Suche löschen...
Rabenauer Anzeiger : 04.05.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191805044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19180504
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19180504
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-05
- Tag 1918-05-04
-
Monat
1918-05
-
Jahr
1918
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 04.05.1918
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Der Ring um England. Alpdruck in London. Ein halbes Jahrzehnt vyr Beginn des Weltkrieges hatte man in England mit det Schimermär von der Mög- lichkeit ekner »deutschen Invasion" die Bevölkerung aufge regt. Theaterstücke und Romane befaßten sich mit diesem rherya und schilderten in blutrünstigen Szenen, wie die Deutschen landeten — immer mit der Pickelhaube — aber schließlich von den tapferen Briten ins Wasser gejagt wur den. Die Arrangeure dieses Invasions-Rummels waren die Agenten von König Eduards Einkreisungspolitik und der prositlustigen Londoner Geldmänner, die natürlich nicht im Traume daran dachten, daß diese Jnvasionsbilder jemals Wahrheit werden könnten. Ihre Arbeit galt der Hinausschraubung der englischen Wehrkraft und der Hin eintreibung des englischen Volles in einen blindwütigen Haß gegen Deutschland. Wir Deutsche betrieben damals Ausgleichs- und Versöhnungsversuche mit allerlei schönen Reben über den Kanal und beachtetest nicht, daß unsere Mühewaltung drüben einen solchen Gegendruck fand, daß sie scheitern mußten. Die „Leute um König Eduard" woll ten schon damals (im Winter 1909) den Krieg, als dem Kö nige bei seinem Besuche im Berliner Nathanse von den dortigen Schulkindern die alte Volksweise „In einem kühlen Grunde da geht ein Mühlenrad^ vorgesungen churde, der König Eduard nach den Berichten „in sichtlicher Ergriffenheit" lauschte. Keiner der Anwesenden ahnte, wie furchtbar wahr die Worte des Liedes waren: „Sie hat die Treu' gebrochen!" Britannia hatte damals die Frie- denstrene schon gebrochen Das Spiel mit der deutschen Invasion in England hatte seine Wirkung in der britischen Volksseele geäußert, die im Weltkriege immer deutlicher hervortrat, als die für ganz selbstverständlich gehaltenen Seesiege der mächtigen britischen Flotte ausblieben, die Niederlage am Skagerrak die ganze Welt aufsehen ließ und die deutschen Luft- und Wasserstreitkräfte in England zu Besuch erschienen. Aber an die tatsächliche Möglichkeit einer deutschen Truppenlan dung wollte man doch noch nicht direkt denken, verkündete Herr Llohd George doch immer von neuem große Siege der Ententehcere zu Lande und stellte in der Frühlings- ofsensior 1918 den Garaus für die Deutschen in Flandern und Frankreich in Aussicht. Es kam umgekehrt, deutsche Hiebe jagten die Engländer zurück, die französische Hilse genügte nicht, und von den amerikanischen Waffenbrüdern sprachen die Zei.nngcn im Tone bitteren Vorwurfes oder beträchtlicher Geringschätzung. Die deutschen Eroberungen in Flandern verstärkten den Ning, den die Tauchboote um England gelegt hatte», und der Druck dieses Ringes ist jetzt so stark geworden daß John Bull an Atemnot zu leiden begonnen hat und das Gespenst der deutschen In vasion handgreiflich vor ihm erschienen ist. Um sich Lust zu verschaffen, beschloß England den mißglückten Seeangrisf auf Zcebrügge und Ostende. Wie die Stimmung jenseits des Kanals gewesen ist, beweist die Hofsnnngslosigkeit, mit welcher die Zeitungen die gefärbten Berichte der Ad miralität in London aufnahmeu. Ta kam als Reif in der Frühlingsnacht di-' deutsche Eroberung des eine Meile süd- lich von Adern gelegenen Kcmmelberges. Vor acht Tagen hieß es noch von der Themse her: „Aper» muß unter allen Umständen gehalten werden." Heute wersen die englischen Zeitungen die Frage auf, was geschehen kann, wenn die Deutschen auch die französische Küste in