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Lie Gerüchte von renolutionüren UmwSkzungSversu- che« in PeterSbiw' — die Negierung ist bekanntlich in Moskau — haben sich nicht bestätigt, aber es scheint sich doch nur um die «blichen Raufereien unter der zügellosen Soldateska gehandelt zu haben. Vorausgegangen waren indessen dort, wie auch in anderen Städten in der Um gebung, Lebensmiltelkrawalle, bei denen ungeniert ge- raubt und geplündert wurde. Der jugendliche Fürstenmörder Prinzip aus Belgrad, der 1914 in Sarajevo das österreichisch-ungarische Thron folgerpaar ermordete und jetzt in der ungarischen Festung Theresienstadt gestorben rst war bei Begehung der Tat noch nicht achtzehn Jahre und dadurch dem Todesurteil entgangen. Nach dem Dnucke einer Gewerbeschule hatte er einen Posten in einer Buchdruckerei gefunden und war mit anderen jungen Leuren von dem großserbischen Mord komitee für dessen finstere Pläne gewonnen. Er warf die Bomben den im Wagen sitzenden Erzherzogspaar aus nächster Nähe vor die Füße. Tie Höllenmaschinen waren in der staatlichen Mrlrtärweikstatt in Belgrad angefertigt. Englands Intrigen und Amerikas Drohungen haben auch ru Holland di; Segel streichen müssen. Ueberein- stimmend wird berichrct daß die deutsch-holländischen Verhandlungen in absehbarer Zeit zu einem befriedigen den Abschluß gelangen werden. Gerade die holländischen Zeitungen haben auch nachdrücklich auf die Größe der deutschen Erfolge im Westen hingewiesen. Amerika baut Schiffe „nach Noten". Wie die „Chicago Tribune" mitzuteilen weiß, hat der berühmte amerikanische „Marschkönig" John Philipp Sousa, der jetzt der amerikanischen Marine als Reserve leutnant angehört, einen Marsch komponiert, der dem Prä sidenten des Schiffsbauomtes und den amerikanischen Werftarbeitern gewidmet ist. Der neue Marsch soll zur Ansenerung der Schiffsbautatigkeit überall öffentlich ge spielt werden. In dem Orchester werden zur Erhöhung des spezifischen Klangeffektes Schiffsstrenen, Schmiede- ambofse und Rietmaschinen alS Instrument« verwendet. Französische Expedition nach Sibirien? Das in Marseille erscheinende „Echo de Chine" gibt Lekannt, nach einer Konferenz der Ententegesandten sei die französische Garnison von Peking zur Be kämpfung deutscher Machenschaften in Sibirien mit Ar tillerie nach Cbarbin entsandt worden. Die „deutschen Machenschaften" bestehen natürlich nur in der Phantasie der Entente. Mit derselben Begründung landeten Japaner und Briten in Wladiwostok. Nene Kämpfe in Ostafrika. Die Engländer wollen gegenüber einem Teile der Truppe von Lettows einen wesentlichen Erfolg erzielt haben. Sie berichten: Seit dem 27. April ging das Vor rücken unserer Kolonne von der Küste durch schwieriges Gelände, dichtes Buschwerk und Bambussümpfe von- statten. Eine unserer Abteilungen, die die Nachhut einer feindlichen Gruppe erreichte, die sich von Nolsia nach Nannugs zurückzog, erbeutete einen bedeutenden feind lichen Transport mit einer großen Menge von Lebens- w.ttteln und der gesamten Reserve an Munition für kleine Waffen der deutschen Kolonne. Eine große Anzahl von Eingeborenen, die vom Feinde zu Trägcrdiensten gepreßt waren, wnrde freigelassen und das feindliche Lebens- mittellager verbrannt. ES geht Wetter. Weder in Paris, noch in London gibt man sich dem Wahn hin, daß die verhältnismäßige Ruhe auf deutscher Seite eine Beendigung der deutschen Stoßkraft bedeute, sondern nur eine Vorbereitung zur neuen Mion dar- stelle. Die ergebnislosen englischen und französischen Ver- zweiflungsangiifse würden nicht unternommen sein, wenn der Feind glaubt, für längere Zeit Ruhe vor der zermal menden deutschen Offensive zu haben. Die Verluste der Entente haben sich ununterbrochen gesteigert, und gerade die besten, immer von neuem eingesetzten Truppenteile sind am meisten mitgenommen. Es fehlt nicht an Stimmen, welche eine englische Räumung von Ypern Vor aussagen. Ob diese Möglichkeit eintreten wird, werden die nächsten Tage voraussichtlich ergeben. Es kann ebenso gut eine Vorbereitung auf die befürchtete Einnahme der lange umstrittenen Stadt durch die Deutschen sein. Ge rüchte, die von einer „neuen großen" englischen Flotten- aktion wissen wollen, kann man wohl zu den übrigen le gen. England hat sich seit der Skagerrakschlacht über haupt noch nicht wieder zu einer Seeschlacht großen Stils aufgerafst. Recht eigenartig mutet eine Meldung an, der Entente-Kriegsrat in Versailles habe die Pläne für den nächsten Winterseldzug festgesetzt. Pläne sind schon unzählige von diesen Herren aufgestellt, nur, daß sie nie gestimmt haben. * -Es besteht kein Zweifel, daß unsere Neubauten weit hinter dieser Ziffer (der versenkten Tonnage) zurückgeblie ben sind und daß die Zustände hierin Zurückbleiben wcr- den, solange d„ Krieg dauert." — -A'i Marinesachverständiger der „Daily Marl" rn „The War Deutscher Reichstag. Der Reichstag setzte »», . Dann unterhielt man sich wetter^«^^^ denen das Rcichswirtschaftsamt arbeiten soll Die' Äuf- fassungm gingen dabei wert auseinander. Dem Christlich sozialen Behrens, der mehr soziales Empsft,d?n von dein Amte verlangte, folgte der unabhängige Sozialist Jäckel, der sich über die Einmstung des Großunrernchmettums in den Kricgeorganisationen beklagte. Abg. Bell (Htr) erörtert die Notwendigkeit der Reichskonrrolle über die Großindustrie und mancherlei MittelstandSwiinsche. Die Weilerbernlung der Wahlrechtsvorlage. Aus den Abgeordneteuhausverhandlungen. Am Sonnabend hat das Abgeordnetenhaus das erste der Wahlrechtsgesetze, das die Wahlen rum AbaLoldMen- hause neu regelt, in zweiter Lesung durchberaten. Die von den Nationalliberalen beantragte Verhältnis- Wahl wurde abgelehnt Die Negierung wäre bereit ge wesen, den Antrag anzunehmen. Weiter verhandelte man über die Zusammensetzung des Herren ha uses. Ueberreizte Nervm. In diesem planmäßig auf Zermürbung alles feind lichen Widerstandes angelegten Dauerkriege spielte die moralische Kraft, insbesondere starke Nerven, aus beiden Seiten eine wichtige Rolle. Wie es drüben in dieser Hin sicht bestellt ist, dafür stehen die Aussagen dreier für Deutschland gewiß nicht voreingenommener Zeugen zur Verfügung. Der Erste Lord der britischen Admiralität, Sir Eric Geddes, tadelte in seiner letzten großen Rede am 5. März tm Unlerhause die auf „ernsthafte Unzufrie denheit" zurückzuführenden Ausstände der englischen Werftarbeiter und sagte der „Times" vom 6. März zu folge: „Die lange Kriegsspannung muß auf die Nerven unserer Arbeiter, wie auf jedermann wirken." In dem selben Zusammenhang verteidigte der Premierminister Lloyd George seine Schiffsbaupoliiik im Unterhause am 20. März mit den Worten: „Die Kritik vergißt oft, daß dies das vierte Kriegsjahr ist und Leute überall gebraucht werden. Man kann nicht allen Ansprüchen gerecht werden. Es ist leicht gesagt, man wolle Schiffe bauen und könne es nnd müsse es; doch kann man es nur im Bereich des Möglichen." Sir Joseph Maclay, der Leiter des Schiff- sahrtsamtes, begründete seinen Hilferuf nach Schiffen, den er Anfang März an die Vereinigten Staaten richtete, und der mit Recht in der ganzen Welt ungeheures Aufsehen er regt, mit dem Hinweis: „Unsere Leute sind kriegsmüde, ihre Nerven durch dreieinhalbjährige Entbehrungen über reizt und unbarmherzig erschöpft. Kein Wunder, daß ihre Arbeit darunter leidet." An diesem moralischen Erfolg haben unsere U-Boote durch ihre unermüdliche Tätigkeit hervorragenden Anteil. WM erste TaMkraWahrer. Ans dem Felde wird uns geschrieben: Vizefeldwebel Fritz L e tt aus Rendamm in der Mark ist der erste deutsche Soldat, der einen englischen Tank betriebsfähig machte und aus der Stellung heraussuhr, und macht sich, wie emst bei Cambrai, so jetzt in der Kaiserscklacht, die uns bereits mehrere Hundert dieser Ungetüme in die Hand spielte, mit Erfolg daran, einen Stnrmwaqen nach dem anderen aus dem feindlichen Feuer herauszu bewegen und für unsere Zwecke wieder verwendungs- fähig zu machen. Er wurde für seine genialen Leistun gen, die seinerzett auch der Kaiser, gelegentlich ' der ersten „Tankparade" besonders anerkannte, mit dem Eisernen Kreuz 1. Masse ausgezeichnet. Mut und Schnel- ligkeit des Handelns, verbunden mit gediegener Sach- kennutis gehören dazu, um aus diesem neuen Gebiet erfolgreich arbeiten zu könuen. Am liebsten nimmt er sich mehrere tote Tanks auss Korn, geht, begleitet von drei Fachleuten, mit der Infanterie zusammen vor und verschwindet alsbald im Leibe des ersten Ungeheuers, um scm inneres Leiden ausfindig zu machen. Hat er die Schäden gefunden, so sucht er sich aus anderen zer- fchoßeuen Tanks die ErsaHstmie zusammen, die er zur Reparatur braucht, montiert ue ein, kurbelt an nnd führt im Triumph seine wertvolle Beute zurück. Daß der Feind ihn bei dieser Arbeit nur zu oft mit hatt- gegoffenen Geschenken bedenkt, insbesondere, wenn er MN M rsMMjsirx MgnvMöM sussj »rat plötzlich wieder zu neuem Leben erwachen, das braucht Wohl nicht erst besonders erwähnt zu werden. Oberltnt. Mtelke, Osfizter-Kriegsberichterflatte,. GW Absägen deS Doppeladlers aus der russische« Botschaft tt» Berlin das Hoheitszeichen des ehemaligen Zarenreichs, an dessen Stelle Herr Joffe die republikanische rote Flagge setzen liess. LLlrs aucr Wett. 2LL 600 Marl umerschlagen. Rach einer großen Unter schlagung find sie 17 Jahre alten Kajfenbolen Ernst Mia-er nnv Heinrich Roland aus Hannover flüchtig geworden. Sre haben 55 611 Mark in barem Gelde und Marl Kriegsanleihe entwendet. In ihrer Be- greuung befindet >icy wayrlcheinlich ein gewißer Christian Nolle, der der Mittmerfchaft dringend verdächtig ist. Aus ore Ergreifung dec Flüchtigen ist eine Belohnung von 3010 Mark ausgeretzt. Flucht eines Mörders. Aus dem Untersuchungs gefängnis in Tcimolv ist der Schneivergefelle Wilhelm Etappe, der seine Braut getötet hat, entsprungen. Er war rn erner