Suche löschen...
Rabenauer Anzeiger : 12.03.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191803125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19180312
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19180312
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-03
- Tag 1918-03-12
-
Monat
1918-03
-
Jahr
1918
- Links
-
Downloads
- Einzelseite herunterladen (PDF)
- Ganzes Werk herunterladen (PDF)
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
In der Postkutsche. Novellette von Fritz Gantzer. (Nachdruck verboten.) Wohin hast du es verbannt, du hastende, nüchtern prosaische Zeit, dicses Gefährt, mit dem man gemächlich, aber desto sicherer durch die Lande fuhr? Wo ist das Idyll der Postkutsche geblieben? Dampf und Elektrizität haben ihm den Garaus gemacht und es rücksichtslos ver nichtet. Aber ob sie immer allen denen, die sie benutzen muhten, als ein Idyll erschien? O nein, es gab auch zu den Zeiten der Postkutsche ebensogut Nörgler und Unzufriedene, wie heute. — Solch ein Unzufriedener war ohne Zweifel auch der Assessor Karl Erichsen, dem der „Schwager" davongefahren war, weil es nichi für notig gehalten hatte, unpünktliche Leute durch gutmütiges Warten in ihrer Unpünktlichkeit noch zu unterstützen. So, nun sitz' und warte du, bis Lie nächste Post kommt! Ja, wenn Karl Erichsen nicht den eben gekommenen Weg zurückgehen wollte, mutzte er auch warten. Ihm graute, wenn er an diesen Weg dachte. Im strömenden Regen war er zwei Siunden weit gelaufen, um von dem seitab der großen Heerstraße in Thüringens Bergen ge legenen Dörfchen nach Friedrichroda zu kommen. Er hatte seinen Bruder besucht, der in dem Dorse Geistlicher war, und wollte nach Leipzig reisen, um dort den Rest seines Urlaubs bei einem Studienfreunde zu ver leben. Nein, nur nicht noch einmal in diesen Regen hin aus! Also warten! Ganze sechs Stunden. Denn jetzt war es Mittag, und um sechs fuhr erst der nächste Post wagen. Mit einem verbissenen Gesicht saß er in der Gast stube der Posthalterei am Markt, sah in den Regen hinaus und beobachtete, wie die Pfützen zwischen den buckligen Steinen des Marktplatzes immer großer wurden. Die auf dem Tische ausliegende Zeitung hatte er längst vom Politischen bis zur letzten Anzeige dnrchgelesen. Der Posthalter saß schreibend und rechnend in der Poststube und kümmerte sich nicht um seinen Gast. Und die Friedrich rodaer Bürger kommen erst in der Dämmerung zu ihrem Schoppen. Die Langeweile umschlich Erichsen wie ein Gespenst. Und ihr zu entgehen, vergrub er sich in Erinnerungen. Sie führten ihn Jahre zurück. Eine kleine, kleine wtadt. — Der frischzebackene, fröh liche Referendar Karl Erichsen. — Zwei Hells Mädchen augen und ein Rossnmund. — — Blühender, lachender Lenz. — Und in ihm das große, leuchtende Glück — da mals, als sich ihm unter dem Blütenschnee des Schlehen strauches von der alten Stadtmauer jener Rosenmund zum ersten Kusse bot. — Im Herbst .... Ja, warum mußte es so schnell ein Ende geben? Jene nichtige Ur- lache! Eine kleine Meinunasosrschiedenheit, im Lachen begonnen. Und bann trotziges Beharren auf der ent gegengesetzten Ansicht hüben und drüben, das das Lachen verstummen lieh. Kein Nachgebe». Nein, er konnte nicht, und sie wollte nicht. Im Groll schieden sie. Ein falscher Stolz nährte den Groll und schuf eine unüberbrückbare Kluft. Jahre rauschten vorüber, in denen sie nichts wie der voneinander gehört .... O ja, jene kleine, kleine Stadt und der blühende Schlehenbusch .... und der Rosenmund .... Die Dämmerung des regengrauen Tages