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Die Stfuerberatung im Reichstage hat ihren Anfang genommen und wird verschiedene Tage beanspruchen. Die Bolksvertreter haben die Aufgabe, die Gesetzentwürfe, die das Geldbedürfnis der Reichskasse be« friedigen sollen» zu prüfen; und es fehlt nicht an schwer wiegenden Bedenken gegen einzelne Vorschläge oder ihre Bestimmungen. Der Pflicht, dem Reiche zu geben, was es gebraucht, ist sich der Reichstag bewußt, er kann sich nicht auf einen andern Standpunkt stellen, nachdem uns der Weltkrieg auf die stolze Höhe des Erfolges geführt hat, dis wir heute einnehmen. Die Prüfung der Gesetzent würfe in der Kommission wird dort mit den zu erwar tenden Verbessernngsvorschlägen verbunden werden. Die frühere Beratung wichtiger Gesetze, z. B. des Hilfs- dienstgesetzes. hat gezeigt, daß anch große Schwierigkeiten in verhältnismäßig kurzer Zeit überwunden werden kön nen. So wird auch jetzt kein Anlaß vorliegen, die Steuer- Vorlagen aus diesem Sessionsabschnitt des deutschen Par laments in einen späteren zu vertagen, sondern sie kön nen im Frühling erledigt werden. Der Siegesfrühling 1918 wird zugleich ein Steuerfrühling werden: aber wie dem Siegen der Friede folgen wird, ebenso wird auch der Steuerregelung der finanziellen Verhältnisse des Reiches ein kräftiges wirtschaftliches Leben emporblühen. Teun für Handel und Gewerbe ist es notwendig, daß sich künf tig nicht eine fortwährende steuerliche Beunruhigung wie Bleigewichte an seine Füße hängt. Es sind dreitausend Millionen Mark jährlich, um die es sich handelt. Die französische Kriegsentschädigung von 1871 betrug nach deutschem Gelds 4 Milliarden Mark, und damals schrien Frankreichs Freunde, soviel Geld könne das arme Land nicht aufbringen, es gäbe überhaupt nicht soviel Geld. Die praktische Erfahrung hat dieses Gerede ebenso Lügen gestraft, wie die feindlichen Be hauptungen, Deutschland würde spätestens 1916 finanziell kapitulieren müssen. 1887 erhielt der Reichstag die größte bis damals dagewcsene Militärvorlage, die 300 Millionen zu ihrer Deckung beanspruchte, deren Annahme eine der letzten Freuden des alten Kaisers war. Heute — nach einem Menschenalter — handelt es sich um das Zehnfache. Das kann und soll geleistet werden, aber ohne Einschrän kung der produktiven Arbeit. England hat zur Zeit ebenfalls große Steuern in Sicht. Es hat erhebliche stärkere Steuerbelastungen als wir vorgenommen, es gebraucht jetzt wieder 2000 Millio nen. Diese sollen durch umfangreiche Zuschläge zur Erb- schafts-, Bier-, Tabak-, Zucker- und Luxussteuer aufge bracht werden. Solche Zuschläge sind stcuertechnisch be quem, aber sie sind in ihrem Ertrage keineswegs sicher; sie schließen also die Gefahr fortwährender neuer Steuer- Beunruhigungen in sich. Einer stärkeren Anziehung der Steuerschraube für Erbschaftssteuern w^d auch bei uns - das Wort geredet, doch sind die dagegen vorgebrachten - Einwendungen nicht glatt von der Hand zu weisen. Die größten praktischen Erfahrungen in indirekten Steuer sachen haben die Franzosen, dort weiß man auch, wie die ! Steuern umgangen werden. Zur Verhütung solcher Vor- f kommnisse können wir getrost vom Feinde lernen. Vor ' allem aber steht eins fest, daß wir die Erhöhung der Reichs- f einnahmen nicht auf die direkten Stenern anfbauen kön- > nen, weil dann Einzelstaat, Stadt und Gemeinde leistungs- f unfähig werden, weil gerade dadurch die stärkste 3e- ! lastung des Mittelstandes und der breiten Volksmasse her- ' beigeführt wird. Wo sollten dann die minder leistungs- « fähigen deutschen Bundesstaaten