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Reichstag und Wohnungsmangel. Die Begründung der Mictssteigerungen. Es will nicht jedem sofort einleuchten, daß sich ein starker Wohnungsmangel im Deutschen Reichs vorberei tet. vielfach auch schon gezeigt hat. Die Bautätigkeit hat zwar seit dem KrieqsSeqinn gelitten, ist später vollständig eingestellt, aber der Krieg hat auch viele Opfer gefordert, so daß die Wohnungsbedürsnisse eingeschränkt wurden, und vor dem Feldzug bestand neben ausnahmsweiserWoh- nungsknappheit vielfach ein Ueberfluß an Wohnungen. Es wird diese Anschauung daher nicht ohne weiteres zu verwerfen sein. Andererseits steht dieser Haben-Seite des Wohnungsmarktes auch eine Soll-Seite gegenüber. Außer dem fehlenden Zuwachs an Neubauten sind da zu buchen dis sehr zahlreiche» Kriegseheschlietzungen, der Andrang der arbeitenden Bevölkerung nach Orten mit starkem Ar beiterbedarf und hohem Verdienst, sowie endlich die Ver teuerung der Gelasse. Die beiden letzten Gründe möchten als die schwerwiegendsten für den Wohmmgsmangel aü- zusehen sein, der sich nicht nur in großen, sondern auch in einer ganzen Reihe von mittleren nnd kleineren Orten ver breitet findet. Der Reichstag hatte in Anerkennung der Mißverhält nisse einen Wohnungsausschuß eingesetzt, der eine Anzahl von Vorschlägen unterbreitet hat, die freilich noch ver mehrt werden können, zum Teil auch etwas einseitig die doch immerhin ausnahmsweise altstädtischen Verhältnisse betreffen. Danach soll das Reichswirtschaftsamt alle öf fentlichen und privaten Kräfte sammeln und ordnen und den Kampf schon jetzt vorbereiten. An baren Mitteln, die zu Zuschüssen, billigen Darlehen und Bürgschaften verwendet werden sollen, werden 500 Millionen Mark beantragt, auf eben so viel wird von den Bundesstaaten und Gemeinden gerechnet. Die Versicherungsträger (Krankenkassen, Versicherungsanstalten, Berufsgenossen- fchaften u. a.) sowie die Sparkassen sollen ihre verfügbaren Bestände gleichfalls in billigen Hypotheken anlegens Auf die rechtzeitige Entlassung der erforderlichen Arbeits kräfte aus dem Heere, auf Rohbelieferungen und Vertei lung der Baustoffe der Heeresverwaltung soll hinge wirkt werden. Dann sollen die Bauten in der Reihenfolge ihrer Not wendigkeit errichtet, Luxusbauten also ans lange hinaus zurückgesteltt werden. Für die erste Zeit nach dem Kriege werden Wohnbaracken für nötig gehalten. Gleich nach Friedensschluß soll mit dem Bau „gesunder, zweckmäßig 'eingerichteter Dauerkleinwoynungen, möglichst im Flach bau", begonnen werden. Dazu sind Erhebungen über den Bedarf, die Erschließung billigen Baulandes, die Uebsr- lassung fiskalischer Grundstücke, Baupläne aller Art, pas sende Bauordnungen erforderlich. Als Ausführungs organe werden die Gemeinden bezeichnet, die selbst bauen oder die öffentlichen Gelder an gemeinnützige Gesellschaf ten, nötigenfalls auch an private Bauunternehmer unter Bürgschaft der Gemeinde geben sollen. Die unmittelbare Rot derjenigen, die, aus dem Kriege heimkehrend, kein Unterkommen finden, bedarf ohne wei teres der Bekämpfung mit allen Mitteln. Aus bevölke rungspolitischen Rücksichten ist die Sorge für solche Woh nungen in ausreichender Zahl notwendig, in denen die Er ziehung von Kindern nicht zu sehr behindert ist. Die tun lichste Beförderung des Flachbaues mit einem Garten bei jeder Wohnung ist daher auch begründet. Solche Klein wohnungen werden etwa 750 000 im Werte von 7,5 Mil liarden für nötig gehalten. Wir Haven heute noch keine Wohnungsnot im buch stäblichen Sinne des Wortes, es heißt darum also: „Beuge vor!" Und da erscheint als praktischstes Mittel die Dezentralisation der Bevölkerungsbewegung. Sonst sitzen in einer Anzahl don Orten die Menschen fast auf einander, Während anderswo die Häuser leer stehen. 