hochgelegenen Zelle des Gefangniges unterge- brachl worden. Dor* hat er die Decke durchbrochen und j lsi vom Dach aus an der Blitzabletterstange zur Erke ae- j klettert und entflohen j Lein» Photographieren abgcstürzt. Ein schreckliches > Ende fand der Apotheker Michael Wimmer aus Tegernsee. ! Er wollt; aus dem Falkenberg bei Obersdorf im Allgäu l an gefährlicher Stelle eine photographische Aufnahme l machen, stellte sich mit einem Fuß auf einen Baumstumpf und hakte den anderen in Wurzelgeäst ein. Hierbei ver lor er das Gleichgewicht, kam zu Fall, blieb zunächst mit dem einen Fuß hängen, stürzte dann aber kopfüber den l steilen Feljen hinunter. -— Friedrich der Große im Keller. Der „Matin" berichtet aus Washington; Das 1904 vom Kaiser geschenkte Standbild Friedrichs des Großen »st bon seinem Platz vor der Kriegsschule entfernt und in den Keller gebracht worden. f (—) Eine Explosion ereignete sich an der k großen Umsteigestation der städtischen Straßenbahn an der Hauptwache in Frankfurt a. M. durch Ans- f fließen von Säure, durch die dir unterirdische Station i uüd die Maschinen zerstört wurden. Die Gewalt der s Explosion ,war ss groß, daß die schwere Decks der Sia- t tust! zertrümmert und die Schienen beschädigt wurden, f Menschen kamen nicht zu Schaden, doch erlitt der ge samte Straßenbahnverkehr empfindliche Störungen. (—) Eine Frau gestohlen. Eine Sitte, die heutzutage nicht einmal mehr bei den Südseeinsulanern Mode ist, scheint in dem sonst so gemütlichen Schlesien noch Anhänger zu haben. Eine Schwewnitzer Zerrung enthält wenigstens folgende Anzeige: „Achtung! Ich er suche die Diebe, die mir am 4. April meine Frau ge stohlen haben, nur dieselbe wieder zurückzubringen, da ich sonst gerichtlich vorgehe. Julins Wiedemann." -- Den Herren Spitzbuben ist eben nichts mehr heilig, t nicht einmal Mühlsteine und Ehefrauen. Hoffentlich nützt s das Inserat, damit Herr Wiedemann nicht gezwungen tst, gerichtlich vorzugehen — gegen die Spitzbuben oder ( gea-n . VecMtjchies. Der Fremdenverkehr in Bayern soll, vorausgesetzt, daß eine Verschlechterung der allge meinen Verhältnisse nicht eintritt, ohne irgendwie drückende oder lästige Einschränkungen durchgeführt wer den. Vier Wochen Aufenthalt sind ohne Berechti- !gungsnachweis überall in Bayern freigegeben. Für län gere Zeit ist dann ein ärztliches Zeugnis erforderlich. Petersburg als Provinzftadt. Das Lebe» in Petersburg ist erstorben. Nach 7 Uhr abends sind die Straßen leer, um 9 Uhr hört der Straßeu- bahnvcrkehr aus. Finsternis herrscht auf den Straßen. Der Stempel des Todes liegt aber nicht nur auf dem äußeren Bilde der Stadt. Ebenso steht es mit dem gesellschaftlichen und geschäftlichen Leben. Die Theater sind leer, die Auf lage aller Zeitungen sinkt. Vorträge, die früher Taufende von Hörern anloüten. versammeln jetzt nur Hunderte. In den A"beiierverjau.mlungcn ist nur von Fragen die Neve, die mit oer Ernährung rm Zusammenhang stehen. Die Arbeitslosen zählen nach Hunderttausendeu. In der Pu- trlowschen Fabrik, wo 34 060 Arbeiter vor dem Uebergan, der RepiernngsgewaU an Lenin Beschäftigung fanden, sind jetzt höchstens 14 000 Arbeiter geblieben, von denen auch noch ein Tei, zur EnUasjung kommt. — . kk-'rrs ru unssrem dssketigLn Koni-m (sokk-sisiskt), sswis ru