bleiben, die doch ver- i pflichtet sind, den Städten und Dörfern in ihrem Gebiet z zur Seite zu stehen. ! Descher Reichstag. Ein wichtiger Tagungsabschnitt hat im Reichstag am Dienstag begonnen. Die größten Steuervorlagen. die dem Reichstag je vorgelegt wurden, sollen berate«! werden. Wie üblich sollte der Reichsschatzsekretär die Verhandlun gen einleiten. . Vorher kamen noch mancherlei i kleine Anfragen . > zur Verlesung und Beantwortung. Der Volksparteiler Leuba äußerte Bedenken wegen MMN tlMÜW MS MW. : Kon Marie RamSlediM. (Nachdruck verböte* Zn dem kleinen Städtchen, das nur eine Stunde von Kronenburg entfernt liegt und in dem das Regi ment steht, dein Hans Heinrich angehören wird, herrscht reges Leben. Acht Tage sind es nnr noch bis Weih nachten. Jeder eilt, seine Vorbereitungen zu treffen. Die Baronesse ist auch hineingefahren, nm Einkäufe für die Weihnachtsbescherung in Kronenburg zu be sorgen. Sie hat den Kutscher zu vier Uhr bestellt. Jetzt schlägt es halb Fünf, und nichts ist von ihm zu sehen. Er sollte sie bei Tomont, dein italieni schen Konditor treffen. Sie hat dort schon eine halbe Stunde gewartet, Eis gegessen, Blätter durchstöbert, die eilt halbes Jahr alt sind. Jetzt wartet sie auf das wohlbekannte Schellengeläute ihres alten Schlittens, aber vergebens. Vorgesterp ist Hans Heinrich von seiner Reise ans England zurückgekehrt, und heute hatte sie ihn bei Kronenburg vorbsifahren sehen, nur wie eine Erschei nung, denn er hat sich nicht einmal die Ruhe genommen, seiner Braut guten Tag zu sagen. Ein brennendes Gefühl der Demütigung steigt in ihr auf, wenn sie daran denkt. Er ist heute in Z. — wenn er jetzt vorüberkämel Sie könnte ihm nicht entgegenkommen, ihr Stolz würde es nach diesem Akt der Nichtach tung verbieten, und doch, sie ist es ihm schuldig! Indem sic das denkt, hat sie das wohlbekannte, schön abgetönte Glockenspiel des Bendorfer Schlittens ver nommen. Neber den Marktplatz kommt der Schlitten gejagt. Hans Heinrich hat die Zügel in der Hand, sein Kutscher sitzt mit gekreuzten Armen neben ihm. Jetzt ist er dicht vor Ilse — der schwere Augenblick rst da. Langsam fährt der Schlitten vorbei, mit voll kommenem Ernst hält der Graf Zügel und Leine, keine Muskel seines schönen männlichen Gesichts zuckt, als es Hans Heinrich ruft — sie mit ihrer klingenden Stimme Die Höflichkeit gibt ihm ein, zu halten. Er übergibt der fortgesetzten Gründung von Kriegsgesellschaften. Er befürchtet, daß diese weit über die Kriegsdauer hinaus den freien Handel ausschalten könnten. Von Negieruiigs- seite wurde diese Sorge für grundlos erklärt. Der Volksparteiler H o s f. behauptete eine Zurück setzung der kleinen Landwirte Schleswig-Holsteins bei der Lieferung künstlicher Düngemittel. Demgegenüber ent wickelte ein Regierungskommissar die Grundsätze der Ver teilung und begründete die Lieferung von Ammoniak an ausschließlich solchs Betriebe die diesen Stoff schon im Frieden gebrauchten, damit, daß so die wirtschaftliche Ausnützung gesichert werde. Eine weitere Frage des Volksparieilers Wein- Hausen betraf die Dienstpflicht der Kriegsteilnehmer unter 20 Jahren. Er äußerte die Besorgnis, diese jun gen Leute könnten nach Friedensschluß zu weiteren« Mili> tärdienst gezwungen werden. Die Antwort der Militärverwaltung versicherte, dies« Leute müßten nach den gesetzlichen Bestimmungen entlassen werden; niemand hat mehr als die gesetzliche Dienstpflicht zu erfüllen. Derselbe Anfragen brachte dann noch eine Zensurtzer- fvgnnq gegen die Stettiner Ostseezeitimq zur Sprache, die ;. Z. der militärischen Prüfung unterliegt. Die 1. Lesung der Steuervorlagen wurde durch eine Rede deS Neichsschahsekretärs eingelei- tet. Frhr. von Rödern führte nach einem Dank an die Zeichner und einem Vergleich der deutschen und englischen Kriegsfliianziernng u. a. aus: Staatssckretär des Neichsschatzamts Graf Roedern: Mein erstes ist ein Dank für den Erfolg der achten Kriegsanleihe. Wir haben jetzt ein Gesamtergebnis von 87 Milliarden Mark in Kriegsanleihen erreicht. Darin sind wir, das erkennt jetzt ja Wohl die Welt an, unseren Geg nern voraus. Unsere bisherige Steuerpolitik bestand im wesentlichen darin, daß wir das Mehr an Zinsen für die inzwi'chen bewilligten Kredite durch neue Steuer bewilligungen deck ten. Daneben haben sich aber auch gegnerische Stimmen erhoben daß wir auf steurrtechnischem Gebiete nicht genug getan hätten. Dazu sei gesagt: Kann man zugleich gute Nn- leihepolittk und heroische Steuerpolitik treiben? England ist uns in manchem in seiner Steuerpolitik voraus. Aber außer der Kriegsgewinnsteuer hat England doch auch u r seine bereits vorhandenen Steuerquellen besser auSzunntzen ver mocht. Der deutsche Bundesstaat steht vor der Tatsache, daß die Einkommensteuer die letzte ist, über die die Einzelstaaten und Gemeinde«« für ihren Haushalt voll frei verfügen können. Ohnehin ist das Reich an das Vermögen schon beim Wehrbeitrag und bei der Kriegsgewinnsieuer her- angegangen, eiir Ausbau der Erbschaftssteuer wird später hinzulommen. Den Einzetstaaten muß ihr Spielraum blei ben. Eine Vereinheitlichung des EtukommsnsbegrisfeS in der einzelstaatlichen Gesetzgebung wäre freilich erwünscht. Die im Jahre 1916 vorgsnommene Neubelastung mit invirckten Steuer» betrügt in den Jahren 1916—1913 zu sammen 1 625 Millionen Mark. Die jetzt vorgeschlageneu Steuer.: werden — auch hier für das Jahr, in dem sie cingeführt werden, nnr mit der Hälfte eingesetzt — 1 180 Millionen Mark ergeben. Das ergibt für die Jahre 1916 bis 1918 rund 4 Milliarden Mark au indirekte» Steuer». Wird zu den direkten Steuern der Wehrbeitrag gerechnet, so haben wir hier rnnd 1 Milliarde. Die Kriegssteuer des Jahres 1916 mit dem Zuschlag von 1917 ergab 5,7 Mil liarden? zwei Rajen der Besitzflcuer sind mit rund 206- Millionen einzusetzen. Die neue Kriegssteuer der Gesell schaften ist mit 600 Millionen zu rechnen. Das ergibt zusammen also einen Betrag von 7,5 Milliarden Mark an erhobenen direkten Steuern für das Reich. Rechnet man noch dazu für den gleichen Zeitraum die von den Einzelstaaten und Gemeinden erhobenen direk ten Steuern, so kommt man auf eine direkte Gssamtbelnstung Von 9,5 Milliarde!« Mark gegenüber einer indirekten von '4 Milliarden Mark. Die Notwendigkeit einer gesunden Mischung von indirekten und direkten Steuern kam« als Binsenwahrheit der modernen Finanzwissenschaft gelten. ' Ueberd' " braucht das Gebiet der direkte» Reichssteuern fernem Kutscher Peitsche und Zügel. Er steigt vom Bock. i „Guten Tag, Ilse," sagte er. Er hat sie nie anders wie Marie Ilse genannt. Wie ein Schrei der Freude kommt es in ihr Ohr. Schwer atmend bringt sie dann heraus: „Kannst du mich nach Kronenburg bringen, mein Schlitten hat mich im Stich gelassen." „Aber selbstverständlich, Marie Ilse!" Wie scharf und klar klingen die Worte der Höflichkeit, aber ohne jede Spur von Herzlichkeit. „Franz!" ruft er den« Kutscher zu, „ich bringe das gnädige Fräulein nach Kronenburg, du kommst zu Fuß nach Bendorf nach." Und NU«« sitzen sie nebeneinander. Ilse fühlt das Pochen ihres unruhigen Herzens, sie merkt aber auch, daß der Mann an ihrer Seite durchaus nicht so gleich mütig