worden. Der Kaiser hat der Kaiserin vom Schlachtfelde süd lich von Laon in einem Telegramm über den Erfolg am Chemin des Dames berichtet. Der deutsche Angriff am Chemin des Dames ist in dauerndem Fortschreiten, die Gefangenenzahlen wachsen beständig. W FWkl NW dringend Heu, Hnser «nd StW Landwirte Heist dm Hem! psrsvn- Uck bri-kUrk. vor k«t»ntln»«iUsur Synä. U. Kock» ist »uck jetrt stiinäis Leit 1901 bsUsnnt u. «mpkokisn. Vrssäon-L., LcUoLstrsL« 2. Sensenwürfe. ^^Ninge Schützer, Wetzsteine, Streich- schalen zu haben bei Nenmsnn Li8lse. MeitmnM werden angenommen. „Emaillierhütte", Deuben. Oarasitol, bestes Vertilgungsmittel für Blut- laus, Raupen und dergl.,. zu haben bei MMWk Sommer-Ausgabe, sind zu haben bei IVIax /inüsrg. fMM W«. ?ÄPP8it2S billigst bei Hermann Eisler. Msena^Me a Psd. 80 Pfg. empfiehlt kkotenkLner. Eine AOMg, zuverlässig und ehrlich, wird für sofort bei gutem Lohn gesucht. Frau Mosche, Villa „Waldfrieden". «U WMMM für Zivil sofort gesucht. L 8oim^0subkn. M IMWu liefert in sauberer Ausführung Hermann Marbeck. (Stuhlbauer bevorzugt) werden für dauernde Ar beit gefucht. vnkZäkn-Ukbigau, DM« WMMMM! 35- 120 Millimeter stark, verksutt Wenrv! ttuni, kieukaussn, Pez. Dresden Mph. 16). KöniH Albsei-flöhs, ^absnau. 8. R» MU-N1M das kleinste Karussell der Welt, mit Pferden, Schweinchen, Zebras und Fliegern, ist Sonnabend, Sonntag u. 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