schlich schon in die verräucherte Gaststube der Posthalterei, als Karl Erichsen, durch die alten Erinnerungen wehmütig gemacht, sein Sinnen abermals zur alten Stadtmauer wandern ließ. Als er dem blühenden Schlehenbusch einen zweiten Besuch abstatten wollte, trat der Posthalter ins Zimmer und fing ein Gespräch an. Noch Erörterung der heurigen hohen Butter- und Eierpreise erzählte er mit der Weit schweifigkeit und Miniaturmalerei des Kleinstädters von der in Aussicht stehenden Errichtung einer Käsesabrik in Friedrichroda. Karl Erichsens Erinnerungen waren längst wieder in das Meer der Vergangenheit hinabgesunken. Sie waren schon so matt und glanzlos geworden, daß sie der gleich gültigste Gesprächsstoff verscheuchte. Nur die hellen Mäd- chenaugen von einst sah er immer wieder in dem alten strahlenden Schein. Als der Posthalter zum dritten Male auf das erbärmliche Wetter zu sprechen lam und gerade von den schlechten Wegen und den ewigen Verspätungen der Postwagen redete, rumpelte der schwerfällige Kasten über den Markt platz. Karl Erichsen sprang mit einein Seufzer der Erleichte rung auf, dehnte die vom langen Sitzen steif gewordenen Glieder und ging mit dem Posthalter vor die Tür. Diese Postkutsche würde ihm nicht vor der Nase fort» fahren l Er verabschiedete sich und stieg ein. Gleich darauf zogen die Pferde au. Als sich seine Augen an das in dem Wagen herrschende Halbdunkel gewöhnt hatten, sah er, daß er nicht allein sei. Ihm schräg gegenüber saß mit abgewandtem Gesicht eine tiefverschleierte Dame, die seinen Gruß nur mit einem leichten Neigen des Hauptes erwiderte. Er musterte ver stohlen ihre Haltung und Figur, stellte fest, daß es eine junge Dame sein müße, und war zufrieden, einen Reise genossen gefunden zu holen, mit dem man im Falle er neuter Ueberrumpelung durch alte Erinnerungen ein Ge spräch anknüpsen könne, um die ihn heute so wehmütig stimmenden „ollen Kamellen" aus dem Felde zu schlagen. Als das hol.erige Pflaster Friedrichrodas glücklich überwunden war und die Postkutsche auf der glatten Chaussee erträglich dahinrollle, nannte Karl Erichsen seinen Namen und begann eine Unterhaltung da, wo er mit dem Posthalter in Friedrichroda stehengeblieben war: er fing an, vom — Wetter zu sprechen. Die junge Dame wandte ihren, Reisegefährten beim Nennen seines Namens ein?» flüchtigen-Blick zu, raffte ihr Kleid zusammen und schmiegte sich scheu in die äußerste Ecke des Wagens. Karl Erichsen wunderte sich über das eigentümliche Gebaren, sprach aber weiter. Vielleicht zwei Minuten lang. Dann schwieg er. Denn er batte das Empfinden, daß seine Reifer nos in eine Unterhaltung nicht mochte. Und wieder krack die Langeweile wie ein böses Ge spenst zu Kart Ericksen herein. Und wieder kamen die im Posthauss zu Friedrichroda aiüoefr schien Erinne rungen in seiner Seele zu Galle. Immer wieder me Augen, die bellen Augen, der fuße Nojeumund und.. , Aber das war ja einfach entsechicy! (Schluß folgt.) Vermischtes. Verschwendungssucht im alten Polen. Im mittelalterlichen Polen herrschte überall Unmaß in den tollsten Formen. Selbst die schöne polnische Gast freundlichkeit artete stets zur Völlerei aus. Ein einziges Bankett während der Königswahl Wladyslaus lV. kostete 50 bis 60 000 Lire. Für die Hochzeitsfcier Konstancia Lubomirskas mit Fclician Potocki verbrauchte man vO Rinder, 300 Kälber, 50 Hammel, 150 Mastschweine, 21000 Stück Geflügel, 12 740 Fische, 10 Scheffel Krebse, -iP'ester- steine, 3 Ingwersteine, 5 Pfund Sajran, 270 Fässer Unzar wein und 5 Laden italienische» Wein. Bei einer