Besitz genommen haben. Können die Deutsche» in England landen? Die englische Presse verweist darauf, daß Napoleon im Sommer 1806 vergeblich diese Versuche machte, sie verweisen aber auch auf die tatsächlichen Ver hältnisse von heute. Uni die Absichten der deutschen Hee resverwaltung gehen sie herum, wie die Katze um den heißen Brei. Taran tun sie allerdings recht, denn Hin denburgs und Ludcndorsss Maßnahmen sind stets vom Geist der Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit geleitet ge wesen, von den Rücksichten auf Menschenleben. Keinem deutschen General ist in der seindlichen Presse der Bei namen des „Schlächters" gegeben, den die Franzosen ihrem zw eiten Generalissimus Nivelle selbst gaben. Heute ist die Hauptsache, daß England den Druck des deutschen j Ringes um seine Brust militärisch und in der Lebens- li« Itt« In ltnkttrMrüi Ibzmliwntur. Staatssekretär des RcichSernähnmMmte? v. Waldows Wir sind ganz selbstverständlich davon überzeugt, d''' alle Kritiker es besser machen würden, als wir. Trotzdem warne ich vor einem Uebermajst an Kritik gegenüber Behörden, die sich bemühen, die Volkrernäbrung sicher zu stellen. Man sollte sich vor dem Vorwurf der mangelnden Sach«! kenntni?, der Böswilligkeit. und Leichtfertig« heit hüten wie sie gestern der Abg. Hoesch erhoben hat. Damit hebt man nicht die ArbeitSfreudigkeit der Landbevöl kerung (Sehr richtig!) Wir kennen die KrtegSnvte der Land-« Wirtschaft und suchen alle Fehler gntzumachen. Wir börenl auch landwirtschaftliche Sachverständig« in großer Zahl an, ehe wir Verfügungen erlassen. Wir haben den Getreldeprei» kür da» nächste Jahr noch nicht festgesetzt und eS ist gut, daß e» noch nicht geschehen ist, denn diese Frage ist nicht kurzer Hand abzutun, sie ist von erheblicher politischer Tragweite und von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Selbst« verständlich erfolgt ihre Regelung unter dem Gesichtspunkte de? Förderung de» heimischen Getreidebaues, auf den wir bet der Ernährung in der Hauptsache angewiesen sind. .AuS dem Neuköllner Fall hat der Abg. Braun geschlossen, daß ich zu spät gegen den Schleichhandel vorgegangen bin und die strakrechtli-ke Vers--?'»-ni von Neukölln wegen der mir unbeauemen Denkschrift veranlaßt habe. Beide? ist unrichtig Die Maßnahmen gegen den Schleichhandel sind zum Teil schon wochenlang vorher auSgeführt worden und für da» Strafverfahren muß sich Neukölln beim Vorwärts bedanken, der durch seine Veröffentlichung die Denkschrift zur Kenntnis der StaatSanwaltsschast brachte, wodurch es eine Psli^ dieser Behörden wurde, einznslbreiten. Dis Angriffe des Vorredner? gegen die Reichsgetreidestelle sind unbegründet. Die Reichsgetreidestelle muß sich für ihre» Wirtschoktsplav die genügenden Unterlagen beschaffen. Gewiß mußte man im vorigen Jahr, daß e? in Brotgetreide eine schwache Mtttelernte werden würde. Aber nicht nur die Voreinschätzungen in Getreide sieten gut aus, sondern auch die Nachschätzungen waren nnr 10 Prozent schlechter. Da» laa wobl mit an der Haftung, di« wir kür die Kommunal» mittelversorgung empfindlich merkt. John Bull hat Alp« drücken, er schläft schlecht Und schon beginnt es Lloyd George klar z« werden, daß er wohl wird daran glaube» Mssen. Der Mann hat sich aus allen Kräften bemüht, ein Zukunstsgebäude aufznführen. Aber der Grund, auf dem er baute, war Sand. Preußisches Abgeordnetenhaus. Tie E r n ü h r v n g s d e b a t t e hat am Sonnabend im Preußischen Abgeordnetenhaus ihr Ende erreicht. Die Schwierigkeiten der Landwirtschaft wurden nochmals vom Abg. v. Pappnitz (kons.) dargestellt. Er sprach viel von dem Unmut und der Verärgerung auf dem Laud und ta delte dann scharf die Reichsgetreidestelle. Jhni erwiderte der verantwortliche Leiter, Staatssekretär v. Waldow, drr den klagenden Landwirten vorhielt, daß sich die Sach verständigen aus