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WabenauerAnzeiger ZeM UHmM, Wrskrs, SA Sbmwckrs, O. Amtsblatt für den Stadttat zu Rabenau. Erscheint Montag, Mittwoch und Freitag nachmittags. Abonnementsprets 1,^0 Mark vierteljährlich. — Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 15 Pfg., für auswärtige Inserenten 20 Pfg., Reklamen 30 Pfg., im amtlichen Teil 35 Pfg., tabellarischer Satz entsprechend höher. Jeder Anspruch auf Rabatt erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. — Für Fehler in telephonisch ausgegebenen Inseraten übernehmen wir keine Verantwortung. Redaktion, Druck und Verlag von Hermann Mardeck in Rabenau. Rmm KZ. Amt D-Ud«» -IM NMMlW, de» 30. Mi 1018. Avt«r ZI MlWg. Amtlicher Teil. Wohnungszählung betr. Am 30. Mai 1918 hat zufolge Verordnung des Bundesrats eine Wohnungszählung statizufinden. Die Zählung erstreckt sich auf jedes Grundstück, das mindestens eine bewohnte oder unbewohnte Wohnung enthält. Die Hausbesitzer bez. deren Stellvertreter erhalten zu diesem Zwecke Grundstückslisten zugestellt, die entsprechend der auf der Vorderseite aufgedruckten Anleitung auszu füllen und am 1. Juni 1918 zur Abholung bereitzuhalten sind. Den mit der Zählung Beauftragten ist auf Erfordern zur Vervollständigung der Grundstückslisten jede ge wünschte Auskunft zu erteilen. Rabenau, am 29. Mai 1918. Der Bürgermeister. Viehzählung vetr. Die Viehbesitzer der hiesigen Stadtgemeinde werden darauf hingewiesen, daß am 1. Juni dieses Jahres eine Zählung der Pferde, Maultiere, Esel, Rinder, Schafe, Ziegen, Kaninchen und des Federviehs erfolgt. Es wird gebeten, den mit der Zählung Beauftragten durch bereitwillige Erteilung der nötigen Auskünfte die Ausführung der Zählung erleichtern zu wollen. Rabenau, am 28. Mai 1918. Der Bürgermeister. von den KrikgslchanpllilM. (Amtlich) Großes Hauptquartier, 27. Mai 1918. Westlicher Kriegsschauplatz Südwestlich von Meteren wurden bei erfolgreicher Unternehmung Engländer gefangen. Die Artillerietätigkeit lebte an den Kampffronten erst in den Nachmittagsstunden auf. Die feindliche Ar tillerie war vor allem im Kemmel-Gebiet, auf dem Nord- ufer der Lys, zwischen Arras und Albert und auf dem Westufer der Avre tätig. Die Erkundungstätigkeit blieb rege. * Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues. (Amtlich) Großes Hauptquartier, 28. Mai, 1918. Westlicher Kriegsschauplatz. Am Kemmel und an der Lys, auf dem "Schlacht felds zu beiden Seiten der Somme und an der Avre haben sich die Artilleriekämpfe gestern morgen verschärft. Zwischen Voormezeele und Loker stießen wir lnM^ französischen Linien vor und brachten mehr als 300 Ge fangene ein. Der Angriff des Deutschen Kronprinzen südlich von Laon führte zu vollem Erfolge. Die dort stehenden fran zösischen und englischen Divisionen wurden^ vollständig geschlagen. Die Armee des Generals v. Boehn hat den Chemin des Dames erstürmt. Der langgestreckte Berg rücken, an dem der große Durchbruchsversuch der Fran zosen im Frühjahr 1917 zerschellte und den wir aus strategischen Gründen im Herbste vorigen Jahres räumten, ist wieder in unserer Hand. Nach O^^Aer Artillerievorbereitung erzwang un sere unvergerchuche Infanterie im Morgengrauen zwischen Vauxaillon und Craonne den Übergang über .die Ailette und drang weiter östlich zwischen Corbeny und der Aisne in die englischen Limen ein Völlig überrascht, leistete die Besatzung der ersten englischen Linien meist nur ge ringen Widerstand. Schon m den frühen Morgenstunden waren Pinon, Chavignon, Fort Malmaison, Courtecon, der Winterberg und Craonne, der Viller-Berg und die ausgebauten Werke bei und nördlich von Berry au Bac erstürmt. Gegen Mittag war unter steten Kämpfen zwischen Dailly und Berry au Bac die Aisne erreicht. Vaihy wurde,genommen. Das Trichterfeld der vorjährigen Frühjahrs- und Herbstkämpfe war in unaufhaltsamem Angriffsdrange überwunden. Am Nachmittage ging der Angriff weiter. Zwischen Vauxaillon und Vailly stehen wir auf den Höhen bei