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Rabenauer Anzeiger : 14.03.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191803142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19180314
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19180314
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-03
- Tag 1918-03-14
-
Monat
1918-03
-
Jahr
1918
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 14.03.1918
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! mit jeder der Der Wert des sckewikis wird die junge russische Republik Lenkbaren neuen Regierungen fahren. Friedens mit Rußland ist Lurch Len Vorfrleben mit Ru mänien noch erheblich gesteigert worden. Erst dadurch, daß Rumänien trotz der harten, aber wohlverdienten Bedingun gen sich zum Frieden verstand, hat der Zweifrontenkrieg für uns seinen endgültigen Abschluß gefunden. Durch den Friedensschluß, der Lie Dob^udscha wieder an Bulgarien auSliefert und die ungarisch-rumänische Grenze militärisch so regelt, daß feindliche Überfälle in Ungarn in der von den Rumänen bei ihrem Eintritt in den Krieg ausgeübten Weise nicht mehr möglich sind, wird die Entfaltung der wirtschaft lichen Kräfte des Landes in keiner Weise gelähmt. Geradeso wie mit Rußland will der Vierbund hinfort auch mit Ru mänien einen lebhaften Handelsverkehr unterhalten. Die leitenden Staatsmänner Englands und Frankreichs beharren noch auf ihrem verbrecherischen Standpunkt der Fortsetzung des Krieges, o' gleich sie sich sagen müssen, daß für sie keine Aussicht auf eine Wendung Ler Kriegslage mehr vorhanden ist. Präsident Wilson beginnt anscheinend zu ahnen, daß die Sache für ihn und seine Freunde schief gehen werde. Er beobachtet eine Zurückhaltung, die dem schärferen Blick nicht entgehen kann und die in London wie in Paris gleich bitter empfunden wird. Wer weiß, welche Einwirkungen auf das Verhältnis Amerikas zu den euro päischen Ententeftaaten das Eingreifen Japans in Sibirien noch zutage fördert. Amerikas gesamte Kriegsrüstungen waren doch letzten Endes sür die dereinstige Auseinander setzung mit Japan bestimmt, dem gefürchteten Nebenbuhler im fernen Osten. Und nun begünstigt das G ück diese Ja paner noch in dem Maße, daß fie von ihren europäischen Bundergenossen den förmlichen Auftrag erhalten, in Si birien nach dem Rechten zu sehen und vor allem dafür zu sorgen, daß die dort aufgespeicherten reichen Vorräte nicht etwa in die Hände der Rusten und damit mittelbar in die der Deutschen gelangen. Wenn nicht alles täuscht, wird sich Japan ietneS sibirischen Auftrages so ent ledigen, daß seinen Auftraggebern die Augen übergeben morden. M>r boben unsere großen und weittragenden Er folge in heißem und ehrlichem Kampfe errungen, Japan er schleicht sie nach Katzenart. Noch haben mir im Osten die Unabhängigkeit und Freiheit der auf Grund ihres anerkannten Selbstbr« stimmungSrechts zur Selbständigkeit übergegangenen russischen Nandstaaten zu sichern, noch stehen unS die ent scheidenden Schläge im Westen bevor. Aber wir haben Loch alle das Gefühl, daß wir in den Herbst des Krieges, In die Erntezeit eingetreten find und daß es uns beschieben ist, nach blutigem und ruhmreichem Streit die reifenden Früchte zu pflücken und in langen Frieden»« jähren auszubauen, was wir in diesem schweren Kriege er rungen. Die letzte krlegswoche. Reifende Früchte. Mit den Worten seine» Großvaters an di« Kaiserin Auguste „Welche Wendung durch Gottes Fügung" ant wortete der Kaiser auf da» Glückwunschtelegramm des Reichstags. Taten und Gesinnung sind die alten bei uns geblieben, wie sie vordem waren. Geniale Heerführer, heldenmütige Truppen, geschlossener und zu jedem Opfer bereiter StegeSwtlle des gesamten Volkes; und dennoch schreibt sich vom Kaiser bis zum geringsten Sohne des Volkes niemand persönlich den Steg zu, er wird nicht als Menschenwerk gewertet, sondern als Geschenk des Herrn der Heerscharen demütig in Empfang genommen. In dieser Geistes- und Herzensstimmung feiert Deutschland seine Erfolge, pflückt eS die Früchte deS furchtbaren Krieges, der jetzt in sein herbstliches Stadium, in die Zeit der Ernte eingetreten ist. Noch stehen uns schwere und blutige Kämpfe bevor, wie eS auch der Kaiser soeben aussprach, noch gilt «S, den hartnäckigen und starken westlichen Gegner zur Auf nahme deS Friedenswillens zu veranlassen, und da es nicht anders sein kann, durch Waffengewalt dazu zu zwingen. Die Erfolge im Osten und Südosten aber haben dem mutigen Draufgängertum und der begeiste nden Siegeszuversicht unserer herrlichen Feldgrauen neuen Schwung verliehen. Wir brauchen keinen Augenblick an dem siegreichen Ausgang unseres gerechten Kampfes zu zweifeln. Jetzt Haden wir beide Hände frei; das ist ein ganz anderes Zusasten, als eS bis dahin war, wo wir im Zweifrontenkriege standen. Nun kann schnellere und gründlichere Arbeit geleistet und die ganze gewaltige Macht ungeteilt dem Gegner im Westen entgegengeworfen werden. In schneller Folge ist eS uns vergönnt gewesen, bereit» den dritten FrtedrnSoertrag abzuschließen. Am 9. Februar eröffnete das Abkommen mit der Ukraine die Reihe der Friedens« und FreundschaftSschlüste. Am 8. März erfolgte in Brest-LltowSk die Unterzeichnung deS Friedens mit Ruß land und bereits zwei Tage später wurde der Vorsrieden mit Rumänien geschloffen. Da» alles sind Ereignisse und Erfolge von gewaltigster, welthistorischer Bedeutung, die der einzelne in ihrer ganzen Größe kaum zu ermessen vermag. Militärisch, wirtschaftlich, politisch und moralisch hat der Vierbund damit einen geradezu unermeßlichen Gewinn er zielt. In den bolschewiktjchen Kreisen Rußlands werden gegen den Frieden zwar kritische Bemerkungen laut; das Volt aber in seiner großen Maste ist hochbeglückt, daß die schrecklichen KriegSsorgen nun endlich von ihnen genommen worden sind und daß es sich eines dauerhaften Friedens mit den Mittelmächten erfreuen darf, auf die es nun ein mal die Gesamtheit feiner politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Interessen hinweist. Trotz der noch ihrem Selbstbestimmungsrecht vollzoge nen Ausscheidung der Randstaaten bleibt Rußland doch eine Großmacht, die Lank ihrer reichen natürlichen Schätze im friedlichen und freundschaftlichen Verkehr mit unS schnell zu neuer und niemals dagewrsener Blüte sich entwickeln kann. Gewiß, die innervolitischen Zustände in Großrußland sind noch wenig befestigt; man darf aber erwarten, daß sich alle Kulturelement« deS Lande» von Lem Gedanken des Friedens ergreifen und leiten lasten werden. Mögen auch immer Umwälzungen staltsinden, besser als unter den Bol- Rundschau. Deutsches Relch. Sächsische industrielle Frlederrsrvünsche an den Kaiser. In einem Telegramm deS Verbandes sächsischer Industrielle-! an den Kaiser heißt eS MäßM des Friedens«^ Muffes mit Rußland r „Wir ermatten nun mit SeMSKM Zuversicht, Latz auch an Len anderen Fronten bald M Friede erreicht wird, welcher der ungeheuren Opfer würdig ist, die an der Front und in der Heimat für Deutschlands Größe gebracht worden sind. Die sächsische Industrie ins« besondere darf nunmehr die Hoffnung hegen, daß es durch den Frieden im Osten gelingen wird, in zäher unermüd licher Arbeit und gestützt auf die gesteigerte Macht des Deutschen Reiches recht bald wieder friedliche Handels beziehungen mit Len Völkern Les ehemaligen Zarenreiches anzuknüpfen." Die Nationallkberale« und das gleiche Wahl- recht. Die Meldung der „B. T.", daß sich der Zentral ausschuß der nationalliberalen Partei mit Neunzehntelmehr heit für das gleiche Wahlrecht ausgesprochen habe, trifft in keiner Weiss zu. Der Zentralvorstand der nationalliberalen Partei wird am Sonnabend zusammentreten und sich dann auch mit der Frage des Wahlrechts beschäftigen. Vorläufig hat der Zentralvorstand — einen Zentralausschuß gibt