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f , " ' ' Die letzte Kriegswoche. Friede und Ordnung im Oste« Der Monat Mai hat seinen zweiten Kriegsschlußtag mn 10. Mai 1871 wurde zu Frankfurt am Main dir Friede zwischen Deutschland und Frankreich unterzeichnet, am jetzigen 7. Mai ist in Bukarest der Feldzug zwischen Deutschland und seinen Verbündeten einerseits und Ru mänien andererseits beendet worden. Die bisherigen Gegner wollen fortan in Frieden und Freundschaft mit einander leben Das ist lange Jahre schon vor dem Welt kriege der Fall gewesen; hoffentlich läßt Rumänien nicht diejenigen Elemente wieder unheilvollen Einfluß gewin nen, die es zum Kriege getrieben haben. Dieser Friedens vertrag von Bukarest ist der dritte innerhalb des letzten Menschenalters abgeschlossene Pakt: 1885 wurde der ser bisch-bulgarische Fritdensverirag unterzeichnet, der nur den einzigen Catz enthielt: Der Friede zwischen Serbien und Bulgarien ist wieder bergeftellt. 1913 erfolgte, noch während der Negierung des deutschfreundlichen rumä nischen Königs Karol, die Balkanabmachung zwischen Bulgarien, Serbien und Griechenland und die Abtretung der bis dahin bulgarischen Festung Nustschuck als „Kom pensation" an Rumänien. Diese.Eroberung und die Do- brndscha dazu muß Rumänien heute wieder herausgeben, außerdem Grenzberichtigungen an Oesterreich-Ungarn zu- gestshen. Die vor 20 Monaten erfolgte rumänische Kriegs erklärung zunächst an OesterreichUngarn, die von allen Mittelmächten ausgenommen wurde, ist nach den seinerzeit gebrachten Mitteilungen vom König Ferdinand von Ru mänien nach einer gehörigen Sektkneiperei unterzeichnet worden. Der Krieg ist unglücklich geführt, die verbünde ten Truppen haben die größte Hälfte des Landes besetzt. Der besiegte Staat braucht keine Kriegskosten zu bezahlen, es winkt ihm außerdem ein Landzuwachs in Bessarabien, der ihm 1879 von Rußland fortgenommenen früheren rumänischen Provinz. Auch die wirtschaftliche Zukunft ist ihm gesichert, und der Abschluß einer Petroleumkonvention bringt ihm noch Vorteile. Die Lektion für den leichtsinni gen Krieg ist also nicht allzu hart gewesen. Seine Rolle als erste unter den christlichen Balkanmächten wird Ru mänien allerdings mrfgeben, diese fällt dem machtvoll er weiterten Bulgarien zu. Einzelne Spezialfragen unter den verbündeten Mittelmächten haben noch eine freund schaftliche Lösung zu finden. Me Lnedenskunde wird ihren tiefen Eindruck bei der Entente kckcht verkohlen, denn diese hatte sich die gewal tigste Mühe gegeben, Rumänien in den Krieg hineinzu ziehen und ihre Hilfe bis zum Obersten versprochen. Ge halten hat sie davon nichts. So zjt ^e Wirkung vom Niederlegen der Wassen zweifellos. Sie gM mich praktisch den Siegern ihre Truppen frei. Die Türkei ihre Soldaten in Asien, Bulgarien seine Regimenter gegen Saloniki verwenden. Es herrscht jetzt wieder Friede im Osten; in Serbien und Montenegro hat ja der Waffen lärm längst aufgehört, und auch die Ordnung wird über all nachkommen. In Finnland ist der „Roten Garde" das Handwerk gelegt, und in der Ukraine hat sich dank der Anwesenheit der deutschen Truppen die Regierungsum wälzung ohne Blutvergießen vollzogen. Die von dem neuen Hetman der Ukraine versprochene Zusammenarbeit mit Deutschland wird sich im beiderseitigen Interesse hof fentlich ohne Schwierigkeiten vollziehen. Der Vormarsch der deutschen Trugen bis zur Festung Sebastopol in der Krim hat keinen besondere» Widerstand gefunden. In Palästina haben die Engkrüder von Türken und Deutschen tüchtige Hiebe bekommen, und in Armenien haben die ersteren gute Fortschritte gemacht. Der Osten ist also im