ist, wie er sich den Anschein gibt. Die Stadt liegt hinter ihnen, und der große, dunkle Wald nimmt sie auf. Dann sind sie wieder beide still. Ihr Herz schlagt bis in den Hals. Er berührt ihr Verhältnis mit keiner Silbe, und dann halten sie vor der Kronen- burgsr Freitreppe. Er hebt sie aus dein Schlitten und übergibt sie dein wartenden Diener. Beim Laternen schein erschrickt er aber doch über ihr kalkweißes Ge sicht und den müden, leeren Torr ihrer Stimme, die «hm „Adien" sagt. * * * " Zwei Monats sind seitdem vergangen, ohne daß Marie Ilse ihren Verlobten gesehen hat, und sie hofft schon, daß er seine törichte Großmut, vor der Welt als ihr Bräutigam zu gelten, ausgegeben hat. Marie Ilse steht am Fenster. Märzschnee liegt auf den Feldern. Die Chaussee nach Bendorf ist noch ganz weiß belegt, so daß die Schlitten lustig darauf klin geln. Die weißen Märzbecher blühen aber auch schon in Massen vor ihrem Fenster, und sie will hinunter, die Vasen füllen. Da fährt der bekannte Bendorfer Schlitten vor. Tante Seckendorfs hört das Schellen geläute, legt ihre Arbeit hin und fragt neugierig: „Wer M's->" _ . i noch nicht als abgeschlossen angesehen zu werden. Voraus sichtlich ist im Herbst eine Neuauflage der Besteuerung des Kriegsgewinns der phh fischen Personen zn erwarten. DaS Kommen einer weiter auSgebautcn RsichssrbschaftS- steuer habe ich auch bereits erwähnt. Auf Erweiterungen der direkten Steuern des Reichs j» dieser Art sind die Ein zelstaaten bei all ihrer begreislichrn Abwehr von zumeit- gehenden Plänen duechans gefaßt, wie die Rede des Preu ßischen Finanzminifters im Abgeordnetenhaus gezeigt hat, der einmal eine besondere Belastung der besitzenden Klassen in der Weise empfahl, daß bei der Ausgestaltung der in direkten Steuern eine Forin gewählt werde, nach der diese vorwiegend die besitzenden Klassen träfen — die Börsensteuer, Luxussteuer, Wein- und Schaumwein steuer tragen dem Rechnung —. Eine grundsätzliche Festlegung der Belastung-Verteilung mit direkten und indirekten Stenern aber wäre jetzt ver früht. Wir kennen noch nicht die Höhe der Entschädi gungen, die wir uns erkämpsen werden. Auch macht die bevorstehende Geldinflation es noch ganz unübersichtlich, wie diese oder jene Steuer sich sozial auswirken müßte. Die vielfach warm empfohlenen Monopole dürften auch kein Allheilmittel sein. Jetzt können wir nur das in An griff nehmen, und abschließend erledigen, was unter allen Umständen doch ein Teil der späteren Gejamtreform fein Würde. Als Flickwerk sind die vorjährigen und die heutigen Vorlagen mehrfach bezeichnet worden. Nun, die warme Kohlenweste mit ihren äoo Millionen wahrscheinlichen Er trages, die ganze Verkehrsbeläs.mm mit 400 Millionen und die jetzige erschöpfende Regelung der Getränkcsteuern mit rund 1600 Millionen Gesamtertrag, die Umfagsieuer mit einem Mehr von etwa 1000 Millionen, die Keiegs- steuec der Gesellschaften, die Vörfensteuergefetzgebuug, die Erhöhung der Postgebühren — all da§ sind jetzt auf ab sehbare Zeit abschließend geregelte Sleuergebiele. Es sind große einheitliche Stücke und kein Flickwerk. Einen Vergleich mit dem Auslande brancht diese Steuergejetz- gebung sicher nicht zn scheuen. In der Aussprache nahm zunächst das Wort Abg. Dr. Maper-Kaufbeuren jZtr.)