ihren Reihen selbst über das Besser- machen nicht einig seien. Die Statistik hat uns in d.esem Jahre bei der Ernteschähung wieder in Stich gelassen und deshalb ist es schwer, den Wirtschastsplan für das neue Jahr aufzufiellen. Die Hauptsache ist, daß wir bester durch den Wmttr gekommen sind, als man gedacht Hatte. Die Brotration könne nicht ohne zwingende Not herabgesetzt werden; denn die städtische Bevölkerung würde schwer dar unter leiden. Unser vom Kriege verschont gebliebenes Land hat es leichter, die Kriegsnotwendigkeiten zu trage», als der Feind. Der Sozialdrmokrat Hofer warnte drin« gend vor fleischlosen Wochen, Die Abg. Pevvelmann (Ztr.) und Dr. Band (kons.) klagten über unbillige Zu« mutungen an die Landwirte und über verfehlte Maßnah< men. Die Debatte klang dann aber auS in der Zusicherung, ! daß das ganze Land fest gewillt ist. durchzuhalten, wenw nur Gerechtigkeit gegen alle Stände herrsche. TaS Abgeordnetenhaus beriet dann noch den Do« mänenetat, wobei der Wiederaufbau Ostpreußens die Aufteilung von Domänen und örtliche Wünsche von verschiedener Seite zur Sprache gebracht wurden. Am- DienStag wird die Etotberattma fortgesetzt. I Von den FraiMtn. Frankreichs Weißbluten. Biömarck hat richtig vorhergesagt, als er in seiner großen Reichslagsrede von 1887 Frankreich warnte, sich in einen neuen frevelhaften Krieg zu stürzen, der ihm ein „Weißbluten" bringe, das heißt, in eine völlige Er schöpfung bringen würde. Frankreich hatte 1911 alles aus die Karte Rußland gesetzt, hat sich von England Auter- her knebeln lassen und sieht heule die Früchte seines Tuns. Es ist am Weißbluten, und es kann voraussehen, daß es nach dem Kriege infolge seiner fürchterlichen Verluste in der Bevölkerungszisfer hinter Italien wird zurückweichen müssen. Zur Zeit der großen Revolution war Frankreich das bevölkertste Land in Europa; heute sinkt es von Stufe zu Stufe infolge der fanatischen Verblendung und Eitel keit seiner Wortführer. Die Unfähigkeit der französischen Diplomatie. Die Entrüstung eines Teils der französischen Presse über die Behandlung des Kaiserbrieses seitens Nibots zieht weitere Kreise. Es handelt sich — so meint G. Tery im „Oeuvre" — bei dieser Frage nicht allein um Ribot. Nur als Typus interessiert er uns; als solcher erscheint er uns bemerkenswerter als durch seine persönliche Be gabung. E' repräsentiert in der Tat eine ganz parlamen tarische Schule und Generation. Diese Schule vertritt den Standpunkt, daß die Diplomatie ausschließlich darin besteht, „Fallen zu stellen". Was ist nun eine Falle? Setzen wir den Fall, daß sich im Augenblick, wo dec Hauptmann zum Angriff schreitet und seinen Leuten „Vorwärts!" zuruft, ein Mann melden und sagen würde: „Gehen Sie nicht dorthin, Herr Hauptmann, sehen Sie denn nicht, daß die Deutschen sich versteckt haben und aus uns lauern? Hüten wir «ns. ihnen in die Falle zu ge hen!" Aber dieser Fall ist nicht denkbar! Kein Soldat der französischen Armee würde so sprechen! Doch kein Diplomat der Nibotschen Schule redet anders als so! Ist das nun Kleinmut oder Bescheidenheit? Alles beides, vor allem aber Bes-be-^enbe'-»' Diele Herre» find derartig von ihrer geistigen Minderwertigkeit durch« drungen, daß sie bei einer Unterredung zwischen einem Franzosen un'' einem Deutschen prinzipiell glauben, daß der Franzose der Hereingesallene ist. Darum haben sie eine so heftige Abneigung gegen jede Unterredung. Will der Feind ihnen Eröffnungen machen, so verschließen sie sich nur um fr hermetischer. Wie die anständige Frau, die ein fremder Herr auf der Straße anzusprechen sucht, tun sie so, als ob sie nichts hörten. Da sie immer Angst ha ben daß man sie anführeu wolle, so bleiben sie unbeweg lich; und da si: sich nicht rühren, so sind sie beinahe sicher, daß sie keinen falschen Schritt tun. Man halte also ihre Untätigkeit nickt sür