'Solche Maßnahmen sind schon mit Rücksicht ans die fi nanziellen Verhältnisse der deutschen Städte erforderlich. Außerdem sind alle Mittel zu ergreifen, eine übermäßige Wohnungsnot zu hindern. Daß die Häuser nicht mehr so billig wie bisher ge baut, die Wohnungen nicht mehr zn gleichen Kosten in Stand gehalten, Beleuchtung und Wasser und Steuern nicht wie vor 1914 berechnet werden können, weiß jeder. Der Hätz lche Doktor Liebling» Humoristischer Aoumn von Harry Nitsch, Lj (Nachdrrrck verboten.) Doktor Werner Liebling, so hieß der Fremde, war eine wegen seiner Häßlichkeit auffallende Erscheinung Das Gesicht war breit, die Stirne flach und niedrig, und die Mund- und Kinnpartie stand weit vor. Dac gab dem Gesicht eine entfernte Aehnlichkeit mit dem Kopf eines großen Karpfen. Die Augen wurden von den Lidern saft verdeckt; wenn er sie aber voll aufschlug, leuchteten zwei samtbraune, seelenvolle Sterne hervor Werner Liebling war zwar hochgewachsen und breitschulterig, jedoch von ungeschlachter und schwer fälliger Gestalt. Aber sein Schritt war fest und sicher : man fühlte, daß dieser Mann trotz seines häßlichen Gesichtes Sympathien erwecken konnte, wenn auch nicht bei flüchtigen und oberflächlichen Naturen. Bella Eibenforst zog die Freundin mit sich fort. Der Fremde folgte ihnen auf dem Fuße, nachdem er vorher einem Gepäckträger einen Auftrag erteilt hatte. „Was soll ich nun mit den dummen Blumen an fangen?" fragte Suse mißmutig, indem sie writer- fchritten. „Nach Hause darf ich sie nicht bringen. Was wurde meine Mutter sagen!" „Ich denke, du hast sie von Hause mitgebracht?" fragte Bella erstaunt. Suse wurde rot: „Ach, Unsinn! Das war Schwindel. Ich habe sie gekauft, ehe ich zu dir kam. Mögen sie mm'zum Kuckuck gehen!" Mit gewohntem schnellen Entschluß warf Suse die Weilchen zur Seite, und dem Fremden mitten ins Gesicht, der in demselben Augenblick an den Damen vorüoergehen wollte. Er blickte Suse überrascht an, lächelte dann leise und bückte sich nach den Blumen. Doch dis impulsive, äußerst erschrockene Suse war noch Wneller. Sie blickte sich ebenfalls und stieß in ihrer Hast mit dem Kopf des Fremden zusammen. Der zog höflich den Hut: „Mein Einzug in diese Stadt ist ge segnet ! Erst werde ich mit Blumen überschüttet, und nun begrüßt mit Flora selbst in herzlicher Weise. Wie Mietssteiaungen sind unvermeidlich, und es siegen schon drastische Proben dafür vor. Je mehr ein Haus zu Spe- kulutious- oder Geschästszwecken bewertet wurde, um so höher wird die Mietsschraubc angezogen. Hier müssen klnae kommunale Haus- und Hypothekenpolitik einsetzen, damit die Mieter tunlichst so gehalten werden können, daß keine Wohnung unvermietet bleibt. Politische Nachrichten. Geplante Bereinigung der Ukrainer mit den Weißruthenen. In Kiew finden Betrachtungen zwischen Ulratnern und Weißruthcnen statt. Gegenstand derselben bildet vie Festsetzung der Grenze und die Regelung des gegenseitigen staatsrechtlichen Verhältnisses der beiden Republiken. Es dürfte zu einer Union zwischen beiden kommen. Joffe läßt die rote Fahne wehen. Rußlands neuer Vertreter in Berlin, Herr Josse, hat die vornehme russische Bolscäast Unter den Linden bezogen und läßt hier eine rote Fahne mit einer Goldbuchstabenschrist wehen. Seit seinem Einzug ist die Botschaft zum Sitz der roien Inter nationale geworden. Joffes Berliner Verkehr beschränkte sich bisher, außer mit einer offiziellen Amrittsvisite, auf den Umgang mit jenem