wesentlichen für den Weltkrieg ausgeschaltet. Für die Westfront hat Amerika die fehlende Stoßkraft nicht ersetzt, es wird sie auch nicht «Hetzen, trotz allen Jonglierens mit großen Zahlen. Darüber sind sich Engländer und Franzosen klar. Aber zu neuen Erfolgen reicht weder ihr Witz, noch ihre Kraft, und die Verlegen- heitsreden machen immer mehr den Eindruck der Rat losigkeit. Auch den Kemmelberg. den Schlüssel zum Dpern- aebiet, haben sie nicht wieder in die Hände bekommen kön nen. Die englische Politik hat die Franzosen, die sich ha ben einfangen lasten, so erstickt, daß ein Auseinander- Der häßliche Doktor Liebling. Humoristischer Roman von Harry Nitsch. (Nachdruck verboten.) Frau Schütz wies auf einen Sessel und nahm selbst Platz. „Was verschafft mir die Ehre, Herr Doktor?" „Professor Dölling, mein väterlicher Freund, hat mich beauftragt, Ihnen und Ihrem Herrn Gemahl herz liche Grüße zu überbringen." Frau Schütz Welt dem Fremden die schmale, aber etwas lauge Hand hin: „Grütze von unserem treuen alten Dollmg sind im Hause Schütz der beste Freibrief. Wie geht es dem lieben Freunde?" „Vortrefflich, denn er arbeitet wie eins Biene. Der Gradmesser seines Fleißes ist Zugleich der seines Wohlbefindens. Er hat einen neuen Krankheitserreger entdeckt und ist nun aus der Suche nach dem Bekämpfer. Doch soll das alles noch Geheimnis sein." „Ich will es mir merken. Schade, daß mein Mann verreist ist. Er interessiert sich sehr für die Forschun gen Döllings. Sie wissen wahrscheinlich, daß mein Marin durch die fabrikmäßige Herstellung zweier be rühmter Dollingscher Heilnuttel den Grundstein zu seinem jetzigen Vermögen gelegt hat?" „Ich weiß es, gnädige Frau. Auch ich bedauere, Ihren Herrn Gemahl nicht anaetroffen zu haben, weil meine Bitte dadurch unliebsame Verzögerung erleidet." „Eine Bitte ? Sprechen Sie sie aus, Herr Doktor. Vielleicht kann ich sie erfüllen." Dottor Liebling zögerte, dann sagte er ruhig: „Ich bin Schriftsteller, gnädige Frau, und arbeite seit einem halben Jahr an eurem großen sozialen Roman. Doch habe ich ist der geräuschvollen Weltstadt Berlin nicht die nötige Ruhe und Sammlung für mein Werk fin den können: es kam noch etwas anderes hinzu — was aber nicht hierher gehört," - unterbrach er sich leise, wie erschrocken. „Deshalb kam ich hierher, in diese kleine, verträumte Residenz, um ungestört von äußeren Eindrücken nur meinem Werke zu leben. Ich will offen sein: Daß mich der Weg gerade hierher führte, hatte noch einen anderen Grund. Ich muß das Milieu zu meinem Noman an der Quelle studieren, weil ich etwas Vollkommenes, Packendes, Ergreifendes schaffen kommen nur schwer berbeizuführen ist. Aber der Tag wird komme«, an dem die Katastrophe erfolgt. Lie Bereit willigkeit der französischen Regimenter, für die Briten die Kastanien aus dem Feuer zu holen, ist aus eine sehr harte Probe bereits gestellt worden, und lange kann es nicht Mehr ko weitergchen. Der Frieden von Bukarest wird kein Vorbild für die einmal dock kommenden Verhandlun gen im Westen sein. Das Wort vom starken deutschen Frieden ist. laut und gellend ausgesprochen worden, und es wird nicht verhallen. Die inneren Fragen in Deutschland sind noch nicht gelöst worden, aber sie gehen der Schlichtung entgegen. Die Erledigung der Sienerfragen vollzieht sich im flinken Marschtempo, und bei der preußischen Wahlrechtsangele- genyeit ist man dahinter gekommen, daß es sich doch schließ- lrch nur um eine wichtige preußische, aber nicht allgemein deutsche Angelegenheit handelt, und gerade aus unseren Parlamenten haben wir so oft gehört, daß Reichsinter- efsm denen der Eiuzclstaaten vorangehen müssen. So wollen wir ruhig die WeitereutwicklSng abwarten. Rundschau. Der Kanzler ausgezeichnet. Der Kaiser verlieh aus Anlaß des Abschlusses des Bukarester Friedens dem Gra fen v. Hertling das Eisern« Kreuz erster Klasse. Uebertriebeue Meldungen sind über die Abgabe von Kartoffeln aus Deutschland nach Deutsch-Böhmen gemacht worden. Zur Milderung des dortigen Notstandes sind im ganzen 4000 Zentner geliefert, also ein Posten, der für unsere Ernährung keine Rolle spielt. Zudem lag wirklich ein schwerer Notstand vor, der ein Mitwirken zur mensch lichen Pflicht gemacht hat, für die auch deutsche Stammes- genoflen in Betracht kamen. Fast elfhundert MMonen Mark soll das neue Brannt weinmonopol jährlich der Reichskasse eirckring«« g«g«u- über 200 Millionen, die heute die Branntweinsteuer höch stens «gibt. Recht hoch erscheinen aüerdtngs die Verwal- tungskosten, die auf 228 Millionen Mark jährlich berechnet sind. Es dürste sich durch Heranziehung von bestehenden soliden Handelsfirmen eine ganze Menge Geld ersparen lassen. Vater Fiskus arbeitet nicht billig, das ist eine be kennte Tatsache. Die Sache kommt ans Herrenhaus. Das ist jetzt die allgemeine Anschauung über die Behandlung der preu ßischen Wahlrechtsvorlage, auch wenn sie im Abgeord netenhaus wirklich nicht angenommen werden sollte. In der ersten Kammer können aber über die Erledigung eben falls eine ganze Reihe von Wochen dahingehen. Selbst wenn Graf Hertling für alle Fälle eine königliche Voll macht zur Auflösung des Abgeordnetenhauses in Händen hat, so hat deren Verwirklichung für den alleräußersten Fall doch noch gute Wege. Es ist nutzlos, heute den Leusel rn die Wand zu malen. * Der Friede zu Bukarest bedeutet den Abschluß des Krieges im Osten. Das sagt auch der Kaiser i» seiner Beglückwünschung an den Reichs kanzler. Und Mit Recht er hervor, daß der glänzenden militärischen Führung die kraftvolle deutsche StaatvkUNst geholfen bat. Einmütig sind die verbündeten Mittelmächte geblieben, und ebenso werden sie den Weltkrieg zum Wohle ihrer Völker zu Ende bringen. In der Entente ist w'hl gehofft, daß die rumänische Friedensfrage Un einigkeit unter den siegreichen Mittelmächten Hervorrufen könnte. Diese Erwartung ist, wie so viele andere, zuschan den geworden. Unter Tcmschlnnds freundschaftlicher Mit wirkung ist die bulgarisch-türkische Grenzregulierung bei Ariampol erfolgt, und auch die gemeinschaftliche Verwal- Mng der nördlichen Dobrudjcha wird nach Entscheidung aller Interessen in der Aushändigung derselben an Bul garien endigen. Bulgarien und Oesterreich-Ungarn haben sas beste von diesem Frieden, die Uneigennützigkeit der Türkei und Deutschlands wird die Völkerfreundschaft um so fester schließen für die Zukunst. Bulgarien zufrieden. In Sofia ist die Nachricht von dem Friedensschluß mit Rumänien mit zufriedener Erleichterung aufgenom- men worden. Für Bulgarien ist ein wichtiger Abschnitt seines Befreiungskrieges vortestbaft geendet. — Der Kö nig von Bulgarien hatte für Mittwoch den Staatssekretär p. Kühlmann und den Gesandten von Rosenberg nach Sofia zur Tafel geladen und beiden hohe Auszeichnungen verliehen. Abends traten die deutschen Gesandten die Ab reise nach Bertin an. Luftangriff in England. Alt-England wird doch noch überrascht. Es heißt in der Schilderung eines prächtigen Fliegerangriffes: „Alle Städte waren hell erleuchtet, und die Einzelheiten der Küste konnten deutlich ausgemacht werden. Ungestört näherte sich „L . . seinem Ziel und stand um 9 Uhr 80 Min. Wer den Hafenanlagen von Hartlepool, auf die in rascher Folge die Bomben herabsausten. Fabriken, Bahnhof, Industrieanlagen und Hafenkais wurden aus giebig mit ihnen belegt und erreichten fast alle ihr Ziel. E'.nstürzende Häuser, Detonationen und der Schein von ausgebrochenen Bränden ließen die gute Wirkung der ad- geworfenen Bomben erkennen. Ms diese bereits zum größten Teil abgeworfen waren, setzte erst die feindliche Gegenwehr ein. Scheinwerfer blitzten auf, und ihre Strah len langten wie zuckende grelle Finger nach dem Aether. Zu gleicher Zeit traten auch die Abwehrgeschütze in Tä tigkeit und sandten einen Hagel von Schrappnells und Brandgeschofsen nach dem im blendenden Lichte stehenden Luftschiff. Obwohl sie in nächster Nähe krepierten, richteten sie nicht die geringste Beschädigung an. Die auf allen Seiten zerberstenden und in viele leuchtende Stücke zer springenden Brand- und Leuchtgeschosse tauchten das Luft schiff in ein blendend weißes Licht. Nun wgr die letzte Bombe gefallen, und der Rückmarsch konnte angetretcn werden. Trotz dem wütenden Gebell der feindlichen Ge- schütze und des unaufhörlichen Leuchtens der Scheinwerfer erreichte kein Geschoß, kein Sprengstück das nach Osten enteilende Ziel." Rundschau im Auslands. Ueber die allgemeinen Verhältnisse in Nordrußland hat ein Mitglied der russischen Botschaft in Berlin ver „Leipz. N. N." zufolge bemerkenswerte Mitteilungeil ge macht. Geld- und Jndustciemarkt haben mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, aber es ließe sich an No?? materialien und auch an Lebensmitteln manches ausfüh ren, wenn die Verkehrsverhältnisse überwunden würden. Die Deutschen müßten in dieser Beziehung mit der Re gierung in Moskau Hand in Hand gehen. Auf dem Lande sei an Lebensmitteln vielfach Uebcrschuß. . Die kriegswütigen amerikanischen Sozialisten, Eine amerikanische Arbeitcrgesandtschaft weilt zurzeit in Paris, nachdem sie vorher einen Besuch in London ge macht hatte. Sie vertraten hier wie dort den Standpunkt, daß die Ententesozialisten keine internationale Konferenz in Bern, an der Deutsche sich beteiligen, beschicken dürften, solange noch deutsche Truppe» auf-französischem oder bel gischem Boden ständen. So wie neulich die Londoner Sozialisten haben sich jetzt auch die Pariser Sozialisten für die Beschickung einer solchen Konferenz ausgesprochen. Für und wider die Frenrechte. Die amerikanischen Sinnsciner hielten in der Nacht vom 1. zum 5. Mm am Madison Square in Newyork eine Protestversammlung gegen die irische Aus hebung ab. Amerikanische Geheimpolizisten stenographier ten die Reden. Eine im englischen Unterhouse abgehaltene Versamm lung von etwa siebzig Unionisten, die gegen Homerule sind, beschloß. Bonar Law zu ersuchen, eine Versamm lung der »monistischen Partei einzuberufen, bevdr die neue irische Gesetzgebung eingeführt werde. Englische Absichten aus Island. Ein Abordnung von Isländern, bestehend aus Ver- tretern der dortt^-m Regierung weilt in England, um mit den Alliierten über ein Handelsübereinlommen zu vev- :auvelu; Vertreter von Frankreich, Italien und den Ver- inigten Staaten nehmen 'gn der Zusammenkunft teil. Die beabsichtigte Vereinbarung über einen Lebensmittel- rustausch hat keinerlei politische Bedeutung, sagt Reuter und bezeichnet es als eine Unterstellung, daß England in Island Geld ausgebc mit dem Ziele. Lsland von Däne- Will. Meine Geschichte spielt zum Teil in einer großen chemischen Fabrik. Professor Dölling, der trotz seiner Zurückgezogenheit für mich doch immer noch einige Stunden findet, sandte mich hierher, in die Fabrik Ihres Herrn Gemahls. Gehen Sie zu meinem Freund Schütz, jagte er. als ich ihm meine Nöte schil derte. Der ist reiner von den modernen Fabrikanten, welche die Fühlung mit ihren Arbeitern verloren