-: Diese Stener- belastung des Reiches ist ein Zeichen unserer wirtschaft lichen Kraft Die alte Sparsamkeit ist in der letzten Zeit etwas abhanden gekommen. Sie muß wiederkehren. Der Nüstungsindnstiie muß mehr auf die Finger gesehen wer den. Eine Vermehrung der Belastung des Besitzes er scheint unabwendbar. Abg. Keil (Soz.): Wir brauchen neue Steuern, aber sie müssen die stärkeren Schultern treffen. Ganz unver antwortlich ist es, das Volk auf Kriegsentschädigungen zu vertrösten. Dis Vorlagen sind Flickwerk. Die Arbeiter masse ist die Henne, die goldene Eier legt, ihr darf der Lebensnerv nicht durchschnitten werden. Abg. Dr. Graf v. PvsadowSky (b. k. Fr.): In fünf Tagen kann man derartige gewaltige Vorlagen nicht durcharbeiten; wen«« derartige Arbeiten noch mehr ver langt werden, dann muß der Parlamentarismus ver flachen. — Den Vorschlägen au sich kann man wohlwollend gegenüberstehen. Das Branniwcinmonopol ist an sich sehr bedenklich, weil damit weitere Gebiete der Staatsomni- potenz unterworfen und der privaten Intelligenz entzogen werden. Ob es die erwarteten Erträge bringen wird, hängt sehr vor« seiner inneren Gestaltung av. Morgen Werterberainng. Preußischer Landtag. Das Abgeordnete«,Haus kam oin Dienstag wieder zu- sammen, um die Etatsberatung zu Ende zu bringen. Man sprach beim Landwirtschaftsetat über die sehr dringlichen Wünsche der Landwirte. Sie betreffe» vor allem die Be. schaffung von Düngemitteln, dir Beseitigung des Arbei termangels, die Steuerorganisierung, der Schweinezucht und die Ausmusterung der Pferde für das Militär. Land- wirtschastsmiuister von Eisenbarth-Roihe gab entgegen kommende Erklärungen. Tebattelos stimmte das Haus der Hinausschiebung der Landtagswahlen zu. Paris unter dem Eindruck der EntscheidungsschkaD. Dqs französisch: Volk verfolgt selbstverständlich mit atemloser Spannung den Nerlanf der Schlacht im Norden von Paris. Dieses Hannen und Bangen spiegelt sich an« „Hans Heinrich." Im selben Augenblick klirrt ein lange nicht ge hörter Schritt die Treppen herauf, dann öffnet sich die Tür, und die schlanke Gestalt des jungen Grafen wird hinter dem meldenden Diener sichtbar. „Ah, lieber Neffe, welche Ueberraschung, in Uni form?" begrüßt ihn die Tante, von der er sich mit der einnehmendsten Miene auf die Stirn küssen läßt. Danir geht er auf seine Braut zn und zieht ihre Hand ohne jede Herzlichkeit an die Lippen. „Ich werde dich nicht lange aufhalten, ich bitte höchstens um eine Stunde Gehör, wir müssen doch alles wegen unserer Hochzeit bereden. Gras ist nicht darüber gewachsen. Ohne Aufsehen können wir nicht zurücktreten. sich. Träumt Ilse, oder saßt sie plötz- lich e«n Schwindel, daß sie sich an der Stuhllehne sest- haltei« muß? Aber Hans Heinrich hat sich mit Er laubnis eine Zigarre angebrannt, und da kommt ihr dw Besinnung zurück, und sie besorgt mit der ihr eigenen Gewandtheit den Kafsec, zu dem alle Zutaten gebracht worden sind. Sie sieht ihn nnr manchmal in grenzenlosem Staunen an. Ist das wirklich Hans Heinrich, ihr einst so ergebener Ritter, der sich isder Laune fügte? Energisch und eiskalt klingt seine tiefe Stimme, und wie gleichgültig blicken sie seine sonst so feurigen dunkelblauen Augen an. Ilse reicht erst Tante Seckendorfs, dann ihrem Vetter eins Tasse, darauf Pfefferkuchen, von dem sie weiß, daß es Hans Heinrichs Lieblingssorte jft. „Ich danke," sagt er gemessen und stellt den zier lichen von Ilse gemalten Kuchenteller hin, „jch habe so viel zu besprechen, daß ich nicht eswn kann, ich —" und dann schluckt er schweigsam und mft Hast seinen Kaffee hinunter. Beklommen zerbröckelt Ilse ihren Kuchen und hofft, er wird nicht ans das gefürchtete Thema zurückkomme:«. Aber kaum hat er seinen Kaffee hinunter, als er auch schon anfängt: „Jch habe gedacht, unsere Hochzeit auf den 25. April zu verlegen. Es ist dir doch recht?" Sie nickt steif mit dem Kopf, und er fährt fort: