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Vermischtes. Vie Uhr des Sultans Abdul Medjid. Kaum ein Monarch der Welt hatte schon zu Lebzeiten einen solchen Anekdotenkreis um sich zu weben ser- mocht, wie der jüngst verstorbene Exlultan Abdul Hamid. Diele dieser kleinen Geschichten beruhen aber keineswegs auf Erfindung, und tatsächlich wahr ist eine Begebenheit dle ein Blatt von demoerstorbenen osmanischen Herrscher erzählt. Danach fühlte sich eines Tages der damalig« englische Botschafter White zurückgesetzt, weil bei dem Besuche eine» deutschen Fürsten und seiner Gemahlin nur der deutsche Botschafter zu dem Bankett geladen war. Auf eine Beschwerde des Botschafters hin wurde dieser In Audienz vom Sultan empfangen, der ihm in gnädigen Worten sein Bedauern über das Versehen ausdrückte und Vie Schuld auf den Zeremonienmeister schob. Seine Worte beschloß der Padischah mit der Versicherung, daß er keinem Diplomaten größere Sympathien entgegenbringe, al« gerade Mr. White, den er bäte, als Zeichen seines persönlichen Wohlwollens eine Uhr entgegenzunehmen, die er von seinem Vater Abdul Medjid geerbt habe und stet» bei sich getragen habe. Der Sultan nahm die Uhr aus seiner Weste und überreichte sie dem Diplomaten, der nun über die ihm widerfahrene Kränkung vollständig versöhnt war. Kurze Zeit darauf bestand zwischen der Pforte und der französischen Regierung eine gewisse Differenz auf finanziellem Gebiete. Unter dem Druck der französischen Flotte, die die Zölle der Insel Mytilene beschlagnahmte, gab Abdul Hamid nach, der den fran zösischen Botschafter Constans nach dem Freitagsgebet empfing und ihm wiederum seine ganz persönliche Zu neigung ausdrückte. Zum Schluß bat der türkische Groß- Herr den Franzosen, ein kleines Andenken entgegennehmen zu wollen, in Gestalt einer Uhr, die sein in Allah ruhen der Vater Abdul Medjid bis zu seinem Tode getragen habe. Wiederum zog Abdul Hamid seine Uhr aus der Tasche und übergab sie Constans, der recht zufrieden den Wdiz Kiosk verließ. Es währte nicht tauge, da hatte auch der italienische Botschafter Gruno zur Beschwerde, ein ihm zugesichertes Grundstück war ihm von einem Be amten des kaiserlichen Hofstaates weggefchnappt worden. Es blieb kein anderer Ausweg, als daß der ^ultan den gekränkten italienischen Diplomaten persönlich zu versöhnen suchte. Pflaster auf die Wunde war wiederum die Uhr seines teuren verstorbenen Vaters, die er sters getragen habe, und die ihn niemals verlassen habe, seitdem er zur Nachfolge Abdul Medjids berufen worden sei. So er- hielten drei verschiedene Diplomaten dasselbe Erbstück Abdul Medjids, der allerdings das Unglück hatte, zwei Jahre vor der Gründung jener Londoner Fabrik zu steroen, aus der die Uhr stammte. Trotzdem hatten die genannten Diplomaten allen Grund, zufrieden zu sein, denn jede ihrer Uhren ging, wenn sie natürlich auch keinen historischen Wert besaßen» ausgezeichnet. Ueber den Ursprung der Polonäse. Moritz Karasowski berichtet in seiner Biographie Chopins folgendes über den Ursprung der Polonäse: Al» die Dynastie der Jagiellonen ausgestorben war, wurde Heinrich von Anjou, der Sohn der Katharina von Mevici, der später unter dem Namen Heinrich III. regierte, im Jahre 1573 zum König von Polen gewählt. Als er im folgenden Jahre nach Krakau kam und im Schlosse feierlichst die Repräsentanten der Nation emvfin" Mrten die Herren ihre Frauen, vor dem Könige defilierend, im langsamen Schrütnach demTaktederMusik. Bei jedesmaliger Wahl eines fremden Prinzen auf den Thron wiederholte sich diese Sitte, welche sich »allmählich zu dem polnischen Nationaltanze „Polonäse" entwickelte, der sich bis aut den heutigen Tag in Europa erhalten hat. In dieser schleifen den Bewegung der Polonäse liegt viel Ernst und Würde; das Drehen und Wechseln gibt das öffentliche Gemurmel und das bewegliche Leben des polnischen Adels nicht un zutreffend wieder. Man tanzte damals stets mit dem Säbel, „Carabella" genannt. Der Fürst Michael Oginsli war der erste und nach ihm Kurpinsti, die ihren Polo näsen einen künstlerischen Anstrich zu geben wußten, welcher ihnen selbst in der musiialischen Welt zu einem gewissen Erfolg half; später haben sie Andere, nichtpol nische Komponisten, z. B. Beethoven, Schubert, Weber, Spohr usw. als selbständige Musikform kreiert und nach ihrem Muster Werke geschaffen, bis sie schließlich Chopin mit der ihm eigenen Poesie und idealen Schönheit ver edelt und wieder mit speziell polnisch-nationalem Gedanken inhalt erfüllt hat. Die Heiratschancen der Witwen in England. Der Krieg hat, wie in allen Ländern, so auch in Eng land einen starken Einfluß auf die Eheschließungen aus geübt. Als zunächst nur unverheiratete Leute für die militärische Dienstpflicht in Anspruch genommen wurden, gab es einen riesigen Ansturm auf die Standesämter. Das dauerte so lange, bis die Militärpflicht auch auf die Ehemänner ausgedehnt wurde. Mit einem Schlage war es mit der Heiratslust der jungen Männer vorbei, in zwischen aber haben sich die Heiratsaussichten der englischen Mädchen noch dadurch verschlechtert, daß ihnen in den Witwen eine ansehnliche Konkurrenz erwachsen ist. Während sonst durchschnittlich auf 1000 Bräute 61 Witwen kamen, ist ihr Prozeuliug jetzt auf 85 gestiegen. Der Grund für diese ausfallende Erscheinung dürfte darin liegen, daß die Witwen meistens über eine vollständige Wohnungsein richtung versügen, während es gegenwärtig in London die allergrößten Schwierigkeiten bereitet, eine Wohnung zu finden und sie mit den dazugehörigen Möbeln auszu stasfieren. Eine solche Wohnungseinrichtung ist heutzu tage in England eine glänzende Mitgift, und so kommt es, daß die Konkurrenz der Witwen recht bedrohlich ist, zumal sowieso auf etwa 2 Millionen Frauen in England nur etwa 150 000 männliche Zivilpersonen kommen, da der Rest der Männer in das Heer eingereiht ist. . .. Selbsterproble billige Kochrezepte. Kriegsklöße aus verschiedene i. a) Z^/s Pfund Kartoffeln, gekocht und gerieben, V- feiner Weizengrieß, Pfund Mehl (Weizen- und Mais grießmehl gemischt), 1—3 Eier, 1 Prise Salz, etwas Butter und Muskat, abgeriebene Zitronenschale, 1 Schrippe für Röstbröckchen. Von der gut gemischten Masse sormt man Klöße, bemahlt sie, kocht sie in Salzwasser gar und gibt sie mit Backobst zu Tisch. 5) 3 Pfund Kartoffeln, gekocht und gerieben, V- Pfund Weizenmehl, etwas Backpulver, '/r Pfund geriebene Semmel, Hl Pfund Eerstenschrotmehl (gemahlene Kälberzähne), 2 Eier, Salz, gerieben.' Muskatnuß, 1 Eßlöffel voll saurer Sahne (kann auch fehlen), etwas Butter, I Schrippe für Röstbröckchen. Von der Masse formt man Klöße, bemehlt sie und kocht sie 20 Minuten in Scikzwasser gar. Auch hierzu kann man Backobst reichen. 231 Theater. Residenztheater. „Die Königin der Luft", Gesangsposse von Reimann und Schwartz, mit Anton Frank als Gast. Es ist stets ein eigener Genuß, wenn ein Schauspieler von auswärts kommt, denn man lernt eine neue eigenartige Künstlerindividualität kennen. Und ein noch höherer Genuß ist es, wenn es ein Komiker ist, noch dazu einer von der beinahe singulären Bedeutung Franks, der durch Bewegung, Gesten, Mienen, Stimm geräusche auch dem ödesten Stück Leben und Bedeutung verleihen würde. Aber er hat ein Lustspiel mitgebracht, das zu den besten und witzigsten gehört, die jemals in Dresden gespielt wurden. Man kam tatsächlich aus dem Lachen nicht heraus, teils über die witzigen Bemerkungen der Autoren, teils über die tollen Scenen, die sich in großer Anzahl und ganz zwanglos ergeben, teils über Franks köstliche humoristisch-groteske Darstellung des Rentiers und Stadtrats einer westsächsischen Provinz stadt, der sich, Witwer, in eine Artistin verliebt, durch tolle Mißverständnisse auch verlobt, da er ihren Beruf nicht kennt, nachher aber froh wäre, wenn er, als Stadt rat, die süße Last samt ihrem gewalttätigen Vater, einem Zirkusdirektor, los wäre. Das alles ist so flüssig, so folgerichtig, sogar wahrscheinlich gemacht, verknotet und gelöst, daß man, auch bei Ansprüchen auf Anstand, trotz der erhöhten Gastspielpreise, voll auf seine Rechnung kommt. Zudem ist jetzt nachmittags der Andrang auch nicht mehr so stark wie in den Wintermonaten, daß man auf ein Billet eher rechnen kann, auch wenn man nicht wochenlang vorausbestellt hat. Kgl. Schauspielhaus. „Minna von Barn- helm" von Lessing. Es ist bewundernswert, welchen ungeheuren Sprung nach aufwärts die deutsche Literatur mit Lessing tat. Von den Dramatikern vor ihm wird kein Werk mehr gespielt und Lessings Dramen wirken noch heute frisch, ja modern, weil Geist und Phantasie zeitlos schaffen. Und „Minna von Barnhelm", geschrieben, um den durch den siebenjährigen Krieg geschaffenen Zwiespalt zwischen Preußen und Sachsen versöhnen zu helfen, hat noch heute trotzdem höchste Existenzberechtigung, weil es ein feines psychologisches Eposd, welches die verschiedenartigsten Charaktere in meisterhafter Weise dar stellt, weil es ein Bild schönen wahren Menschentumes ist, aus dem Zusammentreffen dieser Charaktere gefolgert, ja umgekehrt auf das Zusammenbleiben derselben von Einfluß. Und dies rein Menschliche ist nicht an Ort und Zeit gebunden, berührt uns immer wieder erfrischend, belehrend, in diesem Falle auch erheiternd. Und der Gebildete spiirt hinter der Scene den scharf-kritischen all seitig gebildeten, sprachlich unerschöpflichen Geist Lessings. Ein ungetrübter Genuß war diese erstmalige Aufführung in der Spielzeit. Alice Verden als Minna ganz so herzlich, geistig und verliebt in ehrenhafte Männlichkeit, wie Sächsinnen es so zu tun haben. Friedrich Lindner, jeder Zoll ein friderizianischer Held. Frau Schaffner eine Zofe mit allen Teufeln im Leibe und Müller eine Parodie auf den Franzosen. ?r. Lia treues l^utterkerr tiat autxekört ru scklaxea! kiierdurck allÄi fireunäen uncl gekannten die traurige dlackricbt, dak meine inniAAeüebte IVlutter, grau «k W« MV. IM geb. LuaKwits nack kurren scüveren beiden 8ankt entscklaien ist. In tiefster Prauer reiZt dies an gaben au, clen 9. ^prü 1918. flau Mai-IS I-vllmann geb. ksivr als lockten Vie UeerdixunZ ünclet greitag, clen 12. Fpril, nachmittags H.3 Okr^vom Trauerbause aus statt. AM M KMnWWMlck «em ml» UMM. Donnerstag, den 11. April, abends H,8 Uhr: Versammlung im Amtshof. Öffentlicher Vortrag des Herrn Dr. Müller, Vertreter des Landwirtschaftlichen Kreisvereins Dresden über Ziegenzucht. "WL Alle Ziegenhalter und Interessenten sind dazu höflichst eingeladen. Der Gesamtvorstand. Änsichlsizarlsn, Prausrharisn, Äücfzwunschlzarlsn für alle Gelegenheiten empfiehlt in großer Auswahl äie LnoliärnokereL voa^Herinsnn Unsere Rabattmarkenabgabe- und Büchereinlösungsstelle be findet sich ab 2. April nicht mehr im Vorschußverein, sondern bei verrn H«!ols Hauptstraße 57L. NM-SM-Bmin Rabenau und Umgegend. Wir suchen zum sofortigen An tritt 2 kräftige Mbeiier für unsere Holzstofffabrik Rabe- nauer Mühle in dauernde Be schäftigung. Idoll68oll8 bapiol-faimk, Hainsberg. Schlüssel auf dem Wege von Rabenau nach Obernaundorf verloren. Geg. Bel. in der Geschäftsst. d. Bl. abzugeb. 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