haben, sondern einer vom alten Schlag, der mit ihnen weint und lacht. Schütz wird Ihre Bitte verstehen und sie erfüllen. Gehen Sie zu ihm. Rhoda ist zugleich ein stilles Nest, in dem Sie sich Wohl fühlen werden. Denn Sie passen ja gar nicht in das Babel Berlin." Der Doktor unterbrach sich: „Verzeihen Sie, gnä dige Frau, daß ich Ihnen das so ausführlich schildere. Aber ich glaubte in Ihren Zügen Interesse zu lesen, und da ritz mich meine Liebe zu meinem entstehenden Werke hin." Frau Schütz lächelte uno sagte gütig: „Herr Doktor, es bedarf dieser Worte nicht. Ich freue mich, Ihnen einen Dienst leisten zu können. Mein Mann, der alles mit mir zu besprechen pflegt, wird auch in diesem Falle wie ich denken. Darum darf ich in seinem Na men sprechen: Studieren Sie in unserer Fabrik nach Herzenslust. Daß Sie uns keine Geschäftsgeheimnisse absehen werden, dafür bürgt mir das Geleitwort Pro fessor Döllings. Ich werde unserem Direktor die nö tigen Anweisungen geben. Wenn Sie sich hier auch in Zurückgezogenheit Ihrer Arbeit widmen wollen, so darf ich doch die Hoffnung aussprechsn, daß Sie uns hin und wieder eine Stunde schenken werden. Wir leben ein wenig außerhalb der grotzen Welt und freuen uns, wenn ein Abglanz von ihr auch einmal in unsere Stille fällt. Nicht wahr, Susanne?" Frau Schütz wandte sich zum ersten Male an ihre Tochter, dte verborgen in ihrem halbduuklen Winkel gesessen und zrigehärt hatte. Jetzt fuhr Suse hastig auf, und auch der Doktor erhob sich erschrocken und sicht lich verlegen. Er sah jetzt erst, daß noch eine zweite Dame im Zimmer war, die er gar nicht begrüßt hatte. Als sein Blick auf Suse fiel, nahm seinen Gesicht einen erstaunten Ausdruck an. Als Suse das sah, da machte sie ihm heimlich ein Zeichen. Sie legte den Finger auf den Mund um ihn zum Schweigen auszu- fordern. Doktor Liebling verstand sofort, was vte t»"g- Dame von. ihm wollte, wenn er auch nicht begriff, Warum er das gestrige harmlose Zusammentreffen ver schweigen sollte. Aber vielleicht hatte er dte jung« Dame bei einem heimlichen Stelldichein überrascht Seine Augen nahmen wieder den Ausdruck Mll- trauriger Resignation an, der gestern schon Bella auf. gefallen war Es erschien ihm, dem vom weiblichen Geschlecht wemg Verwöhnten, schon ein großer Gewinn, mit dem schonen Mädchen ein Geheimnis zu teilen. Er verriet mit keinem Wort und keiner Gebärde, daß er Suse bereits gesehen hatte, als Frau Schütz ihn mit der Tochter bekannt machte. _ Suse freute sich über seine Ritterlichkeit und nahm sich vor, seine große Häßlichkeit nach Möglichkeit zu übersehen. - Doktor Liebling wollte sich nun entfernen, um den Antrittsbesuch nicht über die formelle Zett auszu dehnen, doch Frau Schütz ließ ihn nicht gehen. Sie hatte noch eine Menge Fragen über Berlin und dor tige Bekannte an ihn zu richten. So kam man schließlich auch aufs Theater zu sprechen. Frau Schütz fragte ihn, ob er noch kein Drama geschrieben habe. „Ja," gestand Doktor Liebling offen, „einen ersten Versuch. Meine Freunde haben sich redliAe Mühe gegeben, es durch tobenden Beifall auf dem Lplelpwn zu erhalten. ES wurde aber nur dreimal gegeben, trotzdem Mattikow die Titelrolle splette. „Mattikow?" fragte Suse erregt. Der berühmte Mattikow? Der gestern mit Ihrem Zug ankommen sollte?" Frau Schütz blickte ihre Tochter erstaunt an, aber sie schwieg. Sie wollte das Mädchen im Beisein des Fremden nicht blotzstellen. Stillen dachte sie aber: „Woher weiß denn L«sänne, mit welchem Zuge Matti kow ankommen sollte, und woher weiß sie nun gar, daß der Doktor mit demselben Zuge eintraf? Er hat doch nicht davon gesprochen." D ' "" Li (Fortsetzung jolgt.)