Trägheit! Sie ist nur Vorsicht; uns wenn sie verächtlich lächeln, so halte man das keines wegs für Stolr: es ist bei ibneu mir Demut! Unerbauttches aus der Akraine. Der deutsche Erlaß in der empörten Rada. In den in Kiew geführten WirtschaftSverhandlun- gen erlebten die deutschen Unterhändler, daß sie im Lande der endlosen Redeschlachten eine schwierige Arbeit hatten. Als sie am Ende die Unterzeichnung der Getreld-Verträge erreicht batten, erklärte der deutsche Unterhändler von Bräun, daß Deutschland nicht bloß ein beschriebenes Pa pier erwarte, sondern die Ausführung der Verträge. Gleich am folgenden Tage erginaen deshalb Aufrufe deS deut schen Oberbefehlshabers FcldmarschallS vo Eichhorn, die nachdrücklichst auf die Feld-,bestellung hknarbelteten. Diese Auffc d. l ung entfesselte alsbald in der kleinen Rada — die große tritt übe,Haupt nicht mehr zusammen, einen Redesturm. Man sprach in dröhnenden Worten von uner laubter Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Ukraine". Mit einem Scklage war vergessen, daß die deutschen Soldaten das Land befreit haben und man fand es «ine „unberechtigte Einmischung", daß dle Soldaten helfen wollten aufzubauei« und Brot zu schaffe«. AlS deutscherseits der Aufregung nachaegangsn wurde, ergab sich daß daS Ganze ein Sturm izn Glase Wasser war. In den Richtlinien deS Erlasses war gesagt worden, „daß dort, wo dl« Bauern nicht daS ganze Land drr Gemeinde bestellen können wo aber noch Gutsbesitzer vorhanden find, diese die Bestellung besorgen sollen, ohne daß dadurch der gesetzlich,n Verteilung des Lande- aus die Bauern durch die LondkomiteeS vorgegrisfen wird. Die Gutsbesitzer dürfen In solchem Falle von den Bauern an der Bestellung nickt gebindert werden." In der rusfiscken ZeiiungSLbersetzung des Befehls ist der Text an dieser Stelle genau in sein Gegenteil verkehrt worden. Dort heißt es „und in diesen Fällen dürfen schon die Land« komiteeS dem Gutsbesitzer das Land zur gerechten Vertel« lung desselben unter die Bauern nicht mehr abnehmen'. Dieser Widersinn ist der Redeempörung in der Rada zu« gründe gelegt worden! Die deutsche Arbeit zur Schaffung von Ordnung hat fick durch die Aufregung nicht beirren' lassen. Man liebt den deutschen Schnkmeister nicht, aber shLtex wird man ihm danken, daß er verhindert hat, an der Ijßrain", die nach ihren natürliche« Bedingungen ein blühendes Eiland sein müßte eine Wüste zu Machen. Aus aller weit. Ein eigenartiger Unglücksfall traf eine Fra» Posa- dowski aus Nevtomischel. Sie kam aus dem Königliche« Walde vom Reisigsammeltt mit einem Holzbündel heim. Unterwegs setzte sie das schwere Bündel aus einen Zaun ab; dabei fiel es hinten über, und der daran befindliche Strick schnürte der Frau die Kehle zu. Erst nach einiger Zeit wurde sie vo» Vorübergehende» tot aufgesunden. Versehentlich erschossen. Vor einigen Tagen wurde in Betzenweiler bei Riedlinge» (Württbg.) eingebroche». Mehrere junge Leute aus dem Ort übernahmen deshalb nächtliche Wache. Bei einer Streife durch den Ort wurde dabei der 32 Jchrc alte Bauer Konrad Paul von dem ILjührigen Wilhelm Marchei, der glaubte, einen Einbrecher vor sich zu heben, derart in den Kops geschossen, daß der Tod eintrat. - Bei der Probefahrt verunglückt. Ter Münchener Ge meindebevollmächtigte Georg Strahl wollte mit einem jun« verbände ausgesprochen hatten. Alle Schätzungen sind von ! der ReichsgetreidesteNe sorgfältig nachgeprüft worden. Daher ist da? Vorgehen der Metchsgetreldcstette nicht unerhört, sondern durchaus sachgemäß und man hätte gar nicht an ders vorgehen können. ES sind in diesem Jahre bis setzt 200 000 Tonnen mehr abgeliefert worden, als an Ge treidebeständen nachgeschätzt worden war, ei» Beweis dafür, daß die Schätzungen nicht so hoch, sondern eher zu niedrig waren (Sehr richtig!) DaS Getreide wird noch lange nicht vollständig ersaßt. Im vorigen Jahr wurden von rund 12 Millionen Tonnen mir lO'/, Millionen Tonnen erfaßt. Wo diese 1'/, Millionen Tonnen hingekommen sind, weiß ich nicht, wahrscheinlich sind sie unerlaubt verbraucht wor den, worüber man sich sa bei der entsetzlichen Futter mittelnot gar nicht zu wundern braucht. Natürlich schwanken alle Schätzungen. Bei der Kartoffel gab eine Nachschätzung der Kommunalverbände 28 Millionen Tonnen an, eine Nach- schätzung der Neichskartosselstelle 34 Millionen Tonnen, eine Schätzung der Erntesiaiistiker 40 Millionen Tonnen und eine Schätzung von sachverständiger Seite sogar 80 Mil-i llonen Tonnen. Hätten wir 28 Millionen Tonnen zur Grundlage unserer Maßnahmen genommen, dann hätte die städtische Bevölkerung nicht 7 Pfund Kartoffeln wöchentlich^ bekommen können. Die Brotration am Anfang eine» Ernte-! iahreS herabznsctzen, ist gefährlich. Dadurch wird Neun-! ruhigung in die Bevölkerung getragen, die sich dann fragt.! wie sie wird dnrchkommen können, wen« da? Brot schon! i im November nicht reicht. Dadurch wird ein unberechiigter ! Pessimismus gezüchtet. Natürlich verärgern viele Verfü- I gungcn. Aber auch eine zu starke Kritik ist bedenklich.! ! Auch die Landwirte mögen bedenken, was sie hätten er-' ! leiden müssen, wenn unser tapfere? Heer den Krieg nicht - kn Feindesland getragen hätte, wo stellenweise wohl auf, ! 109 Jahre kein Korn wird angebaut werden können. (Zu stimmung und Beifall.) ' i l Der Gesundheitszustand der Truppen ist, wie am Mittwoch der Generalarzt des Feldheeres Schultze im 'muptausschuß des Reichstages mitteilte, andauernd ; ehrgünstig. Die Zahl de; Kranken betrug im dritter, Kriegsiabr ein Drittel von der im ersten Jahr. An erster Stelle stehen die Erkrankungen der Veroauungsorgane. dann folgen die dec Atmnngsorgane und des Nerven- , systems. Fleckfieber und Tuberkulose komm enverhaltms- mätzig selten vor. Ertränkungen kommen im Felde v>e< weniger in dec Hcimai vor. Tie Verhältnisse sind vel uns Viel günstiger als in Frankreich. Die Schäden durch feindliche Gasangriffe sind meist vorübergehend. Abge sehen von den Gefallenen starben von den in Lazaretten Behandelten nur 1 bis 1,2 Prozent. Als Diensts bar wurden bisher 629 000 Manu entlassen, davon 70 060 Verstümmelte. Bis zum heutigen Tage ist Mit etwa 98 000 Verstümmelten zu rechnen. Wir können mit der ! Widerstandsfähigkeit unserer Truppen zufrieden sein. I Leere Versprechungen gegen Schiffe. Um neutralen Schiffsraum zu «rlangeu, hat die En- tente Holland bis zum 15 4. di« Lieferung von i00c>cm Tonnen Lebensrnittel zugesagt, nachdem sie vorher Nor- - Wegs» 460 ZOO To. und Schweden 250 000 Tonnen Nah- ! rungsmittel versprochen hatte Gewähr siir Lieferung frei lich nicht übernommen! WaS es mit angso-amerikaiiikcken ! Versprechungen auf sich hat, kann die Schweiz erzählen, l Trotzdem die Wilson-Negierung sich im vorigen Jab'-- v-r- pslichtet hatte, bis Juli d. I. monatlich 30 000 To., im ganzen 240 000 To. Getreide an die Schweiz zu liefe-« waren bis Ende Februar d Js. von den sättigen 80 00'- To ganze 12 000 To. geliefert! Amerika steckt viel ru fi?s in eigene» Nahrungstmttelnöle» und hat alle Hände voll zu tun, um seine Verbündeten knapp zu befriedigen als daß für die Neutralen die versprochene Menge übrig bliebe Dieser Mangel bir.drrt England und Ameilka aber Nicki. Holland und die skandinavischen Länder mit groß artigen Versprechungen zu beliefern. So schlecht stck die Abgabe von Schiffsraum an unsere Feinde mit dem Geist echter Neutralität verträgt, so überlassen wir di« Rege sang dieser Frage getrost dem weiteren KriegSver! rus Teun nm uns cines vom Abgeordneten G. Limbcrt im Unterhaus am 6. 3. gebrauchten Wortes z« bed'-nen: .Ter wirkliche Lebensmitte'verttster ist nicht Lord Nhondda, sondern daS U-Boot."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)