Neuville, Laffaux und nördlich von Conde. Zwischen Vailly und Berry au Bac haben wir die Aisne über schritten und den Kampf in das seit 1914 vom Kriege unberührt gebliebene Gebiet hineingetragen. Von den befestigten Waldhöhen auf dem Südufer des Flusses wurde der Feind erneut geworfen. Wir haben zwischen Vailly und Beaurieux die Höhen hart nördlich der Vesle erreicht. Die Armee des Generals v. Below (Fritz) warf den Feind aus seinen starken Stellungen zwischen Sapigneul und Brimont über den Aisne-Marne-Kanal zurück und erstürmte auf dem Westufer des Kanals die Orte Cor- micy, Canroy und Louvre. Bisher wurden 15 000 Gefangene gemeldet. Zwischen Maas und Mosel und an der lothringi schen Front lebte die Gefechtstätigkeit auf. Vorstöße in die feindlichen Linien brachten mehr als 150 Gefangene französischer und amerikanischer Regimenter ein. kokales imd MchMcs. Rabenau, 29. Mai 1918. * Die immerwährende Dämmerung nimmt jetzt ihren Anfang. Sie währt bis 23. Juli, an welchem Tage die Sonne in das Zeichen des Löwen tritt. Wäh rend dieser Zeit wird es am nördlichen Himmel selbst um Mitternacht nicht ganz dunkel, vielmehr bleibt es die ganze Nacht hindurch so hell, daß man meint, die Sonne müsse bald ausgehen. Diese Periode ist die schönste des ganzen Jahres. * Am 26. Mai 1918 ist eine neue Bekanntmachung, betreffend Beschlagnahme und Vorratserhebungen von Gummibereifungen für Kraftfahrzeuge jeder Art, erschienen. Durch die neue Bekanntmachung werden sämtliche Gummibereifungen (Decken, Schläuche, Vollreifen) für Kraftfahrzeuge jeder Art (Kraftwagen, Krafträder) be schlagnahmt, gleichgiltig, ob sic sich am Wagen (auch an zugelassenen) befinden oder nicht. Der Wortlaut der Bekanntmachung ist bei den Polizeibehörden einzusehen. * Der Ablieferungszwang für Eier ist — gesetzlich zulässig. Durch die Presse ist in diesen Tagen der Be richt über ein Urteil der Strafkammer des Landgerichts Koblenz gegangen, das den Standpunkt vertreten hat, daß nach § 9 Absatz 2 der Bundesratsverordnung vom 12. August 1916 die Reichseierstelle von den Hühner haltern die Ablieferung einer bestimmten Anzahl Eier nicht verlangen könne. Durch diesen Bericht ist vielfach Beunruhigung in weite Volkskreise getragen worden, die jedoch jeglicher Grundlage entbehrt. Das angezogene Urteil ist ein Fehlspruch, es hat vollständig übersehen, daß 8 9 Absatz 2 durch die Zusatzverordnung vom 24. April 1917 aufgehoben worden ist. Diese Verordnung beseitigt die bisher den Eierselbstversorgern zugestandene Vergün stigung, der Verkehrs- und Verbrauchsregelung nicht unterworfen zu sein, ausdrücklich. Das Urteil wird mit Erfolg angefochten werden. * Ende dieses Monats werden durch militärische Beitreibungskommissionen alle Betriebe nachgeprüft auf noch nicht abgelieferte Getreidemengen. Belassen werden nur 2,2 Pfund Hafer pro Tag und Pferd (2 Ztr. pro Pferd vom 15. Mai bis zur neuen Ernte) und das zu stehende Getreide für die Vrotselbstversorger; alles andere Getreide wird von diesen Kommissionen meggenommen. Es liegt deshalb im Interesse eines jeden Besitzers, alle diese hauptsächlich von der Saat noch übrig gebliebenen restlichen Mengen sofort noch durch den nächsten Kom missionär abzuliefern, umsomehr, als dafür noch der frühere (Februar) Höchstpreis bezahlt wird. * Lokal-Erfindungsschau. Mitgeteilt vom Patent büro Krueger, Dresden-A. Auskünfte an die Leser kostenlos. Alfred Schötz, Wurgwitz: Hohlstopfen aus Holz (Gm.). — Paul Haupt, Possendors: Holzschuhabsatz mit Sperrung (Gm.). — Fa. Friedrich Müller, Pot- schappel: Abhebevorrichtung für das Transporttuch und Beschwerwalzensystem an Wellpappe-Beklebemaschinen (Gm.). * Eine trübe Botschaft für Raucher bildet die durch die Zeitungen gehende Mitteilung, daß die deut schen Tabakoorräte im November aufgebraucht sein werden. Eoßmaunsdorf. Das Musikkorps der Großen hainer Flieger, das kürzlich mit einem beifällig aufge nommenen Konzert sich hier gut einführte, wartet am nächsten Sonntag wieder mit einem