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Rabenauer Anzeiger : 14.03.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191803142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19180314
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19180314
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-03
- Tag 1918-03-14
-
Monat
1918-03
-
Jahr
1918
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Japans Pläne. Der Austausch der Ansichten über Japans Eingreifen in Sibirien wird in Washington fortgesetzt und ist anschei nend so weit gediehen, -aß im Prinzip keine Meinungsver schiedenheiten Mischen Japan und seinen Verbündeten oder zwischen den Vereinigten Staaten und Japan bestehen, ob gleich Amerika keine formelle Einwilligung gegeben hat und wahrscheinlich auch nicht geben wird. Vom Weißen Hause wurde kategorisch in Abrede gestellt, baß Differenzen zwischen Amerik« und seinen Verbündeten über Japans Pläne be stünden. Alle Teile seien sich darin einig, daß Japan zu allen Maßnahmen berechtigt sei, falls der deutsche Einfluß in Sibirien schädigend wirken oder die Vorräte in Wladi wostok gefährden sollte. Meinungsverschiedenheiten sollen nur (!) in der Ansicht über die Maßnahmen zur Unter stützung Japans beim sibirischen Vorgehen bestehen. Das Staatsdepartement erklärte, daß kein direkter Vorschlag von Japan einlief. Bekannt ist jedoch, daß es von den japani schen P änen durch England auf dem Laufenden gehalten wurde. Die Regierung Amerika» halte e» nicht für nötig, eine formelle Zusicherung zu geben. Dies werde jedoch keinen Einfluß auf da» Verhältnis zwischen beiden Ländern haben. Argwohn gegen Japan. Der Pariser „Matin* be streitet, daß eine Kriegserklärung Japan» an Rußland bevorstehe. Japan greife als Beauftragter deS Vieroer bandes ein zum Schutz und zur Rettung Rußlands. Au» Rußland heimgekehrte französische Kommissionen gaben skeptische Auskunft über die Verhältnisse im fernen Osten. Japans Einrichtungen und Anschauungen stehen vielleicht Deutschland näher als der Entente. ES wäre denkbar, daß Japan die deutsche Gefahr nicht so unmittelbar erscheine, wie gewissen Westeuropäern. Man müsse die Japaner durch gewisse Versprechungen antreiben. Die Verwirrung der Entente infolge der Pläne Japans wird Immer deutlicher und stärker. Die Sonder- Stellung Wilsons versteht sich von selbst, er hatte eigentlich kie Ausbeutung Sibiriens Amerika Vorbehalten, und über schwemmte seit zwei Jahren Sibirien mit seinen Agenten. Aber nun kommt er mit allen feinen moralischen Bedenken und mit seinen Sympathien für Rußland — er will darüber vor dem Kongreß eine Rebe halten — ,u spät, er muß nachgeben, denn in Japan weiß man zu aut, daß man in London in diesem Augenblick die Entrnteetnhett unmöglich gefährden lassen kann. Dieser japanische Zwang auf die Entente hat nach der anfänglichen stürmischen Begrüßung schon die seltsamsten Äußerungen in Parts und London ge- zeitigt. Man hört sogar, daß Japans Egoismus nur Deutschland in die Hände arbeite, indem es ihm helfe, Rußland für lange Zeit oder für alle Zeit unschädlich zu machen. Japanisch-chinesische Truppen gegen Irkutsk« Nach Petersburger Meldungen befinden sich mehrere japa» Nische Infanterie-Regimenter auf dem Marsche nach Irkutsk, der Hauptstadt des gleichnamigen russisch-sibirischen Gouver nements. Die Japaner scheinen nicht nur mit eigenen Truppen vorgehen zu wollen, sondern sie haben auch chine sische Truppen zur Verfügung, die sie aber bet den Opera- lionen von Charbin aus benutzen wollen. Alle Eisenbahn linien, die Eisenbahn- und Telegraphenstattonen find teils von den Chinesen, teils von den Japanern besetzt. In Wladiwostok und Charbin regieren jetzt schon die Japaner. Die Bolschewtki-Behörden wurden abgesetzt. Die russischen Familien versuchten nach Rußland zu flüchten, eS ist ihnen dies aber wegen der strengen Kontrolle der Japaner un möglich. Sowohl in Charbin, wie in Wladiwostok herrscht Im übrigen vollkommene Ruhe. Nsek Sm MeüenttM» mit Unterzeichnung deS FrtedenSoertrages mit Ruß- lano hat me Einstellung der militärischen Bewegungen in Groß-Rußland zur Folge gehabt. Damit wird in Groß- Rußland zunächst auf den Linien, die durch unsere vor- marschierenden Truppen erreicht worden find, wieder zur strategischen Sicherung übergegangen werden; d. h., unsere Truppen in Groß-Nußland werden mit Gewehr bei Fuß die wettere Entwicklung der Dinge und Vie Durchführung der Friedensbedingungen abzuwarten haben. Von einer Einstellung der militärischen Hilfeleistung außerhalb Troß-Rußlands ist nicht gesprochen worden. Das einmal übernommene Unterstützung»- und Befreiungswerk Livlands, Estlands und der Ukraine wird selbstverständlich innerhalb dieser Länder durchgesührt werden. Dort ist noch eine ganze Menge Arbeit zur Sicherung der Länder zu ver richten, plündernde Banden im Rücken unserer Truppen müssen zerstreut und festgesetzt werden, Ordnung und Sicher heit gilt es wiederherzustellen. Auch die Grenzen dieser Länder gegen Groß-Rußland müssen strategisch gesichert werden; bis zur militärischen Erstarkung der genannten Staaten werden also unsere Truppen hieran mitzuwirken haben. Recht ungeklärt erscheint die Lage in Finnland, wo uns ebenfalls Regierung und Volk dringend um Hilse ge beten Haden. An der Erstarkung dieses Landes und der Wahrung seiner Grenzen haben wir ebenfalls großes In teresse, da nur ein starkes Finnland ein gewisses Gleich gewicht gegenüber Groß-Rußland bilden kann, von dessen ehrlicher Durchführung aller Friedensbedingungen wir nach allem Vorangegangenen nicht ohne weiteres überzeugt sein können. Zur Landung der deutschen Truppen auf den Alvndsiuseln sagt die „Nordd. Allg. Ztg.": Während unsere wackeren Truppen im SiegeSzuge Est land und Livland durcheilten, ihr Befreiungswerk zu voll enden, war in aller Stille ein neues, in der Anlage kühnes und großartiges Unterstützungswerk eingeleitet worden: die Landung auf den Alands-Jnfeln. Auf Finnlands dringende Hilferufe hatte man sich bei uns zu dieser Expedition ent schlossen, um dem Lande in seinem Befreiungskämpfe gegen plündernde und brennende Horden beizufpringen; außerdem gehört gerade Lie Räumung Finnlands durch Note Garden zu den Friedensbedingungen mit Rußland. Für Finnland also landeten wir auf den Alands- Inseln, um so eine Verbindung zwischen jenem Staat und uns zu sichern; denn die Inselgruppe ist vorläufig die ein zige Basts, auf der Finnland und wir uns die Hand reichen können. Dadurch wird Finnland gestärkt, vor allem in seinem Kampf um die Wiederherstellung der Ordnung im Lande, um Säuberung seines Gebietes und um Sicherung seiner Grenzen. Es ist damit nicht mehr von jeder Zufuhr abgeschnitten und in der Lage, seine Militär macht durch Material jeder Art zu stärken. Deshalb reichten wir Finnland auf den Alands-Inseln die Hand; denn ein erstarktes Finnland wird etn gutes Gegengewicht gegen jede mögliche Bedrohung in unserem Rücken bilden, sichert damit strategtsch also uns. Friedensschlutz mit der Republik Finnland. Am 7. d. M. mittags ist in Berlin der FriedenSoertrag zwischen Deutschland und Finnland, ebenso ein Handels- und Schiffahrtsabkommen sowie ein Zusatzprotokoll zu bei den Verträgen unterzeichnet worden. In Artikel 1 wird erklärt, daß zwischen Deutschland und Finnland kein Kriegs zustand besteht und daß die vertragschließenden Teile ent schlossen sind, fortan in Frieden und Freundschaft mitein ander zu leben. Deutschland wird dafür eintreten, daß die Selbständigkeit und Unabhängigkeil Finnlands von allen Mächten anerkannt wird. Dagegen wird Finnland keinen Teil seines Besitzstandes an eine fremde Macht abtreten, noch einer solchen Macht ein Servitut an seinen Hoheits gebieten einräumen, ohne sich vorher mit Deutschland dar über verständigt zu haben. Die folgenden Artikel betreffen die Wiederaufnahme der diplomatischen und konsularischen Beziehungen, gegen seitigen Verzicht auf Ersatz der Kriegskosten, Handels- und SchiffahrtSvertrag usw. Zur Feststellung der Zivilschäden soll in Berlin eine Kommission zusammentreten, die zu je einem Drittel aus Vertretern der beiden Telle und neutralen Mitgliedern gebildet wirb; um Lie Bezeichnung -er neutralen Mitglieder, darunter deS Vorsitzenden, soll der Präsident des schweizerischen Bundesrates gebeten werden. Die kriegsgefangenen Finnländer in Deutschland und die kriegSgefangenen Deutschen in Finnland sollen tunlichst bald ausgetauscht, die beiderseitigen verschickten oder internierten Zivilangehörigen heimbefördert werden. Es folgen Ve- Kimmungen über eine Amnestie, über die Zurückgabe oder den Ersatz von Kauffahrteischiffen usw. Zur Regelung der Alandfrage wird bestimmt, daß die auf den Inseln angelegten Befestigungen sobald als möglich entfernt und die dauernde Nichtbesestigung dieser Inseln durch ein besonderes Abkommen geregelt werden soll. Die Bestätigungsurkunben sollen tunlichst bald in Berlin ausgetauscht werden. Zur Ergänzung des Vertrages werben binnen vier Ma-, naten nach der Bestätigung Vertreter der vertragschließenden Leile tn Berlin zusammentreten. Aus aller Welt. Schwere« Unfall dreier Zirkuskünstkerinnerr. In Nordenham (Weser) sind im Zirkus Althoff beim sogen. „Todessturz" die drei Geschwister Blumenfeld infolge un genügender Befestigung des Trapezes ans beträchtlicher Höhs abgestürzt. Während die jüngste der Künstlerinnen einen schweren Armbruch davontrug, waren die beiden an- Leren sofort tot. Rationierte Kohlen dürfen nicht gepfändet werden. So hat das Landgericht in Magdeburg ent schieden, als ein Gläubiger seinem Schuldner die Kohlen aus dem Keller holen lassen wollte. Gehamsterte Kohlen würden also nicht von dieser Entscheidung betroffen ^;den.f Das Breslauer Seitenstück zum Kupfer-PAzeM wo die Angeklagte, die Beamtengattin Gohle, Mit den Millionen nur so um sich warf, übertraf das Berliner Ori ginal noch. Frau Gohle hatte trotz des Krieges wöchentliche Geflügelrechnungen Über 1000 Mark, Bet ihrer Festnahme besaß sie 15 Hüie, 14 Paar Schuhe, eine Unmenge von Schmucksachen und eleganten Kleidern. Einem Liebhaber steckte sie die Hundertmarkscheine haufenweise zu. Dem Arnd: des Geliebten wurde bet jedem Besuche ein Huhu gebraten. Die Angeklagte, dis fast wöchentlich Berlin besuchte, wohnte dort nur in dem teuersten Hotel. Sie pflegte alle Schulden, stets mit neuen zu berichtigen und sich auf diese Art stets' Kredit zu verschaffen. Der Staatsanwalt beantragte 8 Jytzre Gefängnis, 10 Jahre Ehrverlust und wegen verbotenen LottertespielS 18 000 M. Geldstrafe. Naubüberfall zu Berlin. Ein verwegener Überfall von Einbrechern auf einen Wächter wird fchon wieder ge meldet. Das große Handelshaus Alexanderstraße zu Berlin ist von oben bis unten mit Geschäften besetzt und wird von einem eigenen Wächter ständig bewacht. NachlS drang eine größere Einbrechergesellschaft in das Gebäude ein, warf dem Wächter einen Sack über den Kopf, überwältigte ihn, steckte ihm einen Knebel in den Mund und band ihn dann auf der Treppe am Geländer fest. Ein Mann mit scharf geladenem Revolver stellte sich vor dem Wehrlosen ans; und hielt ihn durch ständige Drohungen in Schach. In-, dessen brachen die Räuber im zweiten und vierten Stock in die Geschäftsräume ein und stahlen für 100 000 Mar! Da- menwäsLe und 20000 Mark Stoffe. E" Gsn^gütep Fang. Seit längerer Zeit waren stärkere Abgänge im Feldpostverkehr mit der Bugarmee festzustellen. Es ist nunmehr gelungen, in Przemvfl die Diebesbande aufzuspüren und hinter Schloß und Megel zu setzen. Es, handelt sich um eine recht gemischte Gesellschaft, zu der uniSL anderem ein polnischer Legionär, ein österreichischer Essenz bahnzugführer, ein österreichischer Korporal, zwei öftere reichische Infanteristen, ferner auch drei Prostituierte, ein jüdischer Händler usw. gehören. Mehrere osllbeladene Feldwagen konnten der Bande abgenommen werden. ! Aus dem Osten. An der ganzen Nussenfront — Herrscht jetzt wieder Friede; — Auch Lenin und Lrötzkt sind — Endlich matt und müde. — Weit in Feindes Lande drin — Stehen unsre Grauen, — Konnten bald in Peters burg — Nach dem Rechte« schauen. — Friede ist's, wo Jahre lang — Blutig ist gerungen, — Wo in vieler Meilen Front — Jedes Heer bezwungen. — Hindenburg,' Ler fing dort an, — Leopold von Bayern — Machte Schluß! im Waffenkampf. — Jetzt, da woll'n wir feiern! -- Eins Front hat Frieden jetzt, — Anfang ist's vom Endel — Schau stach Osten hin, John Bull: — Völkerschickfals- wende t kommen lassen. Fortsetzung folgt. Erzählung von August Meier. A propos — Seliger. Das war das Komischste dabei, wie der dicke Bayer uns versprach, er wolle das Werk einstudieren, als ob der selige Meister dabei sei. I hab' ihn ja so gern g'habt, den Söligen, er war mein bester Freund.* Und ich glaube wahrhaftig, in dem Augenblick war * Herr gerührt und Hal an seine Worte geglaubt. So «nsfähia ik der Mensch. —- - 1— hatte. In Mailand stieg er in einem Albergo ab, das ihm ein Mitreisender als billig empfohlen. Er machte hier Ausflüge, besuchte Museen und Schlös ser, am Abend ging et meistens in die Scala, wo neben einigen neuen italienischen Opern der „Lohengrien" ita lienisch aufgeführt wurde. Neben einem herrlichen Stim menmaterial und zumeist guter Gesangsmanier so viele Nachlässigkeiten! Am wenigsten gefiel ihm der „Lohen- grin"; sie hatten keine Auffassung von der deutschen Auf fassung. Des Abends nach dem Theater pflegte er ein Cafe der Galerie Vittoria Emanuela zu besuchen, in dem auch einige Sänger und der Kapellmeister der Scala verkehrten. Roland sprach zwar nur unbeholfen Italienisch, aber er verstand alles. Heute, nach der Lohengrinvorftellung war ein künstlerischer Disput entbrannt. Man stritt über das Werk, über die Auffassung, den Text, über diese und jene Einzelheit. Roland rückte unruhig auf seinem Stuhle hin und her. „Verzeihen Sie, meine Herren, daß ich mich einmische, aber ich bin ein deutscher Musiker, der den „Lohengrin" schon selbst dirigiert hat." Die lebhaften und überaus höflichen Italiener luden Roland sofort ein, sich mit seinem „Sorbet" an ihren Tisch zu setzen. Es entspann sich eine angeregte Unterhaltung, und von da ab kam Roland jeden Nachmittag und jeden Abend mit den Herren zusammen. Besonders sreundete er-sich mit dem Kapellmeister an, und dieser lud ihn auch zu sich ein. Roland entzückte die Sänger durch seine virtuose Beherrschung des Klaviers. Sein Geld war unterdessen zur Neige gegangen: er hatte bereits seine schöne goldene Uhr versehen müssen. Jetzt hieß es einen Entschluß fassen. Das Leben wollte er nicht von sich werfen, aber nach M, in die alten, be drängten philisterhaften Verhältnisse zeimzulebren, das ging über seine Kräfte. Hier in der Fremde wollte er sich ein neues Schicksal zimmern und dann die Seinen nach nicht nur die Dünste des Sees auf, auch aus seiner Seele scheuchte sie alle trüben Nebel und Gedanken weg. Ein heißer Durst nach dem Leben, nach Glück stieg in ihm auf, und die Angst vor dem Nichtsein, die vnS Sterblichen ins Herz gepflanzt ist. Je mehr sie sich Brunnen näherten, desto schöner, begehrenswerter erschien ihm die Welt. Als sie endlich anlangten, schwankte er einen kurzen Moment. Sollte er aussteigen? Er brauchte ja seine To« d^sabsichten nicht gleich zu verwirklichen. Ihm graute auf einmal vor dem lieblichen, freundlichen Ort, an dem er seinem Dasein hatte ein Ende machen wollen. Er blieb und löste ein neues Billett. „Wohin?" fragte der Beamte. „Die Endstation!" Er nahm das Billett nach Flüelen in Empfang. Gleich viel, wohin! Ins Wasser springen konnte er ja überall, sogar vom Schiff aus. Um sich Mut zu machen, malte er sich noch einmal sein ganzes hoffnungsloses Dasein aus. Umsonst! Ueber ihm lachte die Sonne, und in sei nem Herzen ließ die Hoffnung aufs neue ihre Sirenen stimme und sprach von unbekannten, zukünftigen Freuden, von Glück, von Ruhm und Erfolg. Der Wille zum Leben war erwacht und war der stärkere. Er schalt sich Zeig. Ehe sie in Flüelen anlangten, wollte er seinen Entschluß aussühren. Aber er schob es von Minute zu Minute auf, und als der Dampfer anlegte, spazierte er mit seinem Köfferchen ans Land. Es war ihm plötzlich eine Idee gekommen. Ob er sich einige Tage früher oder später davonschlich, blieb sich ja gleich. An der Schwelle Italiens fast ohne seinen Wil len angelcmgt, wollte er noch das Land seiner Sehnsucht kennen lernen, noch einige Tage in Freiheit schwärmen und den Freudenbecher leeren, ehe er ihn für immer fort warf. Sein Barschaft reichte Wohl noch bis Rom. Er löste ein Billett, zunächst bis Mailand. Bald hinter dem Gotthard fand er die italienische Sonne und den üppigsten südlichen Frühling, der sich dies mal durch einen ungewöhnlich langen Winter verzögert * Die „Spielmannslieder machen Auflehen, seitdem sie im Druck erschienen sind. Sie gehen geradezu glänzend und bringen ein Heidengeld ein. Es ist kindisch; aber als gestern vor meinem Fenster der Mann das Lied z„ spielen anfing und die Köchin gegenüber es mitsang da habe ich Tränen vergossen und einen harten Taler hinuntergeworfen. Der Leiermann hörte vor ^siaunen zu spielen auf, und dann gab er, wohl um sich wir dankbar zu zeigen, den allerneuesten Gassen hauer zum besten. 7. Kapitel. Als Roland den Brief seine Frau avg^ Haft«, beschloß er zu sterben. In Bnmnen wollte er seinem ver« « fehlten Leben ein Ende wachen, in jenem Brunnen, in dem er einst so unvergeßliche schöne Tage verlebt hatte. Er bestieg den Dampfer. ES war noch ziemlich f^h am Tage, kühl und nebelig - ein richttger Vorfrühlings- morgen. Auf dem Schiffe befanden sich nur wenige Per« sonen. Das war ihm aerade recht. So konnte er um fo un gehinderter seiner Gedanken nachhängen. Ruhelos wan derte er au und ab: noch einmal ließ er sein ganzes Le« ben vor seinem geistigen Auge vorüberziehen. Unv seltsam - die strahlende FriMingssoyne laUSie
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