es überhaupt nicht — zu der Frage Stellung zu nehmen noch keine Gelegenheit gehabt. Internationale Konfersnzen können nach Darle gungen des Abg. Giesberts in der „Nordd. Allg. Ztg.", so wie die Dinge heute liegen, den Gang der Kriegs- und Friedensereignisse kaum beeinflussen, wenigstens kann Ler deutsche Standpunkt von ihnen nicht beeinflußt werden. Dieser ist festgelegt zwischen der Neichsleitung und Volk-« Vertretung in Len grundsätzlichen Richtlinien für die Frie denspolitik, die konsequent festgehalten und weiter entwickelt werden. Die Londoner Beschlüsse, selbst wenn man sie nach der günstigen Seite aussassen wollte, als Symptom eine» Stimmungsumschwunges, muten in ihrer ganzen Aufmachung recht naiv an. Es scheint bei unseren Gegnern noch immer kein Verständnis dafür zu herrschen, daß Deutschland dank Ler unbeschreiblichen Opfer, die Volk und Heer bringen, auf der ganzen Linie als Sieger Lasteht und die ersten Früchte seines heldenmütigen Ringens in Lem Friedensschluß mit Rußland und Rumänien nunmehr buchen kann. s Blockade Mutzlands durch die Entente. Wi« ita lienische Blätter berichten, verlautet in diplomatischen Kreisen. Noms, daß die Entente nach dem Friedensschluß Rußlands mit den Mittelmächten über das ganze russische Gebiet die Blockade verhängt habe. Ein Reichskommissar sür Ober-Ost. Die Er nennung eines Reichskommissars für die besetzten Gebiete der drei baltischen Provinzen und Litauens mit dem Sitz in Berlin soll unmittelbar bevorstehen. In seiner Hand soll die politische und wirtschaftliche Verwaltung dieser Ge biete zusammengefaßt werden, was wohl als ein Beweis dafür zu gelten hat, daß man Livland und Estland staats rechtlich die gleiche Behandlung angedelhen lasten will, wie sie für Kurland und Litauen gedacht ist. Zur Übernahme deS genannten Postens soll der Wirkliche Geheime Ooer- regierungSrat und bisherige Ministerialdirektor im preußischen Landwirtschaftsmtnisterium Graf Robert Keyserling! aus» ersehen sein. Graf Keyserling! war in letzter Zeit in Ru mänien tätig. Dev deutsche Vormarsch i» der Ukraine hat viel dazu beigetragen, den Abtransport der dort lagernden Vor räte sicherzustellen. Die Vorräte sind ziemlich bedeutend. Das Prsutzische Abgeordnetenhaus setzte am Donnerstag Lie Beratung des Eisenbahnetats fort. Abg. Lippmann (F. Vp.) forderte, daß auch bei der Regelung der Personentarife Ler Eisenbahnminister mit dem Abgevrd- netenhause Hand in Hand gehen werde. Abg. Macco (nl.) betonte, daß die Eisenbahn in erster Reihe zur wirtschaft lichen Hebung des Landes berufen sei. Abg. Leinert (Soz.) vertrat den gleiche.» Standpunkt und forderte, daß die Re gelung der Pelsonentarife auf dem Wegs der Gesetzgebung erfolge. Nach Erledigung dieses Etats vertagte sich das Haus auf Freitag. Die Ratifikation der Friedeusvevträge. Die neutrale Presse hat in den letzten Tagen vielfach der Befürchtung Ausdruck gegeben, daß ter Sowjet den Friedensvertrag vielleicht nicht ratifizieren würde. Soweit dte „Tägl. Rdsch." unterrichtet ist, ist in der Tat ein Teil der Sozialrevolutionäre und auch ein Teil der IlnkS von den augenblicklichen Herrschaftsparteien stehenden Sowjet- mttgliedern nicht gesonnen, die Ratifikation vorzunehmen. Trotzdem ist Lenin nach wie vor der Ansicht, daß die Rati fikation vorzunehmen sei und es darf wohl damit gerechnet l werden, baß er mit seiner Auffassung durchdringt. WaS Len ukrainischen FriebenSvertrag anbetrifft, so wirb dte Ratifikation dieser Tage in Wien ausgetauscht werden. Die Realisierung der in dem Vertrag ausbedunge nen Vorteile wird natürlich von Dingen abhängen, die wir bisher noch nicht ganz übersehen können. Der Vormarsch in der Ukraine hat aber schon jetzt sehr viel dazu beige tragen, um Sicherheiten für den Abtransport der dort lagernden Vorräte zu gewähren. Eins Grenzberichtlgung in der Provinz Posen. Vollständig vergeßen scheint heute die Tatsache, baß die vom Wiener Kongreß festgelegte Abgrenzung der Pro vinz Posen später zum Schaden Preußens eine nachträgliche Berichtigung erfahren hat. Obwohl der Wortlaut deS ein schlägigen Vertrages ein völlig klarer war, erhob die end lich nach mehreren Jahren zur Durchführung des Grenz- zugeS eingetroffene russische Kommission Ansprüche auf die Gebiete um Slupee und Peysern. Preußen gab diesem Ansinnen statt und verzichtete 1818 tatsächlich auf Len öst lichen Teil des damaligen Kreises Peysern. Dessen westliche Hälfte wurde als der kleine Kreis Wreschen neu gemlöst. Bei der jetzt in Aussicht stehenden Neuregulierung ber Dinge im Osten hat das Deutsche Reich mithin hier die Möglich- leit, Lurch Wiedergutmachung eines früheren Unrechts, durch Desannexion, sich eine Anzahl von Geviertkilometern an zugliedern, deren Wert natürlich ein wirtschaftlich nur be schränkter sein würde, militärisch aber als besserer Grenz schütz an einer empfindlichen Stelle vielleicht die entstehende Müde verlohnen würde. Kriegs- und Tages-Berichte. Wer blieb Sieger? Die Entenle beziffert nach ihren eigenen Heeresberichten die Gefangenen und Beuteverluste der Mittelmächte seit dem 1. Dezember 1917 auf insgesamt 9666 Gefangene, 17 Geschütze, 322 Maschinengewehre, 18 Grabenwaffen. Wäh« rrnd des aleichen Zeitraum?- konnten die gegen erdrückende überwacht an Streuern w!e Material kämpfenden Mittel- Mächte einschließlich Ler letzhin im Osten zu Paaren ge triebenen roten Garden als Gewinn buchen 120 443 Gs- fangens, 3633 Geschütze, 7103 Maschinengewehre, 86 Graben- Waffen, 118 000 Gewehre. Außerdem viele tausend Fahr zeuge (darunter 600 Kraftwagen, 11 Panzerautos), mehrere Millionen Schuß Artilleriemunition, 47 Panzer-, Motor- und Lazarettboote, 22 Flugzeuge (ohne die abgeschossenen), über 800 Lokomotiven und über 8000 Eisenbahnwagen, großenteils beladen mit Proviant; dazu unermeßliches KriegSgerüt, ungezählte Feldküchen mit Zubehör und vieles andere. Außerdem wurden im Osten mehrere Korpskom- mandeure, viele hohe Stäbe von Armeen und Divisionen gefangen. Der Brester Friede« und Zyper«. Der Wiener Geograph, Prof. Oberhummer, erinnert in Ler Neuen Freien Presse daran, baß der am 4. Juni 1878 zwischen England und der Türket abgeschlossene Zypernver trag am 1. Juli 1878 einen Zusatz erhalte» habe, Ler tn seinem Artikel 9 bestimmt, daß, wennHußland der Türkei KarS und di« anderen Eroberungen, di« eS in Armenien während des letzten Krieges machte, zurückerstattet, die Insel Zypern von England geräumt werden und ole Übereinkunft vom 4. Juni 1878 hinfällig sein solle. Sonach hätte Eng land mit der im Brester Frieden vereinbarten Rückgabe jener Bezirke an bi« Türket jeden Rechtstitel auf die Be setzung Zypern-, geschweige denn auf dessen Einverleibung tn das Britische Reich, verloren. Dia Erinnerung OberhummerS ist interessant, aber seine Folgerung, wie die „Magd. Zig." betont, nicht durchschla gend, denn nach dem Brester Frieden gibt Rußland die transkaukasischen Bezirke ja nicht an die Türket zurück, son dern eS räumt sie nur und üderaniworiet sie dem Selbst bestimmungsrecht ihrer Bevölkerung. Zypern wird Lie Türkei nur wiedererhalten können, wenn der Friede mit England sich auf dte Macht des siegreichen Vierbundes stützt. Frankreich denkt nicht an Frieden. Clemenceau teilte im Hseresausschusse mit, die amerika nische Hilfsarmee in Europa werde bis Ende März 600 000 Mann stark sein. Zu den Friedensaussichten äußerte Cle menceau, er sehe noch nirgends eine Hoffnung auf baldigen Frieden. Das Ende des Krieges liege sür Frankreich noch in weiter Ferne. Herr Clemenceau ist schließlich nicht der einzige, der das Kriegsende an Ler Westfront zu bestimmen bat. Vielleicht erfährt auch er noch die Wahrheit deS Goethe- Wortes r „Du glaubst zu schieben und du wirst geschoben.« Französische Stimmungsmache für die Offensive Im Westen. Der Pariser „Matin" meldet von der Front: Die Witterung klärt sich an der ganzen Front auf. Die Truppen sind siegesgewiß und angriffsfreudtg und erwarten mit Begeisterung dte Befehle der Heeresleitung. General Foch hat in Begleitung des KriegSmintsters eine General inspizierung der französischen Frontabschnitte vorgenommen, die alle Beteiligten höchst befriedigte. ES liegt kein Anlaß zu Befürchtungen für Las Hinterland vor. Ein Anschlag gegen die deutsche Gesandtsrhmt in Bern. Dem „Bund" zufolge ist vor kurzem in der deutschen Gesandtschaft zu Bern von der fchmeizerischen z^ost ein Paket mit falscher Absenderadresse aus Basel ab gegeben worden, da« eine Vorrichtung mit PhoSphorzündung enthielt, die bet unvorsichtigem Hantieren Veranlassung z?' einem Brande Hötte geben können. Das schweizerische po- litische Departement ist von Lem Fall Lurch die deutsche Gesandtschaft in Kenntnis gesetzt worden. Der „Bund« be tont, daß das Vorkommnis sehr bedauerlich sei, auch wenn eS sich nur um ein Bubenstück (?) handeln sollte. Der Sieg Miteleuropas. Die sranzosenseindlichen Blätter der Westschweiz erblicken im russischen und im ru mänischen Frieden die Besiegelung der Vormachtstellung Deutschlands in Mitteleuropa und ferner die Balkanvorherr schaft Bulgariens. Der Eintritt Rumäniens und der Ukraine in das politische und wirtschaftliche System Zentraleuropas sei die logische Folge der drei Friedensoerträge, und ver schaffe Deutfchland und Österreich eine wirtschaftliche Vor machtstellung, die auch iür dte Schweiz nicht ohne Gefahren bleiben könne, da die Eidgenossenschaft außer sür die Eisen« und,Kohlen-auch für die Getreide- und Ölversorgung auf die Müielmäch.'e angewiesen sek. Alles in allem, die Ver führung Rumäniens zum Kriege ende fü - die Entere und ganz Europa mit einem furchtbaren Unglück, ja mit einer Katastrophe. Englische Sorgen. In Südrußland, so sagt ein Londoner Blatt, verfügt Deutschland über ein ausgezeichne tes Getreidemagazin. Selbst wenn dies, wie wir glauben, augenblicklich nicht sehr gefüllt sei» sollte, so sieht Deutsch land doch den Weg zum Schwarzen Meer offen und neue Wege auf d« anderen Sette eröffnen sich ihm nach Asien hinein. Der Eindruck i« Italien. In Italien hat der Frie- benSschluß mit Rußland eine außerordentliche W rkung her vorgerufen. Wenn die Friedensvetträge, so agt man, wirklich bestehen bleiben, dann ist Deutschland so maßlos vergrößert, daß «S fortan für alle anderen Staaten die Sonne verfinstere. Man glaubt aber nicht, baß Deutsch land die Früchte LeS östlichen Friedens wirb genießen können. Serble« wünscht keinen Separatfrieden. . , Die serbische Regierung antwortete auf eine Anfrage telegraphisch aus Korfu, daß di« Gerüchte über Separat« friebenSabsichten unbegründet seien, und berief sich aus die diesbezügliche Erklärung im Pariser „Temps" vom 19. Februar. Einen Gewinn wird es aus dieser Weigerung nicht ziehen, da sich seine Hoffnung, Laß die Entente« Mächte doch noch siegen könnten, in keinem Falle er« füllen wird. Umwandlung der russischen Die russische Regierung will ihren Sih nach der alten Zarenstadt Moskau zurückverlegen, da ihr Betersburg wegen seiner nahen Lage an der Grenze als Sitz der Zentral gewalt ungeeignet erscheint. Das ist eine Sache, die di« Russen unter sich au-zumachen und »ach Zweckmäßigkeits gründen zu entscheiden haben. Weitere Meldungen kündigrn die Bildung einer Koalitionsregierung und Einberufung der Konstituante zur Vollziehung des FriedensvertrageS an. Die formelle Proklamierung und Einrichtung der groß russischen Republik sowie die Wahl des endgültigen Präsi denten stehen bevor.- Tschernow, der Führer einer ge mäßigten Gruppe, dürfte Labei eine große Nolle spielen. Auch wird die Frage entschieden werde», welche Persönlich keiten als diplomatische Vertreter Rußlands in die Vierbund« staaten geschickt werden.
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