Häuflein unentwegter Nachbeter der Internationale, das sich im Kriegszustände mst den deutschen Staatseinrichtungen befindet. Gewiß ist es Herrn Joffes höchsteigene Privatangelegenheit, ob er gleich nach seinem Eintreffen Herrn Mehring, einem der Häup ter unserer U-Soztolisten, einen Besuch abstattet, oder ob er sich eine Anzahl von dessen Gesinnungsgenossen zu reich beladener Tafel und schäumenden Kelchen ins Haus lädt. Man hat aber doch den Eindruck, als betrachte sich Jos fe als im Kriegszustand mit uns. In die Schweiz verirrte Flieger freigegeben. Von schwelzerifcher militärischer Seite wird mitgeteilt: Nach dem es sich ergeben hat, daß sich der am 1. Mai in Basel gelandete deutsche Flieger aus einem Prüjungssluge mit unbewaffnetem Apparat und ohne kriegerische Absichten verirrt hat, ist seine Freilassung und Rückgabe des Flug zeuges an die deutschen Behörden versügi worden. Ein Krregsrat der Feinde wurde am Donnerstag in Abbeville (Nordsranlreich) avgehalten. Es kamen nach englischer Meldung ausichließlich militärische Ent schließungen zur Besprechung. Die endgiltige Entscheidung über die preußische Wahl rechtsvorlage in dritter Lesung soll doZ Abgeordneten haus möglichst noch vor Pfingsten beschäftigen, doch >st das keineswegs sicher, da noch weitere Anträge vorberei tet werden, die das Zustandekommen des Gesetzes sichern sollen. Ist noch kein bestimmter Neberblick möglich, so wird man nicht zögern, das Schlußwort bis nach dem Fest hinauszuschieben. Ein Galopptempo ist ja um so weniger, angebracht, als die Vorlage nach ihrer Annahme im Abgeordnetenhause noch an das Herrenhaus muß, das nicht ohne weiteres seine Genehmigung erteilen wird. Eine Nenorganisation in der nationalliberalen Par teileitung ist die Spaltung der preußischen nationallibera len LandlagssraMon Da die Befürworter des gleichen Wahlrechts die Mehrheit in der Fraktion habeü, wird der bisherige Fraktionsvorsitzende Dr. Lohmann, der als Führer der Minderheit in der Wahlrechtsvorlage stark hervorgetreten ist, den Vorsitz niederlegen und ihn an ein anderes Mitglied der Mehrheit abgeben. Die 37 Mit glieder der wahlrechtsfreundlichen Parteigruppe hielten am Sonnabend eine Sondcrbesprechung ab. Deutschland und Holland. Eine grundsätzliche Ueber einstimmung ist laut Berichten aus dem Haag in allen zwischen beiden Regierungen zur Verhandlung stehenden Fragen erzielt worden. Deutschland hat ja auch nichts Unbilliges gefordert, und die Holländer dürfen doch wahr lich nicht sagen, daß wir im nachbarlichen Verkehr anders, als mit der größten Kulanz verfahren sind. Wie haben demgegenüber die Engländer aufgetrumpft? Volle Beilegung des Streites mit Holland. Amtlich wird mstgeteM: Am Sonnabend, den 27. April d. I., ha ben die deutsch-niederländischen Verhandlungen über die f Durchfuhr und über die Nheinschifsahrt zu einer grund sätzlichen Einiauna geführt. Auch über die Frage der Durchfuhr und Ausfuhr von Sand und Kies, deren Menge von der niederländischen Regierung angenommen wurde, kam eine Einigung zn stände. Nur ein Punkt, der ins besondere mit der Wiedereröffnung des Güterverkehrs auf der Bahn Roermond—Hamont zusammenhing, be durfte noch der Aufklärung. Auch hierüber ist inzwischen Einigung erzielt, so daß die Angelegenheit als geregelt angesehen werden kann Ein Deutscher in Illinois gelyncht. In Collinswill schleppte die Volksmenge den aus Dresden gebürtigen f Deutschen Robert Proger, der nichts anderes begangen i hatte, als öffentlich deutsch zu sprechen, in den Wald, um i ihn zu teeren und zu federn. Da es hrerzu dann an Teer fehlte, hängten dis Hauptschreier den Deutschen ein- f fach auf. Die deutsche Regierung wird schärfste Maßnah- j men gegen die bei uns sich aushaltenden Amerikaner er- s greifen müssen, um die amerikanische Regierung zum j Schutz der Deutschen in Amerika zu zwingen. l Dis Rsgierungsänderung in der Ukraine ist noch nicht in allen ihren Beweggründen völlig klar, scheint aber doch zum großen Teil auf den Widerstand der Bauern bevölkerung gegen die Usbertraguv.g sozialer Neuerun- gen auf das flache Land zu beruhen. Der russische Bauer zeichnet sich nicht immer durch Tätigkeitsdrang aus und hat oft das ihm von den deutschen Kolonisten gegebene gute Vorbild unbeachtet gelassen. Diese Elemente waren kommunistischen Prinzipien gar nicht abgeneigt. Die tüch tigen Vauernbezirke besitzen dagegen einen sehr starken f VetätignngAwang, sie wollen von ihrer Arbeit auch den s Verdienst haben. Und das hat sie gegen die gestürzte Re- - gierung in Kiew Front machen lassen. Rußland Hai bs- kanntlich erst seit 1N60 einen frsien Bauernstand. Damals hob der Großvater des bisherigen Zaren die Leibeigen- c schäft auf, deren praktische Abschaffung auch nicht ohne schwere Tumulte abgcgangen ist. Buch jetzt noch läßt die Landverisilnng, wie schon angedeutet, noch viel zu wün schen übrig. Die neue Richtung in der Ukraine bedeutet das Ende s der dortigen Herrschaft der Sozialdemokratie. Die oppo- j sitionellen Bauern hatten sich schon vor acht Tagen in ! Kiew zur Opposition gegen die Rada eingesunden. Un- ; gefähr 4000 Bauern aus allen Bezirken erklärten sich in , stürmischen Versammlungen gegen die Pläne, die von der - Regierung für die Landbewirtschaftung aufgestellt waren. > Die Großbauern sind natürlich gegen die Verstaatlichung des Bodens, aber auch Kleinbauern wollen das ihnen s zugeteitts Land nicht als Staatslehen bebauen, sondern i als eigenen Besitz behalten, sind auch bereit den Groß- ! grundvesitzern, denen das Land genommen wurde, eine i gewisse Entschädigung zu zahlen. Die scharfe Haltung i der Bauern endete mit einem Zuge gegen die Rada, die : man kurzerhand für abgesetzt erklärte. Die Stadtbevölke- - rung, die auch gegen die Herrschaft der Sozialrevolutio- : näre war, ist mit dieser Wendung der Dinge zufrieden. Teueren Preis hat England jedenfalls Zahlen müs- s sen. wenn die Nachricht vom Abschluß eines neuen Ge- f heinwerirag-s mit Japan richtig ist. Die Japaner ken- s nen ihre Macht und wissen sie auszunutzen. England war . ja stets freigiebig mit dem Verschenken fremder Jnteressen- ' sph'ären, aber diesmal hat es ihm sicher ein gutes Teil ' eigener großer Werte gekostet. Später hätte Japan noch - höhere Preise gestellt, das ist die Erklärung. Wer nicht davon erbaut sein wird, das sind selbstverständlich die ; Amerikaner, die sicher hoffen werden, daß ein Dementi s kommt. Auch ein Dementi würde freilich nicht viel bewei- ! sen, Skrupel im Ableugneu hat man in London nie be- ! festen. In Südafrika hat der alte Bärenführer Hertzog ln einer Rede in Hellenbosch (nahe Kapstadt) jede Zurück haltung fallen (assen. Er sagte: „Wir sind in vergange nen Tagen nicht rührig gewesen, aber wir dürfen nicht langer zaudern. Selbst die Auslassungen von Lloyd George und Präsident Wilson zwingen uns, meiner Be- irachiung nach, unsere Stimmen bald und klar hören zu lassen. Außerdem befestigt sich mehr und mehr die Ueber- zeugung, daß ein gesundes nationales Gefühl und natio- nale Einigkeit der beiden Teile unserer hiesigen Bevölke rung bei der gegenwärtigen Herrschaft Großbritanniens über Südafrika nickst erFekt werden kann." ! irer Lek- " (Fortsetzung folgt.) ; Mutter, was sie aber nicht hinderte, tonnte > 'MS Er schwieg und schritt mit einem leisen Neigen des Kopfes weiter. Das Benehmen des Fremden ver droß das verwöhnte Mädchen. Bella dagegen blickte mit ihren grauen Augen den Fremden voll an und grüßte freundlich. Da sah sie, daß der Fremde schöne braune Augen hatte, in denen es wie verhaltene Klage schim merte, wie ein stiller, tiefer Seelenschmerz. . Der scheint nicht sehr glücklich zu sein," sagte Della leise als sie die Bahnhofstraße entlang schritten. „Er hat wunderschöne Augen, aber sie blicken gar so traurig." „Ger unglücklich?" meinte Suse gleichgültig. Dann setzte sie ärgerlich hinzu: „Anmaßend und u wschämt „Aber Suse," rief Bella erstaunt. hat sich doch tadellos benommen?!" „Meinst du?" fragte Suse sarkastisch und blickte die Freundin spöttisch an. „Ich halte ihn für einen anmaßenden, arroganten Menschen, diesen — — diesen Mann mit der Karpfenschnute." Am nächsten Vormittag saß Suse mit ihrer Mutter im Wohnzimmer, blätterte zerstreut in einem illustrier ten Journal und blickte hin und wieder durchs Fenster auf die stille, einem Park ähnelnde Straße. Draußen tobte ein unfreundlicher Novembersturm. Frau Schütz war eine mittelgroße, schlanke und hübsche Frau. Sie hatte jung geheiratet, als Georg Schütz mit feiner Fabrik schon gute Erfolge erzielte und stammte aus angefehener Beamtenfamilie. Ihrem sanf ten Gesicht sah man es an, daß sie keine große Energie entfalten konnte. Suse und ihre beiden Brüder, Ger hard, der dreizehnjährige, und Siegfried, der elfjäh rige, zwei wilde, durchtriebene Gymnasiasten, machten sich die Milde der Mutter oft zunutze. Suse hing sehr an ihrer Mut"— " „5.. ..Ick,. 7/ zuweilen ihren Kopf anfzusetzen. Frau Schütz die Tochter nicht dazu bewegen, bei Auswahl ihr türe größere Sorgfalt walten zu lassen x sie las wahl los und hastig, aber meistens süßliche Backfisch-Romane, Komme ich armer Erdenpilger zum überaus herzlichen Empfange. Tust- nestelte ihren Hut wieder fest, der bei dem plötzlichen Zusammenstoß etwas verschoben war, und sagte in großer Verlegenheit: „Ich muß um Verzeihung bitten. Es war nicht so gemeint. Gewiß nicht," beteuerte Suse, als sie sein lächelndes Gesicht sah. „Es galt nicht Ihnen!" Seine Miene machte Suse so verwirrt, daß sie nicht bedachte, was sie sagte. Nun wurde der Fremde ernst. „Das habe ich auch nicht angenommen, meine Gnädige. Ich bin wahc- tich nicht verwöhnt, namentlich nicht von jungen Da men. Hier ist das arme kleine Sträußchen, daß sein Ziel bedauerlicherweise so verfehlte. Möge es das nächste Mal glücklicher treffen." „Es sollte überhaupt niemand treffen," rief Suse erregt und immer mehr unsicher werdend. „Glauben Sie vielleicht, daß ich mit Blumen nach jemand werfe? üer Fremde hielt die Veilchen immer noch in dcc Hand, weil Suse sie ihm nicht abnahm. Die junge Dame blickte verlegen aus die Blumen: „Ich hatte sie fortgeworsen," sagte sie zögernd. „Sie waren mir lästig." „Arme, kleine Veilchen," erwiderte der Fremde; wie es Suse schien, ein wenig sarkastisch. Sie matz ihn daher mit einem hochmütigen Blick. Sie wurde von der Herrenwelt Rhodas sehr verwöhnt, so daß der Fremde ihr ziemlich unverschämt erschien. Doch der achtete nicht darauf „Arme kleine Veilchen," wiederholte er sanft, „was tatet ihr, um ein so hartes Los zu ver dienen." Und im leichten Scherztone setzte er wie er klärend hinzu: „Ich Weitz ja, was es heitzt, ver schmäht zu werden. Darf ich die Blumen behalten?" „Bitte," sagte Suse hochmütig. „Was man wegge worfen hat —" „Ist nicht immer wertlos auf dieser schlechtesten aller Welten," warf der Fremde freundlich ein und ver barg die Blumen in seinem Ueberzieher.