Konzert auf. Die Spielsolge ist wieder eine sehr gewählte, so daß auch diesmal ein zahlreicher Besuch zu empfehlen ist. Dresden. Der Heuschnitt hat bereits in unserer Gegend begonnen. Auf den sogenannten Waldschlößchen- wiesen, in der Nähe der Saloppe, ist man seit einigen Tagen mit dem ersten Heuschnitt beschäftigt. Dresden. Beim Klettern in der Nähe von Rathen ist der 18jährige Schlossergehilfe Max Geißler aus Dres den-Löbtau abgestürzt und hat einen schweren Schädel bruch erlitten. Beim Transport nach Dresden ist er seinen Verletzungen erlegen. Freiberg. Auf Bahnhof Freiberg wurde Bäcker meister Keil aus Hindenburg (Oberschlesien) verhaftet, als er falsch deklarierte Frachtbriefe einlösen wollte. Es wurden ihm 180000 Mark abgenommen und beschlag nahmt. Keil, dessen Geschäft vor N/, Jahren wegen Kriegswucher geschlossen wurde, staE schon lange in Verdacht großer Lebensmittelfchiebungen, bei denen ihm namentlich Mehl und Zucker große Summen brachten. Leipzig. Hier brachte die Abgabe von Männer anzügen am ersten Tage 115 Anzüge. (In Berlin wur den am ersten Tage nur 80 Anzüge abgeliefert.) Ins gesamt soll Leipzig bis 30. Juni 10000 Anzüge auf bringen. Oschatz. Ein kleiner Kriminalroman hat sich dieser Tage auf einem benachbarten Dorfe abgespielt. Kommt da zu einer Gutsbesitzersfrau ein Sergeant und bringt ihr Grüße von ihrem Manne im Felde, der in seiner Kompagnie stehe. Im Lause des Gesprächs stellt der Sergeant die Allerweltsfrage, wie es für Geld und gute Worte mit einem Stückchen Butter stehe. Natürlich be kam er eins. Anderntags erscheint der Kriegsmann aber mals in Gesellschaft eines Zivilisten. Dieser stellt sich als Kriminalkommissar vor, zeigt drohend ans den mitge brachten Zeugen und Anstifter und verlangt Einzelheiten über das strafwürdige Buttergeschäft zu wissen. Die Frau klagt und barmt, endlich fühlte der Herr Kriminal kommissar aber doch ein menschliches Rühren. Er wollte die Sache einstweilen in der Schwebe lassen, aber die Frau müsse Kaution stellen. Da nur 300 M. im Hause waren, gab sich der Gestrenge mit 250 M. zufrieden und zog in Begleitung des tiefbetrübten Sergeanten seines Weges. Die beiden waren ein Schwindlerpaar, das sich in die Hände gearbeitet hatte. Der Gendarmerie ist es inzwischen gelungen, beide zu verhaften. Plauen. Ein Arbeiter in Pechtelgriin hatte einem Gutsbesitzer einen Dackel weggefangen und geschlachtet. Er erhielt drei Monate Gefängnis. Plauen i. V. Vor der Zivilkammer des hiesigen Landgerichts begann der Prozeß des Theaterdirektors Erler gegen elf ehemalige Mitglieder des hiesigen Stadt theaters auf Unterlassung verschiedener in einer Broschüre und einem Offenen Briefe enthaltenen Behauptungen. Der Prozeß, für den etwa 280 Zeugen benannt sind, dürfte sehr langwierig und kostspielig werden. Die Zeugen sind über ganz Deutschland zerstreut. Leipzig. Das Landgericht verurteilte fünf Bahn- angestellte wegen Beraubung von Güterwagen aus dem preußischen Güterbahnhof in Wahren bei Leipzig zu 5 bis 8 Monaten Gefängnis. Es handelte sich um 6 Zentner Butter, eine größere, nicht mehr'.zu bestimmende Menge Fleisch, 25 Dosen kondensierte Milch und meh rere tausend Zigarren und Zigaretten. Wegen Hehlerei wurden fünf Angestellte zu mehreren Wochen Gefängnis verurteilt. Leipzig. Eine Kaufmannsehefrau in Leipzig hatte eine große Zahl ihrer Aluminiumgeschirre nicht bei der Bestandsaufnahme angegeben und auch nicht abgeliefert. Wegen Verstoßes gegen die in Frage kommenden Kriegs maßnahmen wurde sie zu einer Geldstrafe von 800 Mk. verurteilt. Bautzen. Ein Denkmal für die im Bautzener Ge fangenenlager gestorbenen russischen Kriegsgefangenen wurde hier eingeweiht. Die Feier wurde in griechisch- katholischem Ritus und russischer Sprache vollzogen. Das aus Kunststein gefertigte Denkmal, au dem jahrelang (?) gearbeitet worden ist, trägt im oberen Teile die Inschrift: Eure Gebeine sind das Fundament der Befreiung, der Erneuerung und des ewigen Friedens für unsere Völker.