Oster- mahlzeit in Dereszyn gab man allein der Dieners.yast 8769 Quart Met. Kein Wunder, daß diese Festlichkeiten, mögen sie in großem oder kleinem Kreise abgehalten worden sein, gewöhnlich mit blutigen Händeln und sogar mit dem Tode eines ober mehrerer Gäste endeten. Der polnis he Schriftsteller Wladislaw Laziniki macht in seinem soeben erschienenen Werke „Polnisches Leben in vergange nen Zeiten" (Verlag Georg Müller, München) interessante Angaben über die nationale Verschwendungssucht im alten Polen. Der Luxus, dem man sich ganz ohne Rücksicht auf die Kosten hingab. war grenzenlos. 1535 wurden Damen kleider aus Brokat getragen, die nach heutigem Gelds einen Wert von etwa 6000 Kronen hatten. In der Auf zählung der dem Starosten Potocki und seiner Frau ge hörenden Gewänder (1613) finden sich „Ferezyas zu 7000 Taler das Stück, 12 Delias zu 1000 und 2000 Talern, 30 Sommerkleider aus Goldbrokat, Samt Tabinet, mit den ausgesuchtesten Vogelprlzen gefüttert" usw. ohne Ende. Und doch war der Reichtum an Pelzen und Stoßen für die Kleidung verschwindend klein im Vergleich zu dem Schmuck aus Gold und kostbaren Edelsteinen, mit denen die Kleider überschüttet wo"». Jedes Gewand mußte mit großen Knöpfen. Schnallen, Geschmeide usw. aus Bril lanten, Saphire», Rubine» besetzt sein. Jeder Knopf an dem Rock des Unterkämmerers Bobola (1631) kostete 130 Dukaten — also mindestens 2000 Kronen nach heutiger Währung! Ganz besonders blühte der Lucus auch in der Männer- kleidung, vor allein bei der NiU »ng. An Helmen und Panzern war mehr Silber und Gold als Eisen, wie König Stephan Batory üch mißbilligend äußerte. Sir Ostrogski besaß schon 16 6 „Rüstungen mit Edelsteinen und goldenen Rosen, in Gold gefaßte Armfchienen mit Rubinen und Smaragden". Ganz versessen waren die Polen auf schöne Säbel — dafür zahlten sie jeden Preis. Im Dubnoer Schloß der Ostragskis befand sich ein aus 6000 Taler geschätzter Säbel. Der Säbel, den Ossolinski beim Einzug in Nom trug, wurde aus 20 000 Gulden ge schätzt. Der Woiwode Firlej zahlte seinem Goldschmied allein für die Arbeit der Säbelfassuug nach beutigem Geldwert über 5000 Krauen. Was aer Säbel wert ge wesen sein mag, erkennt man aus der Beschreibung, daß er in reinem Golde montiert und nicht nur mit Emaille verziert, sonder» auch mit Rubinen und Diamanten besät war, und daß einzelne Rul ine» die Größe vo» Mandeln hatte»! Daneben ging eine große Sammelwut. Jeder, der etwas auf sich hielt, sammelte Aittignilüten und gab dafür das Geld mit vollen Händen her. Dabei sammelte man mit einer Naivität, wie Schuljungen. In den Verzeichnissen finden sich ganz ernstüast solgende Gegenstände: ein Siein vom Grabe Cids, ein Grashalm von Fingals Ebene, ein Zweig von jener Stelle, wo einst Troja gestanden, die Sandalen Montezumas, einige Stäubchen Aiche von Abalari und Heloiss, die Pantoffeln der Frau von Mainteuon usw. Kein Wunder, daß die Einkünfte selbst der polnischen Magnaten ost nicht ausreichten, um den Unterhalt zu decken. Fürst Czartoryski gab 1793 — in einem einzigen Jahre —etwa 1'^ Millionen Gulden aus (etwa 4 Millionen nach heutigem Wert). Eine ganz besondere Vorliebe hatte nian in Polen für Kleinodien. Die Woiwodin von Smo ¬ lensk, eine geborene Tarnowska, trug bei ihrer Hochzeit eine mit derartigen Kleinodien geschmückte Krone im Werte von 50000 polnischen Gulden, die Krone der Woiwodin Wisniowiecka soll nach der Jnwelierschätzung gar 800000 Gulden gekostet haben. — Auf der Bahn verschwunden. Vor einigen Tagen wurden in Potsdam 75 Hammel zum Transport mit der Bahn nach Berlin verladen. In der Reichshaupt stadt sind aber nur 15 Tiere eingetroffen, die übrigen 60 waren verschwunden. Trotz eifrigster Nachforschungen ist es bisher nicht gelungen, den Verbleib der geschätzten Tiere zu ermitteln. — Der Po st raub. Die Beratung des Postetats im Reichstag enthüllt den Umfang der Beraubung von Postsendungen. Es wurden gerichtlich bestraft: 19>5: 9 Beamte, 57 Unterbeamte, 710 Aushelfer; 1916: 13, 70, 900; 1917: 17, 120, 1600. Gestohlen wird in Waffen. Schadenersatz 1917: 3,1 Million Mark. An dere Länder machten gleiche Erfahrungen. — Beim Feldgottesdienst tödlich verwundet wurde der Divisionspfarrer Hans Kawerau. Seit 1911 Divi sionspfarrer in Insterburg, zog Kawerau mit seiner Mi litärgemeinde ins Feld, war eine zeitlang infolge Er krankung felddienstunfähig, wurde als Gouvernements- pfarrer nach Lukow berufen und wieder ins Feld ent sandt. Als er Gottesdienst hielt, schlug eine Granate in den Feldaltar und verletzte den Geistlichen so schwer, daß er noch am selben Abend verschied — eine eindrucksvolle Predigt der Treue bis in den Tod. Schon mehrere Feld geistliche haben Kaweraus Los geteilt, abgesehen von denen, die im Felde tödlich erkrankten. Erinnert sei auch an den aus Sachsen stammenden Marinepfarrer Rost, der — bis zuletzt um die Verwundeten bemüht — im Kampfe des Geschwaders von Spee unterging. Auch die Tatsache, daß die Feldgeistlichen, die ihr Beruf auch in die vordersten Gräben und Feuerstellungen führt, in steigender Zahl mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasfe aus- gezeichnet wurden, zeigt, daß auch diese Angehörigen un seres Feldheeres, deren gutes Einwirken auf Geist und Stimmung der Truppen seit Jahrhunderten erwiesen ist, auf ihrem Posten sind in der Gewißheit: „Nicht die Masse, sondern der Geist siegt." (Fichte und Hindenburg.) Der kütUsckxvur ^vollen sein ein einig Volk von - kaubkrü6em. WliMMlUU in neuen oekönen Mustern empüokU üie Suokänueksnei von H. Maräeck. Zum möglichst baldigem Eintritt wird ein in der 8tuklbi'an6k6 durchaus erfahrener Arbeiter als gesucht. Bewerbungen mit Gehalts ansprüchen erbitten LKLendeek L Platte, Möbelfabrik, VokHivinIkvI, Ukeioluuä Wir benötigen laufend Meres Holzmehl, sowie feine trockene borkenfreie Nadelholzsägespäne aus beschlag nahmefreier Produktion. Bemusterte Angebote erbeten an Oeuisebe Xylolitb-k'laNsn- fabrik Otto 8oning L Oo., 6. m. b. MemeiMlbmael empfiehlt kkotev Kauer. Braun-weißer ZLZagübuna aus den Namen „Teil" hörend MM- entlaufen. Lübau, Gut Nr. 7. MnAmMagetuch auf der Straße nach Liibau Freitag abend vsntonvn. Abzugeben gegen Belohn, in der^esch. d. Bl. Wne LM zu verkaufen bei Svkumsnn, Hauptstraße 51, llonliiMtiMlmten XmiinniitWM^k, sowie Handschuh- u. Taschentuch kästen. Kästen mit Briefbogen u. Umschlägen als Konsirmations- geschenk in großer Auswahl Buchbinderei Kn«!«»'», am Markt. MWmöl, — — Kilo 5,80 Mb., — — poken-öl, zum Strecken von Maschinenöl, 3 Prozent zugesetzt gibt eine Ersparnis von zirka 50 Prozent, Kilo 8 Mark, vivkEungsßstt für Dampfmaschinen, Kilo 12 Mk., 1>vi!m6M6n-Waek8 zu haben bei Hermann kassier. Die größte Auswahl in LeskinMckörn, das Beste und Preiswerteste was es gibt, ülMkmslWrgöseliölüon, als kkgvgtton-, lilAsSN-, liönü- 8Lßuß-, Illsclisntucti-,. fMkllsten usw-, kovürwLtionsbiluern von 50 Pfg. an, in neuen aparten Mustern finden Sie bei Uax ^üosokmuu^ Papierhdlg Leiterwagen in großer Auswahl empfiehlt find wieder ange- v s svl Kommen bei Fritz Pfotenhauer.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite