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Die ewigen Sterne. Von A. Hottn e-l. (Nachdruck verboten.) Jeden Nachmittag führte Schwester Margarete die Genesenden ans dein Sch tat in den großen Garden. Sie worauf der Augenklinik befnnftigt, und mit diesen Kranken hieß es besonders viel Geduld haben, viel Verständnis und viel Sorgfalt. Da waren manche, denen der Arzt wohl für die Zukunft das Aug mlicht gereitet hatte, weiche aber jetzt noch die starken Binden tragen mußten; andere, die sich allmählich gewöhnen lernten, daß man auch mit nur einem Auge noch unzählige Schönheitcn der Erde sehen kann; viele, welche schmerzhafte Kuren mitmachen mußten, noch in bangem Zweifel, ob sie auch zum Ziele führen würden; einige, die durch ein Leiden in den Augen so überreizt waren, daß man sich kaum geiraute, sie anzu- sprecken; und endlich eine Gruppe, die sehr still war, sehr geduldig, sehr schweigsam: die völlig Elblindeten. Schwester Margarete hatte sie alle zu ihren Plätzen geführt. Die glänzende Frühlingssonne tat ihnen wohl, auch wenn sie dieselbe nicht sahen sondern nur fühlten. Nun ging die Pflegerin noch einmal zurück in den Pavillon und holte einen Letzten. „Herr Professor," sagte sie, und ganz unwillkürlich dämpfte sie ihre Helle, frische stimme, „heute ist Ihr erster Ausgang I Natürlich nicht weit. Aber bis zur Bank im Fliederbusch kommen Sie schon." Sein scharfes, blasses Gesicht wendete sich ihr zu. Die breite, schwarze Binde lag über beiden Augen, und doch schien es ihr, als könne er sie sehen. Fast gedankenlos drehte sie den Kopf ein wenig nach der anderen Seite. „Es ist gut, daß ich hier so wohlbekannt bin", sagte Professor Marold müde. „Ich ging diese Wege ja so oft mit sehenden Augen. Und wenn man dann nicht sieht," — er stockte sekundenlang — „so — so ist es doch weit leichter, sich zurechtzufinden," vollendete er schließlich. Die Schwester war, wie ermüdet, in sich zusammen gesunken. Jetzt gab sie sich einen scharfen Ruck. „Fühlen Sie die Sonne?" fragte jie nblenlend. „Und den Lenzwind, der von den Bergen herübcrstreicht? Und hören Sie die Vögel singen? Eine ganze Symphonie schmettern die heraus!" Er wandte das Antlitz nach aufwärts, als prüfe er etwas. „Nicht mehr lange, Schwester Margarete! Die Sonne steht schon tief. Es ist heute später geworden ... Und die Vögel werden bald ihr Abendlied anstimmen." Sie hatten die Bank erreicht, und er setzte sich. Etwas Tiefmüdes, Lässiges lag über seinen Bewegungen. Eine dumpfe Ergebenheit, die scharf abftach gegen die Energie, welche die Natur in seine Züge gelegt hatte. Die Pflegerin stand still neben ihm. Noch hielt er ihre schmale Hand, aber allmählich lösten sich seine Finger, und sein Arm fiel schlaff nieder. „Schwester Margarete," sagte er leise, „wie hießen Sie einst in der Welt? Sie tragen ja kein Nonnenkleid. Sie haben draußen gelebt —" Sie wollte etwas entgegnen, aber das Wort blieb ihr in der Kehle. In ihren dunklen Augen standen plötzlich schwere Tropfen. Die liefen unbeachtet über ihre Wangen und fielen nieder auf die mageren Männerhände. „Tränen?" fragte er kopfschüttelnd. „Kind —welches Leid kann Sie weinen machen? Ich kann Sie ja nicht sehen. Aber ich denke Sie mir so hell, so licht, so voll r>rende. Ihre Stimme macht eine längstvergangeue Zeit lebendig. Eine Zeit voll brausender Lebenslust, voll heißer Wunsche. Damals kannte ich eine, die redete wie Sie. Aber sie hieß nicht Margarete, scndern Beate —" „Beate Volkner", sagte die Pflegerin hastig, als könne das Wort sie noch reuen. Der Mann fuhr empor. Etwas Hartes kam in seine Züge. „Und das — das sind Sie?" „Ja." Sie hatte sich rasch unigewandt und schritt davon, dem Hause zu, als fliehe sie vor einer starken Gewalt. Und der Mann stand und lauschte den Schritten nach, welche sich immer weiter entfernten. Als sie endlich ganz verhallt waren, sank er, wie überwältigt von einem großen, inneren Erleben, zurück. Zum erstenmal seit vielen Monaten dachte er wieder an eine Zeit zurück, mit der er meinte völlig abgeschlossen zu haben. An jene Zeit vor fast fünf Jahren, da Beate Volkner in seinen Gesichtskreis trat. Er lehrte damals Musikgeschichte am Konservatorium und noch andere musikalische Fächer. Besonders Kompositionslehre. Und das schöne, feine Mädchen war eine seiner aUergeleyrigsten Schülerinnen ... Sonderbar! Wie ihm jetzt plötzlich alles wieder ein fiel l Ihr Zusammenarbeiten, seine tEje Freude an ihrem schnellen Erfassen, an iorer künstlerischen Eigenart. Sie erriet jeden seiner Gedanken schon, fast ehe er ihn aus sprach — . d?"" erfaßte ihn, den damals schau Fünfund ¬ dreißigjährigen, jäh diese schwere, tiefe Liebe für das Mädchen. Eine Liebe, wie er sie noch nie gekannt hatte. Die ihn erfüllte und zu immer höherem Schaffen trieb. Beate Volkner riß ihn fort, einen Sonnenberg hinan. Den Höhen des Lebens zu. Nie hatte er Besseres geschaffen. Damals entstand seine große Symphonie. Damals erklomm er den Gipfel seines Ehrgeizes. Am selben Abend schrieb er ihr. Und seltsain klai wurde es ihm während des Schreibens, daß er eigen ich leine leiseste Ahnung davon hatte, ob auch sie ihn stelle. In ihm lebte nur die feste Ueberzeugung, daß eine so große Leidenschaft wie die seine nicht unerwidert blcioen könne. Ihre Antwort kam. Offene, klare Worte. Eine stille Bitte : Verzeihe mir! Ein sanftes : Nein. Sie sagte auch, warum sie verneinte. Weil da in ihrem Herzen längst ein anderer herrschte. Sein bester Schüler. Ein junger Sänger. Ein Mensch voll Iugend- schönheit, Kraft, Siegesgewißheit — Lothar Marold senkte den Kopf. Vorbei! Alles längst vorbei! Schmerzen, die man nie überwand. Träume, die man nie wieder träumte! Sowie das ganze srühere Leben ja nichts anderes war als ein Traum! Traum seine Wünsche, Pläne, Erfolge! Traum sein Ehrgeiz — Alles hinweggefegt von diesem Krieg, dem er sich jauchzend in die Arme geworfen hatte. Der Krieg schien ihm Erlösung. Uebertäubung alten Wehs, Vernichtung jeder letzten Weichheit. Ein neuer, starker Lebsnsdrang packte ihn und riß ihn vorwärts. Bis das Ende kam. Für ihn das Ende von allem. Bis ihn das Geschoß traf. Und bis er, nach einer Zett unsäglichen Bangens und furchbarster Schmerzen, sein Urteil hörte, sehr schonend, aus dem Munde eines ihm längst befreundeten Arztes: Beide Augen — Nein! Nicht ausdenken! Nicht in klare Gedanken fassen, was sich nicht fassen ließ! Und was man ja auch gar nicht denken mußte, denn es stand ja längst fest ihn ihm: Derartiges durchlebt man nichtl Auch das träumt man nur. Und einmal, im ersten freien Augen blick, macht man dem Traum rasch ein Ende! (Schluß folgt.) Kleine Nachrichten. Im Sperrgebiet um England versenkten unsere Unterseeboote wiederum 28 000 Tonnen. Im Hauptausschuß des Reichstags wurde ein Tele gramm des Botschafters v. Mumm verlesen, nach dem das neue ukrainische Kabinett den engsten Anschluß an Deutschland wünscht. Nach Züricher Zeitungen finden hinter der englisch, französischen Front Um- und Neugruppierungen zwecks Vorbereitung neuer Angriffe statt. In Berlin rechnet man in nächster Zeit mit einer Intervention Japans im fernen Osten. Die Operationen zur Reinigung Finnlands schreiten nach den Berichten des finnischen Hauptquartiers erfolg- reich fort ; Frederikshamn ist genommen. WIM« auch halbe tageweise per sofort gesucht. Iulias Lalliuiok, Hainsberg. MtUNg! Kirschbaumbesitzer u. Pächter können viel Geld verdienen, wenn sie sich heute schon mit mir zwecks Sammeln von grünem und ge fallenen Kirschlaub in Verbindung setzen. kivksnil VIuuRK HuvkG., Tabakfabrik, Döbeln i. Sou kurniemtre kür8tükl6 empfiehlt a 1,60 U. W L Lpple, Stuttgart, kmn8burZ8tra88e 9. Sparkasse Hainsberg. Im dasigen Gemeindeamt ge öffnet: Montags, Mittwochs und Freitags nachm. von 2 — 6 Uhr. Verzinsung der Einlagen mit 3^/r°/o täglich. Einlagen werden streng geheim gehalten. in großer Auswahl empfiehlt Fritz Pfotenhauer. 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Hu morcske. 10. 0«^ VVnKSngniuvuIIv »ul Humoreske. HWWW Wer Vom Buchroman „Hausmanns Kinder" liegt nunmehr Heft l—l 6 nebst Einbanddecke vor und ist der Roman im Ganzen für 2,40 Mark von un serer Geschäftsstelle und durch unsere Boten zu be ziehen. M ÄlÄW« liefert in sauberer Ausführung Hermann Mardeck. ffür äie uns SN unserem Uochreitstage in über aus reichens Nalle erwiesenen kbrunzeq unä 6Iücß- wünsche sagen wir nur hierdurch unseren herrlich sten unä innigsteq Dank. kffreä stlüller u. ffrau 6e6>viZ, geb. künstne^. W W G 8 LWlz-WeigerW. E MDie im Rabenauer Kirchenwalde — zwischen Kirche und Bahn hofstraße — aufbereiteten Klötze und zwar I I Bu. 30—50 cm st., 9 Ah. 30—55 cm st., 4 Ei. 31—53 „ „,3Hb. 34—40 „ „, 42 Ei., Li., Ah-, Bi., Hb., u. Kirschb. 13—29 cm st., kommen am Montag, den 13. Mai, vormittags 10 Uhr im „Ratskeller" gegen sofortige Bezahlung und unter den vorher bekannt zu gebenden Bedingungen zur Versteigerung. Rabenau, am 4. Mai 1918. Der Kirchenvorstand. Sturm, Pfarrer. MMkMWgkkW im Akslbezirk Arenskis. Im Luukkuu» Lum Vs«! in Mittwoch, den 15. Mai 1918, von nachm. 2 Uhr an: zusammen etwa 4320 rm Nutzrinde von den Revieren Frauenstein, Nassau, Rechenberg, Alten berg, Rehefeld, Schmiedeberg, Spechtshausen, Naundorf, Grillenburg, Höckendorf, Wendischcarsdorf und Tharandt. Königliche Oberforstmeisterei Bärenfels Von Mittwoch, den 8. dieses Monats ab stelle ich wieder eine große Auswahl vorzüglicher WMüke hochtragend und frischmelkend, bei mir zum Verkauf. Auf diese Kühe gewährt der Sachs. Viehhandelsver band den Landwirten 20Ankaufsbeihilfe. Die vorgeschriebenen Ankaufsbescheinigungen sind vorzulegen. Kainsberg. AMLL Kmil Kästner.